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TRANSFORMATION (Euphoria Z 2). Luke Ahearn
Читать онлайн.Название TRANSFORMATION (Euphoria Z 2)
Год выпуска 0
isbn 9783958351929
Автор произведения Luke Ahearn
Жанр Языкознание
Серия Euphoria Z
Издательство Bookwire
»Natürlich.« Dies sagte eine große, dürre Frau.
»Das ist mein Bruder Cooper«, entgegnete Ellen daraufhin.
»Oh, wir haben schon so viel von dir gehört …«, hob die Unbekannte an, die knapp über dreißig war, doch Ellen fiel ihr sofort ins Wort.
»Ich habe ihr erzählt, was für ein Riesenochse du bist«, witzelte sie.
Karen lächelte daraufhin, denn auch sie hatte große Brüder. Ellens Beschreibungen ihres kleinen Bruders waren in Wahrheit so ziemlich das genaue Gegenteil gewesen. Sie hatten einander wiederholt gut zugesprochen, weil beiden der Verbleib ihrer Geschwister schleierhaft gewesen war. Wenngleich sie sich für Ellen freute, verschlimmerte es aber natürlich ihren eigenen Trennungsschmerz im Zuge des Wiedersehens. Sie hatte bereits vor dem Niedergang der Welt unter Depressionen gelitten und tat sich nun schwer damit, den Willen zum Weiterleben aufzubringen, wenn sie fast ganz allein war. Ellen war diejenige gewesen, die sie stets auf Trab gehalten hatte, aber jetzt, wo diese wieder mit ihrem Bruder vereint war, fühlte ihre Gefährtin, wie ihr Antrieb und ihre Entschlossenheit nachließen. Ihr Ehemann motivierte sie kaum, doch er war ihr zumindest erhalten geblieben, egal wie schwach er letzten Endes auch sein mochte.
»Das sind Karen und Tom, sie waren meine Nachbarn.«
Die beiden hatten stark abgenommen und sahen dementsprechend gebrechlich aus. Vor allem Toms Züge zeugten von Ermattung und Furcht. Vor dem Ende der Zivilisation hatte er sich wie das letzte Arschloch aufgeführt, und war arrogant und herablassend gewesen, wohingegen er nun an einen kleinen Jungen erinnerte, der sich verirrt und die Orientierung verloren hatte.
»Und das da ist Hector. Wir sind erst kürzlich über ihn gestolpert, als wir Watsonville durchquert haben.« Auch er war sehr dünn, ein Lateinamerikaner und nicht älter als Anfang zwanzig mit vielen Tätowierungen.
Cooper schaute ihn argwöhnisch an und deutete mit einer Kopfbewegung auf die tätowierten Symbole.
»Sind das Gang-Abzeichen?«, wollte er wissen.
War Hector mit dem Herzen noch ein Bandenmitglied oder nur noch ein gleich gesinnter Überlebender?
Er lächelte und streckte seine Arme nach vorne aus. »Ich gängele niemanden mehr, esé?« Davon abgesehen, dass er dieses Slang-Anhängsel verwendete, sprach er mit einem ausgeprägten Akzent, obwohl er ihn freundlich anschaute. Er fuhr in normalem Englisch fort: »Im Ernst, das liegt in der Vergangenheit, genauso wie alles andere auch, nicht wahr?«
»Ja, klar doch.« Cooper nickte, denn der Kerl kam ihm gleich sympathischer vor. »Also, was ist mit Taffer geschehen?«
»Er wurde infiziert«, gestand ihm Ellen mit sorgenvoller Miene.
Cooper machte einen Schritt rückwärts.
»Er bekam Fieber und fing an … du weißt schon … sich übertrieben ausgelassen zu benehmen. Ich mischte ihm mehrere Schlaftabletten in ein Getränk, um ihn zu beruhigen, doch davon wurde er nur schläfrig. Für mich war das Anlass genug, ihn zu fesseln.«
Taffer schwankte auf der Stelle, während Ellen erzählte, dabei stöhnte er leise.
»Um sein Fieber zu senken, legte ich ihm Eisbeutel und kalte Handtücher auf, was auch immer ich finden konnte.«
»Genau«, warf Tom ein. »Ich beschwerte mich ständig darüber, dass wir auf der dritten Ebene hockten, aber genau das hat uns scheinbar gerettet.«
»Jedenfalls halfen Karen und Tom mir dabei, Taffer kühl zu halten, solange das Fieber nicht abklang. Dann brach er plötzlich in Geschrei aus und schlug wild um sich. Wir mussten ihn knebeln und fesseln, aber zuletzt wurde das Fieber immer schlimmer.«
»Außerdem habt ihr ihm den Käfig über den Kopf gestülpt und ihn so herumlaufen lassen?« Cooper zeigte darauf.
In diesem Moment fiel Taffer auf die Knie und sackte zur Seite auf den Betonboden. Ellen kniete sich neben ihn.
»Atmet er noch?« Cooper kauerte ebenfalls nieder. »Wie lange steckt das Ding denn schon in seinem Mund? War er zwischendurch ansprechbar?«
»Nein, er hat sich immer wieder gegen uns gewehrt und sich aggressiv verhalten.«
»Wen wundert's?« Hector lachte. »Fesselt und knebelt doch mal mich und schaut, wie ich reagiere.«
Cooper warf ihm einen amüsierten Blick zu – du hast ja recht – zog sein Messer und machte sich dann daran, die Seile und Tuchfetzen zu durchtrennen, mit denen sie Taffers Arme zusammengebunden hatten. Danach zog er ihm den Käfig vom Kopf und zerschnitt den Textilknebel. Taffers Haare und Bart hatten sich in der Kette verheddert. Er stank widerlich.
»Sag mal, was hattet ihr denn mit ihm vor?« Cooper schaute Ellen und die anderen drei an.
Sie zuckte mit den Achseln. »Ich schätze mal, über kurz oder lang hätte ich … keine Ahnung.«
Cooper hob nun eine seiner Pistolen. »Wenn er infiziert ist, bleibt uns leider keine andere Wahl.«
Ellen erschrak. »Was?« Es kam anscheinend vollkommen unerwartet für sie. »Du willst ihn erschießen?« Sie drückte Coopers Arm zur Seite.
»Es gibt keine Alternative. Da er uns angreift, ist er ganz offensichtlich nicht mehr der alte Taffer. Sollte er nur krank sein, muss er behandelt werden.«
»Hast du ihm mal in die Augen geschaut?«, fragte Hector nun. »Mann, er sieht aus wie ein Monster.«
Cooper kniete sich wieder hin und tätschelte die Wangen des Bewusstlosen. Er ließ ihn dabei keine Sekunde aus den Augen, weil er für den Fall, dass Taffer zu sich kam, vorbereitet sein wollte.
»Ich bin so dankbar dafür, dass es dir gut geht«, sagte er. »Was hast du denn die ganze Zeit über getrieben?«
»Na ja, ich habe mich aufgerafft, um nach dir zu suchen. Tom und Karen haben darauf bestanden, mich zu begleiten. Wir mussten durch Watsonville gehen, weil er nach seinem Bruder sehen wollte.«
Da dieser nicht zugegen war, erübrigte sich für Cooper ein Nachhaken.
»Und was hast du so gemacht?«
Er schaute zu seiner Schwester auf. Eigentlich wollte er ihr später alles in Ruhe erzählen. »Im Grunde nicht viel«, antwortete er geistesabwesend und nahm sich einen Augenblick Zeit, um die Umgebung zu sondieren. Er wunderte sich darüber, wie achtlos die anderen diesbezüglich waren. Wie hatten sie so lange überleben können?, fragte er sich.
Taffer fing jetzt wieder an, zu stöhnen.
Hector fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, und er stürzte fast, als er zurückschreckte. »Erschieß ihn!«
»Warte.« Cooper zog beide Pistolen und legte sie auf den Kopf des Kranken an.
»Gleich zwei Kanonen?«, unterbrach ihn Ellen. »Muss das wirklich sein?«
Sie konnte die Augen verdrehen und Cooper das Gefühl vermitteln, ein Trottel zu sein, weil sie einen Nobelpreis erhalten hatte – was wohlgemerkt mittlerweile Schnee von gestern und jetzt vollkommen unerheblich war. Heute fiel es ihm leicht, sie zu ignorieren. Sie war bloß ängstlich und erschöpft, so wie jeder von ihnen, weshalb sie auch in alte Gewohnheiten zurückfiel.
Während Taffer stöhnte, rutschte er hin und her. Cooper trat leicht auf einen seiner Arme, damit er stillhielt.
»Cooper?«
»Taffer, wie geht es dir?«
»Ich verdurste.« Der Liegende schloss erschöpft die Augen.
Cooper schaute Ellen an, als wenn er sie fragen wollte: »Und wer ist hier der Trottel?«
»Mensch, wie hätte ich das denn erkennen können? Sieh dir doch seine Augen an. Er hat sich aufgebäumt, als …«
»… als habe er Hunger und bekomme keine Luft mehr?«, ergänzte Cooper trocken.
»Na gut.« Karen ging zu Taffer.