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Das Logbuch der Silberkugel. Hanns Kneifel
Читать онлайн.Название Das Logbuch der Silberkugel
Год выпуска 0
isbn 9783863053734
Автор произведения Hanns Kneifel
Жанр Языкознание
Серия HOPF Autorenkollektion
Издательство Bookwire
Ich wandte den Loper herum. Wir verließen den Ort. Ich würde die Tür öffnen, die seit nahezu zweitausend Sonnenumläufen geschlossen gewesen war.
*
Den toten Bock und mein Gewehr hinter meinem Sattel, ritt ich zu meinem Haus zurück. Der Loper wurde versorgt, und bald drehte sich der Bock über dem Feuer. Ich holte aus der Ecke des Schrankes eine Tonkanne, deren Öffnung mit duftendem Wachs verschlossen war, und ließ den Wein in die Porzellanschale fließen. Eine Stunde später hatte ich gegessen und suchte in meiner Behausung nach Geräten und Werkzeugen, mit denen ich am nächsten Tag versuchen würde, in das Schiff einzudringen und die Geheimnisse, falls es welche gab, zu entschleiern.
Gegen Abend hatte ich alles zusammen. Einen Flaschenzug, Ölkanne und trockene Lappen, zwei Batterielampen und einen kleinen Vorrat von Fackeln, Werkzeugen und Haken und eine lange Strickleiter. Ich packte in die beiden Fellsäcke mehr ein, als ich wahrscheinlich brauchen würde, aber man konnte nie vor Überraschungen sicher sein.
Jedenfalls konnte ich am nächsten Tag aufbrechen und versuchen, den Eingang des Raumschiffes aufzubrechen. Ich wusste, dass ich unter Umständen dort eine Menge von Maschinen und Erkenntnissen finden konnte, die uns helfen würden, allen Dingen mehr Verständnis entgegenzubringen. Ich legte mich an diesem Abend früher hin ‒ jedenfalls war ich wieder beim ersten Sonnenstrahl wach und ritt mit meiner Last und einem größeren Essensvorrat los, dem kleinen Wald entgegen.
Die Sonne spiegelte sich in dem Metall der Schiffswände, als ich näher kam.
*
Trotz der Kälte begann ich zu schwitzen. Ich hatte die beiden Lampen angeschaltet und ihre Lichtkegel auf die Tür gerichtet. Dann hatte ich warmes Öl in die Ritzen geschüttet, die sich entlang der Tür zogen. Mit einer Lampe hatte ich das Metall erhitzt und schließlich heißes Öl durch das Loch des Schlosses geschüttet. Jetzt war ich daran, den Flaschenzug aufzustellen. Zu diesem Zwecke trieb ich einige lange Haken in die Wand und befestigte eiserne Ringe daran. Dort vertäute ich das eine Ende des Zuges, das andere hakte ich an der mühsam heruntergedrückten Klinke ein. Dann legte ich das Seil in die Rollen und begann zu ziehen. Die Seile spannten sich, und langsam zog ich die Tür auf. Knarrend ließ sie sich bewegen, ich musste meine gesamte Kraft einsetzen. Ich zog so lange, bis sie in einem rechten Winkel von der Schiffswand wegstand. Lockeres Erdreich begann zu rieseln und fiel mir in den Nacken. Dann hatte ich es geschafft.
Ich löste den Flaschenzug von den Haken und der Klinke, schaltete eine Lampe aus und steckte das schwere Jagdmesser ein. Mir schauerte ein kühler Luftzug entgegen, der mit seinem Raunen und Flüstern die Ereignisse vergangener Jahrhunderte zu tragen schien. Meine Krallen bogen sich um den Griff des Messers zusammen, und die Fellhaare sträubten sich. Dann war ich im Inneren, und der Lichtkegel tanzte aufgeregt vor mir her. Er glitt über Gegenstände, mit deren Formen und Funktionen ich mich in der folgenden Zeit erst vertraut machen musste.
Ich begann zu frieren.
Hinter mir drang warme Luft ein. Ihre Feuchtigkeit schlug sich auf den glatten Flächen nieder und trübte sie. Ich wusste nicht viel über Schiffe, die durch den Weltraum flogen, aber die Grundbegriffe ihres Aussehens und ihrer Anlagen waren mir nicht fremd. Hier in den Raum der Luftschleuse schien ein Aufzug zu münden, der früher in die oberen Räume gefahren war. Ich riss seine schmale Tür auf, und vor mir, unter einer Knopfleiste, sprang ein winziges Lämpchen an. Ich konnte die Bezeichnungen lesen, sie waren in der Sprache Terras abgefasst.
Steuerkabine, Wohndeck, Navigatorraum, Funkbude.
Ich versuchte, mir die Bedeutung dieser Begriffe klarzumachen. Die Pupillen meiner Augen mussten sich erst an die Dunkelheit gewöhnen. Dann drückte ich den ersten Knopf. Langsam zog der Lift in die Höhe, gleichzeitig ertönte ein leichtes Summen. Die Batterien des Schiffes mussten eine Meisterleistung der irdischen Technik gewesen sein. Nach zwanzig Jahrhunderten hatten ihre Isolierung und ihre Stärke noch den gespeicherten Strom aufbewahrt. Der Lift hielt in einer kleinen Kabine. Ich öffnete die Tür. Neben ihr waren wieder Leisten angebracht. Hier schien jedes Stückchen Metall alte Tradition und Erlebnisse zu enthalten. Es war sozusagen geschichtlicher Boden. Wieder erhellte sich eine runde Platte in der Decke, als ich den betreffenden Schalter betätigt hatte.
Nacheinander probierte ich alle Knöpfe und Schalter aus, die ich sah. Außer denen, die direkt zu der Steuerung des Schiffes zu gehören schienen, brachten sie alle Arten von Geräten zum Laufen oder Leuchten, von denen ich keines verstand. In einer Schrankrückwand entdeckte ich ein Schema, das die einzelnen Räume und Maschinenaggregate des Schiffes zeigte und in das Metall eingelassen war. Außerdem befanden sich in den einzelnen Fächern der Schränke noch Instrumente und Geräte, deren Verwendungszweck ich ebenfalls nicht erraten konnte; aber eines Tages würde ich alles verstehen.
Mit Mühe erkannte ich die Zusammenhänge zwischen den Batterien und ihrem Ladegerät. Es war ein einfacher Motor mit Flüssigkeitsantrieb, der durch ein Brennstoffaggregat angetrieben wurde. Ich fuhr mit dem Lift in den Maschinenraum und sah, dass noch sehr viel Brennstoff vorhanden war.
Mit einigen Handgriffen hatte ich die einfache Maschine angeworfen und den Generator angeschlossen. Er produzierte Strom und lud die Batterien auf.
Ich sah mich beim Scheine neu aufgeflammter Lampen ‒ die seit zweitausend Jahren nicht geleuchtet hatten ‒ im Maschinenraum um und stieß auf die undurchdringlich scheinende Mauer aus Ignoranz und Verständnislosigkeit, die mich von dieser Technik trennte. Ich fuhr wieder in den Steuerraum zurück und ließ mich in einen der drei Sessel fallen. Er schien zu kurz für meine Größe. Die Menschen Terras waren kleiner als wir.
Nacheinander nahm ich die verschiedenen Instrumente vor und versuchte, sie zu enträtseln. Ich schaffte es.
Stunde um Stunde verging. Bald nahm die Helligkeit in der Kabine ab. Die Sonne Carnoks verschwand unter dem Horizont. Ich schaltete wieder die Kabinenbeleuchtung an.
*
Tage und Tage vergingen.
Ich vernachlässigte meine Vorlesungen und vergaß, auf die Jagd zu gehen. Nur mein Reittier, das versorgt werden musste, und der Hunger vermochten mich aus dem Schiff zu treiben. Längst waren die Zeiger der Batterieuhren wieder auf den Höchstmarken, und der Motor schwieg wieder. Ich hatte Zeit und Energie genug, um mich meiner Aufgabe widmen zu können.
Ich kehrte in mein Haus zurück und fand es unverändert. Nur ein Freund war da gewesen und hatte eine Nachricht hinterlassen. Ich rief ihn an, und er erklärte sich bereit, meinen Grinn zu versorgen und mir diese Pflicht abzunehmen. Dann ging ich wieder in das Schiff und versenkte mich in die Maschinen des Steuerraums, versuchte, ihre Funktionen zu bestimmen und zu ergründen, wozu sie einst den Männern gedient hatten, die mit diesem Schiff durch das All geflogen waren.
Nach dreißig Tagen hatte ich erreicht, was ich mir vorgenommen hatte.
Alle Instrumente, die nicht der Steuerung des Schiffes gedient und die, durch deren Lautsprecher und Mikrofone sich die einzelnen Decks und Räume miteinander verständigt hatten, waren mir in ihrer Funktion klar. Ich konnte nun an das Ding herangehen, das ich hier gesehen hatte.
Es war ein abgerundeter Kasten, der an der Unterseite eines großen Tisches befestigt war und dessen Seitenwände aus hochpolierten Stahlplatten bestanden. Einige Schrauben hielten die Platten an einem Gerüst fest. Ich entfernte sie vorsichtig und sah in ein unglaubliches, technisches Gewirr von Spulen, Drähten und anderen Teilen, deren Sinn ich nicht begriff. Ich begnügte mich damit, die Leitungen nachzusehen und die Schaltungsblöcke zu putzen, hier einen wackelnden Kontakt zu festigen und dort eine kleine Feder neu zu justieren.
Dann drückte ich versuchsweise auf einen