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Mahlzeiten zu sich.

      Dies war der strahlende Beginn einer Beziehung gewesen, die seit neunzehn Jahren Bestand hatte, wenngleich sie nicht frei von Tiefschlägen und Enttäuschungen war. Denn in Patriks Vergangenheit hatte es eine Reihe von Frauen gegeben, die gelegentlich, vor allem in den ersten Jahren, wieder auf der Bildfläche erschienen, und auch sie musste die Erfahrung machen, dass er unzuverlässig und untreu sein konnte. Nein, er zeigte sich nicht gerade widerstandsfähig, wenn es um Frauen ging. Sie hatte getobt und ihn verflucht, bis sie glaubte, den Kelch der Eifersucht bis zur Neige geleert zu haben. Inzwischen behauptete Patrik immerhin, dass sein gewaltiger Lebenshunger vorwiegend von geistigen Dingen befriedigt wurde. In seine dunkelblonde Mähne und seinen Bart hatten sich graue Strähnen gemischt. Er sprach weniger, und sein einst so provozierender Blick hatte sich mehr nach innen gewandt. Wenn sie auch nicht so recht an seine Enthaltsamkeit glauben mochte, wusste sie doch, dass die Versuchungen seltener waren als früher, und sie war immer noch vernarrt in ihn.

      Katharina warf einen Blick auf die Uhr, die über dem Kühlschrank hing, und sprang auf. Sie musste sich beeilen. Nach einer Katzenwäsche und hastigem Ankleiden eilte sie ins Atelier, wo die Installation des Kaminofens schon weit fortgeschritten war.

      »Ich muss los«, sagte sie.

      Patrik stand vom Boden auf und zeigte ihr seine Handflächen, die zu schmutzig für Zärtlichkeiten waren. Stattdessen schlang er die Arme um sie und küsste sie auf den Hals.

      »Wir sind bald fertig. Willst du, dass ich was Bestimmtes tue, bis du wieder zu Hause bist?«

      Sie machte sich lachend frei und fühlte sich plötzlich wie befreit.

      »Ja, ich will, dass du endlich das verdammte Tor reparierst. Denk dir eine gute Ausrede aus, wenn das nachher immer noch nicht erledigt ist.«

      Kalle Svanberg schüttelte sein schlohweißes Haupt.

      »Ich denke, dir bleibt keine andere Wahl«, sagte er.

      »Du kennst Katharina nicht«, entgegnete Patrik. »Sie liebt meine fantasievollen Ausreden und wäre nur enttäuscht, wenn ich einfach das Tor reparierte.«

      Katharina ließ sie stehen und ging zum Auto.

      4

      Dienstag, 25. April

      Als das Telefon klingelte, schaltete Katharina den Staubsauger aus, den sie in einem plötzlichen Anfall von Tatendrang hervorgeholt hatte.

      »Hallo, hier ist Roffe.«

      »Das ist aber eine Überraschung. Wir haben ja lange nichts von dir gehört. Wo hast du gesteckt?«

      »Na ja, so lange war’s auch wieder nicht. Ihr wart doch erst neulich zum Abendessen bei mir, wann war das noch gleich ...?«

      »Das war Mitte Februar, und seitdem haben wir mehrmals vergeblich versucht, dich hierher zu kriegen, wie du eigentlich wissen solltest. Also entweder hast du eine Frau kennen gelernt, die deinen Erwartungen entspricht, oder du bist völlig abgestumpft und hockst nur noch vor der Glotze.«

      Roffe seufzte unüberhörbar. »Okay, ich habe wirklich eine Frau kennen gelernt, und Gott sei Dank entspricht sie nicht meinen Erwartungen. Sie ist viel aufregender. Aber mehr sage ich dazu nicht, schließlich haben wir uns erst zweimal gesehen. Für irgendwelche voreiligen Schlüsse ist es viel zu früh.«

      Katharina unterdrückte mit Mühe ihre Neugier.

      »Welche voreiligen Schlüsse? Du hörst dich wirklich wie ein Polizist an. Aber vielleicht kannst du uns ja sagen, ob wir uns Hoffnungen machen dürfen, sie irgendwann mal kennen zu lernen.«

      »Nein, kann ich nicht.«

      »Wann sehen wir dich?«

      »Wenn ich hier aus dem Gröbsten raus bin, komme ich euch besuchen. Im Moment ertrinke ich in Arbeit.«

      »Das war noch nie anders bei dir. Leitest du eigentlich die Ermittlungen im Fall der Leiche, die in der Jauchegrube gefunden wurde?«

      »Ja, natürlich, wer sonst? Alles wird auf meinen Schultern abgeladen ... Du, ich hab’s eilig. Ich wollte nur schnell ein paar Sachen mit PM besprechen. Ist er zu Hause?«

      »Wäre er zu Hause, würde er wahrscheinlich schlafen, aber er ist gestern Abend nach Stockholm gefahren.«

      »Er ist in Stockholm? Was tut er da?«

      »Ich weiß nicht genau. Hoffentlich verdient er ein bisschen Geld.«

      »Geht es um eine neue Ausstellung?«

      »Nein, so rosig sieht’s leider nicht aus. Er hätte auch gar nicht genügend Bilder dafür. Ich glaube, es geht eher um alte Geschäfte. Du weißt schon, diese Katastrophe mit Axel Hemberg.«

      »Herrgott, hat er die Sache immer noch nicht aufgegeben? Axel ist doch nicht plötzlich wieder aufgetaucht?«

      »Nein, aber Patrik hat Kontakt zu einem Typen aufgenommen, der ihm vielleicht helfen kann, an einen Teil des Geldes ranzukommen. Frag mich nicht, wie. Patrik hat kein Wort verraten, ehe er losfuhr. Vermutlich will er nicht, dass ich mir allzu große Hoffnungen mache. Jedenfalls kommt er morgen nach Hause. Er will heute Abend den Nachtzug nehmen.«

      »Dann wird er also morgen früh da sein? Du arbeitest doch sicher, oder?«

      »Ja, er bleibt einfach in der Stadt, bis ich fertig bin. Dann fahren wir gemeinsam nach Hause.«

      »Das passt doch ausgezeichnet. Sag ihm bitte, dass er bei mir auf dem Präsidium vorbeischauen soll. Ich muss etwas Wichtiges mit ihm besprechen. So um elf herum wäre am besten.«

      Katharina hätte ihn gern gefragt, um was es ging, aber sein geschäftiger Ton hielt sie davon ab.

      »Ich werde es ihm sagen. Und du kommst uns bald besuchen, versprochen?«

      »Versprochen.«

      Mit einem mulmigen Gefühl nahm sie den Staubsauger wieder in Betrieb.

      5

      Mittwoch, 26. April

      Katharina stapelte gerade liegen gelassene Bücher auf ihrem Rollwagen, als Ulla vorbeikam.

      »Dein Mann sitzt im Zeitschriftenraum und schläft«, sagte sie.

      Katharina lachte. »Ich weiß. Er ist mit dem Nachtzug aus Stockholm gekommen und fährt nachher mit mir nach Hause. Ich werde ihn gleich wecken.«

      »Ach, lass doch. Er sieht so friedlich aus und verbreitet eine so ruhige Atmosphäre. Er ist sicher todmüde, wenn er die ganze Nacht im Zug gesessen hat.«

      »Ich muss aber. Er hat um elf eine Verabredung. Ich habe versprochen, ihn zu wecken.«

      Die Neugier leuchtete aus Ullas Augen, und Katharina ahnte, dass ihre Kollegin fieberhaft nach einem Vorwand suchte, um sie unauffällig auszuhorchen. Doch Ulla fiel nichts anderes ein als: »Aha, er war in Stockholm?«

      »Ja«, entgegnete Katharina kurz angebunden und konzentrierte sich auf die Bücher.

      Ulla gab auf und ging weiter, während Katharina die Bücher in die Regale einsortierte. Sie war bedrückt. Vermutlich hatte Patrik in Stockholm kein Glück gehabt. Unmittelbar nachdem die Bibliothek geöffnet hatte, war er mit diesem gehetzten Blick, den sie nicht ausstehen konnte, zur Tür hereingestürmt. Als sie ihn fragte, wie es gelaufen sei, hatte er nur mit den Schultern gezuckt, und als sie von Roffe erzählte, hatte er verärgert das Gesicht verzogen. Sie fragte sich, was Roffe von ihm wollte. Er hatte sich am Telefon ziemlich reserviert angehört.

      Die Mutlosigkeit, die Patrik am Morgen ausgestrahlt hatte, kannte sie sehr genau. Würde das ganze Elend wieder von vorn beginnen? Dabei hatte sie so sehr gehofft, dass diese leidige Geschichte für immer der Vergangenheit angehörte.

      Das Geld an sich war nicht das Hauptproblem. Patrik war in dieser Hinsicht relativ gleichgültig. Bis zu einem gewissen Grad akzeptierte er dessen Notwendigkeit, machte aber kein Aufhebens darum. Es ging ihm auch

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