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Die geheime Kraft des Fettstoffwechsels. Prof. Dr. med. Marion Kiechle
Читать онлайн.Название Die geheime Kraft des Fettstoffwechsels
Год выпуска 0
isbn 9783833879425
Автор произведения Prof. Dr. med. Marion Kiechle
Жанр Здоровье
Издательство Readbox publishing GmbH
Für unsere Quizauflösung machen wir eienn kleinen Ausflug in die Medizin: Bei der Aufarbeitung von Operationspräparaten wird in der Pathologie menschliches Gewebe haltbar gemacht. Dabei kommt es durch die Anwendung von alkoholartigen Chemikalien zu einem Herauslösen von Fetten, wodurch die Fettblase in den Zellen entleert wird. Danach werden die Gewebeschnitte mit einem Färbemittel bearbeitet, um diese unter dem Mikroskop sichtbar zu machen.
Im Fall der »weißen« Fettzellen ist jedoch nur noch der Zellkern und die Zellmembran vorhanden, die die Farbe annehmen können (siehe Grafik auf >). Der Zellleib kann sich jedoch nicht anfärben, weil hier das Fett herausgelöst wurde – unter dem Mikroskop erscheint die leere Fettvakuole dann weiß.
Leptin
Das bekannteste Fettgewebehormon ist Leptin. Es wird ausschließlich von Fettzellen hergestellt und ist für die Regieanweisung »Sättigung eingetreten« ans Gehirn zuständig.
DAS HORMON LEPTIN IST FÜR UNSER SÄTTIGUNGSGEFÜHL ZUSTÄNDIG.
Es meldet ihm ähnlich wie der Treibstoffanzeiger im Auto den Füllzustand der Energiereserven und hemmt die Produktion von hungerfördernden Botenstoffen im Gehirn. Die Menge an Leptin in unserem Blut steht in direktem Zusammenhang damit, wie viele Fettzellen wir aufweisen: Je mehr Fettgewebe, desto mehr Leptin im Blut. In bestimmten Fällen kann jedoch auch eine Leptinresistenz entstehen – mehr darüber erfahren Sie im Kasten >.
Wenn Leptin in ausreichender Menge im Blut vorhanden ist, empfinden wir ein angenehmes Sättigungsgefühl – ein wichtiger Regulator für unsere Verdauung. Es sorgt dafür, dass wir nichts mehr essen, sodass eine optimale Aufschlüsselung und Resorption der Nährstoffe gewährleistet ist. Denn dieser Prozess braucht seine Zeit und unsere Verdauungsorgane haben ihre Kapazitätsgrenzen. Wir haben das sicher alle mal zu spüren bekommen: Wenn man sich sprichwörtlich »überfressen« hat, geht es einem nicht wirklich gut. Der Körper meldet sich mit Bauchschmerzen, einem Blähbauch und einem sehr unangenehmen Völlegefühl.
WAS IST EINE LEPTINRESISTENZ?
Eine Leptinresistenz kann beispielsweise durch eine extreme Kalorienrestriktion entstehen – Sie kennen sie dann auch unter dem Namen Jo-Jo-Effekt. Dabei wird dem Gehirn mitgeteilt, dass Nahrungsknappheit herrscht – und sparsam wie es ist, wird der Stoffwechsel heruntergefahren. Zudem sinkt einerseits der Grundumsatz, andererseits wird die Sättigungsschwelle erhöht. Evolutionär werden wir darauf getrimmt, einen Nahrungsmangel auszugleichen – das Gehirn wird in der Folge unempfindlich gegenüber dem Sättigungshormon. Eine Leptinresistenz kommt bei adipösen Menschen häufig vor. Im Vergleich zu Schlanken weisen sie hohe Leptinwerte auf.
Östrogene
Interessanterweise werden im Fettgewebe auch die weiblichen Geschlechtshormone Östrogene produziert. Die Produktion erfolgt vollkommen eigenständig und unabhängig vom weiblichen Zyklus. Auch hier gilt: Je mehr Fettgewebe, desto mehr Östrogene. Östrogene sind nicht nur für die sexuelle Entwicklung der Frau, sondern haben zahlreiche andere Aufgaben im Stoffwechsel. Sie beeinflussen beispielsweise den Knochenstoffwechsel und führen dazu, dass unsere Knochen aufgebaut und gestärkt werden. Aber auch der Fett- und Zuckerstoffwechsel werden von Östrogenen mitgesteuert. Sie sorgen für einen ausgeglichenen Zustand des Cholesterins, indem sie das gute HDL-Cholesterin erhöhen und das ungünstige LDL-Cholesterin senken. Das ist sehr günstig für unsere Gefäßwände und schützt uns vor Gefäßverkalkungen. Damit haben unsere weiblichen Botenstoffe einen positiven Einfluss auf den Blutdruck und schützen uns vor Herzinfarkt.
Außerdem bringen sie unsere Verdauung in Schwung, indem sie stimulierend auf die Darmbewegungen wirken. Östrogene greifen auch in unseren Zuckerstoffwechsel ein, der vor allem vom Insulin dirigiert wird. Östrogene wirken hier als Helfer positiv auf den Blutzuckerspiegel. Ihre Aufgabe ist es, dass Zellen ihre Empfindlichkeit gegenüber Insulin nicht verlieren und dass der Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit nicht zu stark ansteigt. So vermitteln sie eine bessere Glukosetoleranz (Aufnahme des Zuckers aus der Nahrung) und wirken damit einer sogenannten Insulinresistenz entgegen (siehe auch >). Diese tritt auf, wenn die Körperzellen bei einer dauerhaft hohen Zuckerzufuhr nicht mehr auf Insulin reagieren können. Die Folge: Der Blutzuckerspiegel und der Insulinspiegel im Blut steigen.
Dies erhöht das Risiko, an Diabetes mellitus, im Volksmund auch als Altersdiabetes bekannt, zu erkranken. Es zeigt erneut, wie eng der Fett- und Zuckerstoffwechsel miteinander verbunden sind. Übrigens werden die weiblichen Geschlechtshormone auch im Fettgewebe von Männern produziert. Welche Konsequenzen ein Zuviel an Östrogenen aufgrund von zu viel Fettgewebe für Männer hat, lesen Sie ab >.
Die besondere Aufgabe des Bauchfetts
Dem Bauchfett und dem sogenannten viszeralen, inneren Bauchfett – das ist das Fettgewebe zwischen den Gedärmen – kommt eine besondere Aufgabe bei der Immunabwehr zu. Mit der Nahrung werden zahlreiche Bakterien, Viren sowie Fremdeiweiße – das sind Eiweiße, die nicht menschlichen Ursprungs sind beziehungweise von uns selbst hergestellt werden können – aufgenommen. Diese gilt es abzuwehren. Hierfür sorgen die bereits erwähnten Entzündungsstoffe Zytokine wie Interleukin und TNF-alpha. Sie beseitigen die unerwünschten Eindringlinge.
IST ZU VIEL BAUCHFETT VORHANDEN, BRINGT DAS EINE ÜBERPRODUKTION AN SCHÄDLICHEN ENTZÜNDUNGSSTOFFEN MIT SICH.
Ist allerdings zu viel Bauchfett vorhanden, bringt auch das eine Überproduktion an Entzündungsstoffen mit sich. Die Folge: Die Entzündungsstoffe provozieren Entzündungen, was sich wiederum negativ auf den Stoffwechsel und somit die Gesundheit auswirkt. Man spricht daher auch vom metabolisch aktiven, also den Stoffwechsel beeinflussenden Fett. Und dieses sitzt eben ausschließlich am Bauch. Mehr darüber ab >.
Leberfett
Das wichtigste Organ des Fettstoffwechsels ist die Leber. Kann sie die aus der Nahrung stammenden Fettsäuren, die sogenannten Triglyzeride, nicht mehr komplett abbauen, lagert die Leber diese in ihren Zellen ein. Mit der Zeit blähen sich die Leberzellen auf und die Leber vergrößert sich – man spricht von einer Fettleber. Eine leichte Form der Fettleber liegt vor, wenn bis zu einem Drittel des Lebergewebes verfettet ist. Normalerweise wiegt die Leber eines gesunden Menschen etwa eineinhalb Kilogramm. Je nach Schweregrad der Fettleber kann das Lebergewicht auf drei und in Extremfällen auch auf sechs Kilogramm ansteigen.
Aber wodurch entsteht eine Fettleber? In erster Linie durch eine extrem hochkalorische Ernährung und einem dauerhaft zu hohen Alkoholkonsum. Eine falsche Ernährung mit einem Zuviel an Fetten und Kohlenhydraten in Form von Zucker, vor allem Fruktose, und der regelmäßige Alkoholgenuss von etwa 20 bis 30 Gramm Alkohol pro Tag bei Frauen und 40 bis 60 Gramm Alkohol bei Männern führen zu dieser Lebererkrankung. Zur Verdeutlichung: Zwei Gläser mit 0,25 Liter Bier und ein Glas Sekt enthalten zusammen bereits 30 Gramm reinen Alkohol.
Warum ist Alkohol so schädlich? Erstens wirkt er appetitanregend. Zweitens hat Alkohol relativ viele Kilokalorien (kurz: Kalorien), nämlich sieben Kalorien pro Gramm Alkohol. Zum Vergleich: Ein Gramm Fett hat neun Kalorien, liefert aber dem Körper Energie. Beim Alkoholabbau wird das Enzym NAD verbraucht, das beim Fettabbau ebenfalls benötigt wird. Dieser Enzymmangel regt wiederum die Fettneubildung an. Auf diesem Weg hemmt Alkohol in einer schädigenden Doppelrolle einerseits den Fettabbau und fördert andererseits den Fettaufbau.
In seltenen Fällen können auch bestimmte Medikamente zur Entwicklung einer Fettleber beitragen. Was jedoch viel häufiger Ursache für die Lebererkrankung ist, ist Bewegungsmangel. Er