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HIER MÖCHTE MAN PUPPE SEIN

      Sie sitzen auf Stühlen, eng aneinandergeschmiegt, sie treten dem Besucher aufrecht gegenüber, hübsch gekleidet, mit Hut oder Schleifchen im Haar und kleinen Schuhen an den Füßen. Ihr Blick ist offen, mal Schmollmund, mal spielt ein leichtes Lächeln um ihre Lippen. Manche wirken kindlich, andere wiederum haben Charakterköpfe, auf denen das Leben seine Spuren hinterlassen hat. Wer bisher dachte, Puppen seien Kinderspielzeug, wird in Gertraud Stadlers kleinem Laden in Schwabing eines Besseren belehrt. Zu ihr kommen Kenner, Liebhaber und Sammler von weither. Und natürlich Menschen, die ärztliche Hilfe für ihre Lieblinge suchen: Ob der Teddy nun einen Arm oder die Puppe einen Finger verloren hat oder ihr die Haare ausgehen – Frau Stadler findet immer die richtige Therapie.

      Puppenstube Galerie Gertraud Stadler · Mo–Fr 11–18 Uhr · Luisenstr. 68 · Schwabing Tel. 089/272 32 67 · Haltestelle: U Josephsplatz

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       KAFFEEPAUSE IN DER ANTIKE

       Wahre Genießer, die in Schwabing oder der Maxvorstadt leben, besitzen eine Jahreskarte. Nicht für die Pinakotheken oder die Museen am Königsplatz – das Lenbachhaus, die Staatliche Antikensammlung und die Glyptothek – nein, für ein Café, das man nur mit Eintrittskarte besuchen darf.

      Den Obolus von einem Euro entrichten Sie aus Versicherungsgründen, das Café liegt in der frisch renovierten Glyptothek, und dort können Sie Antipasti oder köstliche Engadiner Walnussschnitten mit Blick auf antike Statuen genießen. Der Innenhof ist im Sommer ideal für eine Kaffeepause: Ruhe, Sonne, an den Wänden rankendes Weinlaub. München sei die nördlichste Stadt Italiens, sagt man, und das zu glauben, fällt hier nicht schwer.

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       Im Sommer wird der Innenhof der Glyptothek zur Bühne: Seit über 30 Jahren führt Gunnar Petersen mit seiner Truppe humorvoll modernisierte Stücke mit antikem Bezug auf.

      Es war Ludwig I., der das südliche Flair an die Isar brachte. Nach einer Italienreise 1804/1805 begann er, Antiken zu sammeln, sehr zum Unmut seines Vaters Maximilian: »Mein verrückter Sohn will … wieder Geld ausgeben um altes Zeug zu kaufen. Und er hofft, dadurch Griechen und Römer aus dieser Rasse von Bierbäuchen zu machen.« Auch die Bevölkerung zeigte wenig Verständnis, als Ludwig I. 1816 Leo von Klenze beauftragte, einen tempelartigen Bau auf der grünen Wiese vor der Stadt zu errichten – die Münchner nannten ihn »das närrische Kronprinzenhaus«. Dabei hätten sie sich freuen sollen: Die Glyptothek war das erste für antike und zeitgenössische Plastiken errichtete Museumsgebäude in Deutschland, das für die Öffentlichkeit zugänglich war. Und die Sammlung, die Ludwig zusammentrug, beinhaltet grandiose Exponate wie den Barberinischen Faun (um 200 v. Chr.), bei dessen Betrachtung man allerdings Maximilians Skepsis teilen möchte. Zwischen der Rasse von Bierbäuchen und dem Waschbrettbauch des antiken Jünglings liegen Welten.

      Café in der Glyptothek · Di–So 10–17, Do 10–20 Uhr · Königsplatz 3 · Maxvorstadt Tel. 089/28 80 83 80 · Haltestelle: U Königsplatz

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       DER HIMMEL HÄNGT VOLLER LÜSTER

       Hier muss niemand zur Vorsicht mahnen, obwohl so viel Kostbares auf engstem Raum steht, das eine dumme Handbewegung unwiederbringlich zerstören würde. Aber die Schritte werden automatisch klein, der Atem geht ruhig, Uhren ticken, ein Brunnen plätschert, unzählige alte Lüster glitzern.

      Schon die Spiegelgalerie in der Hofeinfahrt wird Sie an Märchen erinnern, in denen geheimnisvolle Gestalten durchs Glas treten und Zeit und Raum wechseln. Und das passiert tatsächlich, wenn Sie die steile Treppe hinuntersteigen ins Reich von Manfred Wambsganss. Vermutlich wähnen Sie sich im Keller eines alten Schlosses, wo die Herrschaft gelagert hat, was gerade keinen Platz gefunden hat in den Salons: Bilder, Büsten, Tische, Kristalllüster, Sessel, Spiegel, Statuen, Kerzenhalter, Tafelsilber, Porzellan, Gläser, Gemälde, Bilderrahmen, Teppiche, Schmuck …

      Die 300 Quadratmeter Fläche der Kunst Oase scheinen jedenfalls angefüllt bis zum Anschlag, aber es herrscht keine Unordnung, wie sie in Lagerkellern üblich ist. Alles ist sorgsam arrangiert und liebevoll präsentiert, Sie werden schnell merken, dass Inhaber Manfred Wambsganss Architektur studiert hat und mit Räumen umgehen kann. Er ist auch gelernter Kunstmaler und hat die Kunst Oase 1984 eigentlich als Galerie eröffnet. Aber dann kamen immer mehr Kunden, die sich für die Gegenstände interessierten, mit denen Wambsganss den Schauraum wohnlich gestaltet hatte.

      Auch wenn Sie hier manch Skurriles finden, dies ist kein Trödelladen oder permanenter Flohmarkt. Das Angebot reicht von preiswerten kleinen Geschenken bis zu hochwertigen Antiquitäten, und wenn jemand nur kommt, um zu schauen, den musealen Charakter des Ladens zu genießen und mit dem Besitzer zu plaudern – der freundliche grauhaarige Mann drängt niemanden zum Kauf.

      Kunst Oase · Mo–Fr 9–19.30, Sa 9–18.30 Uhr · Hohenzollernstr. 58 · Tel. 089/39 68 75 Schwabing · Haltestelle: Tram 27/28 Kurfürstenplatz

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       AUF DEN HUND GEKOMMEN

      Wenn die Münchner Zamperl ihre Frauchen und Herrchen in den Englischen Garten führen, haben sie das Ziel klar vor den Nasen: »Mini-Hofbräuhaus«. Denn das trägt nicht umsonst den Titel Hundebiergarten. Hier können die Vierbeiner machen, was sie so lieben: spielen, toben oder entspannt in der Sonne liegen. Mit dem beruhigenden Gefühl, dass ihre Menschen gut aufgehoben sind. Denn auch die tun, was sie am liebsten machen: ein Bier trinken und über ihr Lieblingsthema reden – Hunde. Wie klug, süß und einzigartig sie sind. Sind Sie auch Hundehalter? Dann können Sie ja ein Wörtchen mitreden. Hund muss nur aufpassen. Wenn der Wirt ruft, dass der Schweinsbraten fertig ist, dann schnell an den Tisch und alle Tricks einsetzen, damit was abfällt vom Menschenessen.

      »Mini-Hofbräuhaus« · Mo–So 10–22 Uhr · Gyßlingstr. 59 · Schwabing/Englischer Garten Haltestelle: U Nordfriedhof (15 Minuten zu Fuß)

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       TRINKEN – MAL NICHT GEGEN DEN DURST

      Es ist schon seltsam: Am Chinaturm sitzen die Menschen und gießen literweise Bier in sich hinein, und rund einen Kilometer entfernt müssen Sie wiederum eine Stunde warten, bis eine Tasse Tee serviert wird. Das liegt nicht etwa am schlechten Service im »Japanischen Teehaus«, es handelt sich um eine Zeremonie, die ein Teemeister nach strengen Regeln durchführt. Reinheit, Ästhetik, Einklang mit der Natur, Meditation – mit dem »Teeweg« verbindet sich eine Philosophie. Dass das »Japanische Teehaus« relativ unbekannt ist, liegt wohl daran, dass die mit »Oans, zwoa, drei – g’suffa!« sozialisierten Münchner lieber den direkten Weg zum Getränk nehmen. Und dass es ein wenig versteckt liegt: Sie finden es hinter dem Haus der Kunst.

      »Japanisches Teehaus« · Prinzregentenstr. 1 · Tel. 089/22 43 19 · April–Okt. jedes 2. Wochenende im Monat:

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