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Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey Patton
Читать онлайн.Название Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie
Год выпуска 0
isbn 9783745214369
Автор произведения Harvey Patton
Жанр Научная фантастика
Издательство Readbox publishing GmbH
Dafür erschreckte sie Sekunden später ein neues Phänomen.
Die grellen Blitze elektrischer Entladungen zuckten aus allen möglichen Anlagen, ob sie nun aktiviert waren oder nicht. Blaue Flämmchen tanzten über das Pilotenpult dahin, Caine sprang rasch auf und entfernte sich davon. Die Luft roch nach Ozon, und immer weiter krachte und dröhnte es aus den Membranen.
Das alles war hervorragend geeignet, Menschen in Panik zu versetzen. Min Jian-Ksu hatte sich in seinem Sessel zusammengekrümmt, verbarg den Kopf in den Armen und rief vermutlich die Geister seiner Ahnen an. Dorit und Mitani hielten sich schutzsuchend umklammert und sahen ihre Gefährten aus schreckgeweiteten Augen an.
Toburu-Chan hielt sich noch am besten. Er, der von Nimboid her an Beben und Vulkanausbrüche gewöhnt war, war in Bezug auf Katastrophen relativ abgehärtet.
Ihm machte es auch nicht viel aus, dass im Schiff momentan die doppelte Schwerkraft zu herrschen schien. Er kämpfte sich zu Caine vor und schrie ihm ins Ohr: »Durchhalten, Taff! Das alles sind, zumindest meiner Ansicht nach, nur sekundäre Erscheinungen, die nicht wirklich lebensbedrohend sind. Solange das Schiff heil bleibt und seine Einrichtungen funktionieren, kann uns nicht viel geschehen. Wir werden es überstehen, dessen bin ich gewiss.«
Der Commander grinste verzerrt.
»Hoffen wir es, Herr des Vulkanplaneten«, schrie er zurück. Er musste sich an der Umfassung der Zentralen Bildplatte festhalten, denn nun wurde die PROKYON von Erschütterungen durchlaufen, die den Beben auf Nimboid kaum nachstanden. Von irgendwo her kam das helle Knacken nachgebender Verstrebungen, einige Bildschirme implodierten und streuten ihre Trümmer durch den Raum. Toburus Optimismus schien mehr und mehr an Berechtigung zu verlieren.
Dann endeten die betäubenden Geräusche aus den Lautsprechern abrupt. Fast gleichzeitig versiegten die elektrischen Entladungen, der lastende Druck der Schwerkraft nahm ab. Dafür traten nun andere, zwar nur optisch wahrnehmbare, aber nicht weniger erschreckende Erscheinungen auf.
Über die noch heilen Bildschirme zuckten bizarre Lichtmuster und lösten das dunkle Wabern aus dem Hyperraum ab. Ihre Intensität nahm stetig zu, obwohl sich die Dunkelfilter automatisch vorschalteten. Schließlich waren sie so grell, dass sie die Beleuchtung der Zentrale überstrahlten. Die Menschen pressten die Hände vor die Augen, aber das half nur wenig.
Dann hörten die Erschütterungen auf, die normale Schwere stellte sich wieder ein. Vorsichtig nahm Taff Caine die Hände von seinen Augen und registrierte dankbar, dass auch das irrlichternde Zucken auf den Bildschirmen auf ein erträgliches Maß zurückgegangen war. Augenblicklich wurde er wieder aktiv.
»Wir haben das Schlimmste überstanden, wie es scheint!«, sagte er. »Jetzt müssen wir versuchen, irgendwie das beste aus unserer Lage zu machen, Leute. Was sagen deine Instrumente, Bord-Galilei?«
Orvid Bashkiri tauchte aus seiner vollen Deckung unterhalb der Ortungs- und Messkonsole auf und lächelte verzerrt. Wortlos nahm er wieder Platz und überflog hastig alle Anzeigen darauf.
»Die meisten vollführen immer noch nervöse Zuckungen, nicht viel anders als wir«, erklärte er. »Der Fahrtschreiber scheint jedoch allmählich zur Ruhe zu kommen. Im Augenblick zeigt er nur noch die doppelte Lichtgeschwindigkeit an, und die Tendenz ist weiterhin rückläufig.«
»Trotzdem müssen wir weit über die vorgesehene Entfernung hinausgeschossen sein«, stellte Rhegos Kytall lakonisch fest. »Wir müssen also, trotz des hervorragend berechneten Kurses, vorsichtshalber damit rechnen, mitten in dem Sternennest herauszukommen, sobald wir die Lichtgeschwindigkeit unterschreiten.«
»Ich werde dann augenblicklich den Schutzschirm aktivieren«, versprach Taff Caine.
Alle hatten ihre Posten wieder eingenommen, Min Jian-Ksu schien seinen Schock gleichfalls überwunden zu haben.
»Dass Raumfahrer gefährlich leben, wusste ich schon immer«, sagte er in die entstandene Stille hinein. »Dass die PROKYON in dieser Hinsicht eine weit bevorzugte Stellung einnimmt, wurde mir zwar immer wieder berichtet, aber ich hielt das meiste davon für blanke Übertreibungen. Jetzt weiß ich aus eigener Erfahrung, dass das Untertreibungen waren, Freunde.«
»Jubelt laut, Mitglieder unserer Crew!«, kommentierte Mitani, und ein erstes Lächeln erschien auf ihrem dunklen Gesicht. »Der Große Weise Elefant hat sich dazu herabgelassen, uns so etwas wie eine Anerkennung auszusprechen! Zwar nur indirekt, aber wir sollten es zu schätzen wissen.«
»Zumal es so bald wohl nicht wieder vorkommen wird«, ergänzte der zur Zeit arbeitslose Luca. »Wohlan denn, preisen wir seine Güte und ...«
»Achtung!«, rief Orvid dazwischen. »Unsere Fahrt ist bereits bis auf einfache Lichtgeschwindigkeit abgesunken, die Instrumente kommen langsam zur Ruhe. Der Übergang in den Normalraum steht offenbar kurz bevor.«
Taff beobachtete die Duplikatanzeigen am Pilotenpult und kam zum gleichen Schluss. »Alle anschnallen«, ordnete er an. »Wo wir herauskommen werden, ist fraglich, wir müssen auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.«
Die nur selten benutzten Gurte schnellten auf einen Knopfdruck aus den Armlehnen und legten sich um die Körper der Raumfahrer. Kaum war das geschehen, sank die Nadel des Fahrtschreibers unter die »magische Grenze«. Für den Zeitraum einer Sekunde schüttelte sich die PROKYON leicht, eine Erscheinung, die sonst beim Rücksturz nicht aufzutreten pflegte.
Taffs Gestalt versteifte sich unwillkürlich. Noch lagen die Scherben der zerstörten Bildschirme auf dem Boden herum – sollte es nun zu neuen Zwischenfällen kommen, vielleicht sogar zur Vernichtung des Schiffes?
Doch nichts dergleichen geschah. Das Schütteln verging, aber dafür machte der Astrogator eine neue, befremdliche Feststellung.
»Unsere Fahrt ist schlagartig bis auf Null zurückgegangen!«, meldete er erregt. »Vom physikalischen Standpunkt her ein Ding der Unmöglichkeit, aber es muss so sein, die Instrumente beweisen es.«
»Wir sollten uns nicht zu sehr auf sie allein verlassen«, sagte der Commander, »schließlich haben sie eben noch verrückt gespielt und verfallen nun vielleicht ins andere Extrem. Was sagen deine Ortungen?«
Er starrte besorgt auf die Bildschirme, die nach wie vor dunkel geblieben waren. Seine lange Erfahrung sagte ihm jedoch, dass dies nicht mehr die wallende Dunkelheit des Hyperraums war. Ein seltsam stumpf wirkendes Schwarz breitete sich auf ihnen aus, als befände sich die PROKYON innerhalb einer dichten Wolke aus Gasen oder staubförmiger Materie. Sollten sie in eine Dunkelwolke geraten sein?
»Nein, das kann es auch nicht sein«, murmelte Taff. »Gas oder Staub würden bei der Berührung mit dem Schutzschirm zu leuchten beginnen, wofür es keine Anzeichen gibt. Was ist es dann aber ...?«
Orvid arbeitete fieberhaft an den Ortungen, seine Finger flogen über die Schalter, Tasten und Sensorkontakte. Wie Caine wartete auch er auf das Erscheinen von Sternen oder wenigstens der matten Lichtflecke leuchtender Gasnebel, aber nichts von all dem war zu sehen. Die Instrumente arbeiteten aber anscheinend einwandfrei.
»Kann es sein, dass wir aus dem Sternhaufen geschleudert wurden und uns nun im Leerraum außerhalb der Milchstraße befinden?« fragte Toburu-Chan gedämpft. Taff schüttelte den Kopf und erwiderte entschieden:
»Ganz ausgeschlossen! In diesem Fall müssten wir die Spiralen oder Linsen benachbarter Galaxien sehen können; unsere Optiken sind vorzüglich und würden auch weit entfernte Objekte erfassen. Orvid, wie ist es – noch immer nichts Definitives?«
Der kleine Astrogator hob die Schultern, ohne aufzusehen.
»Leider nein, Kommandant. Ich habe fast den Eindruck, als würden alle Ortungsimpulse fast augenblicklich zurückgespiegelt, bin aber nicht ganz sicher. Wir müssen den Computer zur Auswertung heranziehen.«
»Ich bin bereit«, sagte Luca vom Terminal des Rechners her. »Wirf mir deine Daten rüber, erfolgloser Sternenjäger. Der Comp wird sie schon knacken.«
Die Verbundschaltung