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Zu lebendig zum Sterben - Skandinavien-Krimi. Kirsten Holst
Читать онлайн.Название Zu lebendig zum Sterben - Skandinavien-Krimi
Год выпуска 0
isbn 9788726569490
Автор произведения Kirsten Holst
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Zählen, zählen. Vier Finger! Er bemerkte meinen Blick und lächelte entschuldigend.
Die nächsten zwanzig Minuten nutzte er, um mir mit bewunderungswürdiger Klarheit und Präzision zu erklären, was ich zu tun hatte und worauf ich achten sollte. Zwischendurch hielt er hin und wieder inne und sah mich fragend an.
»Kannst du mir folgen?«
Ich nickte jedes Mal. »Ja, kann ich.«
»Das war es dann wohl«, sagte er schließlich und sah auf seine Uhr. »Die anderen müssen jeden Augenblick hier sein. Hast du noch Fragen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Im Moment nicht, aber ich habe bestimmt die Hälfte wieder vergessen, wenn ich erst bei K & L bin.«
»Unsinn. In Wirklichkeit ist alles furchtbar einfach, aber du siehst, dass ich für so einen Job nicht einfach irgendjemanden von der Straße einstellen kann. Ich muss mich hundert Prozent auf meine Mitarbeiter verlassen können. Und gleich noch eins: Sag niemandem, was du machst. Wenn jemand fragt, sagst du einfach, dass du in einer Beraterfirma angestellt bist.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Wer sollte mich schon fragen? Praktisch gesehen kenne ich niemanden.«
»René zum Beispiel.«
»Du meinst, dass niemand, überhaupt niemand, wissen darf, was ich mache? Was ihr macht?«
»Am liebsten nicht. Wir brauchen keine Reklame.«
»Wie um alles in der Welt kommt ihr dann an eure Kunden?«
Er lachte. »Wir stehen im Branchenverzeichnis unter Detektivbüros und mach nicht so ein Gesicht! Zum einen sagt das nichts darüber aus, was wir wirklich machen. Die Anzeige ist äußerst diskret, da steht nur Nachforschungen – Überwachung.Und zum anderen sehen die Leute nur in diese Spalte, wenn sie uns brauchen.«
Ich sah ihn skeptisch an. »Ja, aber ...«
Er unterbrach mich. »Und du hast Recht. Natürlich machen wir auch Reklame. Aber nur durch Direktmailings an größere Betriebe.«
»Ach so.«
Aus dem Vorzimmer waren Stimmen und Lachen zu hören und einen Moment später schellte eins der Telefone auf Henriks Schreibtisch. Das war bestimmt seine Sekretärin. Er nahm den Hörer ab und lauschte einen Moment.
»Gut«, sagte er dann. »Send in the clowns!« Er lauschte wieder. »Nein, das tue ich nicht«, lachte er.
»Was hat sie gesagt?«, fragte ich.
»Dass ich mich das nicht zu sagen traue, wenn sie es hören können.«
Das freute mich.
Es klopfte leicht an der Tür und meine drei zukünftigen Kolleginnen kamen herein. Ich sah sie verblüfft an. Ich hatte mir drei Frauen meines Alters vorgestellt, vielleicht etwas älter, mir jedenfalls ähnlich, eine Art Tick, Trick und Track, aber diese drei konnten nicht unterschiedlicher sein. Von mir und von einander. Die Älteste war eine große, ältere Dame mit dezent blaustichigem Haar. Um die sechzig, schätzte ich, und sehr distinguiert. Die Jüngste war eine Frau mittleren Alters, weder blond noch braun, die aussah, als hätte sie das Haus heute Morgen ein bisschen zu schnell verlassen. Die dritte entsprach so genau der Personenbeschreibung einer Ladendetektivin, die ich Henrik am Vortag geliefert hatte, dass ich beinahe lachen musste. Ich warf ihm einen schnellen Blick zu, aber sein Gesicht verriet nichts.
»Ich möchte euch eure neue Kollegin vorstellen, Beatrice ... äh ...« Er sah mich leicht verlegen an. »Wie heißt du eigentlich?«
Was für eine Vorstellung! Jedenfalls heiße ich nicht Beatrice Äh.
»Jantz«, sagte ich. Ich hatte meinen Mädchennamen wieder angenommen, als ich geschieden wurde. »Beatrice Jantz. Aber sagt einfach Bea.«
»Und wir sind also die Clowns«, sagte die hübsche, ältere Dame und gab mir die Hand. »Aber unser Gehör ist in Ordnung. Ich heiße Ruth.«
Ihre klugen, braunen Augen sahen mich forschend an. »Siehst du immer so aus?«
Ich lächelte. »Nicht wenn ich morgens aufstehe.«
»Das tut sie nicht«, sagte Henrik. »Ich habe sie gestern gesehen, und wüsste ich es nicht besser, würde ich nicht glauben, dass das dasselbe Mädchen ist.«
»Ausgezeichnet«, sagte Ruth. »Ganz ausgezeichnet. Du kannst das da hin und wieder brauchen, aber nicht zu oft.«
Die beiden anderen gaben mir auch die Hand. Sie hießen Inge und Karin. Inge war die ›Ladendetektivin‹.
»Passt auf«, sagte Henrik, als er uns um den Tisch herum platziert hatte. »Ich habe einen vorläufigen Plan erstellt, wann wer wo sein soll, damit wir euch zum einen an möglichst vielen verschiedenen Stellen einsetzen und zum anderen den größten Teil der Öffnungszeit abgedeckt haben. Wenn ihr Einwände habt, könnt ihr sie jetzt vorbringen. Übrigens treffen wir uns hier jeden Morgen um neun, um eure Beobachtungen zu vergleichen und zu sehen, ob wir uns auf jemanden besonders konzentrieren müssen. Das heißt auch, dass es zwischenzeitlich zu Änderungen kommen kann. Irgendwelche Kommentare?«
Die hatten alle drei, weshalb die Besprechung eine halbe Stunde dauerte. Sie waren alte Hasen, sodass ich nur schweigend zuhörte.
»Bea?«, sagte Henrik auffordernd. »Hast du noch Fragen?«
»Ja, was ist mit den ganz normalen Ladendieben?«
»Die sind nicht eure Aufgabe. Wenn ihr so etwas seht, merkt es euch zum späteren Gebrauch. Wer, was und wie. Dann reden wir bei unserer Morgenbesprechung darüber und nehmen es in unsere Kartei auf. Aber mischt euch nicht ein, auf keinen Fall. Das ist für unser eigentliches Vorhaben zu riskant.«
»Hast du Bea von Frau Back-Hansen erzählt?«, fragte Inge.
Henrik schüttelte den Kopf. »Nee, die hatte ich in der Tat vergessen. Gut, dass du mich daran erinnerst.«
»Ja, denn es wird sich kaum vermeiden lassen, dass Bea sie in Aktion sieht«, sagte Karin.
»Wer ist das?«, fragte ich. »Die Ladendetektivin?«
Alle vier brachen in Gelächter aus.
»Nicht ganz, nicht ganz!«, lächelte Ruth.
»Eher das Gegenteil«, fügte Inge hinzu.
Ich war nichts als ein lebendiges Fragezeichen.
»Frau Back-Hansen, sie heißt Marion, ist mit I. C. Back-Hansen verheiratet«, erklärte Henrik.
»Das sagt mir nichts«, räumte ich ein. »Wer ist das?«
»Entschuldige, ich habe vergessen, dass du lange im Ausland gelebt hast und nicht ganz up to date bist«, fuhr er fort. »In der letzten Zeit ist übrigens einiges über ihn in der Presse erschienen. Aber I. C. ist eine der Säulen der Stadt. Noch. Er ist Ende sechzig – soweit ich mich erinnere, wird er nächstes Jahr siebzig – und, wie gesagt, Marion ist mit ihm verheiratet.«
»Und was ist mit dieser Marion?«
»Sie ist Kleptomanin! Es wird nicht offen darüber geredet, aber im Grunde wissen es alle. I. C. ist Mitglied des Vorstands von K & L und hat eine Regelung durchgesetzt, dass niemand sich in ihr Tun und Lassen einmischt. Das Personal hält ein Auge auf sie, hat jedoch den strikten Befehl, nicht einzugreifen, falls oder wenn sie sehen, dass sie etwas klaut. Sie sollen einfach I. C.s Konto damit belasten, dann wird es bezahlt. Und offenbar hat er Marion so gut im Griff, dass sie ihre Diebstähle auf K & L beschränkt.«
»Heißt das, dass sie lediglich eine Rechnung an ihren Mann schicken und er bezahlt?«
»Ja«, nickte Henrik.
Ich schüttelte ungläubig den Kopf. »Das erfordert wirklich Vertrauen!«
»Sie