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Weise ungenügend und nicht fähig, das Erdenleben umzuwandeln; sie können es bestenfalls modifizieren oder beeinflussen. Das Supramental ist das weite Wahrheits-Bewusstsein, von dem die alten Seher sprachen; zuweilen gelang es, einen Schimmer von ihm zu erhaschen, sei es als indirekte Einwirkung oder als Druck, doch wurde es nicht in das Erdbewusstsein herabgebracht und dort gefestigt. Es daher herabzubringen, ist das Ziel unseres Yoga.

      Es ist besser, keine unfruchtbaren intellektuellen Diskussionen zu beginnen. Das intellektuelle Mental kann sich nicht einmal vorstellen, was das Supramental ist; warum also sollte man es über etwas diskutieren lassen, das es nicht kennt? Nicht durch Argumentation, sondern durch ununterbrochene Erfahrung, durch Wachsen des Bewusstseins, durch Weiten in das Licht vermag man jene höheren Bewusstseinsebenen über dem Verstand zu erreichen, von denen man dann zur Göttlichen Gnosis aufblicken kann. Diese Ebenen sind noch nicht das Supramental, doch können sie etwas von seinem Wissen empfangen.

      Die vedischen rsis erlangten das Supramental niemals für die Erde oder versuchten es vielleicht gar nicht einmal. Sie versuchten, einzeln die supramentale Ebene zu erreichen, doch sie brachten diese nicht herab, um sie zu einem dauernden Bestandteil des Erdbewusstseins zu machen. Es gibt sogar Verse in den Upanishaden, in denen angedeutet ist, dass es unmöglich sei, die Pforten der Sonne (Symbol des Supramentals) zu durchschreiten und dennoch den Erdkörper zu bewahren. Dieses Misslingen war der Grund, weshalb das spirituelle Streben Indiens im Mayavada gipfelte. Unser Yoga besteht aus einer doppelten Bewegung, dem Aufsteigen und dem Herabkommen; man erhebt sich zu immer höheren Ebenen des Bewusstseins, doch zur gleichen Zeit bringt man ihre Macht nicht nur in Mental und Leben herab, sondern schließlich sogar in den Körper. Die höchste dieser Ebenen, diejenige, die unser Ziel ist, ist das Supramental. Erst wenn diese herabgebracht werden kann, ist eine göttliche Umwandlung im Erdbewusstsein möglich.

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      Ich weiß nicht, ob einige von ihnen [den vedischen rsis] die supramentale Ebene erreichten, doch war der Aufstieg dorthin ihr Ziel. Svar bedeutet offensichtlich die erleuchteten Bereiche des Mentals zwischen dem Supramental und dem menschlichen Verstand, die von den Strahlen der Sonne gebildet werden. Wie es in den Upanishaden heißt, kehren jene, die in die Strahlen der Sonne aufsteigen, zurück, doch jene, die in die Sonne selbst aufsteigen, kehren nicht zurück. Man sah also einen Aufstieg zum Supramental als möglich an, doch sein Herabkommen und seine Formung auf Erden wurden nicht erwogen. Die Wiedergeburt jener rsis soll nicht unsere Sorge sein; ich vermute, sie werden wiederkommen, wenn sie gebraucht werden.

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      Es ist durchaus möglich, dass sich der sloka auf ein Aufsteigen in höhere Welten der Glückseligkeit und des Lichtes bezieht, und dies kann man eine Befreiung oder Erlösung nennen. In späterer Zeit setzte sich die Vorstellung durch, dass die Rückkehr aus all diesen höheren Welten unvermeidlich sei und nur die Erlösung vom kosmischen Dasein zur mukti führe. Die vedischen rsis scheinen einen Aufstieg in eine lichthafte Welt oder einen Zustand jenseits von Falschheit und Unwissenheit als möglich erkannt zu haben. In den Upanishaden ist die Sonne das Symbol der supramentalen Wahrheit, und man sagt, dass jene, die in sie eingehen, zurückkehren können, doch jene, die durch die Pforten der Sonne selbst schreiten, nicht zurückkehren; möglicherweise bedeutet dies, dass ein Aufsteigen in das Supramental, das über dem goldenen Lid des Obermentals liegt, die endgültige Befreiung ist. Der Veda spricht von der Wahrheit, die von einer Wahrheit verhüllt wird, dort wo die Sonne die Pferde von ihrem Wagen abschirrt und Myriaden von Strahlen in einen zusammenfließen – und dies wurde als das Ziel erkannt. Die Isha-Upanishad spricht ebenfalls vom goldenen Lid, welches das Gesicht der Wahrheit verbirgt und durch dessen Beseitigung das Gesetz der Wahrheit erkannt wird; das höchste Wissen, in welchem man den einen Purusha (so‘hamasmi) erkennt, wird als die „kalyanatama“ – Form der Sonne beschrieben. All dies scheint sich auf die supramentalen Bereiche zu beziehen, deren Symbol die Sonne ist.

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      Die vedischen rsis waren Mystiker des althergebrachten Typs, die überall, in Indien, Griechenland, Ägypten und anderswo die geheimen Wahrheiten und Methoden, die sie kannten, als etwas sehr Heiliges und Geheimes bewahrten, als etwas dem Unberufenen nicht zu Offenbarendes, der es missverstehen, falsch anwenden und missbrauchen und dadurch das Wissen mindern würde. Ihre Schriften waren aus diesem Grunde so verhüllt, dass sie in ihrer geheimen Bedeutung allein dem Eingeweihten verständlich waren, ninya vacamsi niyacanani (Rig Veda IV.3.16) – verschlüsselte Worte, deren Bedeutung nur der Seher erkennt. Sie hatten eine sichtbare, äußerliche und religiöse Bedeutung für das Volk, für die Eingeweihten dagegen waren sie esoterisch, okkult und spirituell. Es war Absicht, dass die Menschen die eigentliche Wahrheit nicht erkennen sollten, sondern nur die äußeren Wahrheiten, für die sie reif waren.

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      Der grundlegende Unterschied liegt in der Lehre, dass es eine dynamische göttliche Wahrheit gibt (das Supramental), die in die gegenwärtige Welt der Unwissenheit herabkommen, ein neues Wahrheits-Bewusstsein schaffen und das Leben vergöttlichen kann. Die alten Yogasysteme erreichten das absolute Göttliche direkt vom Mental und betrachteten das ganze dynamische Sein als Unwissenheit, als Illusion oder lila; wenn du in die statische und unveränderliche Göttliche Wahrheit eintrittst, so sagen sie, verlässt du das kosmische Dasein.

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      Dieser Yoga hat eine bewusste Einung mit dem Göttlichen im Supramental und die Umwandlung der menschlichen Natur zum Ziel. Die gewöhnlichen Yogasysteme erreichen direkt vom Mental aus einen eigenschaftslosen Zustand kosmischer Stille und versuchen, sich nach oben im Höchsten zu verlieren. Das Ziel dieses Yoga ist, das Mental zu übersteigen und in die sowohl statische als auch dynamische Göttliche Wahrheit des Sachchidananda einzutreten und schließlich das ganze Wesen zu jener Wahrheit zu erheben.

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      In früheren Yogasystemen war die Erfahrung, die gesucht wurde, die des Spirits, der immer frei und eins mit dem Göttlichen ist. Die menschliche Natur hatte sich nur genügend zu wandeln, damit sie für jenes Wissen und jene Erfahrung kein Hindernis darstellte. Die vollkommene Veränderung bis hinunter ins Physische wurde nur von wenigen gesucht und dann hauptsächlich als siddhi, nicht als Manifestation einer neuen Natur im Erdbewusstsein.

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      Es gibt viele Ebenen über dem menschlichen Mental – das Supramental ist nicht die einzige –, und auf allen kann das Selbst verwirklicht werden, denn alle sind spirituelle Ebenen.

      Mental, Vital und das Physische sind im Oberflächenbewusstsein unentwirrbar miteinander verflochten – das innere Mental, das innere Vital, das innere Physische hingegen sind voneinander getrennt. Diejenigen, die das Selbst mit Hilfe der alten Yogasysteme suchen, lösen sich vom Mental, Leben und Körper ab und verwirklichen das Selbst als etwas von diesen Dingen Verschiedenes. Es ist durchaus möglich, das Mental, das Vital und das Physische ohne Hilfe des Supramentals voneinander zu trennen. Dies geschieht durch die üblichen Yogasysteme. Der Unterschied zwischen unserem Yoga und den alten Yogasystemen besteht nicht darin, dass jene unzulänglich oder unfähig wären diese Dinge durchzuführen – sie sind hierzu durchaus in der Lage –, sondern dass sie von der Verwirklichung des Selbstes zum nirvana fortschreiten oder zu irgendeinem Himmel und sich vom Leben abwenden, während dieser Yoga sich vom Leben nicht abwendet. Das Supramental ist für die Umwandlung des Lebens und Seins der Erde erforderlich, aber nicht um nur das Selbst zu erreichen. Zuerst hat man das Selbst zu verwirklichen, dann kann man das Supramental verwirklichen.

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      Man

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