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zu warten. Es hob sofort jemand ab, aber es war nicht Cusack selbst, sondern dessen rechte Hand Cyril Murray.

      „Ich bin es, Gordon“, sagte Keel. „Gib mir mal den Boss!“

      „Augenblick“, erwiderte Cyril Murray.

      Stille am anderen Ende. Für etwa fünf Sekunden. Dann war der König von Brooklyn am Apparat. „Ja, Gordon?“

      „Die Sache ist gelaufen“, sagte Keel.

      „Wie geplant?“

      „Haargenau so.“

      „Hat dich jemand gesehen?“

      „Nein.“

      „Überlebende?“

      Auf diese Frage lachte Gordon Keel nur.

      „Ist gut“, sagte Brian Cusack. „Ich bin mit dir sehr zufrieden und werde mich für den Gefallen, den du mir erwiesen hast, auch entsprechend erkenntlich zeigen. Hast du Lust, heute Abend mit mir zu essen?“

      „Das würde ich sehr gern tun.“

      „Schön, dann bis heute Abend. Da können wir dann ausführlich über die Einzelheiten sprechen. Am Telefon ist das nicht so günstig. Es könnte sich jemand in unser Gespräch hineinwählen oder so. Die Technik ist leider nicht perfekt.“

      „Wer ist das schon?“

      „Wie es aussieht, scheinen wir beide es zu sein“, erwiderte Cusack lachend und legte auf.

      Gordon Keel verließ die Telefonzelle und begab sich zu dem Tisch, an dem der dicke Billardclubbesitzer bereits übte.

      „So, Freund“, sagte er lächelnd. „Jetzt habe ich jede Menge Zeit für dich.“

      3

      Brian Cusack war ein eleganter Mann mit scharf geschnittenen Zügen und Augen, die ständig entzündet zu sein schienen. Er liebte Schalkrawatten und blütenweiße Stecktücher, die er weit aus der Brusttasche heraushängen ließ. Seine persönliche Note.

      Er war ein Erfolgsmensch und schätzte sich selbst ziemlich hoch ein. Deshalb wagte er es auch, hin und wieder die Mafia zu hintergehen. Er wusste, dass das sehr gefährlich war, aber er liebte das Risiko, und er hielt sich für schlauer als die Männer, für die er tätig war. Warum sollte seine Schlauheit nicht Zinsen tragen?

      Er saß an einem großformatigen Schreibtisch, auf dem sich die Post häufte. Geschäftsbriefe, Rechnungen, Vertragsentwürfe. Auch Verbrecher haben damit zu tun, wenn sie eine gewisse Größe erreicht haben.

      Aufgewachsen war Brian Cusack an der Gowanus Bay. Seine Eltern - er hatte sie kaum gekannt - waren arm gewesen und früh gestorben. Er hatte schon mit sechzehn auf eigenen Beinen stehen und selbst für seinen Lebensunterhalt sorgen müssen. Bald hatte er begriffen, dass für ihn das leicht verdiente Geld nicht auf dem ehrlichen Weg lag, und so hatte er sich auf die andere Seite des Gesetzes geschlagen. Er hatte sich mit den richtigen Typen zusammengetan. Sie waren zumeist um ein paar Jahre älter als er gewesen und hatten ihm Verschiedenes beibringen können.

      Es war für ihn eine Herausforderung gewesen, besser zu sein als jeder andere. Er legte seine Freunde herein, wo er konnte, und sie muckten nicht auf, denn wer sich mit Brian Cusack anlegte, der hatte kein langes Leben mehr vor sich.

      Schritt für Schritt baute Cusack seine Position in Brooklyn aus. Er verstand es, Geld anzuhäufen, und damit kaufte er sich gute Männer, die für ihn heikle Jobs erledigten. Bald war er so groß, dass die Mafia auf ihn aufmerksam wurde. Aber man ließ ihn in Ruhe. Erst als seine Gewinne so beachtlich waren, dass sie der Ehrenwerten Gesellschaft ins Auge stachen, suchte man den Kontakt mit ihm.

      Der Mob schlug ihm eine Beteiligung vor. Im Klartext hieß das: Die Mafia wollte an seinen Gewinnen teilhaben. Er war klug genug, um zu wissen, dass man ein solches Angebot nicht ablehnen durfte, und so wurde er ein Partner des Syndikats, der den Schutz dieser großen Organisation genoss und dafür eine Gewinnbeteiligung abgeben musste. Man ließ ihm weitgehend freie Hand. Er konnte nach eigenem Gutdünken entscheiden. Der Mafia war so lange alles recht, solange er die vereinbarten Prozente vom Gewinn regelmäßig ablieferte.

      Doch mit der Zeit gefiel Brian Cusack diese Partnerschaft nicht mehr. Er hatte nichts davon. Der einzige Nutznießer war die Mafia. Folglich ließ sich der König von Brooklyn, zu dem er mittlerweile geworden war, etwas einfallen. Er zweigte Gelder ab, bevor er die Gewinne festsetzte und von diesen dann die Prozente für die Ehrenwerte Gesellschaft abzog.

      Solange er dies im Kleinen tat, fiel das nicht auf. Jedes Unternehmen unterliegt gewissen Schwankungen. Als Cusacks Abstriche aber immer dreister wurden, muckte das Syndikat auf. Er erfuhr, dass sich die Commissione damit beschäftigen wollte, und er hörte, dass man auf ihn eine Prüfungsgruppe ansetzen wollte. Alfredo Sandrelli und seine cleveren Spürhunde sollten sich um seine Geschäfte kümmern.

      Das löste in Brian Cusack einen Alarm aus, und er reagierte auf seine Weise. Sandrelli und seine Freunde lebten nun nicht mehr, und Cusack musste dafür sorgen, dass niemand auf die Idee kam, ihn mit dem Attentat in Verbindung zu bringen.

      Cyril Murray stand hinter ihm. Cusack schnippte mit dem Finger. Murray, ein bulliger Typ mit Glotzaugen, trat einen Schritt vor. Er leitete die Geschäfte während Cusacks Abwesenheit, war aber bei weitem nicht in alles eingeweiht, denn uneingeschränktes Vertrauen brachte der König von Brooklyn nur sich selbst entgegen.

      „Ja, Boss?“

      „Die Nummer von diesem Journalisten ...“

      „Von Christopher Copeland?“

      „Ja. Wo ist die?“

      „Sie muss auf deinem Schreibtisch liegen.“

      „Da liegt so viel.“

      Murray half dem Boss beim Suchen. Er entdeckte den Zettel unter der Schreibzeugtasche. „Hier“, sagte er und wedelte mit dem Papier.

      „Ruf ihn an!“, verlangte Cusack.

      „Okay.“

      Murray drehte den Apparat zu sich, nahm den Hörer ab und tippte die Nummer des Journalisten. Es läutete fünfmal am anderen Ende der Leitung. Dann meldete sich Christopher Copeland.

      „Hallo!“

      „Mister Copeland?“

      „Ja?“

      „Einen Augenblick. Ich gebe Ihnen Mister Cusack.“

      Cyril Murray reichte den Hörer an Cusack weiter.

      „Hallo, Copeland. Wie geht’s immer?“

      „Viel zu tun.“

      „Von dem Leiden sind wir alle befallen. Was macht Ihre Galle?“

      „Die gibt nun wieder Ruhe.“

      „Vielleicht sollte mein Hausarzt Sie einmal aufsuchen. Der Mann ist große Klasse. Hervorragender Diagnostiker. Ausgezeichneter Therapeut. Soll ich ihm Ihre Adresse geben? Die Kosten übernehme selbstverständlich ich.“

      „Meinetwegen. Er kann ja mal vorbeikommen.“

      „Ich wette mit Ihnen, er findet im Handumdrehen raus,

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