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zu ihrem Mann.

      „Colwall weiß, daß wir in der Provinz leben“, erwiderte der Vikar. „Und um ehrlich zu sein, meine Liebe, es wäre mir schwer gefallen, dafür das notwendige Geld aufzutreiben.“

      „Wenn doch Mama bei uns sein könnte“, rief Natalia, als sie aus dem Kutschenfenster blickte. „Denk nur, wie sehr sie sich gefreut hätte, den Süden wiederzusehen.“

      „Deine Mutter ist vor allem enttäuscht, bei deiner Trauung nicht anwesend zu sein.“

      „Die Ärmste hat bei unserer Abreise geweint“, stellte Natalia betrübt fest. „Am liebsten wäre ich aus der Kutsche gesprungen und hätte Seiner Lordschaft eine Nachricht zukommen lassen, daß ich es wie andere Bräute vorziehen würde, in meinem Elternhaus zu heiraten.“

      „Er konnte nicht voraussehen, daß deine Mutter sich eine Woche vor unserem Aufbruch den Knöchel brechen würde.“

      „Natürlich nicht“, stimmte seine Tochter zu. „Und wie Mama selbst gesagt hat, war es dann zu spät, alle Pläne zu ändern.“

      Trotzdem war ihr Kummer groß, weil sie wußte, wie tief ihre Mutter enttäuscht gewesen war.

      Mit tapferer Miene hatte sie behauptet: „Mach dir keinen Kummer, Liebling. Ich werde mich inzwischen um die Gemeinde kümmern und auf die Rückkehr deines Vaters warten. Ich werde ihn vermissen, dich übrigens nicht weniger.“

      Natalia wußte, wie sehr das der Wahrheit entsprach. Ihre Eltern liebten sich innig und fanden es schwer, auch nur einen Tag voneinander getrennt zu sein.

      Das Pfarrhaus am See von Ullswater war dem Mädchen stets als der schönste Platz der Welt erschienen. Wenn sie morgens aufwachte, sah sie durch ihr Schlafzimmerfenster zwei Berge, deren kahle und schroffe Gipfel wie Silhouetten in den Himmel ragten.

      Als sie erfuhr, daß ihre Trauung in Schloß Colwall stattfinden sollte, war sie bitter enttäuscht gewesen. Sie hatte so oft an den Helden ihrer Träume gedacht, daß er für sie zu einem Teil der Schönheit des Sees und der Berge geworden war. Sie fand es schwer, sich Lord Colwall anders vorzustellen, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte.

      Er war durch den vom See aufsteigenden Morgennebel auf sie zugekommen. Die Berge hinter ihm erweckten den Eindruck, als sei er aus ihrer Phantasie in die Wirklichkeit ihres Lebens getreten. Es war einer jener Tage, an denen die Welt stillzustehen schien.

      Natalia war auf dem Heimweg von ihrem Besuch in einem Haus am Rande des Dorfes. Der Korb an ihrem Arm war leer. Ihre Mutter hatte durch sie einem Kranken stärkende Suppe und hausgemachte Marmelade geschickt.

      Vor dem Pfarrhaus stand ein eleganter Reisewagen mit vier herrlichen Pferden davor. In diesem Augenblick drehte sich ein Mann um, der gedankenversunken am Ufer des Sees gestanden hatte. Sein Anblick verwirrte Natalia so sehr, daß sie ihn unverwandt anstarrte. Noch nie im Leben war ihr ein so gutaussehender Mann begegnet.

      Ein Reisemantel lag lässig um seine Schultern. Das dunkle Haar fiel ihm in die Stirn, da er den hohen Hut in der Hand trug. Ohne sie zu beachten, ging er an ihr vorbei. Als sie schon glaubte, daß er in die Kutsche steigen wollte, öffnete zu ihrem Erstaunen ein Reitknecht das Tor zum Pfarrgarten, lief seinem Herrn voraus und klopfte an die Tür ihres Elternhauses.

      Natalia trat durch die Hintertür in die Küche, stellte dort ihren leeren Korb auf den Boden und ging nach oben in ihr Zimmer, um sich umzukleiden. Mit ihren fünfzehn Jahren besaß sie noch nicht allzu viel Garderobe. Die Wahl fiel ihr deshalb leicht. Sie schlüpfte in ein blaues Baumwollkleid mit weitem Rock und einer Satinschärpe, das sie sonntags trug, und kämmte schnell ihr Haar.

      Neugierig spähte sie durch ihr Schlafzimmerfenster, ob die Pferde noch draußen warteten. Bei dem Gedanken, einem so eindrucksvollen und offensichtlich bedeutenden Mann, der außerdem so gut aussah, gegenüberzutreten, wurde ihr beklommen zumute.

      Vielleicht gibt es ihn gar nicht, versuchte sie sich einzureden, vielleicht habe ich ihn nur geträumt. Ihre Mutter hatte sie oft gescholten, daß ihre Einbildungskraft mit ihr durchging und sie die Welt mit den Helden bevölkerte, über die sie in den Büchern ihres Vaters gelesen hatte. In ihrer Phantasie lebten die Götter und Göttinnen des Olymp in den Bergen jenseits des Sees. Manchmal glaubte sie auf ihren Spaziergängen Apoll begegnet zu sein.

      „Du solltest dem Kind nicht den Kopf mit diesen Sagengestalten vollstopfen“, hatte Lady Margaret einmal tadelnd zu ihrem Mann bemerkt. „Es wäre besser, wenn sie sich mit Mrs. Warners Rheumatismus oder Jonny Lovells Masern beschäftigte.“

      Ihr Vater hatte schallend gelacht, deshalb aber keineswegs aufgehört, Natalia mit seinen geliebten Sagen vertraut zu machen. Gleichzeitig erzählte er ihr von Alexander dem Großen, den Philosophen des griechischen Altertums und den Eroberungen Hannibals.

      Als Natalia Lord Colwall zu Gesicht bekam, rührte sein ausdrucksvolles Gesicht an eine Saite in ihrem Inneren. Er war weder ein griechischer Gott noch einer der großen Eroberer der Geschichte, er war niemand anders als ihr Ritter.

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