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deine Aufgabe als Beraterin gewesen wäre«, bohrte tan Haruul in der Wunde.

      »Das Hotel erschien mir strategisch zu unwichtig«, log Giuna. »Und mit dieser Einschätzung stand ich ja nicht allein.«

      Folin tan Bergah erhob sich, die Hände auf die Tischplatte gestemmt. Er war der Leiter der Bauphilosophie – ein typischer Posten bei den Akonen, der einem Mittelding zwischen Kosmopsychologe und Sklaventreiber entsprach. Nicht, dass es Sklaven an Bord gegeben hätte.

      »Wir sind nicht hier, um uns gegenseitig die Schuld zuzuweisen«, sagte er. »Können wir mit den Fakten fortfahren?«

      Jedem anderen hätte der Kommandant für diesen indirekten Angriff eine ordentliche Rüge erteilt, doch tan Bergah genoss eine Sonderstellung, die ihm nahezu alles erlaubte.

      Shad tan Haruul hob den rechten Arm über den Kopf und schnippte mit den Fingern – eine für ihn typische, unnötig theatralische Geste. Ein einfacher Sprachbefehl hätte genügt. Ein Holo leuchtete auf.

      Es zeigte den Hotelbereich, in dem zukünftig die Reisegäste wohnen konnten, ehe sie die Transmitterstrecke benutzten. Giuna kannte die große Halle vor dem Haupteingang, die gläserne Skulptur, den in ihren Augen völlig unnötigen Prunk, und genau das erwartete sie zu sehen.

      Die Holoaufnahme zoomte das Hotel näher, und Giuna verschlug es den Atem. Sie blinzelte, und dann erst begriff sie, was sie da sah. Von dem in tausend Farben glänzenden Komplex, der sich über vier offene Decks zog, war nur ein Trümmerhaufen geblieben. Scherben und zerfetzte Metallstücke verteilten sich um die traurigen Überreste. Von der Glasskulptur war nur der Sockel übrig, und mit einem Mal erinnerte sich Giuna wehmütig, wie schön dieses Kunstwerk eigentlich gewesen war.

      »Das hier sind die Fakten«, sagte der Etappenkommandant trocken. »Die Splitter der Bombe, die das angerichtet hat, konnten wir finden. Die Barniter haben sich keine Mühe gegeben, es zu verschleiern. Der Sprengsatz stammt ...« Er stockte und schluckte, ehe er gepresst fortfuhr, als müsste er die Worte herauszwingen: »Er stammt aus akonischer Fertigung. Sie verhöhnen uns, indem sie eine unserer Waffen nutzen!«

      »Aber du bist sicher, dass es die Barniter ...«, setzte Giuna an.

      »Wer denn sonst? Wir sind ihrem Konsortium ein Dorn im Auge, sie gehen offen gegen uns vor und ...«

      Weil er sie nicht hatte ausreden lassen, zahlte sie es ihm mit gleicher Münze heim: »Gibt es irgendeinen Beweis?«

      »Selbstverständlich nicht. Keine verwertbaren Spuren! Wenn sie dumm wären, hätten sie nie so weit kommen können!«

      »Warum sind wir hier?«, fragte tan Bergah, wie immer darauf bedacht, die spürbare Spannung abzubauen. »Ich nehme an, es arbeitet bereits ein Sicherheitsteam vor Ort und auch ein Ermittler. Wieso hast du also diese Versammlung einberufen?«

      Der Kommandant deutete auf Giuna Linh. »Ihretwegen!«

      *

      »Mei... meinetwegen?« Giuna ärgerte es, sich vor Verblüffung stottern zu hören. Es war ihr zuwider, Schwäche zu zeigen. »Verdächtigst du mich etwa? Das ist lächerlich! Ich arbeite seit Jahren als Beraterin für euch. Habe ich mir je etwas zuschulden kommen lassen? Dieser Etappenhof ist ebenso sehr mein Projekt wie eures!«

      »Das weiß ich«, sagte tan Haruul.

      »Oh.«

      »Es geht um deine Vergangenheit.«

      »Meine ...«

      »Um Lanko Wor.«

      »Was hat er damit zu tun?«

      Tan Haruul deutete auf den Bauphilosophen. »Sag du es ihr, Folin tan Bergah!«

      »Hör zu, Giuna«, setzte tan Bergah an.

      Er wollte es ihr offenbar schonend beibringend. Was er auch sagen musste, er versuchte zu verhindern, dass sie unter der Last der Offenbarung zusammenbrach. Sie hasste es. Das war schon immer seine Art, und er begann dieses lächerliche psychologische Spielchen jedes Mal von Neuem, und dafür hasste sie ihn.

      »Sag es einfach!«, forderte sie.

      »Lanko Wor wurde inhaftiert, weil er den Cairanischen Friedensbund bedrohte. Dein Mann!«

      »Er hat eine Meinung geäußert, nicht mehr.«

      »Ich will kein Urteil fällen. Es steht mir nicht zu. Die Cairaner haben ihn verurteilt und damit bist du als seine Partnerin ... vorbelastet.«

      »Ich gehe ihnen aus dem Weg, wo immer ich kann.« Und sei es, dass sie in einen Bach springen und sich inmitten schleimiger Algen verstecken musste, bis sie fast erstickte. Es gab schönere Erinnerungen in ihrem Leben. Aber auch schlimmere. Irgendwie hatte sie sich während der Flucht ... lebendiger gefühlt als irgendwann in den letzten drei Wochen.

      »Das rate ich dir weiterhin«, sagte tan Bergah. »Unter uns gesagt, und ich werde abstreiten, das geäußert zu haben, kannst du von Glück sagen, dass du nicht ebenfalls auf der Ausweglosen Straße gelandet bist.«

      Etappenkommandant Shad tan Haruul schnippte erneut mit den Fingern. Das Holo löste sich auf. Letzte Lichtfunken hingen noch einen Atemzug lang wie Trümmerstaub in der Luft. »Und seitdem gehe ich täglich ein Risiko ein, weil ich dich als Beraterin für das Bauprojekt weiterbeschäftige. Ich hätte dich wegschicken können, das ist dir doch klar. Also zweifle nie mehr daran, dass ich loyal hinter dir stehe, Linh!«

      Sie überlegte, wie sie reagieren sollte. Die beste Antwort war wohl ebenso kurz wie eindeutig: »Entschuldige.«

      Die übrigen Akonen murmelten etwas in ihrer Heimatsprache vor sich hin. Giuna wünschte sich einen Translator, den sie jedoch im Alltag schlicht nicht brauchte: Auf dem Etappenhof sprach man Interkosmo. Punkt. Alles andere galt als unhöflich. Nur scherten sich manche nicht um solche Details. Sie hatte das an anderen Orten nie erlebt, auch nicht bei Akonen. Anfangs hatten sich Lanko und sie darüber lustig gemacht; er mit seinem üblichen schelmischen Grinsen.

      »Und jetzt sag mir«, forderte sie, »wo das Problem liegt!«

      »Zusätzlich zu den beiden Beobachtern werden weitere Cairaner an Bord kommen«, antwortete tan Bergah. »Der Anschlag der Barniter war offenbar der Grund, dass sie ihre Meinung änderten. Sie beurteilen die Lage im Afallachsystem als für den Gesamtfrieden der Milchstraße nicht länger tragbar.«

      »Ich wollte die Beobachter daran hindern«, ergänzte der Kommandant, »eine Meldung abzusenden. Kurz gesagt, sie zeigten sich meinen Argumenten nicht zugänglich.«

      »Haben sie von weiteren Problemen gesprochen?«, fragte Giuna. Etwa von einem Versuch, in ihre Datennetze einzudringen? Die Vorstellung, nicht mehr nur zwei Cairaner in der Nähe zu wissen, sondern die komplette Besatzung eines ihrer verdammten Augenschiffe, entsetzte sie.

      »Was meinst du, Linh?«, fragte tan Bergah.

      »Nichts. War nur ein Gedanke.«

      »Die Cairaner werden im Namen ihres Friedensbundes zwischen Akonen und Barnitern Frieden schaffen«, sagte Shad tan Haruul. »Wie sie das immer tun.« Er gehörte zu jenen, die den Cairanern und ihrer Propaganda alles glaubten.

      Giuna fiel auf, dass er nicht von uns gesprochen hatte, sondern von Akonen, als wäre er kein Teil davon, als redete er über eine Sache, die sich außerhalb seines Einflussbereichs abspielte. Und das stimmte sogar – es würde Frieden zu den Bedingungen geben, die den Cairanern gefielen.

      »Die Gespräche finden morgen an Bord meines Etappenhofs statt«, fuhr der Kommandant fort. »Du wirst während der gesamten Zeit nicht zu sehen sein, Linh. Und das ist keine Bitte, sondern ein Befehl. Wir können keine weiteren Komplikationen gebrauchen. Ich vertrete die Position der Akonen, gemeinsam mit Folin tan Bergah.«

      »Wer wird für die Barniter sprechen?«, fragte Giuna.

      »Das geht dich nichts an.«

      »Ich werde es sowieso im Trivid sehen. Alle werden es mitbekommen.«

      Wieder

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