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rel="nofollow" href="#ulink_69ebeea7-1d6c-55aa-8ba8-e61dd46e4085">Der physische Leib

       Der Lebensleib

       Der Empfindungsleib

       Der Ich-Leib (Ich-Organisation)

       12. Rudolf Steiner und die Medizin

       13. Ausklang

       Zur Person des Autors

       Anhang: Die Heilungsgeschichten in den Evangelien im Überblick

       Anmerkungen

      „Das grund-christliche Motiv ist die Nächstenliebe, und aus ihr kann ich eine neue Medizin entwickeln.“

      Volker Fintelmann

      Ich werde gehen den WEG,

      der die Elemente in Geschehen löst.

      Und mich führt nach unten zum VATER,

      der die Krankheit schickt zum Ausgleich des Karma.

      Und mich führt nach oben zum GEISTE,

      der die Seele in Irrtum zum Erwerb der Freiheit leitet.

      CHRISTUS

      Führt nach unten und nach oben,

      harmonisch Geistesmensch in Erdenmenschen zeugend.

      (Rudolf Steiner im Pastoralmedizinischen Kurs)

      1.

      Was ist mit „christlicher Medizin“ gemeint?

      Das für dieses Buch gewählte Motto ist ein Meditationstext aus dem Kurs zur Pastoralmedizin1, den Rudolf Steiner im Herbst 1924 in Dornach für Ärzte und Priester der noch jungen Bewegung zur Erneuerung einer christlich-sakramen talen Religion, der „Christengemeinschaft“ hielt. Die Ärzte wiederum waren Mitglieder der auch gerade erst begründeten Medizinischen Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum in Dornach. Die Texte der neun Vorträge wurden lange Jahre nur auf Anfrage persönlich übergeben, ehe sie im Rahmen der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA) der Öffentlichkeit zugänglich wurden. Dieser Pastoralmedizinische Kurs (GA 318), wie er in Kurzform genannt wird, war Steiners Grundlegung für eine zukünftige Medizin, deren Grundkomponenten er mit den Begriffen „spiritualisiert“ und „durchchristet“ bezeichnete. Trotz Anerkennung einer zu dieser Zeit neu gefassten, ganz auf die modernen Naturwissenschaften gestützten Medizin, die alles sinnlich Beobachtbare zum ausschließlichen Gegenstand ihrer Wissenschaftsmethodik machte, sah Steiner die unverzichtbare Notwendigkeit einer Ergänzung durch eine Geisteswissenschaft, die er „Anthroposophie“ nannte. Deren Hauptanliegen ist die bewusste Verbindung des Geistigen im Menschen mit dem Geistigen im Weltall. Anthroposophie kann so auch als Wissenschaft des Unsichtbaren in Ergänzung der Wissenschaften einer sinnlich-erfassbaren, „sichtbaren“ Welt bezeichnet werden, die wir gemeinhin Naturwissenschaften nennen. Dieser auch von mir erlebten gedanklichen Verbindung von dualen Erkenntniswegen bzw. -methoden, das Miteinander von Stoff und Geist oder – wie es im vorangestellten Meditationstext heißt – „Erdenmensch und Geistesmensch“ begegnete ich in einem Vortrag des schon hochbetagten Thure von Uexküll im Ärztlichen Verein der Ärztekammer Hamburg in dessen Worten: „Die Medizin hat im 20. Jahrhundert den Geist aus sich herausgetrieben. Und es wird höchste Zeit, dass sie ihn wieder hereinbittet“.2

      In dem umfangreichen Werk Rudolf Steiners bin ich einer Christologie oder auch Christosophie begegnet, die mir immer deutlicher verstehbar machte, was ich in mir als „christlich“ erlebte, das mich jedoch in große Schwierigkeiten mit den verschiedenen christlichen Konfessionen brachte. Mein zunächst kindlich-jugendlich erlebtes Christsein fand keinen Widerhall im Protestantismus, in den ich durch meine Eltern hineingeboren wurde und in dessen Rahmen ich auch in der Dahlemer Dorfkirche in Berlin christlich getauft wurde. Schon im Vorkonfirmandenunterricht rieb ich mich an der weitgehend gedanklich vermittelten Hinführung zur göttlichen Trinität, am Katechismus, an der Mittelpunktorientierung auf die Kreuzigung und das Karfreitagsgeschehen hin und an dem Mangel, Ostern und die Auferstehung als das Zentralereignis real zu erfassen. Stattdessen wurden gerade durch einige Berliner Theologen die Evangelien entmythologisiert, es wurde das Bild vom einfachen Menschen Jesus von Nazareth gezeichnet und die göttliche Einwohnung in diesem durch Christus mit der Jordantaufe wie an den Rand gedrängt.

      Noch schwerer hatte ich es mit dem Katholizismus, insbesondere mit dem dort gelebten Dogmatismus, der grauenvollen Geschichte der Christianisierung heidnischer Völker und der Inquisition. Dostojewskis Geschichte vom Großinquisitor, eingefügt in sein Monumentalwerk „Die Brüder Karamasow“, bestätigte mich in meiner inneren Distanz, auch, was ich als Flüchtling im Sudetenland an meinen überwiegend katholischen Klassenkameraden erlebte, die mich zum Beispiel baten, ihnen zu helfen, für die allfälligen Beichten Ideen zu entwickeln, die sie dem Beichtvater vortragen könnten. Und von beiden Konfessionen entfernte mich das Erleben der ihnen gemeinsamen, mächtigen Intoleranz sowohl untereinander als auch gegenüber Nichtchristen und Andersdenkenden, ebenso wie ihre Toleranz gegenüber dem Nationalsozialismus oder auch anderen Diktaturen. Die Diskriminierung der Frau in der Katholischen Kirche, der Einfluss der Psychoanalyse in der Protestantischen, die Glaubenskriege – alle diese Elemente erlebte ich als Kontrast zu dem, was in mir als Empfindung eines Christentums lebte, für das Toleranz, Mitgefühl (Empathie), der Blick auf meinen Nächsten und seine Bedürfnisse, vor allem jedoch Wahrheitssuche und Freiheit so entscheidende Elemente bilden, dass ihr Fehlen oder Negieren mich denken ließ: „Ohne sie kein Christentum“!

      In der modernen Medizin, der ich zunächst im Studium und dann in den Lehrjahren des Arztberufes täglich begegnete und deren Teil ich zunehmend wurde, begegneten mir viele der Verhaltensweisen und Auffassungen, die ich eben mit Blick auf die christlichen Konfessionen schilderte:

      – die Dogmatik einer Wissenschaft, in der nur akzeptiert wurde und wird, was sie zu denken oder praktizieren erlaubt („wissenschaftlich anerkannt“);

      – die Aussonderung anderer medizinischer Systeme, die oft getragen sind von jahrhunderte-, ja jahrtausende alten Traditionen und als Alternative oder Glaubensmedizin, ja zum Teil auch als Paramedizin diskriminiert wurden;

      – eine immer analytischere Auffassung vom Menschen als Zusammensetzung unglaublich vieler Teile, also ein Puzzle bild statt eines Gemäldes seiner Ganzheit;

      – der immer deutlichere Verlust verbindlicher Ethik, beispielhaft gekennzeichnet am Ablegen des „Nil nocere“, dieser wesentlichen Aussage im Eid des Hippokrates, der einmal für den Arztberuf verbindlich war: „Du darfst deinen Patienten keinen Schaden zufügen“.

      Dazu zählt auch die immer sichtbarere Haltung, an der Krankheit eines Menschen so viel als möglich zu verdienen, die Medizin also als Markt (miss-) zu verstehen; und schließlich auch die immer größere Distanz des Arztes zum Kranken, sein Verdrängtwerden durch Apparate. Das alles erlebte ich als ein zunehmendes Erkalten und ein ungeheures Missverständnis meiner Wahl des Arztberufes.

      Ivan Illich, Jesuitenpater und Soziologe, hat die oben genannten Elemente einer aus seiner Sicht zur Kirche gewordenen medizinischen Wissenschaft mit größter gedanklicher Schärfe und zum Teil beißender Kritik in seinem Buch „Die Enteignung der Gesundheit“ ausführlich dargestellt.3

      Ich schreibe das alles, um deutlich zu machen, was in mir im Gegensatz dazu durch Steiners Forderung einer „Durchchristung der Medizin“ angeregt und belebt wurde – und um anzudeuten, was ich mit „christlicher Medizin“

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