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hatte Ralf sie verführt. Die diesbezügliche Unausweichlichkeit war Naomi schon am Wasserfall klar gewesen. Ihre Verwirrung gründete daher nicht auf der Tatsache selbst, dass sie mit Ralf geschlafen hatte. Ralf war auch kein schlechter Liebhaber gewesen, ganz im Gegenteil … Aber er hatte etwas getan, dass sie zutiefst verunsicherte: Er hatte ihr Befehle erteilt. Nicht etwa grob oder herrisch, aber er hatte sie mit einer sanften Selbstverständlichkeit herumkommandiert, die Widerspruch weder duldete noch überhaupt in Betracht zog. Er hatte ihre Bewegungen und Aktivitäten mit großer Selbstverständlichkeit gesteuert. Nicht, dass er ausgefallene Dinge von ihr verlangt oder sie zu irgendetwas gezwungen hätte, das sie nicht wollte. Aber er hatte ihr die ganze Zeit befohlen. Und sie war seinen Befehlen gefolgt. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie ahnte aber, dass Ralf in der Lage sein würde, sie tief zu verletzen. Und das beunruhigte sie.

      Inzwischen hatte die Sonne an Kraft gewonnen, der Tau war verschwunden. Naomi kehrte also um und ging langsam zum Hotel zurück. Ihr Knöchel schmerzte zwar noch, aber es ging schon viel besser als am Vortag.

      In der Traube empfing sie der Duft von Kaffee und frischen Brötchen. Ulli kam zu ihr, als sie den Frühstücksraum betrat. Sie trug wieder ihre anscheinend unvermeidliche knappe Trachtenlederhose und zur Begrüßung umarmte sie Naomi kurz.

      Naomi war darüber ein wenig überrascht, auch wenn sie Ulli mochte, und sie fragte sich, ob diese körperliche Herzlichkeit mit Ralf zu tun haben mochte.

      Das letzte, was sie jetzt gerade gebrauchen konnte, war, nun in anzügliche Gespräche über den gestrigen Abend verwickelt zu werden. Doch das hatte Ulli anscheinend nicht vor. Sie fragte Naomi nur, ob sie zum Frühstück Rühr- oder Spiegelei mit Speck haben wolle, und Naomi bat sie nach kurzem Zögern um Rührei. Ulli ließ sie in Ruhe, nachdem sie die Eier gebracht hatte, und Naomi war ihr sehr dankbar dafür. Sie hatte sich für den Nachmittag mit Ralf verabredet, und der Gedanke, ihn wiederzusehen, beunruhigte sie.

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