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Mythor 165: Verbotene Träume. Hans Kneifel
Читать онлайн.Название Mythor 165: Verbotene Träume
Год выпуска 0
isbn 9783845399171
Автор произведения Hans Kneifel
Жанр Языкознание
Серия Mythor
Издательство Bookwire
Mythor stieß ein kurzes, scharfes Lachen aus.
»Ich warte förmlich darauf, dass etwas geschieht.«
Ein Rudel der flugfähigen, grünhäutigen Wesen begleitete die Karawane. Meist flogen sie in einer langen, unregelmäßigen Doppelreihe zu beiden Seiten der Karawane. Die Spitzen der langen Stechlanzen und der kurzen Wurfspieße funkelten. Ab und zu sank einer der Krieger zu Boden, faltete seine drei Mannslängen weit spreizenden Fledermausflügel zusammen und lief mit seltsam grotesken Sprüngen einige Zeit lang über den sandigen Untergrund.
»Siehst du dort den aufgewirbelten Staub?«, rief Mikel und zeigte auf den leuchtenden Halbkreis von Riesin.
»Natürlich. Kannst du sagen, was das ist?«
»Elturk-Horden!«
Mikels Stimme war so laut geworden, dass sowohl die Treiber als auch die spitzohrigen Vagesen seine Warnung hörten und verstanden. Schattenwelsch war ein kleiner, fremdartiger Bestandteil der Trazunter Sprache.
»Wir wehren uns«, schrien die Maggoth-Vagesen. Von ihnen wusste Mythor, dass sie während der Blutmond-Zeit durch besondere Wildheit und Besessenheit auffielen und Schrecken verbreiteten.
»Und was bedeutet dies?«, rief Mythor erschrocken und verwundert.
Thokers Unterschlupf und die Jagd nach Xatan und Yhr schienen mit einemmal in unerreichbare Ferne gerückt zu sein. Etwas Seltsames ging vor. Die Sprünge der Tiere und ihre langen Schritte wurden weicher und weiter. Es war, als würden sie zu fliegen versuchen. Gleichzeitig richteten sich die Ranken und Stängel der Nachtschattensträucher senkrecht auf. Auch sie schienen eine Art anderes Leben zu gewinnen.
»Trazunter Nacht, Mythor!«, gab der Pfader zurück. »Alles, was über dem Boden ist, wird leichter oder schwerer. Mondzeit. Vieles verändert sich gegenüber den Tagen.«
Mindestens fünf Monde, kleiner, größer, heller oder farbiger leuchtend, bewegten sich in schauerlicher Lautlosigkeit über den dunklen Himmel.
»Ich verstehe«, rief Mythor und fasste die Waffe fester.
Die Vagesen flatterten mit weniger aufgeregten Schlägen ihrer langen, dünnhäutigen Schwingen. Ihre hohlen Knochen hatten jetzt leichtere Lasten auszuhalten. Alles wurde leichter; die Kästen der Sattelaufbauten schwankten und knisterten. Das harte Klappern der Schultergürtel und der ledernen Schurze, an denen Waffen und Ausrüstungsgegenstände hingen, wurde leiser. Die Maggoth-Vagesen schienen diesen Zustand zu genießen. Aber die Staubwolken, jetzt auf beiden Seiten der Karawane, wurden breiter.
Mythor legte die Hand auf sein Traumamulett.
Gegenüber dem Traumbewahrer Pramat und seinen Dienern, den Yorvarern Esthan und Toskor würde das Amulett Aquims ihn als Freund und Vertrauten ausweisen. Gegen andere Gefahren half das Dreieck mit dem geschlossenen Auge im Strahlenkranz auf der einen, mit dem offenen Auge auf der anderen Seite überhaupt nichts.
»Wir werden sicherlich angegriffen werden!«, versicherte der Pfader. Auch er trug einen ledernen Panzerhelm, der für ihn viel zu groß war.
Außer ihm wusste niemand etwas von Mythors wahren Absichten.
Die Fremden wurden von den Treibern und den Vagesen für Verbündete des Traumhändlers gehalten. Das sollte so bleiben, sagte sich Mythor seit dem Anfang der Reise durch die seltsame, unwirkliche Nacht dieser Weltebene.
Ein Teil der Ebene, die von kleinen Hügeln unterbrochen war und von dunklen Gruppen sich schlängelnder Gewächse, schien sich zu verändern.
Während sich die Aufregung unter den Treibern und den Wisons langsam legte – sie gewöhnten sich an die scheinbare Leichtigkeit aller Bewegungen –, erwachte die Spannung in Mythor wieder.
Aus dem Boden der Fläche schoben sich Dinge, die wie weiße Lanzenspitzen aussahen. Sie drückten Erdreich und Kiesel zur Seite und wuchsen mit abartiger Geschwindigkeit in die Höhe. Ihre scharfkantigen Blätter und Stämme leuchteten schneeweiß und gespenstisch. Wo sie auftauchten, zogen sich die anderen Gewächse zurück. Sie schüttelten sich, zitterten und peitschten mit Zweigen und Ranken wild um sich.
»Sei ganz ruhig«, versuchte der Pfader, ehe sich sein Tier wieder vor Mythor einreihte, zu beschwichtigen, »die Fledermauswesen wissen, wo ihre Heimat liegt.«
»Das denke ich wohl auch.«
Mindestens an zwei Stellen näherten sich größere Horden der käferartigen, gut halb mannsgroßen Nachtwesen. Sie rannten und sprangen auf ihren zweigelenkigen, dünnen Beinen mit den kugeligen Gelenken auf die Spitze der Karawane zu. Die Treiber winkten aufgeregt zu den Maggoth-Fliegern hinüber, die aufgeregt zu zirpen und zu pfeifen anfingen und ihre Waffen schwenkten.
Flinke Läuferin, die während des ersten Teils der Reise von links über den Himmel gewandert war, verschwand hinter einem spitzkegeligen Berg und einer langgestreckten Wolke.
Mythor zog das Schwert unter dem Überwurf hervor und wartete.
Der Pfader hatte ihn schon vor einiger Zeit gewarnt. Während der langen Nacht veränderte sich alles, und nichts davon war vorhersehbar. Noch mitten in seinen Gedanken, als er zwischen den Büschen und den peitschenden Ranken die ersten Elturks auftauchen sah. Auf dem harten, glattpoliert scheinenden Material ihrer Panzer und in ihren Facettenaugen funkelten die Reflexe der farbigen Monde.
Als beide Gruppen der wie rasend zirpenden Elturks sich vor der herantrabenden Gruppe zusammenschlossen, schwärmten die Maggoth-Vagesen aus. Auch sie bewegten sich schneller und müheloser. Einige Treiber zogen die Schleudern heraus, legten gezackte Steine ein und schleuderten die Geschosse. Sie trafen auf die krachenden Panzer der Käfer, bohrten sich in die großen Augen und zerschmetterten die Gelenke.
Die Wisons kreischten und schlugen um sich. Die Treiber, ihre Schleudern schwenkend, lenkten die Tiere rücksichtslos geradeaus weiter. Elturks schwenkten die riesigen Mundzangen ihrer verstorbenen Krieger in den Greifklauen und versuchten, sie auf die Wisons zu schleudern. Rücksichtslos stürzten sich die Maggoth-Vagesen aus der Luft auf die vordersten Schattenwesen und stachen sie nieder.
Eine schmale Gasse bildete sich.
Mythor hatte sich halb erhoben, klammerte sich mit der linken Hand an eine Verstrebung und hob das Schwert. Die Schneide fuhr herunter, als sich ein Pulk der Käferwesen auf das Tier Mythors stürzte. In den Ohren des Kriegers summte und pfiff es. Die Elturks vermochten sich in einer derart schrillen Sprache zu verständigen, dass Menschen sie nicht hören konnten und nur als Schmerz empfanden. Dumpf traf die Klinge auf die Panzer. Gliedmaßen packten die Schneide und wurden in der Aufwärtsbewegung zertrennt. Über Mythor flatterten riesige Schwingen, und ein Schatten senkte sich. Ein Wurfspeer heulte herunter und nagelte einen Elturk an den Boden. Schnell und mit tödlicher Treffsicherheit zuckte die Spitze der Lanze herunter und bohrte sich in die Spalten zwischen den Panzerteilen des Körpers und des Kopfes.
Immer wieder fuhr das Schwert zwischen die graugrün gefärbten Klauen und Scheren der oberen Arme und zerschlug die klappernden Waffen. Mythor riss den Fuß zurück, als sich die Enden der Scheren ins knirschende Leder bohrten. Sein Wison machte einen Galoppsprung und setzte über einen halb mannshohen Felsblock hinweg.
»Gut gemacht«, schrillte der Vagese, warf einen zweiten Speer und griff aus der Luft in den Zügel des Wisons. Das Tier schlitzte mit einem Hieb der Hinterlaufklaue den Körper eines Elturks auf und warf sich herum. Mythor wurde in die Tiefe des Sattels zurückgeschleudert und fluchte.
»Sie haben genug!«
Die zehn Tiere hatten sich aus der zangenförmigen Umschließung der gierigen Käferwesen gelöst. Ihre Angriffslust schien ungebrochen zu sein, aber die Gruppe der Reisenden war zu schnell gewesen. Viele verwundete und tote Elturks lagen hinter der Karawane im aufgewühlten Boden. Ein summendes, schrill zirpendes Wutgeheul verfolgte die Flüchtenden.
Die Wisons schüttelten sich, die Treiber sahen sich immer wieder um, und in einer dreifachen Reihe stob die Karawane weiter,