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Black Heart - Die gesamte erste Staffel. Kim Leopold
Читать онлайн.Название Black Heart - Die gesamte erste Staffel
Год выпуска 0
isbn 9783958344129
Автор произведения Kim Leopold
Серия Black Heart - Die gesamte Staffel
Издательство Bookwire
Ihre Kleidung ist vollkommen ruiniert, ihr Gesicht und die Haare mit Schlamm und Ästen verkrustet. Aber das Schlimmste: Sie ist immer noch bewusstlos, also muss ich sie tragen.
An mir haftet zusätzlich das Blut vom Gestaltwandler. Ich habe zwar Wechselkleidung im Kofferraum, aber ein Blick in den Rückspiegel sagt mir, dass auch mein Gesicht ziemlich übel aussieht und eine gute Ladung Wasser und Seife vertragen kann.
Nie im Leben geben sie uns ein Zimmer, ohne die Polizei zu rufen. Ihr Puls ist schwach, und ich weiß nicht, ob sie verletzt ist. Außerdem muss sie dringend ins Warme.
Ich fahre mir nachdenklich durchs Gesicht. Mir fällt nur eine Möglichkeit ein. Aber die ist irre und wird nur funktionieren, wenn der Concierge nicht misstrauisch wird oder Louisa nicht zwischendurch aufwacht. Aber mir rennt die Zeit davon, um einen anderen Plan zu machen.
Entschlossen springe ich also aus dem Auto und hole meine Reisetasche aus dem Kofferraum, bevor ich Louisa aus dem Wagen hebe.
Mit ein paar wenigen Schritten stehe ich vor der Hoteltür, die zu so später Stunde bereits abgeschlossen ist. Ich drücke mit dem Ellbogen auf die Klingel. Zwei Minuten später kommt eine ältere Frau an die Tür und entdeckt uns. Sie weitet schockiert die Augen. Hastig schließt sie die Tür auf.
»Oh mein Gott.« Ihr Blick gleitet zu Louisa, die immer noch bewusstlos in meinem Arm liegt. »Ich kann sofort einen…«
»Nein, schon gut.« Ich schenke ihr das herzlichste Lächeln, das ich draufhabe. »Das ist alles nur Make-Up. Wir waren auf einer Kostümparty. Ich wollte Ihnen keine Angst einjagen.«
Die Frau fasst sich ans Herz, als würden meine Worte ihr eine ungeheure Last nehmen. »Ich habe schon gedacht, Sie wären verletzt. Das sind ja wirklich gute Kostüme.«
»Ja.« Ich lache. Selbst in meinen Ohren klingt das Lachen ziemlich hohl, doch sie merkt nichts. »Meine Freundin ist im Auto eingeschlafen. Eigentlich wollte ich uns noch nach Hause bringen, aber so müde, wie ich bin … Haben Sie noch ein Zimmer frei?«
»Natürlich.« Die Frau lächelt mich erleichtert an und schließt die Tür hinter uns wieder ab. »Sie sind ja ein vernünftiger junger Mann. Die meisten würden wohl weiterfahren, bis sie die Augen nicht mehr aufhalten können.«
»Ja, das würden sie wohl.« Ich folge ihr an die Rezeption. Mit Louisa auf dem Arm ist es schwierig, eine gefälschte Unterschrift auf das Papier zu setzen, aber irgendwie bekomme ich es tatsächlich hin.
Die Frau reicht mir einen Schlüssel und erklärt mir, wo ich das Zimmer finde. Ich schenke ihr noch ein Lächeln, dann trage ich Louisa zum Fahrstuhl.
Drinnen setze ich sie ächzend ab und pinne sie gegen die Wand, damit sie nicht zusammenbricht. »Allmählich könntest du mal wieder aufwachen. Du bist gar nicht so leicht, weißt du das eigentlich?«, frage ich sie und betrachte ihren Körper. Sie ist klein und kurvig, kein Vergleich zu einigen anderen Frauen, die aussehen wie ein Strich in der Landschaft. Irgendwie gefällt mir das.
Ich hoffe, sie erholt sich wieder.
Der Fahrstuhl kommt mit einem leisen Pling zum Halten. Die Türen öffnen sich, und ich trage sie auf den engen Flur. Auf dem Weg zum Zimmer stoße ich ihren Kopf aus Versehen an der Wand an. Ihr entweicht ein ersticktes Stöhnen.
»Entschuldige«, murmle ich und korrigiere ihre Position auf meinem Arm. Endlich erreiche ich das Zimmer und schließe die Tür auf.
Ich bringe sie sofort ins Badezimmer, damit unsere Kleidung nicht die ganze Einrichtung versaut. Im Badezimmer ist eine Wanne, in die ich heißes Wasser laufen lasse. Dann ziehe ich mein vollgeblutetes Hemd und die ruinierte Hose aus und werfe sie auf einen Haufen. Dass Gestaltwandler töten immer so eine Sauerei ist. Wieso kann ihr Blut nicht genauso verschwinden wie ihre Körper?
Sie wacht auf, als ich ihr gerade das Kleid ausziehen will.
»Nein, bitte«, murmelt sie und greift nach meinen Händen. Ihre Augen sind riesig und so blau, dass ich mich darin verlieren könnte.
»Ich tue dir nichts.« Ich gehe vor ihr in die Knie, um mit ihr auf einer Ebene zu sein. »Du erinnerst dich doch noch an mich, oder? Du bist in Sicherheit. Ich will dir helfen.«
»O-okay.« Sie nickt und schließt die Augen. Der Schock hat ihre Abwehr außer Gefecht gesetzt. Sie würde ihr Leben gerade jedem in die Hände legen, aber ich bin froh, dass es meine sind.
»Ich werde dir jetzt aus deiner Kleidung helfen und dich waschen. Wenn dir etwas nicht recht ist, sag es mir bitte.«
Sie nickt wieder und ich helfe ihr aus ihrer Kleidung, bis sie in Unterwäsche vor mir steht und sich von mir in die Badewanne helfen lässt. Ihre Haut sieht übel aus. Die Äste haben ihr die Arme und das Gesicht zerkratzt und sich in ihren langen Haaren verfangen.
Ich hole Seife und einen Waschlappen aus meiner Reisetasche. Zurück im Badezimmer, hat sie die Arme um ihren Oberkörper geschlungen und starrt zitternd an die gegenüberliegende Wand.
Ihr Anblick macht mir Angst, doch die versuche ich so gut wie möglich zu verdrängen, um sie nicht noch mehr zu beunruhigen. Ich wasche ihre Haare und bin erstaunt, wie lang sie sind, wenn sie von der Feuchtigkeit schwer werden. Ich wasche Finger für Finger, ihr Gesicht, ja, sogar ihre Ohren, bis ich das Gefühl habe, sie von all dem Horror dieser Nacht reingewaschen zu haben.
Befreit vom Schmutz stelle ich ein weiteres Mal fest, dass ihre blauen Augen nicht ihr einziges schönes Merkmal sind. Sie hat eine Stupsnase und wohl geformte Augenbrauen. Ihre vollen Lippen sind leicht bläulich gefärbt, und sie ist immer noch blass wie ein Gespenst, aber jetzt habe ich nicht mehr das Gefühl, dass sie mehr tot als lebendig ist.
»Ist dir kalt?«, frage ich. Sie nickt, also lasse ich noch ein bisschen heißes Wasser in die Wanne laufen. Mit dem Waschlappen schöpfe ich es über ihre nackten Schultern.
Nach dem Bad hat ihre Haut eine rosige Farbe. Es wirkt, als wäre die Kälte aus ihrem Körper verschwunden. Sie trägt den wärmsten Pullover, den ich in meiner Tasche finden konnte und eine meiner Trainingshosen, die ihr viel zu groß ist. Ich setze sie auf dem Bett ab, ziehe mir etwas Frisches an und rutsche hinter sie, um ihre Haare zu trocknen.
»Ich föhne dir jetzt die Haare, Louisa.«
»Okay.« Sie ist immer noch bei mir, aber die Verbesserung in ihrem Erscheinungsbild hat nicht auf ihre Psyche übergegriffen. Ihr Blick ist immer noch leer und nach innen gerichtet.
Ich stelle den Föhn an, weil ich nicht weiß, was ich noch zu ihr sagen kann. Es gibt nichts, womit ich ihr in diesem Moment helfen kann.
Ob ihre Magie noch an Kraft zunimmt? Wie lange wird es dauern, bis sie eine Gefahr für sich selbst ist – und für jeden anderen, der sich mit ihr in einem Raum befindet?
Allmählich sind ihre langen Locken einigermaßen trocken, so dass ich den Föhn abstelle und ihn beiseitelege. Louisa sitzt unheimlich still da und schaut auf einen Fleck an der gegenüberliegenden Wand.
Ich weiß nicht, was ich mit ihr machen soll. Zum ersten Mal in meinem Wächterleben bin ich überfordert mit einer Situation. Gestaltwandler, ja sogar mehrere davon, kann ich erledigen. Ich kann den Hexen erzählen, was sie wissen müssen. Ich kann ihnen beibringen, mit ihrer Magie umzugehen.
Aber auf menschlicher Ebene bin ich ein totaler Versager. Ich habe keinen blassen Schimmer, was ich sagen oder tun kann, um ihr die Erinnerung an diese Nacht zu nehmen oder ihr dabei zu helfen, schneller zu heilen. Das bin nicht ich. Für solche Dinge ist mein Bruder Ivan da. Er ist derjenige, der mit jedem Menschen umgehen kann. Er wüsste, was zu tun ist.
Ich stehe auf, um den Föhn wegzulegen.
»Alex?« Louisa sprechen zu hören, lässt mein Herz einen Hüpfer machen. Wenn sie neugierig ist, ist das gut. Das bedeutet, sie wird sich erholen. Ich drehe mich um.
»Ja?« Langsam gehe ich auf sie zu, dann sinke ich vor ihr auf die Knie, um nicht zu bedrohlich zu wirken.
»Warum