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Die Stadt am Meer - Nonni's neue Erlebnisse. Jón Svensson
Читать онлайн.Название Die Stadt am Meer - Nonni's neue Erlebnisse
Год выпуска 0
isbn 9788711445693
Автор произведения Jón Svensson
Серия Nonni
Издательство Bookwire
„Wenn du dich bemühst, immer ein Freund Gottes zu sein, dann wird dir nie etwas fehlen. Gott wird dir in allen deinen Anliegen helfen und dich auf seinen Händen tragen, überall wo du bist.“
Ich schaute den Steuermann an und merkte, dass ihm das Vorgelesene gefiel. Dann sagte ich:
„Herr Steuermann, nicht wahr, ich brauche doch nicht bange zu sein, wenn Gott mir immer so hilft.“
„Nein, Nonni, das brauchst du gewiss nicht. Und wenn du die Ermahnungen deiner Mutter immer befolgst, dann habe auch ich keine Sorge mehr um dich.“
Damit stand er auf, drückte mir bewegt meine beiden Hände und sagte zum Abschied:
„Behüt dich Gott, mein lieber kleiner Freund. Ich wünsche dir viel Glück.“
Mir kamen jetzt Tränen in die Augen, und ich wusste nichts zu antworten. Auch der Steuermann sagte nichts mehr. Schweigend verliessen wir beide die Kajüte und gingen wieder auf Deck. —
Ich hatte nun eben noch Zeit, mit Owe ein letztes Mal in die Kajüte hinunterzugehen und den erwähnten besondern Abschied von ihm zu nehmen.
Dann aber war auch schon der Kapitän fertig zum Aufbruch. Er rief jetzt, ich solle mich ein wenig beeilen.
Als ich wieder hinaufgekommen war, sah ich, wie die Matrosen mit dem Steuermann beisammen neben dem Schiffsmast standen. Sie schienen auf mich zu warten. Ich zögerte aber noch immer, mich von diesen guten Menschen zu trennen.
Da hörte ich wiederum den Kapitän rufen. Er stand bereits drüben auf dem Kai und wartete auf mich.
„Jetzt musst du aber schnell machen, Nonni!“ sagte der Steuermann; „den Herrn Kapitän darfst du nicht warten lassen!“
Ich gab also eilig einem jeden die Hand, sagte ihnen allen herzlich Lebewohl und lief dann hurtig vom Schiff über die Landungsbrücke zum Kapitän auf die Strasse hinüber.
„Es ist gut, dass du endlich da bist, Nonni“, sagte Herr Foss. „Wir haben einen weiten Weg vor uns. Die Dossering, wo der Professor Gísli Brynjúlfsson wohnt, liegt ganz am andern Ende der Stadt. Und dann wirst du wohl unterwegs auch einiges sehen wollen, mein kleiner Freund; es gibt da viel Neues für dich, ich werde dir manches zeigen können.“
„O ja, bitte schön, Herr Kapitän! Ich bin sehr gespannt darauf, wie die Stadt weiter innen aussieht.“
„Hast du aber auch den Empfehlungsbrief deiner Mutter an den Herrn Professor bei dir?“
„Ja, Herr Kapitän, ich habe ihn in meiner Brieftasche.“
„Und hast du sonst nichts an Bord vergessen?“
„Nein, Herr Kapitän.“
Ohne weiter etwas zu fragen, betrachtete Herr Foss jetzt mit forschendem Blick noch meinen Anzug. Da war alles in Ordnung. Nur über meine Fussbekleidung geriet er in grosses Erstaunen. Ich hatte nämlich meine kleinen isländischen Schaflederschuhe an.
„Aber Nonni!“ rief er aus, „was ist denn das? Was hast du da an den Füssen? So etwas kann man doch hier in der Stadt nicht tragen! Wo sind denn deine dänischen Stiefeletten?“
„Sie sind mir bei dem grossen Orkan über Bord gefallen, Herr Kapitän“, sagte ich kleinlaut, indem ich einen verlegenen Blick auf meine unglückseligen Schaflederschuhe warf.
„Das ist aber sehr bedauerlich, Nonni. Solche Schuhe kennt man in Kopenhagen nicht. Da werden alle Leute auf dich schauen, besonders die Knaben.“
„Das habe ich schon gestern gemerkt, Herr Kapitän. Die dänischen Jungen waren alle erstaunt über meine Schuhe und fanden sie ganz merkwürdig.“
Während wir so sprachen, wurden wir plötzlich von der Stimme eines Knaben unterbrochen, der aus dem Fenster eines nahen Hauses laut zu uns herüberrief:
„Nonni! Wo gehst du hin?“
„Ich gehe mit dem Herrn Kapitän nach der Dossering!“
„Kommst du nachher wieder zum Schiff zurück?“
„Nein!“
„O, dann warte einen Augenblick! Ich komme gleich hinunter zu dir. Nur einen Augenblick, Nonni!“
Damit verschwand er aus der Fensteröffnung.
„Was ist denn das für ein Bekannter?“ fragte Herr Foss verwundert.
„Es ist einer der Knaben, mit denen ich gestern hier gespielt habe. Er heisst Harald und ist ein sehr guter Junge.“
„So, wie weisst du denn, dass er ein guter Junge ist?“
„Das habe ich gestern gleich gemerkt. Denn als ich von meinem Taschengeld den vielen dänischen Knaben Napoleonskuchen kaufen wollte, da hat er gesagt, ich dürfe das nicht tun, das sei eine Verschwendung. Meine Mutter würde mir sicher so etwas nicht erlauben. Das war doch schön von ihm?“
„Gewiss, Nonni, das war sehr schön von ihm. Aber was will er denn jetzt von dir?“
„Ich glaube, er will nur Abschied von mir nehmen. Wir sind gestern gute Freunde geworden.“
„So, so, ihr habt schon Freundschaft miteinander geschlossen? — Das scheint aber sehr schnell bei euch zu gehen“, bemerkte lächelnd der Kapitän.
Ich wusste nicht recht, was ich antworten sollte, da kam gerade Harald zur Tür seines Hauses herausgesprungen und eilte auf uns zu. In der Hand trug er ein kleines, weisses Paketchen.
Er grüsste zuerst höflich den Kapitän und bat um die Erlaubnis, mit mir sprechen zu dürfen. Dann übergab er mir das Paketchen mit den Worten:
„Das schickt dir meine Mutter für die vielen Äpfel und Birnen, die du mir gestern gegeben hast, und du sollst auch einmal zu uns kommen.“
Ich betrachtete neugierig das Paketchen und fragte Harald, was darin enthalten sei.
„Es ist ein Napoleonskuchen!“ sagte er. „Ich habe meiner Mutter erzählt, dass du die Napoleonskuchen so gerne hast.“
Ich gab Harald die Hand, dankte ihm und sagte, er möge auch seiner Mutter meinen Dank aussprechen.
„Das will ich tun“, erwiderte Harald. „Aber sag noch, wo wirst du hier in Kopenhagen wohnen?“
„In der Breitstrasse 64.“
„In der Breitstrasse? — Das ist ja hier ganz in der Nähe! Da werde ich dich bald besuchen, Nonni. Also auf Wiedersehen!“
Er reichte mir die Hand zum Abschied, machte vor Herrn Foss eine Verbeugung und sprang wieder nach Hause.
Als er fort war, sagte der Kapitän: „Nun wollen wir aber gehen, Nonni, sonst kommen am Ende noch alle Knaben aus den Häusern und bringen dir Napoleonskuchen. So viel Zeit haben wir nicht übrig, und noch mehr Kuchen würden vielleicht auch nicht gut für dich sein, meinst du nicht?“
Ich musste lachen und ging nun mit Herrn Foss unsern Weg weiter in der Richtung nach dem Neuen Königsmarkt. Das weisse Paketchen trug ich sorgfältig in der Hand.
Wir waren aber kaum einige Schritte weit gekommen, da hörten wir schon wieder ein starkes Rufen hinter uns:
„Leb wohl, Nonni! — Leb wohl! — Auf Wiedersehen!“
Es waren die Leute unseres Schiffes. Sie standen alle auf dem Verdeck und winkten mir den letzten Abschiedsgruss zu.
Da fasste ich den Kapitän beim Arm und hielt ihn fest, bis er stehen blieb.
O diese guten bornholmschen Freunde!
Ich war so ergriffen und bewegt, dass ich nicht ein einziges Wort herausbringen konnte, sondern nur so dastand und immer nur den Kapitän festhielt.
Wehmütig sah ich zum letztenmal meine Reisegefährten auf dem „Valdemar von Rönne“