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»verfeinerte Analyse in Hinsicht auf ihre Wünschbarkeit« rechtfertigten, waren zum Beispiel die Steuerung der Subventionspolitik für die Bauern, die Entwicklung eines wettbewerbsfähigeren Agrarsektors auf europäischer Ebene, die Verbesserung der Handelsbilanz auf dem Gebiet der Frischprodukte ... Ich blätterte den Bericht rasch durch, wobei ich die komischsten Sätze mit Bleistift unterstrich. Zum Beispiel: »Das strategische Niveau besteht in der Realisierung eines globalen Informationssystems, das durch die Integration heterogen gestreuter Subsysteme zu erstellen ist.« Oder: »Dringend nötig scheint die Durchsetzung eines kanonischen Beziehungsmodells, das mittelfristig zu einer objektorientierten Datenbank führen wird.« Schließlich kam eine Sekretärin, um mir zu sagen, dass die Sitzung länger dauern werde und ihr Chef heute leider keine Zeit mehr für mich hätte. Ich bin also nach Hause gefahren. Wenn mein Monatsgehalt kommt, werde ich mir ins Fäustchen lachen.

      In der Metro-Station Sèvres-Babylone habe ich ein merkwürdiges Graffito gesehen: »Gott wollte Ungleichheit, nicht Ungerechtigkeit«, verkündete die Inschrift. Ich fragte mich, wer die Person war, die so gut über die Absicht Gottes Bescheid wusste.

      Acht

      Am Wochenende verkehre ich in der Regel mit niemandem. Ich bleibe zu Hause, räume ein wenig auf, kultiviere eine kleine Depression.

      Diesen Samstag aber, zwischen zwanzig und dreiundzwanzig Uhr, steht Mitmenschlichkeit auf dem Programm. Ich gehe mit einem Freund, der Pfarrer ist, in ein mexikanisches Restaurant essen. Das Restaurant ist gut; kein Problem in dieser Hinsicht. Aber ist mein Freund noch mein Freund?

      Wir haben zusammen studiert. Damals waren wir zwanzig: Blüte der Jugend. Jetzt sind wir dreißig. Nachdem er sein Ingenieursdiplom bekommen hatte, ging er ins Priesterseminar. Er hat umgesattelt. Heute ist er Pfarrer in Vitry. Keine leichte Gemeinde.

      Ich esse einen Maisfladen mit roten Bohnen und Jean-Pierre Buvet redet über Sexualität. Seiner Meinung nach ist das angebliche Interesse unserer Gesellschaft für die Erotik (in Werbung, Zeitschriften, überhaupt in den Massenmedien) völlig gekünstelt. In Wirklichkeit langweilt das Thema die meisten Leute sehr bald; doch sie behaupten das Gegenteil – eine bizarre, umgekehrte Heuchelei.

      Er kommt nun zu seiner These. Unsere Zivilisation, sagt er, leidet an vitaler Erschöpfung. Im Jahrhundert Ludwigs XIV., als der Lebenshunger groß war, legte die offizielle Kultur den Akzent auf die Verleugnung der Lüste und des Fleisches. Sie erinnerte unablässig daran, dass das irdische Leben nur unvollkommene Freuden biete und Gott die einzig wahre Quelle des Glücks sei. Ein solcher Diskurs, versichert er mir, würde heute nicht mehr akzeptiert. Wir brauchen Abenteuer und Erotik, denn wir müssen uns ständig einreden, das Leben sei wunderbar und erregend; und natürlich haben wir genau daran so unsere Zweifel.

      Mein Eindruck ist, dass er mich für ein Musterbeispiel dieser vitalen Erschöpfung hält. Keine Sexualität, kein Ehrgeiz, keine großen Zerstreuungen. Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Ich habe den Eindruck, dass alle so sind. Ich halte mich für einen normalen Menschen. Vielleicht nicht bis ins letzte Detail, aber wer ist schon ein ganz normaler Mensch, na? Sagen wir, ich bin zu achtzig Prozent normal.

      Um etwas zu sagen, wende ich ein, dass heutzutage jedermann zwangsläufig irgendwann in seinem Leben glaubt, gescheitert zu sein. In diesem Punkt sind wir derselben Meinung.

      Das Gespräch kommt ins Stocken. Ich stochere in meinen kandierten Vermicelli herum. Er rät mir, zu Gott zurückzukehren oder eine Psychoanalyse zu machen; die Nähe der beiden Begriffe lässt mich zusammenfahren. Er hakt nach, er interessiert sich für meinen Fall; anscheinend glaubt er, dass es mir dreckig geht. Ich bin allein, viel zu sehr allein. Er meint, das sei nicht natürlich.

      Wir trinken einen Schnaps; er legt seine Karten auf den Tisch. Seiner Meinung nach ist Jesus die Lösung; Jesus, die Quelle des Lebens. Eines reichen und lebendigen Lebens. »Du musst deine göttliche Natur akzeptieren!«, ruft er aus; vom Nebentisch schauen sie zu uns herüber. Ich fühle mich ein wenig erschöpft; mir scheint, wir sind in eine Sackgasse geraten. Für alle Fälle setze ich ein Lächeln auf. Ich habe nicht viele Freunde und will diesen hier nicht verlieren. »Du musst deine göttliche Natur akzeptieren ...«, wiederholt er, jetzt mit leiserer Stimme. Ich verspreche, dass ich mich bemühen werde. Ich füge ein paar Sätze hinzu und versuche, einen Konsens herzustellen.

      Danach ein Kaffee und ab nach Hause. Eigentlich ein angenehmer Abend.

      Neun

      Sechs Personen sitzen jetzt an einem recht hübschen ovalen Tisch, wahrscheinlich ein Mahagoni-Imitat. Die dunkelgrünen Vorhänge sind zugezogen; man fühlt sich wie in einem kleinen Salon. Ich ahne plötzlich, dass die Konferenz den ganzen Vormittag dauern wird.

      Der erste Vertreter des Landwirtschaftsministeriums hat blaue Augen. Er ist jung, trägt eine kleine runde Brille, noch vor Kurzem muss er Student gewesen sein. Trotz seiner jungen Jahre macht er einen überaus seriösen Eindruck. Den ganzen Vormittag kritzelt er Notizen, manchmal in den unerwartetsten Augenblicken. Es handelt sich offenbar um einen Chef oder wenigstens um einen zukünftigen Chef.

      Der zweite Vertreter des Ministeriums ist ein Mann mittleren Alters, mit Bartkrause wie die strengen Hauslehrer der Fünf Freunde. Er scheint starken Einfluss auf Catherine Lechardoy auszuüben, die neben ihm sitzt. Ein typischer Theoretiker. In jeder seiner Stellungnahmen betont er eindringlich die Bedeutung der Methodologie; letztlich sind es immer nur Aufforderungen zum Nachdenken vor dem Handeln. In diesem Fall verstehe ich nicht, warum: Die Software ist gekauft, das Nachdenken erübrigt sich – aber das sage ich nicht laut. Ich spüre sofort, dass er mich nicht leiden kann. Wie seine Zuneigung gewinnen? Ich beschließe, ihm mehrmals an diesem Vormittag lebhaft zuzustimmen und dabei einen leicht blöden Ausdruck der Bewunderung aufzusetzen, als würde er mir ungeahnt überraschende, weitgespannte Perspektiven der Weisheit eröffnen. Daraus müsste er normalerweise den Schluss ziehen, dass ich ein junger Mann guten Willens bin, bereit, unter seinem Kommando in die richtige Richtung zu marschieren.

      Der dritte Vertreter des Ministeriums ist Catherine Lechardoy. Die Arme schaut ein wenig traurig drein heute Morgen; der Kampfgeist vom letzten Mal scheint sie verlassen zu haben. Ihr hässliches Gesichtchen ist ganz griesgrämig; sie putzt in regelmäßigen Abständen ihre Brille. Ich frage mich sogar, ob sie nicht geweint hat. Ich kann mir gut vorstellen, wie sie in Schluchzen ausbricht, wenn sie sich morgens anzieht, allein und verlassen in ihrem Zimmerchen.

      Der vierte Vertreter des Ministeriums ist die Karikatur eines Agrarsozialisten: Er trägt Stiefel und Parka, als ob er gerade von einer Expedition aufs Land zurückgekommen wäre; er hat einen dichten Bart und raucht Pfeife; ich möchte nicht sein Sohn sein. Vor ihm liegt demonstrativ ein Buch mit dem Titel »Käseerzeugung und neue Techniken«. Ich begreife nicht, wozu er hier ist, denn offensichtlich hat er keine Ahnung vom Thema, um das es geht; vielleicht ein Vertreter der Basis. Wie dem auch sei, er scheint sich das Ziel gesetzt zu haben, die Atmosphäre zu verschlechtern und einen Konflikt zu provozieren, indem er wiederholt die »Nutzlosigkeit solcher Konferenzen, die zu nichts führen«, anprangert oder sich über die Computerprogramme auslässt, »über die in einem Ministerialbüro entschieden wird und die doch niemals den realen Bedürfnissen der Kollegen vor Ort entsprechen«.

      Ihm gegenüber sitzt ein Typ aus meiner Firma, der unermüdlich auf seine Einwände antwortet – meiner Meinung nach ziemlich ungeschickt – und dabei so tut, als sei er der Meinung, der andere würde absichtlich übertreiben oder mache bloß Witze. Er ist einer meiner Vorgesetzten; ich glaube, er heißt Norbert Lejailly. Ich hatte nicht gewusst, dass er da sein würde, und ich kann nicht sagen, dass mich seine Anwesenheit besonders erfreut. Dieser Mann hat exakt das Aussehen und das Benehmen eines Schweins. Er ergreift jede sich bietende Gelegenheit, lange und schmierig zu lachen. Wenn er nicht lacht, reibt er seine Hände langsam aneinander. Er ist dick, um nicht zu sagen fett, und seine Selbstgefälligkeit, die sich auf keinerlei Fundamente stützen kann, empfinde ich gewöhnlich als unerträglich. Heute Morgen aber fühle ich mich wirklich ziemlich gut, zweimal lache ich sogar mit ihm, als Echo auf seine Bonmots.

      Im Lauf des Vormittags zeigt sich sporadisch eine siebte Person, um die ehrwürdige Versammlung ein wenig aufzuheitern. Es handelt sich um den Leiter der EDV-Studienabteilung

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