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      Es dauertet nicht lange und rund um das Haus von Reinhold Kahlmann und das zum Verkauf stehende Gebäude auf dem zur Rückseite angrenzenden Grundstück war der Teufel los. Kollegen waren überall auf den beiden Grundstücken zu sehen. Erkennungsdienstler suchten nach Spuren.

      Der Notarzt kam leider zu spät, um den Täter zu retten. Er war tot. Jetzt kümmerte sich der Gerichtsmediziner um ihn, ein hagerer Mann mit schlohweißen Haaren, der eigentlich längst seine Pension hätte genießen können.

      „Der kann nicht anders”, verriet mir einer der uniformierten Polizisten. „Das ist Dr. Wollatz - hier in Reichenberg eine Legende. Er sagt immer, den Toten macht es nichts aus, wenn der Arzt etwas zittrige Hände hat.”

      „Na, wenn er das sagt...”

      Rudi stieß mich an, als der Kollege Albrecht Martini beim Tatort eintraf und geradewegs auf uns zukam. Dass ein Dienststellenleiter sich am Tatort zeigt, ist eher ungewöhnlich. Aber in diesem Fall war das Opfer ein Kollege - und davon abgesehen war nun auch wohl ihm klar, dass dieser Fall eine sehr viel weitergehende Bedeutung haben musste.

      Rudi hatte Martini schon am Telefon einen kurzen Bericht gegeben, sodass er über den vorläufigen Stand der Dinge einigermaßen im Bilde war.

      „Ich habe gehört, dass wenigstens Sie und Kollege Meier unversehrt geblieben sind”, sagte er.

      „Ja, uns ist nichts passiert”, bestätigte ich. Wir gingen zu dem toten Killer. Dr. Wollatz erhob sich etwas mühsam. Einen uniformierten Beamten, der ihm aufhelfen wollte, scheuchte der Pathologe jedoch mit einer unwirschen Bemerkung davon.

      Dann wandte sich Wollatz an mich. „Sie waren der Schütze, nicht wahr?”

      „War ich”, bestätigte ich. „Leider hat der Kerl mir keine andere Wahl gelassen.”

      „Sie haben ihn voll erwischt. Selbst wenn der Notarzt sofort dagewesen wäre, hätte man in nicht retten können.”

      Einer der Erkennungsdienstler des BKA-Büro Reichenberg hatte inzwischen einige persönliche Dinge gesichert, die sich in der Kleidung des Täters befinden hatten. Ein Magazin Ersatzmunition war darunter. „Die passt allerdings nur in die Automatik, mit der er auf Sie geschossen hat”, erklärte er mir. „Für die Langwaffe hatte er keine Ersatzmunition dabei.”

      „Das Magazin war groß genug”, sagte ich. „Er war für ein paar gezielte Schüsse ausgerüstet, aber er dürfte kaum vorgehabt haben, sich mit einem BKA-Fahnder eine Schießerei aus kurzer Distanz zu liefern.”

      „Bei der Waffe handelt es sich übrigens um eine Standard-Waffe, wie sie in der Bundeswehr für Scharfschützen genutzt wird und auch häufig bei SEK-Teams der Polizei zum Einsatz kommt.”

      „Wir brauchen die Ergebnisse der ballistischen Untersuchung so schnell wie möglich”, mischte sich Rudi ein. „Am besten vorgestern.”

      „Wir tun, was wir können”, sagte der Erkennungsdienstler.

      „Und schicken Sie die Ergebnisse nicht nur uns, sondern auch an unser Ermittlungsteam Erkennungsdienst in Quardenburg. Geben Sie mir Ihre Handynummer, dann schicke ich Ihnen die Mailadresse. Es kommt wirklich darauf an, dass Sie schnell sind.”

      „Der Mann hatte einen Führerschein bei sich, der auf den Namen Alex Ritzko ausgestellt war”, fuhr der Erkennungsdienstler fort. Die Tüte mit dem Führerschein reichte er mir.

      „Interessant ist der Ort, an dem diese Fahrlizenz ausgestellt wurde”, stellte ich und wandte mich an Rudi: „Hannover.”

      11

      Es dauerte nur eine Viertelstunde und die Identität des Täters war ermittelt. Der Name in seinem Führerschein stimmte nicht. Der war falsch. In Wahrheit hieß er Pascal Basemeier. Er war 33 Jahre alt und hatte eine Liste an Vorstrafen, die sich sehen lassen konnte. Zumeist Drogendelikte und Körperverletzung.

      Und er war zwei Jahre lang Türsteher einer Discothek namens ‘Magic’ gewesen.

      „Wieder eine Verbindung, die auf die Liga-Ermittlungen deutet”, meinte ich.

      „Nicht ganz so schnell, Partner!”, bremste mich Rudi. „Das ist nach der Liga-Epoche gewesen - oder wie immer man diese Zeit in der Geschichte des organisierten Verbrechens in Hannover auch immer nennen will.”

      Wir saßen zusammen mit dem Kollegen Martini in der Küche von Reinhold Kahlmanns Haus. Inzwischen machte Dr. Wollatz seine Erstuntersuchung der Leiche von Kahlmann und ansonsten überließen wir das Feld im Augenblick den Erkennungsdienstlern, damit die ungestört ihre Arbeit machen konnten. Rudi hatte das Laptop auf den Tisch gestellt, sodass wir online Zugriff auf Datenbanken des Bundeskriminalamtes hatten.

      „Dieser Killer dürfte nicht aus eigenem Antrieb gehandelt haben”, meinte Martini. „Den hat jemand beauftragt.”

      „Davon gehe ich auch aus”, sagte ich.

      „Denken Sie, dass ein Zusammenhang zum Verschwinden der vier Kollegen besteht?”

      „Jedenfalls sind jetzt sämtliche Mitglieder der damaligen Spezialabteilung auf die eine oder andere Weise aus dem Verkehr gezogen worden”, stellte ich nüchtern fest.

      „Vorausgesetzt, die vier sind nicht aus eigenem Antrieb untergetaucht, Harry”, gab Rudi zu bedenken. „Du selbst sagst immer, dass man sich nicht zu früh festlegen und vor allem keine Ermittlungsrichtung ausschließen sollte. Und den dürftigen Spuren nach, die wir bisher von den Verschwundenen haben, würde das auch Sinn machen. Inzwischen treffen übrigens per Mail die Ergebnisse von Befragungen der Angehörigen ein, die von den jeweiligen BKA-Büros durchgeführt wurden, bei denen die Verschwundenen zuletzt beschäftigt waren.”

      „Und?”, hakte ich nach.

      „Ich überfliege die Protokolle kurz. Aber soweit ich das sehe...”

      Er schüttelte den Kopf. Ich war zwar genauso ungeduldig wie Rudi, aber die Zeit musste ich ihm lassen.

      Der Kollege Martini tickte derweil nervös auf dem Tisch herum.

      Ein anderer Beamter kam herein und wandte sich an Martini. „Ich habe Frau Kahlmann an ihrem Arbeitsplatz erreicht. Sie ist auf dem Weg hier her.”

      „Danke.”

      „Sie wird etwa in einer Viertelstunde hier sein.”

      Martini atmete tief durch. „Bis dahin ist mir vielleicht irgendwas Passendes eingefallen, was ich der armen Frau sagen kann, die gerade ihren Mann verloren hat”, seufzte er. Ich beneidete ihn um diese Aufgabe nicht. Vieles mag an unserem Job mit

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