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Wünsch dich ins große Wunder-Weihnachtsland Band 1. Martina Meier
Читать онлайн.Название Wünsch dich ins große Wunder-Weihnachtsland Band 1
Год выпуска 0
isbn 9783960743323
Автор произведения Martina Meier
Серия Wünsch dich ins große Wunder-Weihnachtsland
Издательство Bookwire
„Oooh“, entfuhr es dem kleinen Willi. Mit großen Augen bewunderte er das weihnachtlich geschmückte Zimmer. Die Nase fest an die Scheibe gepresst, nahm er jedes Detail auf. In der Ecke stand ein großer, mit roten Kugeln, roten Kerzen und viel silbrig glitzerndem Lametta geschmückter Tannenbaum. Unter dem Baum war eine große rote Spitzendecke ausgebreitet, auf der Weihnachtsmann Berchtold gerade einen Haufen Geschenke verteilte, auf deren Geschenkpapier in goldener Schrift „Merry Christmas“ und „Feliz Navidad“ zu lesen war. Neben dem Baum erstreckte sich eine weitläufige Krippenlandschaft mit einem hölzernen Stall und Stroh und bemalten Krippenfiguren. Die Fenster waren besprüht mit weißen Wolken und weißen Schneeflocken.
An der Decke waren Tannenzweige befestigt, von denen goldene Sterne und Glocken baumelten. Auf dem Tisch standen Schalen mit Plätzchen und zwei Karaffen mit einer dampfenden Flüssigkeit. Fast hatte man das Gefühl, man könnte den Zimt und die Nelken durch das Fenster riechen. Willi stieß einen andächtigen Seufzer aus und selbst Florian musste zugeben, dass es ein wundervoller Anblick war, ein Anblick, auf den sie so lange gewartet hatten! Plötzlich hörten sie hinter sich ein Geräusch und fuhren herum. Vor lauter andächtiger Bewunderung für das geschmückte Zimmer hatten sie gar nicht bemerkt, dass Weihnachtsmann Berchtold den Raum längst verlassen hatte. Jetzt sahen sie, dass er bereits wieder auf dem Kutschbock saß und sich der Schlitten bereits in Bewegung setzte.
„Gott sei Dank hat er uns nicht entdeckt!“, stieß Willi hervor und sah Florian erleichtert an.
„Jaaa“, antwortete dieser gedehnt. „Dafür sehen wir jetzt aber nur noch die Rücklichter“. Nachdenklich blickte er dem Schlitten nach.
„Oh!“ Willi klappte den Mund zu. „Was machen wir denn jetzt? Wie kommen wir wieder zurück?“ Verzweiflung war seiner Stimme anzuhören und er sah Florian so flehend an, als ob es dessen Aufgabe wäre, alle Probleme der Welt zu lösen.
Jetzt war es an Florian, kräftig auf seiner Unterlippe zu kauen. „Nun gut. Weihnachtsmann Berchtold ist da vorne am Waldrand abgebogen. Ich vermute, auf der anderen Seite des Waldes gibt es noch mehr Häuser oder Dörfer, zu denen er hin will. Ich schlage vor, wir durchqueren den Wald und versuchen den Schlitten wiederzufinden.“
„Ja, das machen wir.“ Aus Willis Stimme klang Erleichterung und die Überzeugung, dass dieser Plan bestimmt klappen würde.
„Wenn wir uns im Windschatten der Bäume halten, ist es auch nicht so windig“, fuhr Florian fort. „Also los“.
Langsam schwebten sie durch die Bäume und legten schweigend ein großes Stück des Wegs zurück. „Hör doch mal“, plötzlich stieß Willi Florian an und blieb stehen. Florian drehte sich erstaunt um und beide Engel lauschten in die Nacht. Da vernahmen sie deutlich ein leises Wimmern zwischen den Bäumen. Willi deutete mit dem Kopf auf die Richtung, aus der das Geräusch kam, und langsam schwebten sie näher. Zwischen den Bäumen lag ein kleiner Junge, der vor Kälte zitterte und leise wimmerte.
„Oh Gott, der Arme“, flüsterte Willi, „wir müssen ihm helfen!“ Florian nickte. Sie näherten sich dem Jungen und hoben ihn behutsam auf. Sehen konnte der Kleine sie zwar nicht, aber er spürte, dass er mit einem Mal die Kraft hatte, sich hochzurappeln. Auf beiden Seiten von den kleinen Engeln gestützt, stolperte er im fahlen Lichtschein des Mondes langsam vorwärts. Plötzlich war in der Ferne ein Ruf zu hören: „Toooommy!“
Der Junge blieb abrupt stehen, um zu antworten. „Paapaaa!“, schrie er mit einer Lautstärke, dass es den kleinen Willi vor Schreck auf den Hosenboden setzte. Der Junge torkelte und Florian hatte Mühe, ihn festzuhalten. Schnell rappelte sich der kleine Willi wieder auf und gestützt von den beiden Engeln lief Tommy auf die immer lauter werdenden Rufe zu. Bald waren Lichter durch die Bäume zu erkennen und nach zahllosen „Tommy“ und „Papa“ konnten die beiden kleinen Engel Tommy loslassen, der auf eine Gruppe von Leuten zustürzte und von einer schluchzenden Frau in die Arme genommen wurde.
„Mama!“
„Tommy, mein Junge“, antwortete die Frau, „Wo bist du denn gewesen?“
„Oh Gott“, stöhnte der kleine Willi und verdrehte die Augen gen Himmel. „Wo soll er denn gewesen sein? Hier im Wald natürlich!“ Florian grinste.
„Ich bin einem Eichhörnchen nachgelaufen und das lief immer weiter in den Wald hinein. Und dann ward ihr plötzlich alle weg und dann wurde es dunkel und es war kalt ...“, plapperte der Junge los.
Ein großer, schlanker Mann trat auf die beiden zu, wickelte den Jungen in eine Decke und gab ihm heißen Tee zu trinken. „Ich glaube, wir machen uns jetzt auf den Rückweg, das war wirklich viel Aufregung für einen Tag.“ Er nahm Tommy auf den Arm.
„Papa“, seufzte der Junge glücklich und sein Kopf sank auf die Schulter des Mannes. Der kleine Suchtrupp kehrte um. Erleichterung und Freude stand allen ins Gesicht geschrieben. Florian und Willi folgten ihnen in einigem Abstand bis zum Waldrand. Die Gruppe von Menschen setzte ihren Weg auf einer kleinen Straße in Richtung eines hell erleuchteten Ortes fort. In der Ferne begannen gerade die Kirchenglocken zu läuten.
Doch plötzlich fuhren Willi und Florian zusammen. Ein stahlharter Griff umschloss ihren Nacken und eine laute Stimme polterte: „Ho ho ho. Da haben wir ja die beiden Ausreißer!“ Die beiden kleinen Engel zogen unwillkürlich die Köpfe ein. So ein Mist! Auf dieses Donnerwetter hätten sie gerne noch verzichten können.
„Sich einfach auf meinem Schlitten zu verstecken!“, polterte Weihnachtsmann Berchtold weiter. Es blieb eine Weile still und plötzlich lockerte sich der schraubstockartige Griff an ihrem Hals. „Gott sei Dank habt ihr das Jungchen rechtzeitig gefunden! Nicht auszudenken“, fuhr die Stimme mit ganz normaler Lautstärke fort, „wenn er die ganze Nacht im Wald hätte zubringen müssen!“
Die beiden kleinen Engel warfen sich mit immer noch gesenkten Köpfen erstaunte Blicke zu. Florian wagte es sogar, noch halb zu schielen, und sah, dass Weihnachtsmann Berchtold der Gruppe vom Dorf versonnen nachblickte. Langsam entspannten sie sich. „Ho ho ho.“ Zwei große Hände klatschten ihnen so fest auf die Schultern, dass sie beide einen Satz nach vorne machen mussten, um nicht bäuchlings im Schnee zu landen.
Doch Weihnachtsmann Berchtolds Stimme klang richtig freundschaftlich: „Wir sollten uns auch langsam auf den Rückweg machen. Einen Besuch in einem Kinderheim habe ich noch zu machen. Da könnt ihr mir noch helfen. Kommt!“ Sie gingen ein Stück am Waldrand entlang und bald erreichten sie den Schlitten, der dort im Schatten der Bäume parkte. Für das Kinderheim waren viele große und kleine Päcken vorgesehen und die beiden kleinen Engel machten sich mit Feuereifer an das Verteilen unter dem Baum. Als sie sich umblickten, sahen sie, wie Weihnachtsmann Berchtold begeistert auf allen Vieren durchs Zimmer krabbelte und mit der Nase und mit seinen kurzsichtigen Augen fasziniert einer elektrischen Eisenbahn folgte, die er soeben aufgebaut hatte.
Florian und Willi hatten große Mühe, ihr Lachen zu unterdrücken. Bald darauf kehrten sie zum Schlitten zurück und Weihnachtsmann Berchtold hob sie auf den Kutschbock. Sie kuschelten sich in die Ecke und nach einem mäßig lauten „Ho ho ho! Jetzt geht es wieder nach Hause“, setzte sich der Schlitten in Bewegung und hob schließlich vom Boden ab. Willis Kopf sank immer wieder auf Florians Schulter, so müde war er, und sie waren beide froh, als der Schlitten endlich vor ihrem Schlafwohnheim „Himmelsruh“ hielt. „Also, gute Nacht ihr beiden“, wünschte Weihnachtsmann Berchtold flüsternd, „es war wirklich ein anstrengender Tag für euch. Schlaft euch morgen mal richtig aus. Ich werde euch bei eurem Kursleiter entschuldigen!“
„Oh, vielen Dank!“, stammelte Florian überrascht.
Die beiden Engel rutschten vom Kutschbock. „Gute Nacht!“, riefen sie und winkten kurz, als der Schlitten wieder anfuhr. Florian musste Willi stützen, als sie zu ihrer Schlafwolke schwebten, so müde war er. Er sank auch sofort auf sein Wolkenbett und begann zu schnarchen. Florian setzte sich neben ihn und betrachtete den Sternenhimmel. Was für ein Tag! Was