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Das ist dann wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, um auf Kalorien zu achten!

      Zum afternoon tea gehören meistens:

       eine kleine Kanne schwarzer Tee,

       ein Kännchen mit Sahne oder eine Schale mit clotted cream (sehr reichhaltige, festere Sahne),

       scones mit noch mehr cream und Marmelade.

      Wahlweise wird der afternoon tea durch kleine Sandwichhäppchen, shortbread, Früchtekuchen und köstliches Kleingebäck jeglicher Art ergänzt.

      Übrigens: Verwechseln Sie den afternoon tea nicht mit dem traditionellen high tea, wie er in manchen altehrwürdigen Hotels und Restaurants noch angeboten wird! Unter Letzterem versteht man eine komplette Mahlzeit, zu der neben dem Tee zum Beispiel auch ein Gericht mit Fisch oder ein steak pie serviert werden. Typischerweise wird der high tea zwischen dem späten Nachmittag und dem frühen Abend serviert und ist damit so etwas wie ein zeitiges Abendessen. Deshalb heißt das Abendessen bei manchen Schotten auch tea.

      5

       ES HEISST »MS BAUM-GARTNER«, BITTE SCHÖN!

      An Franziskas erstem Arbeitstag bringt Paul seinen alten Mercedes vor dem hässlichen 60er-Jahre-Bau zum Stehen, in dem sich das Krankenhaus von Inverness befindet. Das helle Gebäude mit den vielen flachen Anbauten ist architektonisch gesehen ein Schandfleck in dem hübschen Städtchen, das Franziska bereits liebgewonnen hat. Doch ihre Bedenken gegen diesen Ort sind sofort wie weggewischt, als ihr Emily an der Tür entgegenkommt, eine robuste Frau, vielleicht fünf Jahre älter als sie, mit lauter Stimme und schallendem Lachen. Sie begrüßt Franziska mit einem kräftigen Händeschütteln, wirft über ihre Schulter einen interessierten Blick auf Paul, der in seinem klapprigen Mercedes davonfährt, und führt Franziska dann schwungvoll durch den Haupteingang in den Empfangsbereich des Krankenhauses. Obwohl ein paar Menschen auf schlichten Plastikstühlen sitzen und warten und in einer Ecke zwei Krankenschwestern mit einem Arzt zusammenstehen, ist es überraschend ruhig im Inneren. Emily führt Franziska zielstrebig zum Aufzug, zeigt in alle Richtungen, erklärt ohne Punkt und Komma, wo sich was befindet und wer wo zu finden ist, und vergisst nicht, ihr schon mal den Weg zur Kantine und zum allseits beliebten Snackautomaten zu zeigen. Franziska folgt den wilden Armbewegungen mit den Augen, gibt aber den Versuch, sich auch nur irgendetwas davon einzuprägen, recht schnell auf.

      Im fünften Stock verlassen sie den Aufzug auf einem langen Gang, und Emily hält kurz inne. »Jetzt ist es so weit! Wir haben wirklich lange auf dich gewartet«, sagt sie freudestrahlend und stößt die Tür zum Gemeinschaftsraum auf. Der Duft von warmem Toast und Automatenkaffee schlägt ihnen entgegen, und sieben Augenpaare richten sich neugierig auf die Tür. »Hallo zusammen, das hier ist Franziska!« In dem darauffolgenden Begrüßungsdurcheinander bekommt Franziska nicht nur eine Tasse Tee in die Hand gedrückt, sie schüttelt auch sieben Hände und versucht verzweifelt, einzelne Namen aufzuschnappen. »Baumgartner, sehr erfreut«, antwortet sie jedes Mal mechanisch und lächelt, überwältigt von diesem Empfang. Ehe sie sichs versieht, sitzt sie mit der Tasse in der einen und dem obligatorischen Stück shortbread in der anderen Hand am Plastiktisch und versucht, die Fragen ihrer neuen Kollegen zu beantworten.

      Zwanzig Minuten später kommt Aufbruchstimmung auf – die Kaffeepause ist vorbei, und die Gruppe verteilt sich auf die diversen Labore auf dem Gang. Emily und Franziska folgen den anderen in die einzelnen Räume, wo weitere Doktoranten, Studenten und Postdocs an Geräten und Computern sitzen und ihr ihre Namen nennen, die Franziska sofort wieder vergisst. »Das ist Peter, er ist erst seit letzter Woche bei uns und arbeitet mit dir zusammen. Und da drüben sitzt Eleanore, sie kannst du immer fragen, wenn du irgendwelche Scans brauchst.«

      »Baumgartner, es freut mich sehr«, antwortet Franziska, während sie lächelnd Hände schüttelt, und fängt einen seltsamen Blick von Emily auf. Als sie dazu ansetzt, etwas zu sagen, betritt ein älterer Mann mit grauem Vollbart den Raum und kommt mit weit ausholenden Schritten auf sie zu.

      »Ist sie das?«, fragt er Emily und betrachtet Franziska wohlwollend. »Franziska?«

      »Ms Baumgartner, ja«, antwortet Franziska.

      Emily und der Mann, der wohl der Professor sein muss, tauschen einen irritierten Blick. »Ms Baumgartner«, sagt er dann und macht eine kleine Pause. »Willkommen bei uns im Raigmore Hospital. Ich bin mir sicher, wir werden eine gute Zeit zusammen haben.« Er klopft Emily auf die Schulter und verlässt dann den Raum so schwungvoll, wie er gekommen ist.

      »Ms Baumgartner? Ist das dein Ernst?«, fragt Emily, offensichtlich noch immer irritiert.

      »Ja, bei uns ist das so üblich.«

      »Hier nicht«, lacht Emily herzlich und zeigt auf ihr Namensschild auf dem Kittel, auf dem tatsächlich nur »Emily« steht, wie Franziska erst jetzt bemerkt. Wenige Minuten später trägt sie selbst einen Kittel mit einem Namensschild, auf das Emily einfach nur »Franziska« geschrieben hat.

       Entspannt zum Vornamen übergehen

      Die meisten Schotten werden sich Ihnen mit ihrem Vornamen vorstellen und erwarten das Gleiche auch von Ihnen – für das deutsche Empfinden ist das jedoch oft ein kleines bisschen zu schnell. Das liegt vor allem daran, dass wir hierzulande den Vornamen nur dann verwenden, wenn wir unser Gegenüber auch duzen. Es ist einfach nicht üblich, dass man entfernt Bekannte mit »Torsten, könnten Sie ...« anspricht. Anders im angelsächsischen Raum: Nur weil man jemanden beim Vornamen nennt, heißt das noch lange nicht, dass man sich bereits auf einer Ebene begegnet, die auch ein »Du« erlauben würde (wenn es denn im Englischen eines gäbe). Im Gegenteil: Oft dauert es in Schottland länger, bis Sie die Ebene des oberflächlich freundlichen Small Talks verlassen und tatsächlich auf eine persönliche Ebene vordringen können. Das gilt vor allem im beruflichen Kontext, wird Ihnen aber auch in anderen Lebensbereichen begegnen. Ihre private Komfortzone schützen Briten nämlich mit einer liebenswerten Penibilität, die sie das Gespräch ganz schnell wieder in seichte Gewässer lenken lässt – etwa über das Wetter –, sobald es ihnen zu persönlich wird.

      Die Ebene des Vornamens ist hingegen sowohl in Schottland als auch in England in der Regel spätestens beim ersten persönlichen Treffen erreicht. Und ab diesem Zeitpunkt wäre es äußerst unhöflich – und für die Schotten nicht nachvollziehbar –, wenn Sie weiterhin auf Ihren Nachnamen und die höfliche Ansprache mit »Mr« oder »Ms« bestehen würden. Je nachdem, in welchem Bereich oder in welcher Branche Sie sich bewegen, kann die Vornamenebene aber auch schon erreicht sein, bevor man überhaupt ein einziges Wort miteinander gewechselt hat. Das gilt vor allem im Tourismus und ist für die Schotten einfach eine weitere Möglichkeit, ihre Gastfreundschaft zum Ausdruck zu bringen. Während Sie sich noch beim Verfassen einer Buchungsmail für ein B&B mit »Dear Mr and Ms« herumquälen, sind die Schotten in der Regel bereits auf ihrer Website zum Vornamen übergegangen und werden Ihre Mail mit einem fröhlichen »Dear Franziska« beginnen und mit einem »Best regards, Mary and John« beenden. Hier heißt es: einsteigen und Mary und John ab sofort ebenfalls mit dem Vornamen anreden. Positiver Nebeneffekt: Sie freuen sich gleich noch mehr auf den Besuch, weil Sie bereits das Gefühl haben, zu guten Freunden zu kommen.

      Überhaupt entkrampft die Anrede mit dem Vornamen den Umgang miteinander ungemein und macht es leichter, in den von den Briten so geliebten Small Talk einzusteigen. Es gibt sofort eine gewisse Vertrauensbasis, auf der man unter Umständen eine gute Beziehung aufbauen kann. Wenn Sie dann auf die höfliche Anrede mit dem Nachnamen beharren, reißen Sie diese Brücke sofort wieder ein und vergeben im schlimmsten Falle die Chance, faszinierende Menschen näher kennenzulernen.

       MRS, MISS ODER MS?

      Sollte

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