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Vom Tod die beiden Neffen zu befrein,

       Dann hab ich sie zu würdgem Zweck bewahrt.

      Aaron.

       Nun, einigt euch, wes Hand soll mit mir gehn,

       Daß sie nicht sterben, eh die Rettung kam.

      Marcus.

       Nehmt meine Hand!

      Lucius.

       Beim Himmel, deine nicht!

      Titus.

       Nicht fürder streitet; welkes Kraut, wie dies,

       Ist gut, es auszurauben nehmt denn meine!

      Lucius.

       Mein Vater, wenn dein Sohn ich heißen soll,

       Laß mich die Brüder retten von dem Tod.

      Marcus.

       Um unsres Vaters, unsrer Mutter willen,

       Heut laß mich zeigen, wie ein Bruder liebt.

      Titus.

       So tret ich denn zurück, vereint euch drum.

      Lucius.

       Ich geh und hol die Axt.

      Marcus.

       Und ich gebrauche sie. (Lucius und Marcus gehn.)

      Titus.

       Komm hieher, Mohr, betrügen will ich sie;

       Leih mir die Hand, und meine geb ich dir.

      Aaron (beiseite).

       Wenn das Betrug heißt, will ich ehrlich sein

       Und will mein Lebtag keinen so betrügen.

       Doch ich betrüg Euch wohl auf andre Art;

       In einer halben Stunde sollt Ihrs sehn.

      (Er haut Titus' Hand ab.)

       Lucius und Marcus kommen zurück.

      Titus.

       Nun laßt den Streit, was sein muß, ist getan.

       Mein guter Mohr, dem Kaiser gib die Hand;

       Sag, dies war eine Hand, die ihn geschützt

       Manch tausendmal; begraben soll er sie,

       Sie hat wohl mehr verdient, dies gönn er ihr.

       Und meine Söhne, sag ihm, acht ich nun

       Wie Edelsteine, wohlfeil mir erkauft

       Und dennoch teu'r, weil ich gekauft, was mein.

      Aaron.

       Ich geh, Andronicus; für deine Hand

       Mach dich bereit, die Söhne bald zu sehn. –

       (Beiseite.) Der Buben Häupter mein ich. – Wie der Streich,

       Wenn ich dran denke, mich ergötzt und weidet!

       Laß Narrn und Weiße fromm um Gnade werben,

       Mag Schwarz mir Antlitz so wie Seele färben. (Geht ab.)

      Titus.

       Hier heb ich auf die eine Hand zum Himmel,

       Zur Erde beug ich diese schwachen Trümmer:

       Gibts eine Macht, die meine Träne rührt,

       Die fleh ich an (zu Lavinia). Was, willst du mit mir knien?

       Tu's, liebes Herz; der Himmel muß uns hören! Sonst hauchen wir die Luft mit Seufzern trüb, Die Sonne schwärzend, wie die Wolken tun, Wenn sie in ihrer feuchten Brust sie bergen.

      Marcus.

       O Bruder, sprich von Möglichkeiten doch,

       Und stürz dich nicht in solches Wahnsinns Tiefe!

      Titus.

       Ist denn mein Gram nicht tief und bodenlos?

       So sei die Leidenschaft auch ohne Boden!

      Marcus.

       Doch laß Vernunft regieren deinen Schmerz!

      Titus.

       Gäb es vernünftgen Grund für solches Leid,

       Dann schlöß ich wohl in Grenzen all dies Weh.

       Ersäuft das Feld nicht, wenn der Himmel weint?

       Schäumt, wenn der Sturmwind rast, das Meer nicht auf

       Und droht dem Firmament mit schwellndem Antlitz?

       Und willst du Gründe noch für solche Wut?

       Ich bin das Meer; hör ihre Seufzer wehn!

       Sie ist die Luft in Tränen, ich das Land;

       So schwellen ihre Seufzer denn mein Meer,

       Und ihrer Tränen Sündflut überschwemmt

       In stetem Regen strömend mein Gefild;

       Denn, wie? mein Innres faßt nicht ihren Schmerz,

       Und ich, gleich einem Trunknen, spei ihn aus.

       Drum laß mich frei; Verlierern steht ja frei,

       Sich Luft zu machen durch den bittern Fluch.

      Ein Bote kommt und bringt zwei Häupter und eine Hand.

      Bote.

       Würdger Andronicus, schlimm zahlt man dir

       Die gute Hand, die du dem Kaiser gabst.

       Sieh hier zwei Häupter deiner edlen Söhne;

       Hier deine Hand, zum Hohn zurückgeschickt:

       Dein Schmerz ihr Spiel, und dein Entschluß verhöhnt,

       So daß mirs weh ist, denk ich deines Wehs,

       Mehr, als Erinnrung an des Vaters Tod. (Geht ab.)

      Marcus.

       Nun werde kalt, Siziliens heißer Ätna

       Und sei mein Herz ein glühnder Flammenpfuhl!

       Solch Elend ist zuviel für Menschenkraft!

       Mitweinen mit den Weinenden ist Trost,

       Doch Schmerz, so frech verhöhnt, dreifacher Tod.

      Lucius.

       Oh, daß der Anblick solche Wunden schlägt

       Und schreckt verhaßtes Leben nicht hinweg!

       Daß Tod dem Leben seinen Namen leiht,

       Wo Leben nur noch Atemholen ist!

      (Lavinia küßt ihn.)

      Marcus.

       Ah, armes Herz, der Kuß ist ohne Trost,

       Wie hartes Eis dem frosterstarrten Wurm.

      Titus.

       Wann endet dieser fürchterliche Schlaf?

      Marcus.

       Nun, Schmeichelei fahr hin; nun, Titus stirb;

       Du schläfst nicht; sieh die Häupter deiner Söhne,

       Sieh deine Hand, sieh dein verstümmelt Kind,

       Den landverwiesnen Sohn, durch diesen Anblick

       Betrübt und bleich; mich, deinen Bruder, sieh,

       Wie ein versteinert Bildnis, kalt und starr.

       Ach, nimmer recht ich jetzt mit deinem Schmerz!

       Rauf nur dein Silberhaar, mit deinen Zähnen

       Zerfleisch die andre Hand: dies grause Bild

       Sei deiner armen Augen letzte Schau.

       Nun ist es Zeit zum Sturm, was schweigst du still?

      Titus.

       Ha! ha! ha!

      Marcus.

       Was lachst du? solcher Stunde ziemt es nicht!

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