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Welt, von der uns die biblischen Schreiber Zeugnis geben. Unter Anleitung dieser Schreiber, zuerst war es nur Paulus, doch bald schon die ganze Fakultät des Heiligen Geistes, wurde Barth zu einem christlichen Leser. Er las Worte, um sich vom Wort formen zu lassen. Erst dann wurde er ein christlicher Schriftsteller. Barth veröffentlichte seine Darstellung der Ereignisse später in „Das Wort Gottes und die Theologie“. Der Romanautor John Updike sagte über dieses Buch, es habe ihm „so etwas wie eine Philosophie, auf deren Grundlage ich leben und arbeiten konnte“ gegeben, „und insofern [hat es] mein Leben verändert“. Bei der Überreichung der Campion Medaille im Jahr 1997 gab Updike den christlichen Glauben, wie ihn Barth in seiner Wiederentdeckung der Bibel offenbarte, als Grund dafür an, dass er als Schriftsteller erkannt hatte: „… dass die Wahrheit heilig ist und das Verkünden der Wahrheit eine edle und nützliche Tätigkeit, dass die Wirklichkeit um uns herum geschaffen und würdig ist, gefeiert zu werden, dass Männer und Frauen radikal unvollkommen und radikal wertvoll sind.“7

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      Schließlich stellte ich fest, dass das eindringlichste biblische Bild für das Lesen das von Johannes ist, der ein Buch isst:

      Dann ging zu dem Engel und bat ihn um das kleine Buch. Er antwortete mir: „Nimm das Büchlein, und iss es auf! Es schmeckt süß wie Honig, aber du wirst Magenschmerzen davon bekommen.“ So nahm ich das kleine Buch aus seiner Hand und aß es. Es schmeckte wirklich süß wie Honig; aber dann lag es mir schwer im Magen (Offb 10,9–10).

      Vor ihm hatten schon Jeremia und Hesekiel Bücher gegessen – scheinbar gute Nahrung für all jene, denen es wichtig ist, einen Text richtig zu verstehen.

      Damit erregt man allemal so viel Aufsehen wie mit Kafka, doch als Bild ist es weitaus besser. Johannes, dieser endlos faszinierende frühkirchliche Apostel, Pastor und Schriftsteller, geht zu dem Engel und sagt: „Gib mir das Buch.“ Der Engel gibt es ihm: „Da hast du es. Iss es auf, iss das Buch auf.“ Johannes tut es. Er isst das Buch – er liest es nicht nur – es gelangte in seine Nervenzellen, seine Reflexe, seine Einbildungskraft. Er hatte die Heilige Schrift gegessen. Das Buch wurde Teil seiner Anbetung und seiner Gebete, seiner Vorstellungen und seines Schreibens. Das Buch, das er gegessen hatte, wurde zu dem Buch, das er verfasste, das erste große Gedicht in der christlichen Tradition und das letzte Buch der Bibel, die Offenbarung.

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      Worte, die mit dem Bild des Essens zu uns gesprochen oder geschrieben werden, Worte, die wir unbelastet zu uns nehmen, schmecken, kauen, genießen, schlucken und verdauen, haben eine andere Wirkung auf uns als Worte, die von außen auf uns einwirken, sei es in Form von Propaganda oder Information. Propaganda zwingt uns die Meinung anderer auf, manipuliert uns zu einer Handlung oder einem Glauben. Insoweit wir das zulassen, werden wir kleiner, werden wir zur Puppe eines sprechenden und schreibenden Puppenspielers. Eine Puppe hat weder eine Würde noch eine Seele. Information macht Worte zu Waren, die wir ganz nach Wunsch verwenden können. Die Worte werden ihrem moralischen Ursprung und dem Bereich der persönlichen Beziehungen entzogen und werden zu Werkzeugen oder Waffen. Eine derartige Nutzbarmachung der Sprache macht sowohl Sprecher als auch Zuhörer zu Waren.

      Lesen zu können ist ein großes Geschenk, wenn die Worte einen Platz in unserer Seele finden – wenn sie gegessen werden, an ihnen genagt wird, sie geruhsam und freudig aufgenommen werden. Die Worte von lang verstorbenen oder durch Entfernung und/oder Jahre von uns getrennten Männern und Frauen erheben sich von den Seiten und kommen frisch und geradewegs in unser Leben und vermitteln Wahrheit, Schönheit und Güte; Worte, die Gottes Geist dazu verwendet, um unseren Seelen frisches Leben einzuhauchen. Unser Zugang zur Wirklichkeit vertieft sich über Jahrhunderte und Kontinente hinweg. Allerdings birgt solches Lesen auch subtile Gefahren. Leidenschaftliche Worte, die Männer oder Frauen mit großer Begeisterung gesprochen haben, sterben, sobald sie zu Papier gebracht werden, einen langsamen Tod und werden von lieblosen Augen zerlegt. Ungebändigte Worte, entstanden aus entsetzlichem Leiden, können als Museumsstück enden, gehäutet und ausgestopft, aufgehängt und beschriftet. Jedes Lesen birgt die Gefahr, dass Worte zu Propaganda verdreht oder auf Information reduziert werden und nur mehr Werkzeuge und Daten sind. Wir bringen die lebendige Stimme zum Schweigen und reduzieren Worte auf das, was angenehm und gewinnbringend ist. Ein Psalmist spottet über seine Zeitgenossen, die den lebendigen, sprechenden und hörenden Gott auf einen goldenen oder silbernen Waren-Gott reduzierten, der ihnen zu Nutzen war:

      Die solche Götzen machen, sind ihnen gleich, alle, die auf sie hoffen! (Ps 115,8)

      Diese Warnung gilt auch für uns heute, wenn wir täglich mit der unglaublichen Explosion der Informationstechnologien und Werbetechniken konfrontiert werden. Wir müssen diese Worte retten.

      1A. Negoită, „image hāgāh, 3. Meditation im A.T.“, in: G. Johannes Botterweck/Helmer Ringgren (Hrsg.): Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament, Bd. II, W. Kohlhammer, Stuttgart 1977, Sp. 345.

      2Baron Friedrich von Hügel, Selected Letters, E. P. Dutton, New York 1927, S. 229.

      3Rilke,

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