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Black Heart - Die gesamte erste Staffel. Kim Leopold
Читать онлайн.Название Black Heart - Die gesamte erste Staffel
Год выпуска 0
isbn 9783958344129
Автор произведения Kim Leopold
Серия Black Heart - Die gesamte Staffel
Издательство Bookwire
Mein Freund seufzt. Ich weiß, er hasst es, stundenlang einen Ort auszukundschaften, aber manchmal bleibt uns nichts anderes übrig. Ich bin mir sicher, dass es sich lohnen wird.
»Also gut.« Er gibt sich geschlagen. »Du bist der Boss.«
Zufrieden gebe ich ihm einen Klaps auf die Schulter und stehe auf, um nach einem Versteck für unsere Kleidung zu suchen. In einem halb offenen Raum werde ich fündig und lege meine Sachen in eine verborgene Nische.
Danach schließe ich die Augen und stelle mir eine schneeweiße Schleiereule vor. Einen Augenblick später verändert sich mein Blickfeld, und die Geräusche des Waldes werden lauter und leichter zu identifizieren. Ich stoße mich vom Boden ab und mit ein paar kräftigen Flügelschlägen bin ich in der Luft und kann auf die Ruine hinunterschauen.
Kapitel 9
Düsseldorf, 2018
Louisa von Stein
❤
»Also?«
Ich zucke zusammen, als Alexander neben mir auftaucht, und werfe ihm einen Blick zu. Er betrachtet mich abwartend.
»Also was?«, hake ich nach, nachdem ich meine Stimme wiedergefunden habe, und wende den Blick ab, um die festlich geschmückte Aula zu betrachten. Die Tanzfläche ist gut gefüllt, auf der Bühne hat ein DJ sein Pult aufgebaut. Neben der Bar befindet sich ein kleines Buffet mit Snacks und einer riesigen Schale Bowle. Von meinen Freunden weit und breit keine Spur.
»Tanzen wir?«
»Du willst mit mir tanzen?« Ich kann die Ungläubigkeit in meiner Stimme nicht verbergen. Alexander lacht leise. Findet er mich tatsächlich witzig?
»Warum sollte ich nicht mit dir tanzen wollen?«
Weil du mich komisch findest und ständig auslachst, will ich sagen. Aber stattdessen zucke ich mit den Schultern.
Einladend streckt er mir seine Hand entgegen.
»Also gut, ein Tanz wird mich schon nicht umbringen.« Er umfängt meine Hand beinahe zärtlich. Ich versuche, ihn nicht anzuschauen, während er mich durch die Menge auf die Tanzfläche führt. Der DJ legt ein langsameres Lied auf.
Oh Gott, das ist mein Tod, denke ich mit rasendem Herzen, als Alexander seine Hand auf meinen Rücken legt und mich dichter zu sich zieht. Ich folge seinen Schritten, habe keine Ahnung, welchen Tanz wir eigentlich tanzen, und bin einfach nur dankbar dafür, dass ich ihm nicht auf die Füße trete. Schon bald vergesse ich meine Sorgen und verliere mich in der Musik. Seinen heißen Atem in meinem Haar, die Sicherheit seiner Arme, die mich nach jeder Drehung auffangen, sein Lächeln, das mit jedem neuen Schritt breiter wird. Er wirbelt mich herum, schließt mich so eng in seine Arme, dass ich jede Kontur seines Körpers spüren kann. Ich lache mit ihm, außer Atem und – glücklich. Für ein paar Stunden kann ich tatsächlich die Sorgen meines Alltags vergessen.
Irgendwann lässt er mich zur Ruhe kommen. »Macht es dir Spaß? Es sieht zumindest so aus.«
»Wenn es so wäre, würde ich es dir nicht verraten«, erwidere ich mit einem breiten Grinsen.
Zur Antwort lacht er und dreht mich ein weiteres Mal. Doch bevor ich in seinen Armen landen kann, schiebt sich jemand zwischen uns.
»LOUISA!«
Erschrocken weiche ich vor der kleinen, quirligen Gestalt zurück, die sich zwischen uns gedrängt hat. Eleni dreht sich zu mir und stemmt beide Hände in die Hüften. In ihrem roten Kleid sieht sie aus wie der Teufel höchstpersönlich.
»Nächstes Mal kommst du gefälligst erst zu uns, bevor du dich mit ...« Sie betrachtet Alexander, der amüsiert eine Braue hochgezogen hat. »... einem heißen Typen auf der Tanzfläche vergnügst.«
Oh Gott, wie konnte ich meine Freunde vergessen? Schuldbewusst beiße ich mir auf die Lippe.
»Jetzt komm schon.« Sie zieht an meinem Arm. »Du auch«, weist sie Alexander an. »Es ist schon fast zwölf Uhr. Die Jungs liegen schon betrunken unter den Tischen, und alle warten darauf, dass wir mit dir anstoßen können.«
»Zwölf Uhr?«, frage ich ungläubig und suche die Wand der Aula nach der großen Uhr ab. Tatsächlich. Nur noch zwanzig Minuten, dann bin ich endlich achtzehn. »Meine Güte, ich hab’ nicht gemerkt, dass es schon so spät ist.«
Eleni grinst mir vielsagend zu. Zur Antwort rolle ich mit den Augen. Sie soll nicht glauben, dass zwischen Alexander und mir etwas läuft. Bloß nicht!
❤
Wir sitzen zusammen an einem der Tische, eng zusammengedrängt, weil wir so viele sind. Alexanders Oberschenkel brennt sich in meinen, seine Hand hat er hinter mir auf der Bank abgelegt. Eleni hat nicht gelogen damit, dass die Jungs schon unter den Tischen liegen.
»Wo habt ihr eigentlich den ganzen Schnaps her?«, frage ich, nachdem sie mein Geburtstagslied so krumm und schief gesungen haben, dass es schon beinahe peinlich war.
»Aus dem Kofferraum.« Thomas grinst mich an und beugt sich zu mir, um mir einen Kuss auf die Wange zu drücken. Spielerisch drücke ich ihn weg und wische mir über die Wange.
»Das war definitiv zu viel Alkohol«, erkläre ich und wedle seine Alkoholfahne weg, bevor ich meinen eigenen Becher mit Sekt leermache.
»Kannst du mich mal rauslassen?«, bitte ich Alexander leise, während sich die anderen über das kommende Halbjahr unterhalten. Er rutscht von der Bank und hilft mir beim Aufstehen. Nachdem ich meinen Rock gerichtet habe, verabschiede ich mich in die Waschräume. Ich könnte schwören, dass er mir hinterherschaut.
In der Damentoilette richte ich meine Frisur und trage neuen Lippenstift auf. Danach wasche ich mir die Hände und schaue noch mal in den Spiegel.
Ich erstarre. Mein Blick bleibt an einem Mann hängen, der hinter mir steht. Zitternd drehe ich mich um.
Dieses Mal ist er nicht verschwunden. Er steht immer noch da und betrachtet mich – und irgendetwas an ihm ist nicht menschlich.
Ich lege meine Hand an den Türknauf und traue meinen Augen kaum, als sich, wie von unsichtbarer Hand geführt, ein Schnitt an seinem Hals auftut und plötzlich eine tiefe Wunde an seiner Kehle klafft. Und dann ist da Blut. So viel Blut. Er gurgelt und packt sich an den Hals. Panisch schlage ich mir eine Hand vor den Mund, hin- und hergerissen, ob ich weglaufen soll oder ihm helfen. Sein Oberteil, seine Hände ... alles ist rot. In seinem Blut gebadet.
Hilfe", krächzt er und fällt auf die Knie. Das reißt mich aus meiner Erstarrung. Ich stürze auf ihn zu, um ihm zu helfen, aber kaum blinzle ich, ist er verschwunden. Verwirrt schaue ich mich um. Der Boden ist so sauber wie eh und je.
»Was zum Teufel ...«, murmle ich und gehe rückwärts zur Tür. Mein Atem geht hektisch, meine Nerven sind zum Zerbersten gespannt. Was war das gerade?
Real? Einbildung? Übernatürlich?
Ich öffne die Tür und will gehen, doch eine weitere Gestalt versperrt mir den Weg. Vor Schreck entfährt mir ein spitzer Schrei.
»Beruhig dich. Ich bin’s.« Alexanders warme Stimme entspannt meine Nerven. Ich blicke noch einmal über meine Schulter, bevor ich den Raum schließlich ganz verlasse.
»Was machst du hier?«, frage ich ihn beinahe anklagend. Fast so, als würde er hinter den beiden Gestalten stehen, die ich heute gesehen habe.
»Ich hab’ mir Sorgen gemacht. Du warst so lange weg.« Er runzelt die Stirn und sucht besorgt meinem Blick. »Ist alles in Ordnung? Du siehst blass aus.«
»Alles bestens«, presse ich hervor und schaue weg, damit er mir die Lüge nicht ansieht.
Dadurch sehe ich den Mann am anderen Ende des Ganges zuerst. Für einen Schüler ist er zu alt, und wie ein Lehrer sieht er nicht aus mit