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das Umweltinstitut München das Agrar- und Umweltministerium auf, die Zulassungen der bienengefährlichen Ackergifte zurückzunehmen. Eine entsprechende Petition der Bürgerbewegung Campact wurde von rund 390.000 Menschen unterzeichnet.

      Unbeeindruckt von allen Bürgerprotesten lässt das BVL immer neue Pestizide zu. Ende März erfolgte eine auf 120 Tage begrenzte "Notfall-Zulassung" für ein weiteres insektenschädliches Neonikotinoid namens "Carnadine". Es soll gegen zwei Blattlausarten an Zucker- und Futterrüben helfen. Der Wirkstoff Acetamiprid, der das Nervensystem von bestäubenden Insekten angreift, schädigt besonders die Bienen.

      Bevor ein Pflanzenschutzmittel aus dem Verkehr gezogen wird, sind langwierige Bewertungsverfahren erforderlich - das geht aus der Antwort des Deutschen Bundestages auf eine kleine Anfrage der Grünen vom Februar 2019 hervor. So gab es zum 14. Januar 2019 in Deutschland 121 Antragsverfahren für die erneute Zulassung von Pflanzenschutzmitteln. Allein 25 glyphosathaltige Pflanzenschutzmittel warten auf ihre Zulassung bzw. deren Verlängerung.

      Artenschwund kennt keine Ländergrenzen

      Insekten sind die am häufigsten vorkommende und artenreichste Tiergruppe mit entscheidenden Funktionen. Ohne Insekten brechen die Ökosysteme auf der Erde früher oder später zusammen. Doch die Insektenvielfalt ist extrem bedroht. Ein Drittel aller untersuchten Arten sind akut gefährdet. 40 Prozent aller Insektenarten könnten in den nächsten Jahrzehnten aussterben. Dies ist das Ergebnis einer Studie von Francisco Sánchez-Bayo und Kris Wyckhuys.

      Die beiden Wissenschaftler werteten 73 Berichte über das Insektensterben auf der ganzen Welt aus. Gefährdet sind vor allem viele Schmetterlings-, Bienen-, Wespen- und Mistkäferarten sowie an Gewässern lebende Libellen und Fliegenarten. Die Hauptursachen sind der Verlust von Lebensräumen durch intensive Landwirtschaft, Pestizide und Düngemittel, Krankheitserreger, die Ausbreitung invasiver Arten.

      Viele Arten gehen zudem infolge des Klimawandels in tropischen Regionen verloren. Wie sich das auf die Nahrungskette auf Dauer auswirkt, ist ungewiss. Von Insekten ernähren sich Wirbeltiere wie Vögel, Mäuse, Igel und Eidechsen. Bereits heute werden aus Mangel an Insekten weniger Vögel geboren: Wanderfalken, Habichte, Bussarde ziehen oft nur noch ein Junges auf statt zwei. Auch die Zahl der Singvögel ging in den letzten Jahren signifikant zurück.

      2017 war eine Langzeitstudie deutscher Hobby-Entomologen in aller Munde, die an 63 verschiedenen Standorten Fluginsekten in Netzfallen gesammelt und gezählt hatten. Innerhalb von 27 Jahren war die jährlich gesammelte Insektenmasse um mehr als 75 Prozent geschrumpft. Mehr als drei Viertel aller Fluginsekten waren aus deutschen Schutzgebieten verschwunden.

      Eine ähnliche Langzeitstudie veröffentlichten Wissenschaftler der niederländischen Radboud-Universität Nijmegen etwa ein Jahr später. Sie hatten in zwei von Heidelandschaft und Grünland geprägten Naturschutzgebieten über 20 Jahre Insekten in Lichtfallen gesammelt. Bei Nachtfaltern beobachteten sie einen Rückgang von 3,8 und bei Käfern von etwa 5 Prozent. Bei Köcherfliegen, die sie seit zehn Jahren gesammelt hatten, lag der Verlust bereits bei neun Prozent. Bei nahezu 40 Prozent aller gefangenen Arten hatte die Anzahl der Individuen abgenommen.

      Größtes Massensterben seit der Perm- und Kreidezeit?

      In einer Studie von November 2018 analysierte ein Wissenschaftlerteam um Josef Settele am deutschen Helmholtzinstitut den Artenreichtum von Schmetterlingen. Insgesamt 122 Arten wurden an 245 Standorten innerhalb und außerhalb deutscher Naturschutzgebiete gesammelt. In den Schutzgebieten war die Biodiversität am höchsten, außerhalb davon nahm sie mit zunehmender Entfernung ab. Innerhalb von elf Jahren war der Artenreichtum um zehn Prozent zurückgegangen.

      Zwar zeigen die Ergebnisse, welches großes Potenzial Naturschutzgebiete für den Erhalt der Biodiversität haben, doch der negative Trend könne durch sie nicht abgemildert werden, schreiben die Autoren. Um den Artenschwund aufzuhalten, braucht es mehr ökologischen Maßnahmen.

      In den letzten drei Jahrzehnten seien jährlich durchschnittlich 2,5 Prozent Insekten verloren gegangen, erklärt Francisco Sánchez-Bayo von der University of Sydney. In zehn Jahren werde es ein Viertel weniger Insektenbestände geben, in 50 Jahren nur noch die Hälfte, in 100 Jahren gebe es gar keine Insekten mehr, lautet seine Prognose.

      Soll der ökologische Kollaps noch verhindert werden, braucht es einen radikalen Wandel in der Landwirtschaft. Trendige Sonntagsreden von Frau Klöckner können den Artenschwund jedenfalls nicht aufhalten. Den Worten müssen endlich Taten folgen: Insektengefährliche Pestizide müssen konsequent verboten und mehr Blühstreifen angelegt werden.

      Jeder kann im eigenen Garten oder auf dem Balkon sein eigenes Insektenparadies schaffen. Wie das geht, erklärt ein Ratgeber des Münchner Umweltinstitutes. Das sind nur einige wenige Schritte, um das Massensterben der Insekten zu stoppen. Viele weitere müssen folgen.

      "Verbessertes" Erbgut

      Mit Hilfe der Gen-Schere CRISPR/Cas sollen Bienen resistent gegen Pestizide gemacht und Korallen an den Klimawandel angepasst werden. Kann die Gentechnik die von Menschen gemachten Probleme lösen?

      Immer mehr wärmeliebende Schädlinge und Krankheitserreger - Bakterien, Pilze oder Viren - wandern weiter Richtung Norden. Glaubt man dem amerikanischen Wissenschaftler-Netzwerk Food Tank, hat jedes weitere Grad Temperaturanstieg bei Weizen, Mais, und Reis weitere Ertragsverluste von 10 bis 25 Prozent zur Folge. Mit der Erwärmung, so heißt es, kämen nur noch Pflanzen zurecht, die tolerant gegenüber Hitze und Trockenheit sind. Auch der Schädlingsbefall nehme derart zu, dass bald keine Pflanzenschutzmittel mehr wirken. Demzufolge müssten moderne Pflanzen resistent gegen Schädlinge gemacht werden.

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      Tatsächlich ließen sich eine ganze Reihe von Kulturpflanzen optimieren: Weizen, der resistent ist gegen Mehltau, Kartoffeln mit besserer Lagerfähigkeit, Raps mit besserer Fettsäurezusammensetzung, Luzerne, die von Tieren besser verdaut werden kann, Leindotter mit höherem Ölgehalt, Speisepilze, die nicht braun werden. Spanische Wissenschaftler entwickelten Gluten-freien Weizen, indem sie mit Hilfe von CRISPR/Cas bestimmte Gene ausschalteten.

      Und an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel wurde Raps mit der Gen-Schere derart verändert, dass die reifen Schoten nicht vorzeitig aufplatzen und somit weniger Samen bei der Ernte verlorengehen.

      In der traditionellen Pflanzenzüchtung werden über viele Jahre züchterische Veränderungen an Pflanzen vorgenommen. Das dauert alles viel zu lange, kritisieren die

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