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Norm abweichende Sexualität in den Alltag zu integrieren. Inwieweit ist es tatsächlich möglich und auch gewünscht, ein in der Sexualität entstandenes Machtgefälle in den Alltag hinüber zu transportieren?

      Was geschieht an den Schnittstellen zwischen Sexualität und Alltag?

      Haben beide Partner dieselbe Vorstellung eines Machtgefälles?

      Und selbst wenn, welche Einflüsse gibt es von außen, die eine dominant-submissive Rollenverteilung erschweren?

      Welchen Forderungen an Selbstbehauptung ist der submissive Teil von dritter Seite ausgesetzt (Kinder, Verwandtschaft, Kollegen, Bekanntenkreis)?

      Wie geht der dominante Teil mit der Mehrverantwortung für den submissiven um?

      Kommt es zu Abwertungstendenzen, beispielsweise im Streit?

      Wie kann dem kulturellen Druck widerstanden werden, dass die Unterwerfung des weiblichen, devoten Parts den Emanzipationsanstrengungen der letzten Generationen widerspricht? Endet das Ganze in einer Spirale aus Destruktion und Autodestruktivität?

      Mit anderen Worten: Was geschieht, wenn ein Paar diese Büchse der Pandora öffnet, wenn sexuelle Gewalt ihren Einzug in die Beziehung hält, und sei sie auch noch so einvernehmlich?

      Viele Fragen werfen sich an dieser Stelle auf, und es wäre schön, darauf auch Antworten zu haben. Ich habe sie nicht, zumindest keine allgemeingültigen. Was ich zu geben vermag, sind Anregungen, teils fußend auf meinen eigenen Erfahrungen in einer mittlerweile über 30 Jahre andauernden SM-Beziehung mit Kindern, Hund und Haus, teilweise auch bezogen auf die vielen Diskussionen, die wir in den letzten Jahren in der Szene geführt haben. Und Anregungen, so meine ich, werden am besten durch Geschichten transportiert, weil diese sowohl Handlung wie auch Rahmenbedingung zugleich transportieren können. Im ersten Teil habe ich ein paar Basics aus der Praxis zusammengeschrieben; weiterführende Literatur und Bezugsquellen von speziellem Equipment gibt es bei Bedarf zuhauf im Internet. Gegen alle meine Vorbehalte versuche ich im zweiten Teil des Buches explizit dennoch auf einige Fragestellungen einzugehen, welche sich aus dem Zusammenleben eines Paares mit SM-Neigungen ergeben. Ich möchte aber nochmals betonen, dass dies eine sehr subjektive Sicht darstellt.

      Das, was ich in diesem Buch an praktischen Betätigungen beschreiben möchte, sind Vorgehensweisen, die sich ohne Weiteres im ehelichen Schlafgemach umsetzen lassen. Auf die Beschreibung von teurer Ausrüstung oder aufwendiger Raumgestaltungen habe ich bewusst verzichtet, weil ich der Meinung bin, dass beides zwar eine zusätzliche Bereicherung darstellen mag, jedoch nicht unbedingt im Vordergrund stehen sollte. Letzten Endes ist es Geschmackssache: Natürlich kann es beispielsweise höchst befriedigend sein, seine Geliebte mit hochwertigen Fesseln zu schmücken, und ich gebe zu, dass der Satz Ledermanschetten, der nun in unserer Spielkiste liegt, ein kleines Vermögen gekostet hat, aber für mein Dafürhalten gibt es inzwischen eher zu viele Anbieter, die bereit sind, diese Bedürfnisse nicht nur zu befriedigen, sondern sie auch kräftig zu schüren …

      Nun denn:

       Teil I:

       Basics

       Über das Fesseln

      Beginnen wir mit dem Fesseln, im Fachjargon »Bondage« genannt, schließlich führt dieses Buch ja das Wort »Fesselsex« im Untertitel. Den Partner bzw. die Partnerin hilflos zu machen – und dann gegebenenfalls genussvoll zu vernaschen – kann für beide Beteiligte einen großen Reiz ausüben. Das Fesseln ist der Einstieg in das Spiel um Macht und Ohnmacht. Fesseln haben eine durch und durch entlastende Wirkung: Dem oder der Gefesselten wird durch das Binden ein Recht auf Widerstand eingeräumt – andernfalls müsste man ihn oder sie ja nicht fixieren – und gleich wieder genommen. Nach meiner Erfahrung wirkt Bondage deshalb als Einstieg ungemein entspannend – so es sich um ein vertrautes Paar handelt. Im Falle eines Maskierten, der sein Opfer mitten im Wald an einen Baum kettet, könnte die Gemütslage ohne weiteres anders gelagert sein … doch das ist ein ganz anderes Kapitel, wenn auch zumindest in der Phantasie ein anregendes.

      Bevor ich auf die Technik des fachgerechten Verschnürens eingehe, möchte ich einige Bondage-Utensilien in den virtuellen Raum stellen.

      Da sind zuerst einmal Seil und Kette. Seile gibt es zuhauf, aber nicht alle sind für den Zweck, einen geliebten Menschen zu verschnüren, gleichermaßen geeignet. Zwei Hauptgefahren gehen vom Seil aus: Wenn es elastisch ist, dann schnürt es die Gliedmaßen zu stark ab, bzw. die Einschnürung ist schwer zu kontrollieren. Die Knoten von elastischen Seilen können sich zudem so weit zuziehen, dass sie kaum mehr zu öffnen sind; und Seile können durch Reibung Brandverletzungen hervorrufen, was allerdings auch und in erster Linie eine Frage der Handhabung ist: Gerade bei langen Seilen passiert es sowohl beim Fesseln, aber auch beim Entfesseln, dass man längere Seilstrecken zu schnell an der Haut entlang zieht – bis man weiß, dass dadurch recht schmerzhafte Brandwunden erzeugt werden können …

      Die Art des Seils hängt sicherlich nicht zuletzt von den Vorlieben und Prägungen der Nutzer ab – und natürlich ist es auch eine Stilfrage, ob japanischer Hanf, Baumwolle oder Polypropylenseil aus dem Baumarkt verwendet wird. Letzteres ist ohne weiteres praktisch: Es kann in der Waschmaschine gewaschen werden, die Enden können mit dem Feuerzeug angeschmolzen werden, damit sie nicht ausfransen, und wegen seines geringen Preises kann es bedenkenlos zerschnitten werden, falls mal etwas schiefgehen sollte. Und es ist überall in verschiedenen Farben und Stärken zu haben.

      Der Durchmesser des Seils sollte am besten acht Millimeter betragen, zur Not auch nur sechs. Kleinere Seildurchmesser erzeugen eine höhere Flächenpressung und schnüren also stärker ein, größere Durchmesser, also ab zehn Millimetern aufwärts, mögen zwar martialischer aussehen und auch fotogener sein, aber die Handhabung ist deutlich schwieriger, die Knoten werden beispielsweise sehr dick, Überkreuzungen tragen stark auf.

      Nun stellt sich die Frage, wie viel Seil benötigt man, und in welchen Längen wird es gebraucht? Vorweg: Man braucht immer mehr Seil, als man anfänglich annimmt; etwa 60 Meter sind eine ganz brauchbare Ausstattung, um einen Menschen anregend zu verschnüren.

      Es ist hilfreich, einige kurze Stücke zu haben, also von zwei Metern Länge, aber das Gros der Seile sollte zwischen vier und fünf Metern liegen, ein oder zwei längere Seile mit sechs oder acht Metern sind zusätzlich ein Gewinn, aber deren Handhabung wird dann entsprechend komplizierter.

      Verlassen wir nun das Thema Seil und kommen zur Kette, dem Symbol der Sklaverei schlechthin. Die Kette ist geradezu prädestiniert zur Dauerhaltung, einfach, weil man sie nicht durchnagen kann … und jemanden »in Ketten zu legen« entbehrt nicht einer gewissen Theatralik. Aber auch wenn es Jean de Berg in ihrem Buch »L’image« (»Das Bild«) anders darstellt – sie beschreibt ein System aus feingliedriger Kette, Ring und Haken – eine Kette alleine ist nicht oder nur bei ganz Hartgesottenen geeignet, einen Menschen zu fixieren. Die Druckstellen, welche die Kettenglieder wegen ihrer geringen Auflagefläche und ihrer Steifheit an menschlichen Gelenken erzeugen können, lassen die Verwendung von Schellen oder Manschetten geraten sein. Um diese mit der Kette zu verbinden, braucht es Karabinerhaken. Ketten und Haken gibt es ebenfalls in allen Größen im Baumarkt zu kaufen. Auch hier stellt sich die Frage nach der Größe der Glieder. Zu groß dimensionierte Ketten sind schwer und sehr unhandlich. An den viel zu großen Ketten, die ich in meiner Anfangszeit im Eisenwarenhandel gekauft habe, hängt in der Garage jetzt jedenfalls der Canadier …

      Die Festigkeit von Stahlketten mit verschweißten Gliedern erfordert keine großzügige Dimensionierung, um einen Menschen zu bändigen. Ein guter Kompromiss zwischen Leichtigkeit und martialischem Aussehen bieten in meinen Augen Kettenglieder mit drei Millimetern Drahtstärke und einer Gliederlänge von zweiundzwanzig Millimetern.

      Blanke Stahlketten rosten. Die meisten Ketten sind deshalb verzinkt. Ich würde meine Hand nicht ins Feuer legen, dass die Oberflächenbehandlung keine Allergien auslöst, wenn sie beispielsweise mit Schleimhäuten in Verbindung kommt (Stichwort »Schrittfesselung«). Edelstahlketten sind zwar doppelt bis dreifach so teuer wie die verzinkten, sind aber im Bezug auf Allergien wesentlich unkritischer. Da der Bedarf an Ketten für Bondage nach meinem

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