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durchzogen, die es zu einer ziemlichen Herausforderung machen, irgendetwas zu entziffern. Das Wenige, was ich auf den ersten Blick erkennen konnte, ist anscheinend eine Erzählung. Ob Lord Gleinleigh damit recht hat, es die »verlorene Geschichte der drakoneischen Zivilisation« zu nennen, kann ich ohne weitere Untersuchungen nicht sagen, aber es ist fraglos ein atemberaubender Fund.

      Und bei einem solchen Mann völlig verschwendet.

      Allerdings gibt es Hoffnung! Angesichts dessen, wie widerwillig Gleinleigh war, mich die Tafeln sehen zu lassen, dachte ich, ich müsste Monate damit verbringen, ihn zu überreden, sie übersetzen und veröffentlichen zu lassen. Aber offenbar ist ihm bewusst, dass sich in fünf Jahren niemand mehr darum scheren wird, was er gefunden hat, außer man weiß, was da steht, denn er schlug vor, sie zu übersetzen, bevor ich dies überhaupt ansprechen konnte. Noch dazu habe ich ihn überzeugt, dass die Würde seines uralten Namens verlangt, dass man diesen Tafeln die größtmögliche Sorgfalt und Aufmerksamkeit widmet. Deine Gedanken schweifen schon in eine bestimmte Richtung, da bin ich sicher, aber ich möchte dich überraschen, indem ich dich zwei Generationen weiter lenke: Ich denke, wir sollten Audrey Camherst rekrutieren.

      Meiner Meinung nach ist sie, was Kenntnisse in der drakoneischen Sprache angeht, ihrem Großvater locker ebenbürtig. Darüber hinaus hat sie den Vorteil ihres Geschlechts. Du hast selbst gesagt, dass Lord Gleinleigh jeden Mann, der in seine Nähe kommt, entweder als Untertan oder Bedrohung für sein eigenes Prestige betrachtet, was uns zu dieser Gelegenheit beides nicht gut dienen würde. Miss Camherst wird ihn, weil sie eine Frau ist, nicht zu solchen Überlegenheitsdarstellungen provozieren. Und wenn er doch versucht, mit seiner Bedeutung aufzutrumpfen – tja, Audrey kann den Namen ihrer Großmutter als Waffe und Schild gleichsam führen. Dadurch, dass die Aufmerksamkeit ihrer Familie sich derzeit darauf konzentriert, den Kongress in Falchester nächsten Winter vorzubereiten, bezweifle ich, dass ihr Großvater die Zeit und Sorgfalt aufbringen könnte, die diese Aufgabe verlangt, aber Audrey würde die Chance ergreifen.

      Ich habe sie noch nicht bei Lord Gleinleigh empfohlen, weil ich denke, dass die Dame eine gewisse Warnung verdient, bevor ich ihn an ihrer Türschwelle auftauchen lasse. Aber wenn du kein starkes Gegenargument hast, habe ich vor, ihr so bald wie möglich zu schreiben. Die Welt lechzt danach zu sehen, was jene Tafeln zu sagen haben, und wir sollten sie nicht warten lassen.

       Dein Freund

       Simeon

       Aus dem Tagebuch von Audrey Camherst

       4. Pluvis

      Bin heute auf Lord Gleinleighs Landsitz angekommen, in einem sintflutartigen Platzregen, der mich im kurzen Intervall zwischen Motorwagen und Tür in einen begossenen Pudel verwandelt hat. Wäre nicht passiert, wenn sein Diener den gesunden Menschenverstand besäße, einen Regenschirm im Wagen zu haben. Schlechter Service? Oder Berechnung von Lord Gleinleighs Seite? Ich weiß, dass Simeon nicht glaubt, dass der Graf es für nötig halten wird, sich vor mir aufzuplustern, weil ich kein Mann bin, aber überzeugt bin ich nicht. Mein Eindruck, der zugegeben bisher auf einer kurzen Bekanntschaft basiert, ist, dass er überaus erfreut ist, dass die Enkelin von Lady Trent höchstpersönlich diesen ganzen Weg gekommen ist, um sich seine Tafeln anzusehen – aber nach dem, was Alan laut Simeon gesagt hat, kann ich mich nur fragen, ob er befürchtet, dass die Geschichten bald alle von mir statt von ihm handeln werden. Mich patschnass werden zu lassen, ist vielleicht seine Art, mich in die Schranken zu weisen.

      Wenn in die Schranken gewiesen zu werden der Eintrittspreis ist, um die Tafeln zu sehen, werde ich ihn bezahlen. Nach dem, was ich über ihn höre, ist es Lord Gleinleighs übliche Gewohnheit, über seinen Fund zu wachen wie eine Drachenmutter, die ihre Eier ausbrütet. (Warum benutzen wir immer noch diese Analogie, obwohl Großmama klargestellt hat, dass die meisten von ihnen nicht brüten?) Es ist ein echtes Wunder, dass er begierig darauf ist, seinen neuen Fund veröffentlicht zu sehen, und ich kann nicht ganz darauf vertrauen, dass er es sich nicht anders überlegen wird. Falls er das tut … Tja, ich bin mir nicht zu fein dafür, Kopien meiner Papiere hinauszuschmuggeln und auf die Konsequenzen zu pfeifen. Papa wird mich schon rausboxen, da bin ich mir sicher. Dann kann ich für die Presse ganz tragisch und fest entschlossen aussehen, was sie mir aus der Hand fressen werden.

      Lord Gleinleigh war schockiert, als er mich gesehen hat, und ich glaube nicht, dass es daran lag, wie durchnässt ich war. Die Leute neigen dazu, zu vergessen, wer meine Mutter ist, obwohl alles über unsere Familie Schlagzeilen macht. Sie erwarten, dass ich wie eine Scirländerin aussehe, und sind immer überrascht, wenn ich das nicht tue.

      Aber er hatte sich schnell wieder im Griff, so viel gestehe ich ihm zu. »Miss Camherst«, sagte er mit der angemessenen Höflichkeit. »Willkommen auf Stokesley. Es tut mir leid, dass Ihre Reise so erschöpfend war.«

      »Da draußen ist es wie im Monsun«, sagte ich, während ich stetig auf seinen Marmorboden triefte. »Aber das ist in Ordnung. Ich wäre die ganze Strecke hierher geschwommen, wenn das nötig gewesen wäre. Wann kann ich anfangen?«

      Das schockierte ihn erneut. »Mit den … Mein liebes Fräulein, Sie sind gerade erst angekommen! Ich würde nicht davon träumen, Sie so bald an die Arbeit zu schicken.«

      Es geht mir immer gegen den Strich, wenn mich jemand »Fräulein« nennt. Ich bin dreiundzwanzig und eine erwachsene Frau. Aber wahrscheinlich bleibe ich in aller Augen ein Fräulein, bis ich grauhaarig oder verheiratet bin. »Sie schicken mich nicht an die Arbeit«, sagte ich. »Das mache ich selbst. Wirklich, ich kann es nicht erwarten, die Tafeln zu sehen. Geben Sie mir nur ein Handtuch, um mich abzutrocknen …«

      Natürlich verschwendete ich meinen Atem. Zuerst musste man mir mein Zimmer zeigen. Dann bestand Lord Gleinleighs Hausmädchen darauf, ein Bad einzulassen, und sagte, dass ich bis auf die Knochen ausgekühlt sein müsse. Was ich tatsächlich war, aber es störte mich nicht. Ich trocknete mich ab und warf dann zufällig einen Blick in einen Spiegel und stellte fest, dass mein Haar in alle Richtungen stand, wie es das bei feuchtem Wetter tut. Das Hausmädchen wollte das für mich in Ordnung bringen, aber es war offensichtlich, dass sie nicht die geringste Ahnung hatte, wie sie meine Mähne zähmen sollte. Ich steckte sie selbst hoch, zog trockene Kleidung an und marschierte wieder hinaus, auf der Suche nach meinem Gastgeber und dem Zweck meiner Anwesenheit.

      Nur dass er mich natürlich erst durch die Familienbehausung führen musste, bloß damit er mit seiner Sammlung prahlen konnte. Der Mann hat keinen Geschmack! Und auch überhaupt keinen Sinn für Ordnung. Er hat nichäische Friese um Fresken aus Coyahuaca gestopft und eine monströse Riesenvase aus Yelang davorgestellt, sodass man kaum sehen kann, was dahinter ist. Und die drakoneischen Antiquitäten … Ich glaube nicht, dass er weiß oder sich darum schert, dass er Wandmalereien aus Schlüpfkammern hat, die auf eine Weise eine Gedenkstele überragen, die das antike Volk entsetzt hätte. Aber Simeon hat mich gewarnt, also habe ich wie erwartet »Ohhh« und »Ahhh« gemacht und nur das Gesicht verzogen, wenn er mir den Rücken zudrehte.

      Schließlich kamen wir zum Geschäftlichen. Lord Gleinleigh sagte: »Ich sollte Ihnen erklären, Miss Camherst, dass ich einige Bedingungen für diese Unternehmung habe. Wenn diese für Sie akzeptabel sind, dann dürfen Sie morgen mit der Arbeit anfangen.«

      Kein Wunder, dass er mir die Tafeln noch nicht gezeigt hatte. Wohlgemerkt, er hätte den Anstand besitzen können, mich über diese »Bedingungen« zu informieren, bevor ich den ganzen Weg hier heraus gekommen bin … aber Lord Gleinleigh ist kein völliger Idiot. Er wusste, dass es viel schwieriger würde, mich zu weigern, wenn ich im gleichen Gebäude wie die Tafeln wäre, nur durch wenige dünne Mauern von diesen getrennt. »Ich würde mich freuen, Ihre Bedingungen zu hören«, sagte ich so höflich zu ihm, wie ich konnte.

      »Sie sind nicht belastend«, versprach er mir. »Die Erste ist, dass ich verlange, dass Sie hier arbeiten, statt die Tafeln anderswo hinzubringen. Ich werde als Teil Ihrer Entlohnung natürlich ein Zimmer und Verpflegung stellen, so lange Sie brauchen, und Arrangements treffen, dass Ihre

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