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10.000 B.C.

       Interview mit Harald Kloser

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       Interview mit Roland Emmerich

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      Harald Kloser (links) mit Jo Müller

      Roland hatte nie Angst vor Hollywood. Sein Wunsch war es immer, eines Tages dorthin zu gehen, um Hollywood-Filme zu drehen. Ameri­kanische Filme.

      Rolando, du bist ein einmaliger Freund. Deine Bandbreite reicht vom charmanten, liebenswürdigen und großzügigen kleinen Jungen, der die verrücktesten Geschichten herbeiträumen kann, bis hin zum kompromisslosen Genie, das seinem Team alles abfordert und für das ein „Nein“ als Antwort ein Fremdwort ist. You definitely have the heart of a warrior. And the memory of an elephant … on steroids.

      The Roli I like best is the one that comes with a nice meal and a glass of Bordeaux … or two. Those times when we’re riffing on the most insane ideas. Stuff, that people where we come from, would send us to a brain doctor for. Like, we thought it would be great to make an epic film about the lives and times around the year 10,000 BC. A film with saber-tooth tigers, terror birds, the guys who built the pyramids, a toothless shaman, a God that lost his hearing, and of course a gaggle of shirtless mammoth hunters roaming the prehistoric prairies.

      As you can clearly see, Roland is definitely not dreaming strictly by the history books, by hard science or even the laws of physics. His stories only have to have „the aura of plausible believability“. With that approach, he actually convinced a huge media giant, in this case Warner Bros., to give us the funds to start making the movie 10,000 BC. Really? Is it that easy? It’s not. That’s where the uncompromising determination and proverbial wit of a Swabian business man comes into play. Because the path from script to movie is a long and winding road, paved with obstructions, distractions and seduction. 10,000 BC was shot on three continents, dealing with freezing temperatures, torrential rain, fog in the desert, with kids, horses, blizzards, injuries and breakdowns. And let’s not forget the panicking studio executives back in Burbank …

      Als ich Roland kennenlernte, waren wir beide schon einige Zeit im Filmgeschäft. Er weit oben, ich weit unten. Mein vierzigster Geburtstag steckt mir heute noch in den Knochen. Ich sitze im Kings Road Cafe, direkt neben einem riesigen Zeitungskiosk. Vor mir baumeln Variety und der Hollywood Reporter und überschlagen sich mit Superlativen: „Independence Day about to dethrone Jurassic Park.“ Der damals erfolgreichste Film aller Zeiten. Im selben Moment klingelt mein Telefon. Ein Produzent bringt mir schonend bei, dass meine Filmmusik für A Further Gesture nicht gefalle und man bereits einen neuen Komponisten angeheuert habe. Wow, mein Freund Roland besteigt gerade den Olymp, während ich ernsthaft überlege, den nächsten Flieger nach Hause zu nehmen, um mein Glück wieder als Musiklehrer zu versuchen. Das wär’s fast gewesen für mich damals. War schon faszinierend, mit jemandem befreundet zu sein, dessen Karriere gerade zu den Sternen stieg. Schwer war’s auch. Warum er und nicht ich? Wäre gelogen, wenn ich sagen würde, das habe mich kaltgelassen.

      Dann kam der Tag, als mich Roland fragte, ob ich Lust hätte, ein „music demo“ für The Patriot zu komponieren. Meine Stunde. Nicht nur ein, sondern gleich sechs Tracks waren auf der Demo-CD, die ich ihm zum Drehort in South Carolina fedexte; samt CD-Player und Kopfhörer. Danach konnte ich ein paar Nächte nicht schlafen. Aber da kam nichts. Drei Wochen lang nichts. Zwei Monate nichts. Nur hin und wieder hörte ich um vier Ecken, dass Roland meine Musik gefallen habe.

      The Patriot kam ohne mich raus. Stattdessen hatten sie den großen John Williams genommen. Can you blame them? Dass Roland sich nicht bei mir persönlich gemeldet hatte, tat mehr weh. Funkstille. Zwei Jahre lang. Mit „Hey, es tut mir so leid, dass ich nicht den Mut hatte …“ war unser Falling-out dann beendet. Roland gab mir noch am selben Abend den Auftrag für die Filmmusik von The Day After Tomorrow. Per Handschlag.

      Mein bester Tag mit Roland beginnt mit Regen in Südkalifornien. Februar 2008. Wir hatten unsere erste Drehbuch-Fassung von 2012 an alle Studios gleichzeitig geschickt. Was wird’s wohl werden? „Nein, danke, ist nichts für uns“ oder „Wow, we need this movie!“? Anspannung total. Ich weiß nicht mehr genau, wo sich Roland an diesem Tag versteckt hatte; ich sperrte mein Telefon weg und buchte mir eine Massage, wohl ­wissend, dass Hollywoods Studiobosse unser Skript lesen, während mir die Knoten im Nacken weggeknetet werden. Die un-entspannendste Massage meines Lebens.

      Nach 90 Minuten stand ich wieder im Umkleideraum und schaltete mein Handy an. Nur ein „missed call“ von Roland. Auweia. Die Hoffnung zerbröselte innerhalb von Sekunden und machte Selbstzweifel und Enttäuschung Platz. Kurzwahltaste 3. Roland. „Und?“

      An diesem Tag wollten gleich fünf Hollywood-Studios unseren Film produzieren. Nicht schlecht für einen Vorarlberger. Surreal. Das Schöne daran war, dass wir unsere Geschäftsbedingungen gleich mit dem Drehbuch eingereicht hatten. Der Deal war auf dem Tisch.

      Am nächsten Morgen holt mich eine Limo zu Hause ab. Roland sitzt schon drin. Wir werden an diesem Tag die Chefs von Fox, Universal, Warner Bros., Paramount und Sony treffen. Nicht, um ihnen etwas zu verkaufen, sondern um buchstäblich „angebettelt“ zu werden, 2012 mit ihrem Studio zu realisieren.

      Um neun Uhr abends ist unser Deal mit Sony besiegelt. Done and done.

      Cause and effect. Ein Glück, dass ich den Flieger nach Hause doch noch nicht genommen hatte … Aufgeben tut man einen Brief. Oder ein „Päckle“.

      Zu Anonymus und Stonewall, Rolands Herzens-Projekten. Jedes Mal, wenn er über diese beiden Geschichten redete, leuchteten seine Augen. Jeder hat irgendwann versucht, ihm diese beiden Filme auszureden. Agenten, Anwälte, Businessmanager, Studiobosse, Familie, Freunde und Feinde. Auch ich dachte mir, das würde schwierig werden. Ein Deutscher, der den Engländern beweisen will, dass der größte ihrer Dichter, vielleicht der größte Dichter

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