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Anmerkungen und Quellennachweise

       Literaturverzeichnis

       Impressum

       Geleitwort

      Auf einer internen Tagung von Fachleuten für Künstliche Intelligenz (KI) Anfang 2018 wurde die gemeinsame Sorge formuliert, dass es in fünfzig Jahren keine Menschen mehr geben könne. 1 Die Teilnehmer befürchteten, dass die autonomen Technologien das Potenzial haben werden, alles Leben zu zerstören. Den Physiker Max Tegmark trieb einige Jahre vorher eine ähnliche Sorge um. Er wurde initiativ und gründete 2014 das Future of Life Institute (FLI). Mit dessen Arbeit will er dazu beitragen, dass sich eine KI-Sicherheitsforschung etabliert, die gefährlichen Fehlentwicklungen vorbeugt. Die Mitarbeiter des FLI organisierten im Januar 2017 eine Konferenz von KI-Ingenieuren, die am Ende Prinzipien für eine den Menschen gedeihlich werdende KI-Forschung aufstellten. Diese Erklärung wurde mittlerweile weltweit von mehr als 1600 KI-Forschern unterzeichnet.2 Dies ist eines von vielen Symptomen, die darauf hinweisen, dass die Menschheit mitten in einer existenziellen Krise steht.

      Krisen haben immer auch einen positiven Aspekt, denn in der aktiven Auseinandersetzung mit einer Gefahr erwerben wir Menschen uns neue Einsichten und Fähigkeiten. Man denke nur an die ökologischen Probleme durch die Umweltverschmutzung. Als sie in den 1970er-Jahren allmählich wahrgenommen wurde, führte dies zu einem neuen Umweltbewusstsein. Uns ist heute sehr bewusst, dass wir die Natur schützen müssen und jeder Einzelne dazu seinen Beitrag zu leisten hat.

      Bezüglich der Informationstechnologien steht der Menschheit eine ähnliche Leistung noch bevor. Gegenwärtig sind wir der Faszination durch die digitalen Möglichkeiten weitgehend erlegen. Man kann das mit der Entwicklung des Automobils im 20. Jahrhundert vergleichen. Die Freude an der räumlichen Unabhängigkeit, welche uns die Kfz-Technologie gab, ließ den Autoverkehr ins Maßlose steigen. Man kann mit Recht begeistert sein, welchen Komfort und welche Leistungsfähigkeit Automobile mittlerweile besitzen. Allerdings wird uns heute sehr deutlich, dass die Abgase der Fahrzeuge unser Klima zerstören. Genauso haben auch die Informationstechnologien ihre «Abgase», ihre schädlichen Nebenwirkungen.

      Rainer Patzlaff macht mit vielen Phänomenen auf diese dunkle Seite des Digitalen aufmerksam. Es geht ihm um ein Bewusstmachen der gegenwärtigen Menschheitskrise, die nicht laut lärmend in unseren Alltag eintritt, sondern schleichend – und daher viel zu wenig gesehen wird. Er zeigt an aktuellen Beispielen auf, dass wir in unserem Alltag mit einer Technik umgehen, deren soziale Auswirkungen geeignet sind, die Menschheit in einen Abgrund des Kulturzerfalls zu ziehen. So wie das Klima der Erde umzukippen droht, steht die Kultur der Menschheit vor der Gefahr eines moralischen, wenn nicht gar physischen Kollapses.

      Zugleich – und das sollte der Leser sehr aufmerksam registrieren – geht es Patzlaff überhaupt nicht um Technikfeindlichkeit, sondern er möchte die Krise als eine Herausforderung verstanden wissen, der wir begegnen können, indem wir starke Gegengewichte ausbilden. Wenn er beispielsweise beschreibt, wie das Sprechen per Smartphone oder mit scheinbar «sprechfähigen» Apparaten den Menschen tendenziell vereinsamt und seine sozialen Fähigkeiten verkümmern lässt, dann weist er damit auf die existenzielle Bedeutung der menschlichen Sprache und die Notwendigkeit ihrer Pflege hin. In seiner Monografie über die Sprache im Kindesalter hat er das bereits sehr detailliert und gründlich beschrieben.3

      Das Buch, das er jetzt vorlegt, will aufwecken, sodass möglichst viele Menschen den Ernst der Zeit begreifen und sich individuell bemühen, der Krise in der eigenen Praxis etwas entgegenzusetzen. Denn jeder ist heute in den digitalen Alltag hineingestellt. Wie nutze ich Informationstechnologien? Wie gehe ich selbst mit meinem Smartphone um? Kein Smartphone zu haben oder sogar zu sagen «Ich nutze das Internet prinzipiell nicht» – solche Menschen gibt es tatsächlich – ist keine Alternative, sondern die ängstliche Flucht vor der Herausforderung, der die Menschheit in ihrem Entwicklungsgang notwendig begegnen muss.

      Das vorliegende Buch beschreibt die Gegenwart vom anthroposophischen Standpunkt aus. Dieser liefert wichtige Aspekte, die Patzlaff klar benennt. Dabei liegt die grundsätzliche Auffassung zugrunde, auf die Rudolf Steiner in verschiedenen Formulierungen immer wieder hinwies: Die moderne Technik trägt zwar den Keim des Todes in sich, aber sie ist für die weitere Entwicklung der Menschheit notwendig: «(…) die moderne Technik trat in (…) Erscheinung gerade wegen ihres zum Tode führenden Charakters, weil nur dann, wenn der Mensch hineingestellt ist in eine tote, mechanische Kultur, er durch den Gegenschlag die Bewusstseinsseele entwickeln kann.»4

      Am Gewahrwerden der Gefahr müssen wir aufwachen für das Geistige, das in der Welt wirkt, und in diesem Aufwachen zugleich damit beginnen, aus individueller Anstrengung den menschlichen Ausgleich zu schaffen, der in eine humane Zukunft führt.

       Edwin Hübner

       Hinweis:

      Ich bitte meine Leserinnen und Leser um Verständnis, dass ich im Interesse eines mühelosen Leseflusses auf gendergerechte Doppelungen wie «derjenige, welcher und diejenige, welche», «jeder, der und jede, die», «Forscherinnen und Forscher» etc. verzichte und auch Grapheme wie Wissenschaftler*innen, Beobachter/innen vermeide. Wenn ich die maskuline Form benutze, ist sie stets genauso geschlechtsübergreifend gemeint, wie es bei den Wörtern Mensch, Person, Kind, Individualität von Natur aus der Fall ist.

       Vorwort

      Als ich im Sommer 2019 mit dem Manuskript zu diesem Buch begann, ahnte noch niemand, dass im Jahr darauf ein bis dahin unbekanntes Virus der Digitalisierung einen großen Triumph bescheren würde. Als sich nämlich Covid-19 weltweit verbreitete und die Bevölkerung unter dem Zwang von Quarantänen und Lockdowns litt, boten digitale Hightech-Geräte die einzige Möglichkeit, den Arbeits- und Gesprächskontakt mit anderen Menschen einschließlich des Unterrichts an Schulen und Hochschulen virusfrei aufrechtzuerhalten. Die Folge war, dass die kurz zuvor noch hitzig geführten Debatten über die Missbrauchsmöglichkeiten digitaler Technik in den Hintergrund traten und Industrie und Politik die Gelegenheit ergriffen, die Digitalisierung weiter Bereiche unseres Lebens voranzutreiben. Ohne Digitalisierung keine Zukunft – so lautete das Mantra, mit dem alle Bedenken beiseitegewischt wurden.

      Das bestärkte mich in meinem Bemühen, ohne einer Technikfeindlichkeit das Wort zu reden, doch darauf aufmerksam zu machen, dass mit der Digitalisierung längst schon Gefahren verbunden sind, die denen der Corona-Seuche nicht nachstehen, sondern uns im Gegenteil in noch viel tieferer Weise bedrohen. Wir stehen durch sie vor einer historischen Herausforderung, der wir nur dann gewachsen sein werden, wenn wir sie positiv als eine Aufgabe begreifen, die der Menschheit einen neuen Entwicklungsschritt abverlangt.

      Die Notwendigkeit dazu ergibt sich aus der Tatsache, dass uns die Digitalisierung so, wie sie bisher gehandhabt wurde, in eine Zwickmühle bringt, die unauflösbar zu sein scheint: Auf der einen Seite beglückt sie uns mit großartigen technischen Möglichkeiten, auf die niemand mehr verzichten möchte und denen man sich in der Praxis auch kaum mehr entziehen kann. Auf der anderen Seite jedoch hat sich im Laufe der jüngsten Entwicklung in zunehmender Schärfe gezeigt, dass wir für diese Errungenschaften, wenn sich am bisherigen Kurs nichts ändert, einen hohen, eigentlich unannehmbaren Preis zu zahlen haben: den Verlust der Freiheit und Würde unserer Individualität. Das mag maßlos übertrieben klingen, wird aber inzwischen selbst von führenden Persönlichkeiten aus dem innersten Kreis der Technikentwickler im Silicon Valley mit guten Gründen so vertreten und lässt sich auch eindrücklich belegen.

      Für diese tückische Ambivalenz unser Bewusstsein zu schärfen, darum geht es. Nimmt man sie ernst, dann erhebt sich unausweichlich die Frage: Woher rührt sie und was können wir tun? Wer sich um eine sachgemäße Antwort bemüht, muss zuerst ein Rätsel lösen, auf das

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