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Blutstaub - Roland Benito-Krimi 9. Inger Gammelgaard Madsen
Читать онлайн.Название Blutstaub - Roland Benito-Krimi 9
Год выпуска 0
isbn 9788711650127
Автор произведения Inger Gammelgaard Madsen
Жанр Языкознание
Серия Ronaldo Benito
Издательство Bookwire
8
Anker Dahl hatte angeordnet, dass auf dem Presseportal der Ostjütländischen Polizei eine Mitteilung über die Gewalttat zu Pfingsten eingestellt wurde und hatte darin deutlich darauf aufmerksam gemacht, dass sie gegenwärtig keine weiteren Informationen für die Presse hätten. Das sollte ihnen Ruhe verschaffen. Der Wachleiter hatte Bescheid bekommen, auf die Pressemitteilung zu verweisen, wenn einige Journalisten die Botschaft trotzdem nicht verstanden.
Der Tag hatte mit einem weiteren Besuch in der Rechtsmedizin begonnen. Bei der Untersuchung des mit einem Messer Ermordeten aus Fjældevænget, der als der 21-jährige Frederik Valbæk identifiziert worden war, waren von Natalie Davidsen am Hals Spuren gefunden worden, die sich als eine getreue Kopie der Spuren an Zuzanna Johansens Hals erwiesen hatten.
„Aber Erwürgen ist dieses Mal nicht die Todesursache“, hatte Natalie erklärt. „Es ist ein Messerstich direkt ins Herz. Aufgrund der identischen Spuren am Hals glaube ich allerdings, dass es sich um denselben Täter handeln kann.“
Sie meinte, dass der Mörder sich zuerst daran versucht hatte, Druck auf die beiden tödlichen Punkte am Hals auszuüben, aber aufgrund von Frederik Valbæks sehr muskulösem Hals sei es misslungen. Natalie schätzte, dass er Krafttraining betrieben hatte. Er war arbeitslos und hatte wohl eine Menge Zeit dafür. Sie hatte Anker Dahl ein Detail gezeigt, das für den Fund der Tatwaffe von Bedeutung sein konnte.
„Die Kriminaltechniker haben mir dabei geholfen, sie anhand der Form der Stichwunde zu bestimmen. Das könnt ihr vielleicht für irgendwas gebrauchen“, meinte Natalie.
„Das hier darf nicht an die Presse oder die Öffentlichkeit gelangen, das ist unsere Trumpfkarte“, hatte er gesagt, was Natalie mit einem Nicken zur Kenntnis nahm.
Er hörte, dass seine Mitarbeiter eintrafen. Sie sprachen draußen im Vorzimmer eifrig über die Erlebnisse an Pfingsten. Nur Niels Nyborg hatte auch gearbeitet, da er der Einzige war, den Anker Dahl hatte erreichen können, als es brannte.
Die Morgenbesprechung fand um 8.00 Uhr statt. Die Thermoskannen waren bereits von der Kantine gebracht worden und standen auf seinem neuen und wesentlich größeren Konferenztisch bereit.
Er befestigte die letzten Bilder aus der Rechtsmedizin an der Tafel und erwiderte Isabellas stilles Guten Morgen. Sie hatte heute frische Brötchen dabei. Der Tüte zufolge vom Backautomaten aus der Bäckerei im Føtex. Kurz darauf kam der neue Beamte, den er im Frühjahr eingestellt hatte. Weiblich, natürlich, und mit einem anderen ethnischen Hintergrund als dänisch, selbstverständlich. Seine Vision war eine Polizei mit der gleichen Zusammensetzung wie die Bevölkerung, wenn er einmal an der Spitze stehen und bestimmen würde. Nun konnte er mit seiner eigenen Abteilung anfangen, und da ihnen Mikkel Jensen fehlte, der nie zurückkommen würde, war es naheliegend gewesen, Yazmin Karami einzustellen, die sich von Anfang an als eine effiziente und dienstwillige Beamtin gezeigt hatte. Leider bewarben sich nicht viele Neudänen bei der Polizei, was Hafid Ahmed, dem Beamten mit marokkanischen Wurzeln, zufolge der Tatsache geschuldet war, dass die Polizei bei vielen Einwanderern und deren Nachkommen ein schlechtes Image hatte und es zu schwer für sie war, durch die sehr theoretische Ausbildung zu kommen, die zudem eine gymnasiale Vorausbildung und ein makelloses polizeiliches Führungszeugnis erforderte. Yazmin hatte es auch mehrfach versucht und war bei der Polizeischule durch die ersten Aufnahmeprüfungen gefallen, aber nach Verbesserungen einiger Fertigkeiten, gelang es ihr schließlich. Es war die Art strebsamer junger Leute, die er in der Abteilung brauchte - und im Korps.
„Wie ihr an der Tafel sehen könnt, war es nicht für alle ein festliches Pfingsten“, sagte er, während sich seine Beamten an den Tisch setzten. Anker Dahl blieb stehen und schenkte sich Kaffee ein, bevor er die Kanne weitergab und sich der Tafel zuwandte.
„Zwei junge Menschen wurden ermordet und wir müssen herausfinden, ob sie irgendwie miteinander in Verbindung standen. Niels hat mit Nachbarn und Zeugen gesprochen, aber an einem Pfingsttag gab es da nicht so viel zu holen.“ Er nickte Niels zu.
„Nein, es gab nicht viele, die aufgemacht haben und die, mit denen ich gesprochen habe, hatten nichts gesehen oder bemerkt, da sie entweder nicht zu Hause oder einfach nicht aufmerksam gewesen waren.“
„Das erste Opfer ist Zuzanna Johansen, 19 Jahre alt. Sie hat an der Universität Biologie studiert. Ihre Mutter hat sie um die Mittagszeit tot im Bett gefunden und den Hausarzt gerufen, der es zunächst für einen Herzstillstand hielt. Aufgrund der Umstände war er sich hinsichtlich der Diagnose trotzdem so unsicher, dass er einen Rechtsmediziner hinzuzog. Natalie hat herausgefunden, dass die Todesursache ein vasovagaler Schock als Folge von Druck auf zwei tödliche Punkte im Hals war. Es gibt keine Einbruchsspuren, daher wird angenommen, dass Zuzanna ihren Mörder selbst in die Wohnung ließ. Das Fenster war offen, aber die Kriminaltechniker fanden keine Spur davon, dass jemand auf diesem Weg hineingekommen ist. Nur die Katze der Ermordeten. Wir müssen sie finden. Eine weiße Hauskatze, würde ich vermuten, obwohl ich nicht besonders viel von Katzen verstehe. Ich hatte sie in den Händen, aber sie ist mir entwischt, woraufhin ich bemerkte, dass ich Blut an den Händen hatte. Ich habe es an einem Taschentuch abgewischt, keinem gebrauchtem natürlich, und es den Kriminaltechnikern gegeben. Wir warten auf das Ergebnis. Das Opfer hatte kein Blut an sich. Vielleicht stammt es von der Katze, es kann aber auch das des Mörders sein. Wenn das der Fall ist, war die Katze in der Nähe des Täters und es gibt vielleicht weitere Spuren an ihr.“
Er bekam mit, dass Blicke und Lächeln ausgetauscht wurden, als er ihnen den Rücken zuwandte und die Information auf die Tafel schrieb. Selbstverständlich hatten sie die Kratzer an seinen Armen und Händen bemerkt.
„Das andere Opfer ist Frederik Valbæk. Zwei Jahre älter als Zuzanna Johansen und arbeitslos. Die Todesursache ist ein tödlicher Messerstich ins Herz, aber zuerst wurde die gleiche Tötungsmethode wie beim ersten Opfer versucht, was der Rechtsmedizinerin zufolge misslungen ist, woraufhin das Messer benutzt wurde. So ist die Reihenfolge nach ihrer Einschätzung. Der Mord soll frühmorgens stattgefunden haben, die Rechtsmedizinerin meint, so gegen drei oder vier. Beide Opfer wurden in ihren Betten gefunden. Beide lagen da, als ob sie schliefen.“
„Wurden so hingelegt“, schob Niels ein und Anker Dahl nickte.
„Genau. Auf den ersten Blick sahen sie nicht wie tote Menschen aus, sondern wie tief und fest schlafende. Ihrer Kleidung nach zu urteilen, waren sie bereits ins Bett gegangen, als der Täter sie besuchte.
„Was kann das über den Täter aussagen? Dass er die Opfer kennt, vielleicht? Ist es Fürsorge?“, überlegte Yazmin.
„Das ist es, was wir aufklären müssen“, antwortete Anker Dahl.
„Ist es ein sexuelles Motiv?“, fragte Kim Ansager.
Anker Dahl und Niels schüttelten beide den Kopf.
„Nein, es gibt keinerlei Anzeichen für einen wie auch immer gearteten sexuellen Übergriff. Das Motiv ist unbekannt. Wenn die Rechtsmedizinerin recht damit hat, dass es der gleiche Täter ist, dann hat er - oder sie - zuerst Frederik Valbæk im Fjældevænget und anschließend Zuzanna Johansen in der Lundbyesgade getötet.“
„Kann die Reihenfolge etwas zu bedeuten haben? Ich meine die Lage. Vielleicht kann es uns verraten, woher er kam. Vielleicht wohnt er in Aarhus West und ist ins Zentrum gefahren, um auch Zuzanna zu töten, aber wieso?“ Kim bekam keine Antwort auf seine Frage.
„Zu der Zeit, zu der beide Morde stattfanden, war es ja hell. Irgendjemand muss doch irgendetwas gesehen haben“, meinte Yazmin.
Anker Dahl nickte.
„Haben die Kriminaltechniker auch nichts gefunden?“, fragte Isabella. Sie war mittlerweile wieder halbwegs auf dem Damm, aber dass sie es momentan nicht leicht hatte, war deutlich an ihrem Gesicht abzulesen, das einen verhärmten Ausdruck bekommen hatte.
„Sie haben Fingerabdrücke in der