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Irgendwann findet alles seine Verwendung.“

      Sogar auf der Straße bückte er sich, wenn er etwas liegen sah, das jemand weggeworfen hatte, und hob es auf. Eines Tages, als er mit mir vom Garten zum Haus ging, fand er einen Fahrradgriff und hob ihn auf. Ich fragte ihn: „Was willst du mit einem Fahrradgriff?“

      Er sagte: „Ich werde es dir zeigen.“ Ich ging mit ihm, und in seinem Badezimmer hatte er ein fast komplettes Fahrrad – nur ein paar Teile fehlten noch. Er sagte: „Die Teile habe ich alle auf der Straße gefunden. Ich nehme sie mit und setze sie zusammen. Jetzt fehlen nur noch ein paar Stücke. Es gibt noch keine Kette, keinen Sitz, aber die bekomme ich auch noch! Eines Tages wird sie jemand wegwerfen. Ich habe noch ein langes Leben vor mir, und es schadet doch niemandem? Sieht doch gut aus in meinem Badezimmer!“

      Habgier bedeutet einfach, dass du eine tiefe Leere in dir fühlst und sie mit irgendetwas füllen willst – egal was es ist. Wenn du das einmal verstanden hast, musst du wegen deiner Habgier nichts unternehmen. Du musst nur etwas unternehmen, um mit dem Ganzen in Einklang zu kommen, dann verschwindet die innere Leere. Wenn das geschieht, verschwindet alle Habgier.

      Das heißt aber nicht, dass du anfängst, nackt zu leben. Es heißt nur, dass du nicht mehr dafür lebst, lediglich Dinge anzuhäufen. Immer wenn du etwas brauchst, kannst du es dir besorgen. Es gibt Verrückte auf der ganzen Welt, die alles Mögliche sammeln. Manch einer sammelt Geld, obwohl er es nie verwendet. Das ist sonderbar. Die Dinge sind dazu da, dass man sie verwendet. Wenn man sie nicht verwendet, braucht man sie nicht.

      Diese Situation kann alle möglichen Formen annehmen: Die Leute essen, auch wenn sie gar keinen Hunger haben; trotzdem stopfen sie ständig etwas in sich hinein. Obwohl sie wissen, dass es ihnen Probleme bringt, dass es sie krank macht, dass es sie sie dick macht – aber sie können nicht anders. So zu essen ist ebenfalls ein Versuch, die Leere zu füllen. Man kann also auf vielerlei Arten versuchen, die Leere zu füllen, aber sie verschwindet nie. Sie bleibt leer, und du bleibst unglücklich, denn es ist nie genug. Immer ist noch mehr nötig, und dieses „Mehr“ und das Verlangen danach gehen endlos weiter.

      Ich sehe Habgier nicht als Begierde, sondern als existenzielle Krankheit: Du bist nicht im Einklang mit dem Ganzen. Aber nur, wenn du mit dem Ganzen in Einklang kommst, kannst du gesund und heil werden. Wenn du mit dem Ganzen in Einklang kommst, kann es dich sogar heilig machen. Interessanterweise stammen sowohl die Wörter „heil“ und „heilig“ aus derselben Wurzel; sie bedeuten, „ganz“ zu sein. Wenn du dich eins fühlst mit dem Ganzen, verschwindet die Habgier.

      Aber was haben die Religionen gemacht? Sie haben die Habgier als Begierde missverstanden und versucht, sie zu unterdrücken: „Sei nicht habgierig!“ Dann gehst du ins andere Extrem – in die Entsagung. Auf der einen Seite der Habgierige, der hortet – und auf der anderen Seite der Asket, der versucht, durch Entsagung die Habgier loszuwerden. Aber auch das geht endlos so weiter.

      Mahavira, der Meister der Jainas, konnte Gautama Buddha nicht als Erleuchteten anerkennen – allein deshalb, weil Buddha immerhin noch drei Garnituren von Kleidungsstücken besaß. Nur drei Garnituren von Kleidern, das absolut Notwendige! Eine Garnitur zum Tragen, eine ist in der Wäsche und die dritte dient als Reserve, falls die Wäsche einmal nicht rechtzeitig fertig wird oder noch nicht getrocknet ist, wenn es den ganzen Tag geregnet hat. Drei scheint man mindestens zu brauchen – ein kleiner Notfall, und die Reserve wird gebraucht. Mahavira war ein fanatischer Gegner der Habgier, und er trieb es ins Extrem: Er lebte völlig nackt. Buddha trug immer seine Bettelschale bei sich. Auch das konnte Mahavira nicht akzeptieren, weil selbst eine Bettelschale noch „Besitz“ ist, und nach Mahaviras Dafürhalten sollte ein Erleuchteter überhaupt nichts besitzen. Diese Bettelschale … sie ist aus einer Kokosnuss. Eine Kokosnuss wird in der Hälfte geteilt, das Fruchtfleisch entfernt, und so gewinnt man aus der Schale zwei Schüsseln. Die billigste Sache, die man sich vorstellen kann! Die Schalen werden sonst weggeworfen, sie sind nicht essbar. Eine solche Bettelschale als „Besitz“ zu bezeichnen, ist absurd.

      Wer in der Habgier eine Begierde sieht und fanatisch dagegen ist, für den wird alles zum „Besitz“. Mahavira lebte nackt, und anstelle der Bettelschale nahm er seine Hände und hielt sie wie eine Schale. Aber das war schwierig, denn beide Hände waren voll Essen und er musste essen wie ein Tier, denn er konnte seine Hände nicht zu Hilfe nehmen. Er musste das Essen direkt mit dem Mund aus der Schale seiner Hände holen.

      Alle Menschen auf dieser Welt essen im Sitzen. Mahavira hatte aber die Idee, dass man zu viel isst, wenn man im Sitzen isst. Deshalb verlangte er von seinen Mönchen, dass sie im Stehen essen sollten – nur im Stehen, mit dem Essen in Händen. Und nur so viel, wie sie auf einmal in beide Hände nehmen konnten – das war eine Mahlzeit. Sie mussten stehend essen, und alles musste zusammen gegessen werden – süß, salzig, ein einziger Mischmasch. Auf diese Weise wollte Mahavira das Essen geschmacklos machen, denn den Geschmack zu genießen bedeutete, den Körper zu genießen und damit die materielle Welt zu genießen.

      Für mich ist Habgier etwas völlig anderes als Begierde. Deshalb brauchst du gegen die Habgier nichts zu unternehmen. Verstehe einfach, welche Leere du damit zu füllen versuchst.

      Frage dich: „Warum bin ich leer? Die ganze Existenz ist eine solche Fülle – warum bin ich leer? Vielleicht habe ich den Anschluss verloren, bewege mich nicht mehr in der richtigen Richtung. Ich bin nicht mehr in Verbindung mit der Existenz. Das ist der Grund für meine Leere.“

      Verbinde dich mit der Existenz.

      Lass los und komme der Existenz näher durch Stille und Frieden, durch Meditation. Dann wirst du eines Tages erleben, dass du erfüllt bist – übervoll und überfließend vor Freude, Glückseligkeit, Gnade. Du hast so viel davon, dass du es mit der ganzen Welt teilen kannst und es sich dennoch nicht erschöpft. An diesem Tag wirst du zum ersten Mal keine Habgier mehr empfinden – nach Geld, Essen, Objekten, irgendwas.

      Du wirst leben – aber nicht mehr mit dieser ständigen Habgier, die nie befriedigt werden kann, einer Wunde, die nicht heilen kann. Du wirst auf natürliche Weise leben, und alles was du brauchst, wirst du finden.

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