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das wirtschaftliche Geschehen in seine Bestandteile und analysierte die Beziehungen zwischen den Teilen. In seinem Modell gab es Input, Output und die gegenseitige Abhängigkeit der verschiedenen Sektoren. Quesnay meinte, sie existierten möglicherweise in einer Art Gleichgewicht, eine Vorstellung, die später Léon Walras zu einem grundlegenden Prinzip der ökonomischen Theorie weiterentwickelte.

      Quesnays Ansatz, die Gesetze der Ökonomie zu quantifizieren, macht das Tableau économique zum vielleicht ersten empirischen Modell der Makroökonomie. Die Zahlen in diesem Diagramm waren das Ergebnis einer genauen Studie der französischen Wirtschaft. Sie ließen vermuten, dass die Agrartechnologie es den Bauern ermöglichte, einen Nettoertrag von mindestens 100 Prozent zu erwirtschaften: In unserem Beispiel beginnen sie mit Getreide für 2 Mio. Euro und erhalten es mit einem Nettoertrag von 2 Mio. Euro zurück, den sie für Pacht aufwenden. Moderne Ökonomen verwenden solche empirischen Resultate, um über die Auswirkungen einer veränderten Politik nachzudenken. Quesnay nutzte sein Tableau zu einem ähnlichen Zweck. Er argumentierte, wenn die Bauern zu hohe Steuern zahlen müssten, würden sie weniger in landwirtschaftliche Technologie investieren, und die Produktion würde unter das Niveau sinken, das zum Wohlergehen der Wirtschaft erforderlich war. Daher forderten die Physiokraten, es solle nur eine Steuer geben: auf den Pachtwert des Landes.

      Auf der Grundlage seiner empirischen Ergebnisse sprach Quesnay weitere politische Empfehlungen aus. Er machte sich stark für Investitionen in die Landwirtschaft, für die Ausgabe aller Einnahmen, die Vermeidung des Anhäufens von »Schätzen«, für niedrige Steuern und Freihandel. Er glaubte, Kapital sei besonders wichtig, weil unternehmerisch eingestellte Bauern günstige Kredite brauchten, um die Verbesserung der Böden zu bezahlen.

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      Den Physiokraten zufolge waren Investitionen in die Landwirtschaft der Schlüssel zum nationalen Wohlstand. Durch freie Exporte sollte die Nachfrage erhalten und die Macht der Kaufleute begrenzt bleiben.

       Klassische Vorstellungen

      Quesnays Grundgedanke der produktiven und unproduktiven Sektoren taucht in der Geschichte des ökonomischen Denkens immer wieder auf. Sei es, dass die Ökonomen sich Gedanken über die Industrie im Vergleich zum Dienstleistungssektor machten oder über den privaten Sektor im Vergleich zum Staat. Seine starke Fokussierung auf die Landwirtschaft mag aus moderner Sicht engstirnig erscheinen, weil wir heute wissen, dass die Wertschöpfung in der Industrie und im Dienstleistungssektor für das Wachstum einer Wirtschaft entscheidend ist. Doch seine Betonung der »realen« Seite der Wirtschaft war ein wichtiger Schritt in Richtung auf das moderne ökonomische Denken. Ganz offensichtlich hat er die moderne volkswirtschaftliche Gesamtrechnung vorweggenommen. Diese beruht auf dem zirkularen Fluss der Einnahmen und Ausgaben durch die Wirtschaft. Der Wert des Gesamtprodukts einer Wirtschaft entspricht dem Gesamteinkommen, das verdient wird – eine zentrale Vorstellung in Quesnays Theorie. Im 20. Jahrhundert drehte sich ein Großteil der volkswirtschaftlichen Analyse um den keynesianischen Multiplikator. Keynes zeigte, wie Staatsausgaben durch einen »Multiplikatoreffekt« weitere Ausgaben anstoßen können. Diese Idee steht offensichtlich in Verbindung zu Quesnays Kreislauftheorie.

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      Die gegenseitige Abhängigkeit von Verbrauchern und Produzenten wurde erstmals von Quesnay dargestellt. Die Verbraucher sind abhängig von den Herstellern, die ihnen Waren und Dienstleistungen liefern. Die Hersteller sind abhängig von den Verbrauchern – ihren Käufern und Arbeitskräften.

      »Und dennoch kommt diese Wirtschaftsordnung … unter allen Systemen, die bislang als Gegenstand der Politischen Ökonomie entwickelt worden sind, der Wahrheit vielleicht am nächsten.«

       Adam Smith

      Vielleicht am wichtigsten ist, dass Quesnays Vorstellungen von Mehreinnahmen und Kapital für die klassischen Ökonomen bei ihrer Analyse des Wachstums zu einer Schlüsselvorstellung wurden. Ein typisches klassisches Modell konzentriert sich auf drei Produktionsfaktoren: Land, Arbeit und Kapital. Landeigentümer erhalten Pacht und geben sie verschwenderisch für Luxusgüter aus. Arbeiter müssen für niedrigen Lohn schuften und wenn er steigt, bekommen sie mehr Kinder. Aber die Unternehmer machen Profit und reinvestieren ihn gewinnbringend in die Industrie. So sorgt der Profit für Wachstum und die Wirtschaftsleistung ist abhängig von den Sektoren der Wirtschaft, die Überschüsse und Gewinne erschaffen. Damit nahm Quesnay spätere Vorstellungen vom Wirtschaftswachstum vorweg und inspirierte Karl Marx, der Quesnay bewunderte und 1885 seine eigene Version des Tableau économique vorstellte. image

       François Quesnay

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      François Quesnay wurde 1694 in der Nähe von Paris geboren. Als Sohn eines Landwirts war er das achte von 13 Kindern. Mit 17 begann er eine Lehre als Kupferstecher, besuchte dann aber die Universität und machte 1717 den Abschluss als Chirurg.

      Er machte sich einen Namen als Chirurg und behandelte vornehmlich den Adel. 1749 zog er als Arzt von Madame de Pompadour in den königlichen Palast von Versailles bei Paris. 1752 rettete er den Sohn des Königs vor den Pocken und wurde mit einem Titel und genug Geld belohnt, um für seinen Sohn einen Landsitz zu erwerben.

      Sein Interesse an der Ökonomie erwachte in den frühen 1750er-Jahren. 1757 lernte er den Marquis de Mirabeau kennen, mit dem er die Économistes gründete – die Physiokraten. Er starb 1774.

       Hauptwerke

      1758 Tableau économique

      1763 Philosophie rurale (mit dem Marquis de Mirabeau)

      1766 Analyse der arithmetischen Formeln des Tableau économique

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      PRIVATLEUTE ZAHLEN NICHT FÜR STRASSENBELEUCHTUNG

      ÖFFENTLICHE GÜTER UND DIENSTLEISTUNGEN

       IM KONTEXT

      SCHWERPUNKT

       Entscheidungsfindung

      VORDENKER

      David Hume (1711–1776)

      FRÜHER

      um 500 v. Chr. In Athen werden z. B. Stadtfeste und Tempelbau mit indirekten Steuern finanziert. In Kriegszeiten werden gelegentlich direkte Steuern erhoben.

      1421 Der italienische Ingenieur Filippo Brunelleschi erhält das erste Patent – auf eine Hebevorrichtung für Schiffe.

      SPÄTER

      1848 Das Kommunistische Manifest plädiert für den Kollektivbesitz der Produktionsmittel durch die Arbeiter.

      19. Jh. In Europa und Amerika wird die öffentliche Straßenbeleuchtung eingeführt.

      1954 Der US-Ökonom Paul Samuelson entwickelt eine moderne Theorie der öffentlichen Güter.

      Selbst in einer gut funktionierenden Marktwirtschaft gibt es Bereiche, in denen die Märkte scheitern. Ein Beispiel ist die Bereitstellung von öffentlichen Gütern – darunter versteht man Güter, die für alle frei zugänglich sein sollen oder bei denen es schwierig wäre, ihre Nutzung durch Nichtzahler zu verhindern. Diese Güter, wie etwa die Landesverteidigung, können von einem privaten Anbieter nicht profitabel erbracht

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