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      Über Harros Gesicht zuckt es.

      »Und Harro, wenn du dein Wort –«

      »Nichts davon, Vater!« Aus seinen Augen schießen stählerne Blitze. Aber der Fürst ist schon vorübergangen, und nun setzt sich alles langsam in Bewegung.

      Einen Augenblick steht noch Rosmarie mit Harro neben dem Herrn Stiftsprediger.

      »Ich danke Ihnen so sehr, ich danke Ihnen ja so viel, und heute war es wieder wie damals, als ich bei Ihnen lernen durfte.«

      »Das habe ich auch nicht vergessen, Durchlaucht. Gott geleite Sie und Ihren Herrn Gemahl!«

      »Und denken Sie nicht, daß ich alles vergessen hätte. Ich habe immer Heimweh, und ich werde es immer haben!«

      Und dann trennt sie ein Blick des Fürsten, und der Herr Stiftsprediger kann mit dem wunderlich feinen Wort seiner besten Schülerin nach Hause gehen.

      Harro fragt sie: »Wonach hast du Heimweh, Holdseligste?«

      Aber eine Antwort wird ihm nicht.

      Rosmarie geht nun neben dem Fürsten und senkt ihr schönes bekränztes Haupt tief herab zu ihrer Stiefmutter, die sagt: »Ich werde mit dir hinübergehen, der Fürst wünscht es. Ich habe dir etwas zu geben.«

      Und als nun Harro im Vorsaal Rosmaries Hand ergreift und mit ihr in den Prinzessinnengang verschwindet, da rauscht es sofort hinter ihnen mit hartem klirrendem Rauschen. Die Fürstin kommt hinter ihnen her. Harro läßt fast instinktiv Rosmaries Hand sinken.

      »Vater dirigierte uns hierher.« »Und mich auch,« stößt die Fürstin mit eigentümlich heiserer Stimme hervor. »Es gehört zu den heiligen Braunecker Riten, daß die Mutter mit der Tochter verschwinde. Also... Nun, wir werden es kurz machen.«

      Rosmaries Hände werden eiskalt und ihre Augen dunkel, sie greift fast blindlings nach Harros Hand und zieht ihn mit sich in das runde Zimmer.

      »Ich denke, du machst jetzt Toilette, Rosmarie.«

      »Das will ich tun, und Harro kann ja so lange auf den Lindenstamm gehen.«

      »Ich bin gehorsam wie ein Lamm und tue den ganzen Tag nur, was man mir sagt. Soll ich mich jetzt hinausbegeben?«

      Aber Rosmarie hält ihn fest, er fühlt, wie sie bebt, an dem Wallen ihres Schleiers. Einen Augenblick kreuzen sich die Blicke der Damen, wie blitzende kleine Dolche gegen ein breites leuchtendes Schwert. Dann zuckt die Fürstin die Achseln.

      »Ich soll dir dies geben.« Und sie nestelt an der Tiara auf ihrem Haupte.

      Dem Thorsteiner wird es sehr unbehaglich. Er hat ein Gefühl, als ob er einem Duell beiwohne, bei dem die Gegner unsichtbar aufeinander stechen. Die Fürstin legt die Tiara mit den großen herrlichen Steinen auf den Tisch mit einem Ruck, der ihnen noch einmal ein wildes Feuer entlockt.

      »O Mama, ich bitte dich, tu das nicht! Ich liebe die Steine gar nicht, sie blitzen mir zu sehr. Sie passen so viel besser zu dir. Behalte sie, Mama! Es ist nicht recht, daß ich sie habe und du nicht. Du bist die Fürstin. Ich bitte dich darum, Mama.«

      »Das kann unmöglich dein Ernst sein, Rosmarie, du wirst es morgen nicht wahr haben wollen... Harro, das Kind meint, man finde solche Steine am Wege.«

      »Es ist Rosmaries Sache,« sagte Harro, »und ich glaube nicht, daß sie etwas zurücknehmen wird, was sie einmal getan.«

      Rosmarie ergriff mit scheuen Händen das Diadem und hielt es ihrer Mutter hin: »Ich bitte dich, sage Vater, daß ich dich sehr gebeten habe, es zu behalten, und daß ich meine, es gehöre der Fürstin. Harro, ich brauche das niemals.« »Ich werde dir nie etwas darein reden, was du mit deinen Sachen tust,« sagte Harro sehr gemessen.

      Die Fürstin lacht hart auf: »Du bist ein Närrchen.« Und griff nach dem Schmuck, ohne Rosmaries Hand zu berühren.

      »Und nun denke ich, habe ich meinen Mutterpflichten genügt. Rosmarie, wenn du dies vor deinem Vater nicht vertrittst!«

      »Aber Mama, das werde ich doch nicht tun. Ich schreibe ihm morgen früh gleich ein Billett und sage ihm, wie sehr ich dich gebeten hatte.«

      »Denn schließlich ist es nicht mehr als billig. Du hast als Malersfrau wirklich keine Verwendung dafür. Und nun leb wohl. Gott! nach Thorstein hinüber – da ist wirklich kein tragischer Abschied nötig.«

      Sie nickte noch, Harro riß ihr die Türe auf, und sie rauschte hinaus, ihre Beute in der Hand.

      Kaum war sie verschwunden, so warf sich Rosmarie an ihres Mannes Hals: »O Harro, daß du bei mir bliebst, daß du nicht hinausgingst auf den Lindenstamm...«

      »Aber Liebste, was ist dir denn, du zitterst. Was war denn das für ein stummes Spiel vor meinen Augen?«

      »Harro, ich weiß nicht. Ich fühlte – nein Harro, du brauchst es mir nicht zu glauben! Ich bin eine Närrin. Ich glaube, ich habe mich noch einmal losgekauft!«

      »Du bist so furchtbar erregt! Wovon hast du dich denn losgekauft? Mußtest du ihr denn deiner Mutter Schmuck nachwerfen? Gedankt hat sie dir nur mit etwas, das von Ihr als Beleidigung gedacht war. Ich weiß ja, du nimmst die Malersfrau nicht so auf.«

      »Rede nicht mehr davon – kein Wort, Harro – ich habe mir etwas eingebildet, gewiß nur eingebildet... du sagst ja immer, ich sei so phantasiereich. Und brauche ich denn Diamanten, du weißt, ich liebe sie nicht!«

      »Erregt bist du, Seele. Und nun müssen wir ja vernünftig werden. Heute! Sehr weise und vernünftige Leute! Und nun laß dich ansehen. Sie haben mir ja kaum Zeit dazu gelassen. »So sieht eine Braut aus!«

      »Deine Braut, Harro!«

      Er hielt sie vor sich in seinen Armen und sah, wie die Erregung und die Angst von vorhin schwand, und wie eine leise Seligkeit von ihrem Herzen aufstieg und ihren Rosenschein auf ihre Wangen warf.

      »Deine Braut, Harro –«

      Aber Harro schwieg nur und seine sonnenhaften Augen sogen das schöne Bild ein.

      Draußen auf den Steinplatten sanken in trockenem Rauschen die Goldblätter von der Linde.

      Ein leises Klopfen: »Der Wagen, Durchlaucht.«

      Rosmarie machte sich sanft los. »Nun, Harro, gehst du auf den Lindenstamm, ich werde gleich fertig sein.«

      Er nahm ihr mit sanften Händen den Kranz vom Haupte und den Schleier: »Frische Kränze gibt es immer wieder. Und den Schleier nimmst du mit.«

      »Aber Harro, den trägt man doch nur einmal.«

      »Schwanenjungfrauen auch öfters, Rosmarie.«

      Und Harro ging auf den Lindenstamm hinaus.

      Die Sonne ging eben unter, als die junge Gräfin von Thorstein durch die Pforte fuhr, die der strahlende Märt ihnen aufriß. Die weißen Tauben kreisten in schönen Flügen um den Bergfried, und die Sonne lag als goldenes Feuer in den Scheiben des Hauses Thorstein.

      Der alte Brunnen sang leise vor sich hin, weit offen standen die Tore der Halle, aus denen düstergoldiges Funkeln drang. Hand in Hand überschritten sie die Schwelle der neuen Heimat.

      »Es ist so feierlich, Harro, und ich meine, ich träume!«

      »Mir ist's auch fremder geworden – was ich mir selbst doch erdacht, nun all das Geräusch des Handwerks fort ist. Und du hättest es mit deinem weißen Kleid und Schleier weihen sollen. Dann wäre es erst ein Fest geworden. Aber nun komm in den Schmollwinkel. Und gestatte – hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein –, daß ich diesen Bratenrock, dies Knechtshabit, von mir werfe.«

      »Ja, Lieber, und wenn du willst, so ziehe den Lodenrock mit den Hirschhornknöpfen an, wenn du ihn noch hast.«

      »Ganz so schlimm werde ich es nicht machen. Und nun noch eins. Die Tanten werden bald kommen. Sie wollten nicht, die guten Seelen; ich mußte sie mit List dazu kriegen. Sie werden in Brauneck in den Wagen steigen in der Meinung,

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