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ihn nicht. Er wusste, dass die Raubkatzen es nicht wagen würden, ihn über das Lagerfeuer hinweg anzugreifen.

      Doch plötzlich spannte sich sein Körper. Durch den scharfen Geruch der Raubkatzen hatte er einen anderen, schwächeren Geruch gespürt. Ein Mensch war in der Nähe des Camps. Der nasenfeine Geruch war nicht sehr ausgeprägt; es schien sich also um einen einzelnen Scout zu handeln.

      Bomba stand auf und schlenderte gemächlich zu den Schlafenden hinüber. Es sollte so aussehen, als sei seine Wadizeit vorüber, und als wollte er den Nächsten wecken. Gibo lag im Schatten der Hütte, und Bomba legte ihm eine Hand auf den Mund und tippte ihn mit der anderen an die Schulter.

      Im nächsten Augenblick war Gibo hellwach, und Bomba berichtete in fast unhörbarem Flüsterton von seiner Beobachtung.

      „Halte Wache, während ich nachschaue“, befahl er. „Wenn es ein Späher ist, darf er nicht zu seinem Stamm zurückkehren.“

      Gibo nickte zustimmend. Er stand auf, ging zum Feuer und ließ sich dort nieder, als sei alles in bester Ordnung.

      Inzwischen schlüpfte Bomba hinter der Bambushütte in das Unterholz. Der Mond war aufgegangen, und obwohl er noch nicht voll entwickelt war, warf er ein ziemlich helles Licht über die Dschungellandschaft.

      Um nicht selbst gesehen zu werden, schwang sich Bomba auf einen Baum und suchte seinen Weg von Zweig zu Zweig, ohne ein lauteres Geräusch zu machen, als das leise Säuseln des Windes, der hin und wieder die Baumwipfel bewegte.

      Er hatte auf diese Weise eine ziemliche Entfernung zurückgelegt, als der Menschengeruch immer deutlicher wurde. Vorsichtig ließ Bomba sich hinuntergleiten, und als er die Blätter des untersten Astes zur Seite schob, sah er eine Gestalt unter sich dahinschleichen. Ein Mondstrahl fiel auf den Körper, und die scheußliche Bemalung war zu erkennen, die die Männer, die selbstmörderisch in den Fluss gesprungen waren, auch getragen hatten.

      Wie eine zupackende Katze ließ sich Bomba von dem Ast aus auf die Schulter des Mannes fallen. Obwohl er den Vorteil der Überraschung für sich besaß, erkannte Bomba sofort, dass er einen starken Gegner vor sich hatte.

      Der Kampf war kurz aber hart. Es war Bomba klar, dass sein Feind keine Gnade kennen würde, und so durfte auch er keine Rücksicht nehmen. Als der Eingeborene sich von ihm losgerissen hatte und den Speer zum Stoß schwang, zog Bomba seine Machete. Wie ein Blitzstrahl sauste die Stahlklinge durch die Luft, und mit einem dumpfen Aufstöhnen sank der bemalte Krieger zu Boden. Der wurfbereite, tödliche Speer entglitt seinen kraftlosen Fingern.

      Im gleichen Augenblick waren Laute aus der Richtung des Camps zu hören, und ein durchdringender Schrei zerriss die Stille der Nacht.

      „Bomba! Komm zurück!“

      5 Der Überraschungsangriff

      Bombas erster Gedanke galt seinem Vater, und er jagte mit klopfendem Herzen in die Richtung des Camps zurück. Noch im Schatten der Büsche blieb er stehen und starrte entsetzt auf den Anblick, der sich ihm bot.

      Gibo, Wafi und Lowando waren in den Händen der Wilden. Dass sie tapfer gekämpft hatten, erkannte Bomba deutlich daran, dass einige verwundete Eingeborene am Boden lagen. Doch die Übermacht der Feinde hatte schließlich den Sieg davongetragen.

      Auch Bombas Vater hatte man von seiner Liegestatt hochgezerrt, und — an jeder Seite von einem stämmigen Wilden gestützt — stand er aufrecht da.

      Bombas erster Impuls war, sich mit seinem Messer auf die Horde von Wilden zu stürzen. Aber da er ebenso vernünftig wie tapfer war, erkannte er im nächsten Augenblick, dass ein solcher Angriff sinnlos sein würde. Wahrscheinlich würde er eine Anzahl seiner Feinde zur Strecke bringen, aber am Ende würde man ihn doch überwältigen und töten.

      Mit Erleichterung sah er, dass den Gefangenen keine unmittelbare Lebensgefahr drohte. Zweifellos wollte man sie in das heimatliche Dorf des Stammes verschleppen und dort über ihr weiteres Schicksal entscheiden.

      Einige der Wilden waren damit beschäftigt, sich alles aufzuladen, was von der Ausrüstung der Safari noch vorhanden war, und sie vergaßen auch die geräucherten Fleischstücke nicht.

      Bombas Plan war schnell gefasst. Er sah, dass die Horde völlig disziplinlos und ungeordnet war, und er hoffte, mit einem blitzartigen Überraschungsangriff sein Ziel zu erreichen. Im Schatten der Büsche umschlich Bomba die Lichtung, bis er dicht bei dem federgeschmückten Häuptling war. In drei gewaltigen Sätzen war er in den Lichtkreis hineingesprungen, hatte den Wilden zu Boden gerissen und ihm seine Machete an die Kehle gesetzt.

      „Wenn der Häuptling oder einer seiner Männer sich bewegt, muss er sterben“, sagte Bomba mit klarer, ruhiger Stimme.

      Der unvermutete plötzliche Angriff hatte die Angreifer völlig überrascht. Sie standen einen Augenblick verwirrt und sprachlos da und griffen dann zu ihren Speeren.

      „Sage deinen Kriegern, dass du sterben musst, wenn sie mich anzugreifen versuchen!“, befahl Bomba. „Halte sie zurück.“

      Einen Augenblick hing das Leben von Bomba und seinen Gefährten an einem dünnen Faden. Ein unbedachter Speerwurf, eine hastige Bewegung konnte ihrer aller Schicksal besiegeln. Bevor Bomba selbst starb, konnte er seine Machete noch in die Kehle des Häuptlings bohren — aber wem war damit geholfen?

      Im nächsten Augenblick durchrieselte Bomba ein Triumphgefühl. Der Häuptling gab mit krächzender Stimme den Befehl, die Waffen niederzulegen. Sein tollkühner Plan war geglückt.

      „Befiehl deinen Männern jetzt, die Gefangenen freizulassen“, sagte Bomba mit fester Stimme.

      Er spürte ein schwaches Widerstreben und drückte die Klinge etwas tiefer in die Haut des Mannes. Brummend gab der Häuptling seinen Männern die entsprechende Anweisung, und im Nu waren die Gefangenen frei.

      Auf ein Zeichen von Bomba hin führten Wafi und Gibo seinen Vater in die Hütte. Dann traten sie wieder ins Freie. Jetzt hatte Bomba die Situation in der Hand. Seine drei Gefährten waren wieder bewaffnet und warteten nur auf seine weiteren Anweisungen.

      „Befiehl deinen Männern, außer Bogenschussweite zu gehen“, befahl Bomba weiter.

      Obwohl er innerlich vor ohnmächtiger Wut tobte, erteilte der Häuptling den Befehl. Die Männer zogen sich zurück, und Bomba stand auf.

      „Richte dich auf, Häuptling“, sagte er in der Eingeborenensprache, von der er inzwischen mehrere Dialekte beherrschte. Als der Häuptling sich aufgerichtet und mit dem Rücken gegen einen Baumstamm gelehnt hatte, fuhr Bomba fort. „Ich hätte dich töten können, und ich könnte es immer noch: du weißt das. Aber ich will dein Blut nicht vergießen. Schwöre mir bei deinen Flussdämonen, dass du mit deinen Kriegern ins Dorf zurückkehren wirst, und ich lasse dich unbehelligt ziehen.“

      An dem Zögern des Häuptlings erkannte Bomba, dass er den richtigen Ton getroffen hatte. Ein Schwur im Namen der Flussdämonen war in den naiven Gemütern dieser Wilden etwas unverletzbar Heiliges.

      „Schwöre es, und du bist frei“, drängte Bomba. „Sonst —“ Er machte eine drohende Geste, die ihre Wirkung nicht verfehlte.

      „Ich schwöre es, dass ich mit meinen Männern in unser Dorf zurückziehen werde“, brummte der Häuptling mürrisch. „Aber ich weiß nicht, ob unser Medizinmann damit einverstanden sein wird. Er entscheidet, ob die Fremden unser Land durchziehen dürfen, ohne die Flussdämonen zu beleidigen.“

      Bomba nickte.

      „Erzähle deinem Medizinmann, dass die weißen Männer ihm und seinem Volke nichts Böses zufügen wollen. Sage ihm auch, dass er schöne Geschenke zur Ehre seiner Flussdämonen bekommt, wenn er uns gestattet, den Fluss zu benutzen. Steh jetzt auf und kehre zu deinem Volk zurück.“

      Der Häuptling erhob sich und streckte seine verkrampften Glieder.

      „Ich, Malunda, werde dem Medizinmann sagen, was der weiße Mann mir vorgeschlagen hat. Wenn die Nacht wiederkehrt, komme ich und sage dir die Antwort

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