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vierzigtägige Fasten das „leichte“ nennen und die Strenge des heiligenden Fastens lockern. Denn von Anfang bis zu Ende bietet das Fasten (geistlichen) Genuß, wenn man entschlossen ist, sich abzutöten und enthaltsam zu sein. Wenn man dagegen das Fasten durch Unmäßigkeit bricht, dann bricht man nicht das „leichte“ sogenannte „Apaghos“; sondern das strenge Fasten. Denn das „leichte“ wird es nur von den Trägen und den Unvollkommenen genannt, nicht von denen, die Selbstbeherrschung und Enthaltsamkeit üben.

      11.

      Indes, das Fasten verdankt seinen Namen nicht allein der Enthaltung von Speisen, Fasten nennt man es auch, wenn man sich frei macht von der Sünde; Fasten ist es auch, wenn man schweigt, wenn man nicht redet außer im Notfall und auf Befragen; Fasten sind auch Armut und Dürftigkeit; (das Verzichten auf Überfluß). Ein Fasten ist es, wenn man sich nicht in Sorgen verliert um den Überfluß, sondern nur sucht, was für den Tag notwendig ist. Ein Fasten ist es sodann, wenn man aus Bescheidenheit an seinem Platze bleibt und nicht eitel herumstreicht aus Lüsternheit, um sich zu zerstreuen und seine Begierlichkeit zu befriedigen. Ein Fasten ist es ferner, wenn man sich abtötet, sich selbst verdemütigt, sich nicht wäscht (?) und salbt. Fasten ist es auch, zur Kleidung nur mit einem Büßerhemd sich zu begnügen gegen die Not der Nacktheit und der Kälte. Ein Fasten ist es auch, die Augen vor der Unlauterkeit zu schließen und ebenso die Ohren, um nichts Unziemliches hören zu müssen, das Herz zu bewahren vor unreinen Gedanken. Ein Fasten ist es, sich nicht Ehre und Macht zu sammeln, nicht zu zürnen, nicht zu lärmen, nicht neidisch zu sein, keine Rache für seine Person zu suchen, nicht darauf auszugehen, sich in den Augen der Nächsten als heilig hinzustellen. Ein Fasten ist es (sodann), nicht geizig zu sein, nicht zu schmeicheln, nicht stolz zu sein auf seine Kleider. Fasten ist die Tugend der Demut und des Gehorsams. Ein Fasten, jedermann mit aufrichtigem Herzen zu lieben. Ein Fasten, der Natur den Tribut des Schlafes nur dann zu zahlen, wenn es unbedingt notwendig ist und (Verlangen nach Schlaf nicht zu haben), den sinnlichen Schlaf nicht zu befriedigen, sondern nur den ersteren und, sobald man aufgestanden ist, zu arbeiten oder zu beten.

      12.

      All das sind Arten zu fasten, ja sie sind noch wertvoller als der Abbruch von Speisen. Hierin und in Ähnlichem muß man zur Zeit des Fastens Abbruch tun. Dann ist auch der Abbruch von Speisen (angenehm). Doch auch der Abbruch von Speisen ist nicht bei allen der gleiche, sondern richtet sich nach dem Vermögen des einzelnen: manche beobachten einen Tag Enthaltung, manche zwei, manche drei, manche sieben, soweit es die Kraft eines jeden zuläßt. Manche begnügen sich mit einfachem Mangold, manche nur mit Kräutern; manche mit wenig Brot, manche mit viel und nahmen dazu noch einfache Suppe. (?) Manche enthielten sich des Weines, manche der Suppe, manche andere des Brotes. Die delikaten und süßen Speisen hielten sie fern und verschmähten sie, sie begnügten sich mit etwas Speise und mit einfachem Brot, nur um das Leben zu erhalten, nicht um ihren Leib das zuzuführen (Fleisch und Blut das zuzufügen), was die böse Begierlichkeit nährt: wenig aßen sie, wenig tranken sie, wenig schliefen sie, unablässig beteten sie. Aber besonders wichtig ist es, daß du das, was du an Fasttagen deinem Leibe versagst, den Armen zukommen läßt, daß du hungerst und der Hungrige gespeist werde, damit (endlich) deine Sünden getilgt werden. Das ist heiliges und gottgewolltes Fasten, dadurch wird alle Strenge und Abtötung angenehm, so heilt das Fasten alle Sündeverwundeten, es rettet die Gefangenen Satans, es hebt auf die der Gottlosigkeit Verfallenen, es richtet auf jene Kranken an Lasterhaftigkeit, es heiligt die durch Unzucht Beschmutzten, es erleuchtet die in Bosheit Verfinsterten, es läutert und rechtfertigt jene, welche fasten, von jeder Sünde, es erfüllt die Seele mit leuchtendem Glanze vor dem furchtbaren, lichtstrahlenden Throne Gottes. Durch das Fasten erbt man die ewigen Güter, die Glückseligkeit in Christus Jesus, unserm Herrn. Ihm sei Ruhm in Ewigkeit.

      Über das wohlgefällige und nicht wohlgefällige Gebet.

      1.

      Laßt uns aufmerksamen Sinnes betrachten die Worte der Rede, und das Unsichtbare aus dem Sichtbaren erkennen; einen Blick wollen wir werfen auf das Leben und den furchtbaren Schrecken der Übeltäter, wenn sie stehen vor dem Richter in der Schmach ihrer Sünden; schauen, wie ihr Antlitz verwirrt und erblaßt ist, wie sie zittern und beben, wie sie von Schrecken erfaßt werden aus Furcht vor dem Antlitz des Richters, wie sie gesenkten Hauptes mit niedergeschlagenen Augen, mit gelähmter Zunge vor ihm stehen. Wenn sie (schließlich) Mut fassen, eine Bitte oder einen Wunsch vorzutragen, stammeln sie mit furchterregtem Herzen und zaghafter Stimme im Tone des Kranken. Unter vielem Flehen bringen sie ihre bedrängten Bitten vor; sie weinen, bitten und flehen, damit sie den Richter zum Erbarmen und Mitleid bewegen, sie zu bewahren vor den Strafen für ihre Vergehen. Nach nichts Anderem geht ihr Sinnen, nach nichts Anderem ihr Auge, nach nichts Anderem ihr Ohr. Und wenn dann der Richter zu ihnen spricht, können sie ihr Angesicht nicht mehr abwenden oder mit einem aus den Dienern sprechen, sondern sie schauen mit großer Ehrfurcht nur auf den Richter, um ihn zu bitten und zu bestürmen, die Peinen für ihre Vergehen ihnen zu erlassen.

      2.

      [Forts. v. ] Müssen nun wir nicht mit noch weit größerer Ehrfurcht vor den furchtbaren, großen Richter hintreten, mit großer Furcht, mit schauderndem Beben hintreten vor das Angesicht Gottes und mit trauernden Seufzern und weichlichen Tränen (ihn) um Verzeihung bitten? Nicht anderswohin dürfen wir unsern Sinn lenken, nicht anderswohin unsere Gedanken, nicht anderswohin dürfen wir unser Gehör, nicht anderswohin unsere Augen wenden, wenn jemand von uns Gott bittet und zu ihm fleht wegen seiner Vergehungen und Sünden. Denn durch die Seufzer und das Schluchzen werden wir den Herrn uns versöhnen und ihn zum Mitleid für unsere Bitten geneigt machen, auf daß er unsere Sünden tilge und uns läutere von unserer Ungerechtigkeit, uns errette von dem furchtbaren Unheil, von den Qualen und der ewigen Schmach durch unser Bitten und Flehen und durch die Glut des mitleidigen Herzens.

      3.

      Denn viele haben durch das Gebet viele Güter erlangt und wurden wohlgefällig vor Gott; dadurch erlangen sie Verzeihung ihrer Sünden und die Rettung ihrer Seele. Wenn sie gar unter Tränen gebetet haben und mitleidig gegen die Armen gewesen sind, erlangen sie nicht nur Verzeihung für ihre Sünden, sondern auch Befriedigung für die Bedürfnisse des Leibes und die Güter des Himmels. Denn das Gebet ist der Arm des Betenden und die Hand, welche die Füße Gottes erfaßt und ihn sofort den Bitten des Beters geneigt macht. Denn Gott will und verlangt sehr das Flehen der Beter: „Bittet, so wird euch gegeben werden, suchet, und ihr werdet finden.30

      4.

      [Forts. v. ] Darum müssen alle, die mit Sünden beladen sind, die von Leiden gequält, von Feinden verfolgt, von Schmerzen gepeinigt, ohne Unterlaß flehen und bitten in inständigem Gebet. Denn Menschen, die einmütigen Geistes (Sinnes) und mit aufrichtigem Glauben zu Gott beten und um Gutes beten, erhalten alles Erbetene, wie es unsere Vorväter erhalten haben. Sollte aber jemand einwenden: „Ich flehte und erhielt nichts, ich betete und empfing nichts“, so hast du nicht mit der Inständigkeit gebetet wie die Witwe vor dem ungerechten Richter31, oder wie der Freund, der mitten in der Nacht um Brote bat32; er erhielt sie nicht wegen der Freundschaft, sondern seines dringenden Bittens wegen. So erhielt auch Anna33, bekümmert in sich selbst, durch Tränen und inständiges Gebet den Samuel. So rief auch das Volk in den Tälern der Trauer unter Tränen zu Gott, und er erweckte ihnen auf die heißen Bitten und das Flehen hin den Gedeon34 und rettete Israel.

      Wegen der Tränen und auf das Gebet hin wurden dem Ezechias noch weitere fünfzehn Lebensjahre hinzugefügt35. Darum wirst auch du erhört werden, wenn du ebenso unter Tränen und von ganzem Herzen zu Gott betest und nicht zweifelst.

      5.

      Es ist unnötig, daß man beim Gebete viele Worte macht. Der Zöllner36 sprach nur ein Wort aus, und sein Gebet ward wohlgefällig, er erleichterte sich die viele Zentner gleiche Last (viele Talente schwere Last) der Sünden. Und Moses betete mit lautlosem Mund und teilte

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