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nach Veigadaña 19 km

      Veigadaña nach Arcade 19 km

      Arcade nach Portela 23 km

      Portela nach Valga 21 km

      Valga nach Teo 20 km

      Teo nach Santiago 15 km

      Gesamt 224 km

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      Die Karte zeigt den offiziellen Weg des Caminho Português da Costa von Porto nach Santiago de Compostela.

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      Wie konnte das passieren?

      Alles fing damit an, dass ich 2007 nach einer schweren Krebserkrankung den Entschluss gefasst hatte, zu pilgern. Ich wollte immer schon mal eine Pilgerreise machen und so kam mir der Tumor gerade recht. Nur so richtig mit dem Thema beschäftigt hatte ich mich vorher nie. In meiner Naivität wollte ich nach Jerusalem pilgern. Laut Google Maps mit einer Entfernung von etwas mehr als 4000 Kilometern auch locker in einer Zeit von 826 Stunden machbar. Ruhepausen nicht mit eingerechnet.

      Mein damaliger Zustand ließ dies natürlich nicht zu. Ich war viel zu geschwächt und hatte fortlaufend das Bedürfnis, zu schlafen, auch ohne dass eine Chemotherapie durchgeführt wurde. Als Erstes musste ich also wieder richtig gesund und belastbar werden. Und ich musste die zu laufende Strecke reduzieren. Umziehen nach Israel kam nicht infrage, denn der tägliche Weg zur Arbeit wäre zu weit gewesen und die Technik der Wissenschaft war noch nicht so weit, dass ich mich dorthin hätte beamen können. Ich brauchte eine andere Lösung beziehungsweise einen anderen Weg. Nach langen Recherchen stand meine Route dann fest.

      Überraschung! Von Wuppertal über Köln nach Aachen. Das waren 160 Kilometer und die waren in sieben Tagen für mich in meiner Verfassung gut zu schaffen. „Eine Woche fürs Pilgern kann ich locker im Laufe des Jahres entbehren“, dachte ich.

      Es gab in den folgenden Jahren aber immer irgendetwas, das mich daran hinderte, loszulaufen. Wichtige Termine auf der Arbeit, Urlaubsplanung mit der Familie, Urlaubsplanung mit Freunden, Arbeiten am eigenen Haus und im Garten und leider auch Nachsorgetermine. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich tief im Innern auch Angst vor dieser körperlichen Herausforderung hatte, 160 Kilometer zu Fuß zu laufen. Und so dauerte es tatsächlich bis zum Herbst 2016, bis die Pilgertour im Detail geplant und gebucht war.

      Aber ganz anders, als ich es mir 2007 vorgestellt hatte ...

      *

      Gute Planung ist die halbe Miete

      Eigentlich war Pilgern im Jahr 2017 wieder kein Thema. Denn bei meiner Tochter Melina stand das Abitur an und vor dem Studienbeginn sollte noch ein gemeinsamer Familienurlaub gemacht werden. Meine Frau Sabine und ich hatten dabei ein Auge auf Island geworfen. Melina war hellauf begeistert, als sie von dem nicht alltäglichen Reiseziel erfuhr. Aber bei der Feinplanung des Urlaubs stellte ich leider sehr schnell fest, dass die Kosten für eine Woche Island unser komplettes Jahresbudget für alle Urlaube sprengen würde.

      Nur ein Beispiel: Um auf Island mit dem Leihwagen nicht nur auf befestigten Straßen fahren zu dürfen, sondern auch auf Schotterpisten, muss man ein Allradfahrzeug mieten. Und diese Vehikel kosten für sieben Tage fast 600 Euro. Auch weitere Kosten wie Unterkunft und Verpflegung waren laut Statistischem Bundesamt 2017 in Island mit einem Abstand von 62,5 Prozent gegenüber den Kosten in Deutschland – noch vor Norwegen (45,9 Prozent) und der Schweiz (38,7 Prozent) – am höchsten.

      Also nicht nach Island.

      Nur wohin stattdessen?

      Mehr aus Spaß warf ich ein, dass wir auch pilgern könnten. In den Blicken meiner Frau las ich alles andere als Begeisterung. Aber Melina war sofort Feuer und Flamme. Jedenfalls so lange, bis ich Wuppertal ins Spiel brachte.

      Später am Abend kam Sabine auf mich zu und erklärte mir, dass sie die Idee mit dem gemeinsamen Pilgern von Melina und mir grundsätzlich für eine gute Sache halten würde, aber ob es nicht auch andere Wege gäbe, die für Melina interessant wären. Sie wäre bereit, dafür auf den gemeinsamen Sommerurlaub zu verzichten.

      Jetzt könnte man glauben, das Buch gleitet ein bisschen in die Sparte Science-Fiction ab, aber genauso ist es passiert.

      Na ja, fast.

      Eine Bedingung gab es dann doch: eine Woche Strandurlaub auf Mallorca. Mitte September. Nur wir zwei. Jackpot! Natürlich willigte ich ein, jetzt musste nur noch eine andere Pilgerroute her.

      Die Wahl fiel dann, nach tagelanger Recherche im Internet, auf den Caminho Português da Costa. Ein mit 240 Kilometern Länge in zwölf Tagen machbares Ziel. Hinzu kam, dass wir in Porto starten und an der Küste entlanglaufen konnten. Die perfekte Tour für uns. Der Zeitraum der Reise, von Anfang bis Mitte Juli, war auch recht schnell durch Ausschlussverfahren gefunden. Denn berücksichtigt werden mussten der Praktikumsbeginn von Melina, der Urlaub der Kollegen und die Kosten der Flüge. Diese buchten wir direkt im Herbst 2016 online: Hinflug von Köln nach Porto und zurück von Santiago de Compostela über Barcelona nach Düsseldorf.

      Jetzt galt es, sich auf einschlägigen Internetseiten in Sachen Pilgern schlauzumachen: Was brauchte man alles? Was musste man für die Reise wissen.

      Es fing an mit den Basics. Der richtig passende Rucksack und die passenden Wanderschuhe mussten gekauft werden. Socken, Shirts und Unterwäsche aus Merinowolle kannte ich bis dato überhaupt nicht, wurden jedoch auf einer Homepage empfohlen. Der Preis schreckte zwar erst ab, aber die Anschaffung lohnte sich, denn die Wäsche, die nicht roch, wenn sie vollgeschwitzt war, trocknete sehr schnell. Na ja, nach drei Tagen bei 30 Grad sollte sie aber trotzdem gewaschen werden.

      Für die genaue Routenplanung, inklusive der Unterkünfte, sollte uns, neben dem gelben Reiseführer von Reimund Joos, ein kleines Blättchen mit dem Namen Herbergen und Etappenorte des Caminho Português vom Freundeskreis der Jakobuspilger behilflich sein, welches wir bei der Onlineorder des Pilgerpasses gleich mitbestellt hatten. Die Übernachtungen in Porto und in Santiago de Compostela wurden dann auch von uns direkt übers Internet gebucht. So standen Start- und Zielpunkt fest. Ein Tag war als Puffer eingeplant für Dinge, die wir nicht vorhersehen konnten. Das alles sollte die Voraussetzungen für ein entspanntes, nicht zu kräftezehrendes Pilgern schaffen.

      Nun kam meiner Ansicht nach der schwierigste Teil der Vorbereitung. Welches Equipment war unverzichtbar auf unserer Reise und welche Dinge, die wir gerne benutzten, mussten zu Hause bleiben? Wo schränkten wir uns ein? Wir hatten ja keinen Vier-Doppelrollen-Trolley mit 110 Liter Volumen dabei.

      Die Erfahrungsberichte und Packlisten von anderen Pilgern haben uns auf jeden Fall etwas bei der Vorauswahl geholfen. An so etwas wie Hirschhorntalg, eine Creme, die Blasen an den Füßen und wunde Stellen verhindern soll, hätte ich nie gedacht.

      Natürlich mussten auch individuelle Dinge beachtet werden. Ohne mein Taschenmesser ging gar nichts. Das bedeutete aber auch, der Rucksack konnte nicht als Handgepäck aufgegeben werden. Wäre ohnehin grenzwertig von den Maßen her gewesen. Wichtig war es auf jeden Fall, das Gewicht im Auge zu behalten, denn je schwerer die Last, desto anstrengender das Laufen.

      Ich habe jedes Teil einzeln ausgewogen. Das hört sich im ersten Moment total bescheuert an – und meine Familie hat mich zu dem Zeitpunkt auch für bescheuert gehalten – aber die Summe der einzelnen Gewichte addierte sich ruckzuck in für den Rücken sehr schmerzhafte Regionen. Sandalen, die ich zuerst mitnehmen wollte, wogen zum Beispiel fast 800 Gramm. Getauscht gegen Crocs, diese neumodischen Plastikschuhe, die nur 300 Gramm wiegen, machte gleich ein halbes Kilo weniger Last. Das wusste ich aber beim Packen noch nicht. Nur, dass die Sandalen mit einem Anteil von zehn Prozent am Gesamtgewicht zu schwer waren. Also musste ich zur Auswahl des Schuhwerks mit dem idealen Gewicht zwangsläufig die Kofferwaage mit ins Schuhgeschäft nehmen. Als ich die ersten Schuhe ausgewogen hatte,

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