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      Einer Sage nach ereignete sich im Jahr 1140, als sich der Stauferkönig Konrad mit dem bayrischen Herzog Welf im Krieg befand, folgende Begebenheit: Konrad zog mit seinem Heer vor die Burg Weinsberg, denn die Weinsberger waren auf der Seite des Bayern-Herzogs. Konrad belagerte die Burg, um sie auszuhungern. Doch die Weinsberger hielten länger durch als erwartet. So drohte König Konrad, am nächsten Morgen die Burg zu stürmen und einzunehmen und sämtliche Bewohner zu töten. Doch in der Nacht vor dem Sturm schlich sich eine junge Weinsbergerin ins feindliche Lager, um Konrad um Gnade für ihre Leute zu bitten. Weil die junge Frau so schön anzusehen war, ließ sich der König umstimmen und gewährte allen Frauen, die Burg vor der Eroberung zu verlassen und dabei mitnehmen zu dürfen, was sie tragen konnten.

      Am nächsten Morgen staunten Konrad und sein Heer nicht schlecht, als sie sahen, wie ein langer Zug von Frauen durchs Burgtor den Berg herabkam. Jede von ihnen trug ihren Mann auf dem Rücken.

      Der König musste über die List der Frauen lächeln, und als sein Neffe Friedrich Einspruch erheben wollte, sagte er: »Lasst sie in Frieden ziehen. Am Wort des Königs soll man nicht drehen und deuteln!«

      Obwohl die Burg später doch einmal zerstört wurde, heißt ihre Ruine noch immer »Die Weibertreu«.3

      Auch wenn diese Geschichte aus einer völlig anderen Zeit stammt, regt sie zu bestimmten Fragen an. Besonders dann, wenn Ihre Ehe selbst schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat.

      Liebe Frau, würden Sie Ihren Mann auf den Buckel packen und ihn den Berg herunterschleppen, oder die Gelegenheit nutzen, ihn loszuwerden? Würden Sie ihn allem anderen vorziehen, also auch Ihrem Thermomix, Ihren Prada-Taschen oder dem teuren Gucci-Kleid, ganz zu schweigen von Ihren zwölf Paar Lieblingsschuhen?

      Lieber Mann, sind Sie sich sicher, dass Ihre Frau Sie schultern und aus dem Burgtor herausschleppen würde? Denken Sie, dass Sie auch nach den letzten Jahren und all den unschönen Situationen auf ihrem Rücken landen würden? Nach den vielen kleinen Sturheiten, den kleinlichen Rechthabereien, den peinlichen Witzen im Freundeskreis auf ihre Kosten, dem Dominanzgehabe, dem von Ihnen gekürzten Haushaltsgeld oder der Knausrigkeit, wenn es um Budgets für neue Kleidung oder Küchengeräte ging? Würden Sie wirklich auf dem Buckel Ihrer Frau landen, oder würde sie sich stattdessen lieber an der Witwenrente freuen?

      Klar sind diese Fragen etwas überspitzt, unrealistisch und nicht ohne eine Prise schwarzen Humor. Auf der anderen Seite erzählt diese Geschichte auch eine Story über wirkliche Liebe. Die, die das Wort »Liebe« mit Spaß, Befriedigung ihrer Bedürfnisse und Leidenschaften verwechseln, haben das wahre Wesen der Liebe nicht verstanden. Ebenso wie die Ehe selbst, ist zu lieben harte Arbeit. Es bedarf Entscheidungen und die Umsetzung derselben auch im unbequemen und oft harten, angespannten Alltag, in dem man den anderen manchmal mitschultern muss. »In guten wie in schlechten Zeiten« ist nicht umsonst Teil der üblichen Trauformeln. Das ist eine Entscheidung und damit ein knallhartes Versprechen, das in der Ehe ein Leben lang immer wieder einzulösen ist.

      Liebe ist kein Gefühl, sondern eine Entscheidung, der Gefühle folgen.

      Liebe ist in unserer Zeit ein großes Wort, mit dem oftmals inflationär umgegangen wird. Doch ein weitaus größeres Problem ist es, dass heute kaum jemand weiß, was Liebe tatsächlich bedeutet. Denn wie wir schon angedeutet haben, ist Liebe kein Gefühl, sondern eine Entscheidung, der Gefühle folgen.

      In der Bibel finden wir folgende drei griechische Wörter, die das echte Wesen der Liebe treffend beschreiben: Agape (bezeichnet eine göttliche oder von Gott inspirierte uneigennützige Liebe), Phileo (die menschliche, die freundschaftliche Liebe) und Storge (die elterliche Liebe) im Neuen Testament. Hinzu kommt »Das Hohelied der Liebe« in den 13 Versen vom 13. Kapitel des 1. Korintherbriefs. Außerdem mehrere hebräische Wörter, die Liebe in ihren verschiedenen Sinnfärbungen ausdrücken, wie lieben, sich erbarmen, Mitleid haben, Wohlgefallen oder Verlangen haben, sich einem Wunsch hingeben usw.

      Zusammenfassend unterstützt die Bibel die These, dass Liebe eine Entscheidung ist. Jesus Christus, der als personifizierte Liebe bezeichnet wird, entschied sich, den Himmel zu verlassen, ganz Mensch zu werden und sein kostbares Leben stellvertretend für alle Sünder aller Generationen hinzugeben, die später dieses Opfer für sich in Anspruch nehmen würden. Welch eine Liebe!

      In einer guten Ehe ist es so ähnlich, da der Ehepartner sein Leben für den anderen lässt, wenn auch auf andere Weise.

      Die fünf Sprachen der Liebe

      Psychologen haben längst herausgefunden, dass der Wunsch nach Liebe und Zuwendung zu den Grundbedürfnissen des Menschen zählt.

      Ross Campbell, ein Psychiater, der sich auf die Behandlung von Kindern und Jugendlichen spezialisiert hat und Autor mehrerer Bücher ist, beschreibt das zusammen mit Gary Chapman in ihrem Buch »Die 5 Sprachen der Liebe für Kinder« wie folgt: »Im Inneren eines jeden Kindes befindet sich ein Tank für Gefühle, der mit Liebe gefüllt werden muss. Wenn ein Kind Liebe erfährt, wird es sich normal entwickeln. Doch wenn der Liebestank leer ist, wird es sich auffällig verhalten. Viele Verhaltensstörungen bei Kindern sind auch auf ihren leeren Liebestank zurückzuführen.«4

      Die Autoren machen auch klar, dass das Bedürfnis, geliebt zu werden, nicht auf das Kindesalter beschränkt ist. Es spielt auch in der Ehe eine wichtige Rolle.

      Wenn das Verliebtsein wie Schall und Rauch vorübergezogen ist und wir zurück in der Realität sind (wir merken dies allerdings immer erst im Nachhinein), kommt das Verlangen nach wahrer Liebe wieder zum Vorschein, denn es gehört zum Wesen des Menschseins. Es bildet den Kern all unserer Sehnsüchte.

      Wir waren auf die Liebe angewiesen, bevor wir uns verliebten, und brauchen sie wieder, solange wir leben. Jede Isolation von Liebe zerstört die menschliche Seele.

      Es ist genauso wichtig, in der Ehe und in freundschaftlichen Beziehungen den Tank der Liebe gefüllt zu haben, wie wir beim Auto darauf achten müssen, dass uns das Benzin nicht ausgeht.

      Es ist jedoch so, dass unsere Liebestanks unterschiedlich gefüllt werden müssen. Der langjährige Eheseelsorger Gary Chapman spricht von fünf Muttersprachen der Liebe, von denen jeder Mensch eine oder mehrere spricht. Um eine dieser fünf Sprachen geht es in diesem Buch hauptsächlich: um die gemeinsam verbrachte Zeit, die Quality Time. Aber es gibt noch andere Sprachen, mit denen wir unserem Partner unsere Liebe ausdrücken können. Im Folgenden beschreiben wir die fünf Sprachen kurz. Wenn Sie tiefer in das Thema einsteigen möchten, empfehlen wir Ihnen das Buch »Brillant Leben«5 oder das Buch »Die fünf Sprachen der Liebe« von Gary Chapman.6

      Es ist genauso wichtig, in der Ehe und in freundschaftlichen Beziehungen den Tank der Liebe gefüllt zu haben, wie wir beim Auto darauf achten müssen, dass uns das Benzin nicht ausgeht.

      Wenn Sie einmal eine Fremdsprache erlernt haben, dann wissen Sie, dass Sie nicht nur die Vokabeln und die Grammatik lernen, sondern auch Ihr Denken ändern mussten, um in die andere Kultur und Sprache hineinzufinden. Nicht umsonst ist es nach wie vor die beliebteste und effektivste Sprachlernmethode, eine gewisse Zeit in einem Land zu leben, in dem diese Sprache gesprochen wird. Tausende von Austauschschülern und Au-pair-Mädchen belegen dies. Sie lernen, neben der Sprachtechnik auch ein Gespür für die Kultur zu entwickeln.

      Nicht viel anders ist es, wenn Sie die Liebessprache Ihres Partners lernen möchten, da diese Ihnen völlig fremd sein kann. Also fangen Sie an zu lernen. Der beste Weg hierzu ist, Ihren Partner zu fragen. Lassen Sie sich auf ihn ein. Interessieren Sie sich für ihn und für seine Gefühle, Werte, Träume, Sehnsüchte. Lernen Sie ihn oder sie ganz neu kennen.

      1. Lob und Anerkennung

      Die Sprache des Lobes und der Anerkennung sprechen sehr viele Menschen. Mark Twain sagte einmal: »Ich kann zwei Monate von einem netten Kompliment leben.« Ihr Partner braucht möglicherweise mehr als sechs Komplimente im Jahr. Eine Frau beschwerte sich während einer Eheberatung über ihren Mann und sagte: »Mein Mann liebt mich nicht wirklich. Nie sagt er, dass er mich liebt.« Ihr Mann sagte

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