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Big Ideas. Das Wirtschafts-Buch. John Farndon
Читать онлайн.Название Big Ideas. Das Wirtschafts-Buch
Год выпуска 0
isbn 9783831082582
Автор произведения John Farndon
Жанр Изобразительное искусство, фотография
Издательство Bookwire
Diese Shawnee-Schultertasche ist mit Wampum-Perlen besetzt. Einige nordamerikanische Völker setzten die Perlen als Währung ein.
MIT GELD MEHR GELD VERDIENEN
FINANZDIENSTLEISTUNGEN
IM KONTEXT
SCHWERPUNKT
Finanz- und Bankwesen
VORDENKER
Die Familie Medici (1397–1494)
FRÜHER
13. Jh. Die Scholastiker verurteilen den Zinswucher.
SPÄTER
1873 Der britische Journalist Walter Bagehot drängt die Bank of England, bei Liquiditätsengpässen im Bankensystem einzuspringen.
1930 In Basel (Schweiz) wird die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich gegründet. Es entstehen internationale Regeln für das Bankwesen.
1992 Der US-Ökonom Hyman Minsky veröffentlicht das Buch Die Hypothese der finanziellen Instabilität, das sich auch zur Erklärung der Finanzkrise 2007/08 als nützlich erweist.
Das Leihwesen ist so alt wie die Menschheit. Solche Geschäftsbeziehungen gab es bereits vor 5000 Jahren in Mesopotamien (dem heutigen Irak). Aber moderne Banken entstanden erst vor rund 600 Jahren in Norditalien. Das italienische Wort banca bezeichnete ursprünglich die Bank, auf der die Geldverleiher saßen.
Im 14. Jahrhundert war Italien in lauter Stadtstaaten gegliedert, die vom Einfluss und den Einnahmen des Heiligen Stuhls in Rom profitierten. Die Halbinsel lag ideal für den Handel zwischen Asien, Afrika und den aufstrebenden europäischen Nationen. Der Wohlstand stieg, besonders in Venedig und Florenz. Venedig bot als Seemacht Möglichkeiten, um Reisen zu finanzieren und zu versichern. In Florenz konzentrierte man sich dagegen auf den Handel mit Nordeuropa. Hier trafen Kaufleute und Bankiers im Banco Medici zusammen.
Florenz war auch die Heimat anderer Bankiersfamilien, beispielsweise der Peruzzi und der Bardi, sowie verschiedenster Finanzdienstleister – von Pfandleihern bis zu örtlichen Banken, die Handel mit fremden Währungen trieben, Spareinlagen annahmen und regionalen Unternehmen Kredite gewährten. Die Bank, die Giovanni di Bicci de’ Medici 1397 gründete, finanzierte den Fernhandel und unterschied sich von den bestehenden Banken gleich dreifach.
Erstens wurde der Banco Medici sehr groß. In der Blütezeit unter dem Sohn des Gründers, Cosimo, unterhielt er Filialen in elf Städten, darunter London, Brügge und Genf. Zweitens war das Filialnetz dezentralisiert. Die Zweigstellen wurden nicht von einem Angestellten geleitet, sondern von einem Juniorpartner vor Ort, der an den Profiten beteiligt war. Die Medici-Familie in Florenz betreute das Netzwerk, nahm den größten Gewinn ein und hielt den Namen der Familie hoch – wichtig für den soliden Ruf der Bank. Drittens nahmen die Filialen große Geldeinlagen von reichen Sparern an. Damit konnten bereits bei bescheidenem Anfangskapital langfristige Kredite vergeben werden – auf diese Weise vervielfachten sich die Profite der Bank.
Bankwirtschaft
Diese Aspekte der Erfolgsgeschichte der Medici entsprechen drei ökonomischen Konzepten, die heute im Bankwesen von großer Bedeutung sind. Das erste ist die sogenannte Betriebsgrößenersparnis. Den Einzelnen kommt es teuer, einen Darlehensvertrag abzuschließen, Banken können dagegen 1000 solche Verträge zu einem Bruchteil der Kosten pro Vertrag ausfertigen lassen. Geldgeschäfte (mit Bareinlagen) sind etwas für Großunternehmen. Das zweite ist die Anlagenstreuung. Die Medici hielten das Risiko fauler Kredite gering, indem sie die Kreditvergabe räumlich großzügig verteilten. Da die Juniorpartner an Gewinn und Verlust beteiligt waren, ließen sie bei der Darlehensvergabe Vorsicht walten – ja, sie übernahmen ein Teil des Risikos der Medici. Der dritte Grundgedanke ist die »Vermögensumwandlung«. Der eine Händler will vielleicht Geld anlegen. Ein anderer Kaufmann benötigt einen sicheren Aufbewahrungsort für sein Gold. Der nächste braucht einen Kredit – was für die Bank riskant ist und das Geld oft langfristig bindet. So steht die Bank zwischen zwei Erfordernissen: »Kurzfristig Geld aufnehmen und langfristig Kredite vergeben.« Am Ende ist allen gedient – den Sparern, den Kreditnehmern und natürlich der Bank, die sich das Geld ihrer Kunden ausleiht, um Kredite zu vergeben (Leverage-Effekt), und die auf diese Weise ihre Profite vervielfacht.
Die Handelsbanken im späten 14. Jh. nahmen Spareinlagen an, vergaben Kredite und tauschten Währungen. Außerdem zogen sie gefälschte oder verbotene Münzen aus dem Verkehr.
Doch diese Praxis macht eine Bank auch angreifbar. Wenn sehr viele Anleger gleichzeitig ihr Geld zurückfordern, kann sie möglicherweise nicht alle auszahlen, weil sie die Spareinlagen in langfristige Kredite investiert und nur einen kleinen Teil des angelegten Geldes zurückbehalten hat. Dieses kalkulierte Risiko geht eine Bank ein.
Im Europa des 14. Jahrhunderts war die Finanzierung des Fernhandels äußerst riskant – vor allem wegen der weiten Entfernungen und der damit verbundenen Reisedauer. Folglich gab es ein »grundsätzliches Problem des Austausches«: Es bestand die Gefahr, dass einer der Partner nach Geschäftsabschluss mit den Waren oder dem Geld verschwinden würde. Daher entwickelte man den Wechsel. Dieses Papier bezeugte das Versprechen des Käufers, für die Waren bei ihrem Eintreffen in einer bestimmten Währung zu bezahlen. Der Verkäufer konnte, wenn er wollte, den Wechsel sofort verkaufen, um an Geld zu gelangen. Italienische Handelsbanken entwickelten ein besonderes Geschick im Umgang mit Wechseln. So entstand ein internationaler Geldmarkt.
Durch den Kauf eines Wechsels übernahm die Bank das Risiko, dass der Käufer am Ende nicht bezahlte. Daher mussten Banken gut beurteilen können, wer vermutlich zahlen würde und wer nicht. Der Verleih von Geld, ja, die Finanzwirtschaft insgesamt, setzt ein sensibles Spezialwissen voraus: Fehlende Informationen können ernste Probleme nach sich ziehen. Meist brauchen genau die Leute einen Kredit, die ihn am wahrscheinlichsten nicht zurückzahlen können. Und wenn sie ihn erhalten, sind sie versucht, nicht zu zahlen. Die wichtigste Aufgabe einer Bank besteht darin, Kredite klug zu vergeben und die Kreditnehmer im Auge zu behalten, um moralisches Fehlverhalten abzuwenden.
Wechsel wie dieser von 1713 entwickelten sich später zum Bankscheck – beide sind ein Versprechen, dem Überbringer einen festgelegten Betrag auszuzahlen.
Konzentration an einem Ort
Banken ballen sich häufig an einem Ort zusammen, um Informationen und Kompetenzen zu maximieren. Das erklärt die Entstehung von Finanzdistrikten in Großstädten. Ökonomen bezeichnen dies als »Netzwerkeffekt«: Alle Banken ziehen Nutzen daraus. Florenz war eine solche Ansammlung von Banken. Die Londoner City entwickelte sich zu einer weiteren. Früh im 19. Jahrhundert wurde die entlegene nördliche Inlandsprovinz Shanxi zum führenden Finanzzentrum Chinas. Heute ermöglicht das Internet die Entstehung solcher Ballungsräume auch online.
»Ein Banker leiht dir seinen Regenschirm, wenn die Sonne scheint, will ihn aber sofort wiederhaben, wenn es anfängt zu regnen.«
Mark Twain US-amerikanischer