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und dabei keine Furcht zeigen.“

      Lowando grinste geschmeichelt.

      „Es ist so, wie du sagst, Bomba. Auch wir fürchten den Löwen nicht, und wir freuen uns umso mehr, einen tapferen Jäger getroffen zu haben, der nicht wie die anderen Weißen aus der Ferne mit den Donner und Feuer speienden Gewehren auf Simba Jagd macht.“

      Durch diesen Austausch von Komplimenten, die auf beiden Seiten ehrlich gemeint waren, war der Rest von gefährlicher Spannung gewichen, der noch zwischen den beiden Gruppen geschwebt hatte. Lowando befahl seinen Unterhäuptlingen, ein Mahl vorzubereiten. In kurzer Zeit war alles fertig, und alle aßen einträchtig miteinander.

      Allerdings schienen Wafi und Gibo einen Rest von Misstrauen nicht ablegen zu können. Sie waren im Dschungel aufgewachsen, wo man jeden Fremden zuerst für einen Feind hielt und wo Feindschaft auch viel häufiger zu erwarten war als Freundschaft. Sie blieben also weiterhin wachsam, wenn sie sich auch nach außen hin freundlich benahmen.

      „Wir wären eine leichte Beute für sie, wenn sie sich gegen uns wenden sollten“, murmelte Wafi seinem Gefährten zu. „Und was wäre dann?“

      „Es ist wahr“, raunte Gibo. „Aber Bomba wird auch daran gedacht haben.“

      Dieser Gedanke schien ihn so zu trösten, dass er mit verdoppeltem Appetit ein großes Stück saftige Antilopenlende vertilgte. Bomba aß am Lagerfeuer des Häuptlings mit und hörte höflich zu, wenn Lowando mit seinen Unterhäuptlingen sprach, und er gab angemessene Antworten, wenn der Häuptling sich an ihn wandte. Während er aber dasaß und sich das Mahl schmecken ließ, dachte er daran, welche Bedeutung dieses Zusammentreffen für sein weiteres Schicksal und vor allen Dingen für die Suche nach seinem Vater haben mochte.

      Es schien, als hätte ihm das Glück einen Helfer zugeführt. Dieses Zusammentreffen hätte kaum unter günstigeren Umständen erfolgen können. Sein Mut und seine Geschicklichkeit hatten zweifellos großen Eindruck auf die primitiven Jäger gemacht. Keine menschliche Eigenschaft wurde nämlich von diesen Eingeborenen so hoch eingeschätzt wie Mut und List. Der Eindruck musste umso tiefer sein, als sie diese Jagdszene ganz zufällig beobachtet hatten und wussten, dass Bomba von ihrer Anwesenheit keine Ahnung gehabt hatte. Er hatte also bestimmt nicht aus Ruhmsucht oder Geltungsbedürfnis so gehandelt.

      Bomba musste jetzt mit einem Anflug von Bitterkeit daran denken, dass er nicht immer so viel Glück gehabt hatte. Bei der Suche nach seinem Vater war er in einem Kampf mit feindlichen Kriegern durch einen heimtückischen Keulenschlag auf den Hinterkopf niedergestreckt worden, und als er nach vielen Stunden aus der Ohnmacht erwachte, waren die Kannibalen, die seinen Vater gefangen hielten, schon weitergezogen. Damals hatte ihn Azande, der Häuptling der Pygmäen, mit der Zusicherung getröstet, er werde versuchen, die Hilfe der ‚Bemalten Jäger’ für ihn zu gewinnen. Aber zu jener Zeit hatte Bomba nicht so recht an dieses Versprechen geglaubt.

      Und jetzt hatte er ohne jede Mühe selbst diese möglichen Verbündeten gefunden und zugleich einen ausgezeichneten Eindruck auf sie gemacht. Als Lowando nun vorschlug, dass der weiße Junge ein Blutsbruder des Stammes werden sollte, war Bomba natürlich sehr erfreut.

      „Unser Stamm wird Bomba in seine Reihen aufnehmen“, versprach Lowando. „Unsere Jäger werden stolz auf den neuen Stammesbruder sein, wenn sie erfahren, wie Bomba den Löwen besiegt hat.“

      „Deine Worte sind gut, Lowando“, erwiderte Bomba nach einer angemessenen Frist des Nachdenkens. „Aber ich will ehrlich sein und dir sagen, dass ich nicht lange die Gastfreundschaft deines Stammes genießen kann. Meine Heimat ist jenseits des großen Wassers, und dort wartet auch meine Mutter auf meine Heimkehr.“

      „Es soll so sein, wie Bomba es will“, sagte Lowando sofort. „Wenn Bombas Götter ihn über das große Wasser zurückrufen, dann kann er gehen, wann es ihm beliebt. Aber bis zu diesem Zeitpunkt wird er bei uns bleiben und uns auf vielen Löwenjagden begleiten.“

      Bomba forschte eindringlich im Gesicht des Häuptlings. Die letzten Worte hatten besonders grimmig geklungen.

      „Du bist ein großer Feind der Löwen, Lowando“, sagte er nachdenklich. „Hast du einen besonderen Grund dafür?“

      Der Häuptling runzelte die Stirn und nickte.

      „Dort, wo unser Stamm lebt, sind die Löwen sehr zahlreich. Sie überfallen unsere Herden und schleppen die fettesten Tiere fort. Aber nicht genug damit: sie überfallen auch Frauen und Mädchen, wenn sie am Fluss Wasser holen, und sie schleichen sogar nachts in unsere Dörfer und fallen in den Hütten auch schlafende Männer an. Sie mögen verflucht sein!“ Er machte eine heftige Gebärde und zog etwas aus seinem Beutel. „Schau! Das sind die Ohren von zwei Löwen, die wir gestern mit den Speeren erlegt haben. Wir sind auf der Fährte der Löwen in dieses Dschungelgebiet gekommen. Es ist Sitte unseres Stammes, für jeden getöteten Krieger zwei vom Geschlecht seines Mörders zu erlegen. Wir bringen also jetzt die Ohren der beiden Löwen zurück, damit der ganze Stamm weiß, dass wir unseren Bruder wirklich gerächt haben.“

      „Dein Volk kann stolz auf dich sein, Lowando“, sagte Bomba. „Es ist gut, im Dschungel tapfer zu sein, denn nicht nur der Löwe ist dort der Feind des Menschen. Es gibt noch andere Feinde.“

      „Richtig.“ Lowando nickte grimmig. „Es gibt die Schlangen, die mit ihrem Giftbiss einen Mann töten können. Es gibt die Leoparden und Panther, die wilden Hunde, die Krokodile und das gewaltige Nashorn. Es gibt die wilden Büffel und die bösartigen Gorillas. Und es gibt noch einen gefährlicheren Feind — “

      Der Häuptling zögerte.

      „Wer ist das?“ fragte Bomba.

      „Die blutdürstigen Kannibalen, die Menschenfleisch verzehren.“

      Jetzt endlich hatte Bomba das Gespräch zu einem wichtigen Punkt gelenkt.

      „Sind die Kannibalen auch schon über deinen Stamm hergefallen, Lowando?“ fragte er.

      „Ja. Und Sie sind schlimmer auf ihren zwei Beinen wie die Löwen auf ihren vier. Sie schleichen nachts an unsere Dörfer heran und brennen und morden. Dann schleppen sie auch noch Gefangene mit sich fort, um sie — wie die wilden Tiere — zu fressen. Die Kannibalen sind den Göttern verhasst, und deshalb wird auch zwischen unserem Stamme und ihnen ewiger Krieg herrschen.“

      Bomba schwieg eine Weile, ehe er die nächsten bedeutsamen Sätze sprach.

      „Ich habe Lowandos Worte gehört“, sagte er schließlich gemessen. „Und ich bin froh, dass die ‚Bemalten Jäger“ ebenso denken wie ich. Auch ich bin ein Feind der Krieger, die Menschenfleisch essen.“

      „Haben sie deinen Stamm angegriffen?“, fragte Lowando.

      Bomba lächelte unmerklich über die naive Frage.

      „Ja, Lowando, sie haben einen Mann meines Stammes mit sich geschleppt, wenn du es so nennen willst. Sie haben meinen Vater in ihrer Gewalt, und ich bin über das Meer gekommen, um ihn aus der Gefangenschaft zu befreien.“

      „Das ist schlimm“, sagte Lowando düster. „Aber woher weißt du, dass dein Vater noch am Leben ist?“

      „Ich weiß es nicht genau. Aber als die Tage des großen Regens vorbei waren, habe ich meinen Vater noch gesehen. Ich wurde verwundet, als ich an der Seite von Azandes Kriegern gegen die Kannibalen kämpfte. Das war vor dem letzten Vollmond. Ich weiß nun nicht, ob mein Vater immer noch lebt.“

      Die letzten Worte hatte er mit leiser, bewegter Stimme gesprochen, und der Häuptling legte ihm tröstend die Hand auf den Arm.

      „Dann brauchst du noch nichts zu befürchten, Bomba. Wenn die Kannibalen deinen Vater bisher nicht getötet haben, muss es einen bestimmten Grund dafür geben, und sie werden ihn deshalb auch noch länger leben lassen. Vielleicht halten sie ihn für einen Zauberer, dessen Tod Unheil über ihr Volk bringen würde. Wenn du unser Blutsbruder wirst, können wir dir vielleicht helfen, deinen Vater zu befreien.“

      „Du glaubst, dass das möglich ist?“, fragte Bomba hoffnungsvoll.

      „Ich

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