Скачать книгу

      Die Prämienhöhe von Versicherungsrisiken hängt von mehreren Variablen ab. Generell wird nicht jedes Risiko gleich abgegolten. Es gibt Risiken, für die eine höhere Prämie pro versicherte Einheit bezahlt werden muss als für andere. Diese „teureren“ Risiken brauchen eine höhere Kapitalausstattung als „günstigere“. Die höheren Kapitalintensitäten sind in der Schadenerfahrung und der Schadenwahrscheinlichkeit sowie im relativ hohen Anteil der versicherten Summen solcher Risiken im Vergleich zum Gesamt-Portfolio begründet.

      So ist z.B. ein zu versicherndes Hurrikanrisiko in Miami viel teurer als ein Erdbebenrisiko in einem abgelegenen, dünnbesiedelten Gebiet mit wenig Wertekonzentration im mittleren Westen der USA. Diese Prämiendifferenz lässt sich v.a. bei handelbaren Katastrophenanleihen, die unterschiedliche Risiken abdecken, gut verfolgen.

      Aufgrund der relativ tiefen, durch Naturkatastrophen verursachten, versicherten Schäden und dem Niedrigzinsumfeld als Folge der Finanzkrise 2008 konnten Erst- und Rückversicherer ihre Kapitalbasis stärken. Dies und die Tatsache, dass der ILS-Markt in der Periode stark gewachsen ist, führte zu einem Überangebot an verfügbarer traditioneller und alternativer Versicherungskapazität, was sich wiederum in tieferen Prämien pro versicherter Einheit widerspiegelt. Niedrigere Prämien führen logischerweise zu tieferen Renditen für ILS-Investoren (Abbildung 3). Die Wechselwirkung von Angebot und Nachfrage führt zu Prämienschwankungen.

      Abbildung 3 stellt den Rückversicherungszyklus über einen Zeitraum von 30 Jahren dar.

      Abbildung 3: Guy-Carpenter-Property-Catastrophe-ROL-Index (1990 bis 2020)

holliger_graphic-003.jpg

      Quelle: https://www.artemis.bm/global-property-cat-rate-on-line-index/, Zugriff: 30.09.2020; dieser Index zeigt die Veränderung der Prämien in US-Dollar für Katastrophenversicherungen im Jahresvergleich. Alle Datenpunkte beziehen sich auf den 01.01. des jeweiligen Jahres

      Der Verlauf der Renditeentwicklung ist in Abbildung 4 gut ersichtlich. Die aufgezeigten ILS-Renditen reflektieren den von Swiss Re zusammengestellten Index für handelbare Katastrophenanleihen im Vergleich zu anderen Anlageklassen.

      Abbildung 4: Renditen im Vergleich

holliger_graphic-004.jpg

      Quelle: Bloomberg, Swiss Re, Lane Financial LLC. Left hand chart updated monthly: Swiss Re Global Cat Bond TR index, S&P 500 and BofA Merrill Lynch Global High Yield Index, as of 30 September 2019; right hand chart updated quarterly: Lane Financial LLC All Cat ILS market spreads, BofA Merrill Lynch Global High Yield OAS, BofA Merrill Lynch Global Broad Market Corporate OAS, as of 30 September 2019; investors cannot invest directly in any index

      Im Gegensatz zu Staats- oder Unternehmensanleihen ist der Investor bei ILS nicht direkt dem Ausfallrisiko des Sponsors der Transaktion (üblicherweise ein Erstversicherer) ausgesetzt. Bei einer ILS-Struktur ist eine Einzelzweckgesellschaft (SPV (Abbildung 2) oder eine ähnliche Struktur) der Sponsor der Transaktion und nicht der Emittent. Diese SPV-Struktur gehört nicht zum Konsolidierungskreis des Erstversicherers (Deckungskäufer) und ist somit nicht dem Insolvenzrisiko des Sponsors ausgesetzt.

      Das Wertpapierdepot, das durch den SPV gestellt wird, sieht zwar den Erstversicherer als Begünstigten vor, jedoch ausschließlich im Schadenfall. Ansonsten wird das Vermögen, das sich im Wertpapierdepot befindet, dazu benutzt, bei Verfall oder Fälligkeit der ILS die Einlage an die Investoren zurückzuzahlen. Der Kapitalmarktinvestor ist gegen die Insolvenz des Erstversicherers dahingehend geschützt, dass bei Nichtzahlen der Versicherungsprämie durch den Erstversicherer die Deckung erlischt und das Kapital im Collateral Account dem Anleger zurückbezahlt wird. Findet jedoch ein unter dem Risikotransfer gedecktes Ereignis statt, kann der Anleger sein eingesetztes Kapital ganz oder teilweise verlieren.

      Die Nutzung eines SPV bei einer ILS ermöglicht den versicherungstechnischen Risikotransfer von Versicherungsnehmer zum SPV und kann die entsprechenden Risiken aus der Bilanz nehmen.

      Wie Abschnitt 1 erwähnt, wurden als Reaktion auf Kapazitätsengpässe nach Hurrikan Andrew erstmals Naturkatastrophenrisiken außerhalb des traditionellen Versicherungsmarktes platziert. Die weltweit erste ILS-Transaktion (Kover Limited) wurde für Hannover Rück als Deckungskäufer strukturiert und Anfang 1994 mit Hilfe von Insurance Linked Notes im Rahmen einer Privatplatzierung erfolgreich an Kapitalmarktinvestoren verkauft. Bei dieser Transaktion wurde ein Teil des Portfolios der Hannover Rück (globale Naturkatastrophenrisiken unter Ausschluss von US-Risiken) durch eine besondere Deckungsstruktur im Schadenfall abgesichert.

      Abbildung 5: Abgedeckte Naturkatastrophenrisiken

holliger_graphic-005.jpg

      Quelle: Schroder Secquaero, Weltkarte nur zu Illustrationszwecken

Скачать книгу