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von den beiden Frauen, die sich bei uns aber nie mehr blicken ließen. Monate später erfuhren wir, dass es tatsächlich gesuchte RAF-Mitglieder waren …

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      Wegen des großen Altersunterschiedes wurden mein Bruder, meine Schwester und ich quasi als Einzelkinder groß. Kaum war mein Bruder aus dem Gröbsten raus, kam ich. Als ich eingeschult wurde, kam meine Schwester zur Welt. Meine Mutter musste also jedes Mal wieder von vorn anfangen mit der Kindererziehung.

      Bis heute verstehen wir drei Geschwister uns wunderbar. Auch wenn wir komplett verschiedene Charaktere sind. Kaum zu glauben, dass wir dieselben Eltern haben. Wir stehen uns zwar emotional total nahe, leben aber grundverschieden.

      Mein Bruder Achim machte, wie mein Vater, Karriere beim Finanzamt. Er ist verheiratet mit Helga, hat zwei Söhne und baute in Mörz, ganz in der Nähe unserer Eltern, ein Haus. Sein älterer Sohn heißt Markus, und das Nesthäkchen, David, ist mein Patensohn. Während der „ersten Karriere“ von Modern Talking hatte ich manchmal ein schlechtes Gewissen Achim gegenüber. Ich dachte, wie sieht er mich? Als durchgeknallt? Als Show-Snob, der die Bodenhaftung verloren hat? Mein Leben bestand aus „heute hier und morgen da“. Eine Musikerexistenz zwischen Lear-Jet und 5-Sterne-Hotels, Gourmet-Futter und Designer-Klamotten.

      Ich liebte und liebe meinen Bruder und wollte nie den Eindruck erwecken, dass ich etwas Besonderes sei. Ich weiß nicht mehr, wann es war, aber viele Jahre später, während meines USA-Aufenthaltes, rief ich ihn an, um ihm zum Geburtstag zu gratulieren. Wir plauderten, und nach einer Weile fragte er mich: „ Wo bist du eigentlich?“ Ich sagte: „In Los Angeles.“ „Hey“, meinte er, „das Telefonat kostet ja ein Vermögen.“ „Ja, aber ich bin so viel unterwegs, da ist es egal, von wo aus ich anrufe, es ist dein Geburtstag“, erwiderte ich. „Weißt du“, fing er an, „nimm es mir nicht übel, aber nie in meinem Leben möchte ich mit dir tauschen. Immer unterwegs, ständig im Flugzeug, permanent ein neues Hotel. Ich bin froh, dass ich mein beschauliches Leben habe.“

      Was für eine Aussage! Und was für ein Befreiungsschlag. Ich war baff. Achim hatte mir gezeigt, dass ich zwar meinen Traum lebe, aber dass mein Traum für andere weiß Gott kein Traum sein muss. Mir wurde klar, dass nicht ich mit meinem bekloppten Beruf das Zentralgestirn im Universum bin. Nein. Jeder Mensch findet sein Glück auf seine Weise.

      Meine Schwester Tanja wiederum lebt eine Mischung aus Achims und meinem Leben. Sie arbeitet heute als Grafikdesignerin in München, wohnt dort mit ihrem Mann Fritz, ihrer dreijährigen Tochter Coco-Jolie und ihrem Sohn Laurien, der im Februar 2011 das Licht der Welt erblickte. Tanja und ich standen uns von Anfang an besonders nah. Ich wollte ja immer eine Schwester – Sie erinnern sich an die Sache mit dem Zucker und dem Storch? –, und der Altersunterschied zwischen uns beträgt „nur“ sieben Jahre. Zwischen Tanja und Achim liegen dreizehn Jahre, was beinahe schon eine andere Generation ist. Ich will aber hier nicht analysieren, wie Geschwisterliebe sich in Jahren definiert. Ich liebe meine Schwester genauso, wie ich meinen Bruder liebe. Ohne Wenn und Aber!

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      Ich jobbte in den Sommerferien in einem Hotel an der Mosel. Das Hotel „Krähennest“ stand in der Ortschaft Kattenes, etwa 4 km von Mörz entfernt. Es war ein beliebtes Hotel in der Gegend und wurde besonders an den Wochenenden von Touristen aus dem Ruhrgebiet besucht.

      Ich war die Hilfe hinter der Theke. Zitronen- und Orangenscheiben schnippeln, Gläser spülen, Bier anzapfen und, wenn Not am Mann war, den Service hinterm Tresen machen. So stand ich auch an einem Samstagnachmittag wieder am Bierhahn und war nicht ganz so gut gelaunt wie sonst. Am Abend vorher hatte ich in Koblenz an einem Talentwettbewerb (heute würde man Casting dazu sagen) teilgenommen. Es fand im Rahmen einer RTL-Sonntagssendung mit Lou van Burg statt. Freitags wurden die Talente „gecastet“, der Sieger durfte sonntags in der Livesendung auftreten – und es winkte ein Schallplattenvertrag. Ich sang die deutsche Originalversion des Grand-Prix-Siegertitels „Kisses for Me“ von Brotherhood of Man. Ich war gut, nein, ich war klasse gewesen! Ich sang einwandfrei und legte eine tolle Performance hin. Aber als die Entscheidung verkündet wurde, war ich noch nicht mal unter den ersten Drei. Das tat weh! Überschätzte ich mich? War ich doch nicht so gut, wie ich selbst empfunden hatte? Ich war verzweifelt.

      Mein Vater versuchte mir auf der Heimfahrt Mut zuzusprechen und tröstete mich. „Du warst gut, aber vielleicht suchen sie einen anderen Typ“, bemühte er sich, die Situation zu retten. „Ich war halt einfach nicht gut genug“, motzte ich zurück.

      Einen Tag später stand ich nun also, versunken in meine Gedanken an den Vortag, an der Theke und zapfte Bier. Mein Chef rief, ich solle ans Telefon kommen, er habe einen Anruf für mich. Mein Bruder war am Apparat. „Hallo, Bernd, es haben eben Leute von RTL angerufen und wollten dich sprechen.“ – „Und was hast du gesagt?“ – „Dass du im Krähennest jobbst. Sie meinten, sie würden eventuell bei dir vorbeikommen.“ Ich war verdattert. Mmmh, was sollte das denn? Vielleicht wollten sie sich einen schönen Nachmittag machen, aber warum ausgerechnet bei mir?

      Ab sofort war ich angespannt und leicht unkonzentriert. Ich beäugte jeden Gast, der sich vom normalen Publikum unterschied. Man will ja einen guten Eindruck hinterlassen, wenn wichtige Menschen aus der Branche vorbeischauen. Der Thekenbereich und das angrenzende Lokal waren stark besucht, und ich hatte alle Hände voll zu tun. Im Laufe des Nachmittags vergaß ich jedoch die eventuellen RTL-Gäste. Ein Bier hier, ein Wein dort, sieben Gläser Orangensaft und so weiter. Zwei Männer an der Theke orderten Apfelkorn. Nach fünf Minuten verlangten sie zwei weitere Schnäpse, und ich fragte keck, ob die Herren immer alleine trinken würden. „Was möchtest du denn?“, fragte der eine zurück. Einen „Asco“ bitte, also Asbach-Cola. Ich trank normalerweise nichts, aber es förderte den Umsatz, und irgendwann landete mein Getränk, von den Gästen unbemerkt, im Abfluss.

      Nach ein paar weiteren Minuten sprach mich einer der beiden Herren an und sagte: „Mein Name ist Peter Krebs. Mein Kollege und ich kommen von RTL.“ Peng! Ich wurde von meinem Thekenuniversum in eine andere Galaxis geschleudert. „Ähhhhh“, stotterte ich, „ich bin nicht immer so!“ „So? Wie bist du denn sonst?“, wollten beide lachend wissen. „Nicht so vorlaut“, stotterte ich. Der zweite Mann hieß Michael Ahrens. Sie erzählten mir, dass sie mich bei dem Casting am Abend vorher gehört hätten und dass ihnen meine Stimme gefalle. Sie würden gerne mit mir zusammenarbeiten. Ich war einverstanden.

      Peter Krebs und Michael Ahrens stellten den Kontakt zu Daniel David her, einem Frankfurter Produzenten. Er ging mit mir in ein Studio und testete meine Stimme. Er war so begeistert, dass er wiederum sofort Kontakt mit der Plattenfirma CBS in Frankfurt aufnahm und ich meinen ersten Schallplattenvertrag erhielt. Daniel David kam zu mir und versuchte mir vorsichtig zu erklären, dass ich einen Künstlernamen bräuchte. Er sagte, Bernd Weidung würde irgendwie nicht nach Star klingen und wäre ihm auch zu kompliziert. Außerdem würde ihn Weidung zu sehr an eine Kuh auf der Weide erinnern, und darauf habe er keine Lust. Damals war das so! Ein Künstlername musste sich sofort im Kopf der Menschen festsetzen: Bernd Clüver, Jürgen Marcus, Roy Black, Mary Roos, Lena Valaitis, Bernhard Brink, Michael Holm und viele andere mehr. Die Namen saßen und gingen den Menschen nicht mehr aus dem Kopf. Aber Bernd Weidung?

      Der damalige Geschäftsführer der CBS hieß Anders mit Nachnamen, und mein Produzent dachte, wenn ich auch Anders hieße, würde das sicherlich dem Plattenboss schmeicheln, und wir bekämen ein höheres Budget zur Verfügung gestellt. Ob das geklappt hat, weiß ich bis heute nicht, aber der Nachname stand somit schon mal fest. Zur damaligen Zeit war Tommi Ohrner ein Superstar für die Teenies in Deutschland. Als „Tim Thaler, der Junge, der sein Lachen verlor“, war er der angesagteste Jungschauspieler der Nation. „Tommi“ bzw. „Tommy“ war ein geläufiger Name und in aller Munde. So kam die Idee auf, mich Tommy Anders zu nennen.

      Darauf hatte ich aber keine Lust. Ich meinte: „Ich will nicht Tommy heißen. Wenn ich mal 30 bin, klingt das doch doof.“ Also einigten wir uns auf Thomas. Ab sofort war ich also Thomas Anders.

      Meine

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