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Perry Rhodan Neo 232: Labor der Gaden. Michelle Stern
Читать онлайн.Название Perry Rhodan Neo 232: Labor der Gaden
Год выпуска 0
isbn 9783845354323
Автор произведения Michelle Stern
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan Neo
Издательство Bookwire
Auf der pechschwarzen Haut des Piloten Hamza Obafemi Azikiwe, der erst nach Kosums Flucht auf seinen Posten zurückgekehrt war, fiel der Halteparasit besonders deutlich auf, vor allem, weil er gerade wanderte. Während Azikiwe stoisch die Kontrollen bediente, kroch das Myzel über seine rechte Wange bis zum Auge hinauf, wo ein paar feine Pilzfäden über das Lid in sein Auge hineinwucherten.
»Gruselig, nicht wahr?«
Marshalls Stimme schreckte Thora auf. Sie hatte sich eben beim Anblick der Crew unendlich einsam gefühlt, als sei sie das einzige denkende Wesen in der Zentrale. Marshalls Anwesenheit hatte sie fast vergessen. Schließlich sprachen sie so wenig wie möglich miteinander, um sich nicht zu verraten.
Der Telepath trat näher an sie heran. Thora warf einen Blick über die Schulter. Es waren gerade keine Druuwen in der Zentrale. Deswegen hatte Marshall sie angesprochen, denn überwacht wurden sie nicht. Die Druuwen vertrauten voll und ganz auf die Wirksamkeit ihrer Halteparasiten.
»Mehr als gruselig.« Thora sah Marshall nicht an und sprach monoton und leise; nur für den Fall, dass einer der Besatzer hereinspaziert kam. »Ich kann diesen Anblick kaum ertragen. Aber wir können momentan nichts daran ändern.«
»Das befürchte ich auch. Wir sollten wachsam bleiben, um jederzeit eine Chance zur Flucht zu ergreifen. Hast du irgendein Zeichen von Perry und den anderen bekommen?«
»Nein.«
Das muss nichts heißen. Wie sollten sie uns denn ein unauffälliges Zeichen zukommen lassen?
Eins musste Thora ihrem Extrasinn lassen: Er war optimistischer als sie.
Ich bin du, kapier das endlich. Und es ist nicht besonders schwer, optimistischer zu sein als die Mutter des Trübsinns.
Empörung stieg in Thora auf. Mutter des Trübsinns? Eigentlich habe ich gerade Besseres zu tun, als mich mit mir selbst zu streiten.
Da gebe ich dir recht. Die Stimme klang nach wie vor sanft. Thora konnte sich nicht helfen, aber er – oder eher sie – erinnerte sie an irgendjemanden. Sie kam nur nicht darauf, an wen.
Du denkst zum Beispiel immer wieder darüber nach, warum der Halteparasit bei dir keine Wirkung zeigt.
Du etwa nicht?
Nein, natürlich nicht. Ich habe darüber nachgedacht, ich kenne die Antwort nicht. Warum sollte ich mir länger den Kopf darüber zerbrechen, ehe ich neue Informationen bekomme?
Verblüfft gab Thora dem Extrasinn recht. Sie fühlte sich sofort besser.
Allmählich beginne ich, den Nutzen eines solchen Extrasinns zu begreifen.
Das freut mich. Wie ich schon sagte: Ich existiere nicht, um dich zu ärgern. Ich will dir helfen.
»Wo sind wir hier, Mister Azikiwe?« Thora hoffte, dass die Frage harmlos genug war, um selbst im Fall einer akustischen Überwachung nicht aufzufallen.
»Die Planetengruppe heißt Carxtröll.« Die Stimme des Piloten war monoton. »Der angeordnete Zielpunkt befindet sich auf der Zentralwelt Carxtröll-Fabb.«
Von den Druuwen angeordnet. Alle derzeitigen Befehle stammten von den Besatzern.
Wie aufs Stichwort glitt das Hauptschott der Zentrale auf. Eine fast zwei Meter große Gestalt kam im Sturmschritt herein. Die kleinen Ketten und Anhänger, die der Hüne an seinem feuerroten Kampfanzug befestigt hatte, klirrten geräuschvoll.
Zakhaan Breel, der Anführer der Druuwen. Thora riss sich zusammen, um keine Regung zu zeigen. Das Bild, wie dieser Kerl Perry Rhodan niedergeschossen hatte, war ihn noch immer allzu präsent.
Breels Anzughelm war geöffnet, sodass das von Geschwüren und Narben übersäte Gesicht des Druuwen zu sehen war. Seine Miene wirkte unwillig – oder eher genervt.
»Man sollte meinen, die Mannschaft eines so großen Raumschiffs sei in der Lage, schnell und effizient ein Ziel anzufliegen. Warum haben wir Carxtröll-Fabb noch immer nicht erreicht?«, fuhr er Thora an.
Sie war zunächst zu perplex, um zu antworten. Azikiwe schien sich ebenfalls angesprochen zu fühlen. »Der Anflugkorridor war wegen der vielen Meteoriden und den unbekannten Gesteinsbrocken im Orbit sehr schwer zu berechnen.« Der Pilot klang weder furchtsam noch besorgt. Der Halteparasit dämpfte jegliche Gefühle. »Wir wären schneller vorangekommen, wenn wir ausreichend Informationen über das System erhalten hätten.«
Breel baute sich drohend vor dem Pilotensessel auf. »Ihr bekommt genau so viel Informationen, wie wir es für richtig halten. Du wirst doch nicht etwa aufsässig werden, Mensch?«
»Nein. Ich gab Ihnen lediglich die Informationen, nach denen Sie gefragt haben.« Azikiwe starrte weiter vor sich auf die Anzeigen; er war von Breels Auftreten nicht verängstigt, er schien es gar nicht wahrzunehmen.
Dieser Halteparasit hat wohl auch seine Nachteile, wenn man seine Gefangenen nicht mal mehr ordentlich einschüchtern kann. Thora beobachtete die Situation besorgt, denn sie wusste nicht, wie Breel weiter reagieren würde. Der Druuwe presste die Kiefer aufeinander. An seiner Unterlippe wucherte ein frisches rotes Geschwür, das Thora an eine Beere erinnerte.
Ehe Breel weiter auf Azikiwe eingehen konnte, ertönte ein leises Signal; so leise, dass Thora es fast überhört hatte. Dann ging ihr auf, dass es aus dem Innern des Helms drang, den der Druuwe nun hastig zuklappte.
Das war ein Anrufsignal. Wahrscheinlich hätten wir es gar nicht mitbekommen sollen. Die Technik dieser Druuwen verwirrte Thora. Einerseits waren sie medizinisch auf einem hohen Stand: Die Vertreter dieser Spezies waren, soweit sie sie zu Gesicht bekommen hatte, alle von wuchernden Geschwüren gezeichnet. Zakhaan Breel selbst hatte erzählt, dass es sich um eine extreme Reaktion auf das Dunkelleben handelte. Thora hatte die medizinischen Details nicht vollständig nachvollziehen können, aber es war wohl der Grund, aus dem die Druuwen die Infektion überhaupt überlebten. Die Geschwüre mussten allerdings permanent entfernt werden, und das leisteten in atemberaubendem Tempo die Vollanzüge der Druuwen; eine Technik, die Sud in Erstaunen versetzte, und das wollte etwas heißen.
Auf der anderen Seite verfügen sie anscheinend nicht mal über simple Implantatstechnologie zur Funkkommunikation. Thora sah, wie Breel sich während seines Gesprächs in ein Abschirmfeld hüllte. Dabei hätten wir sicher ohnehin nichts verstanden, solange er den Helm geschlossen hat – oder doch? Das Verhalten dieser Leute gibt mir Rätsel auf.
Ist es nicht faszinierend, neue Spezies kennenzulernen? Wie du weißt, waren die Druuwen einst eine friedliche Zivilisation, ehe das Dunkelleben kam.
Der Extrasinn hatte eine erfrischend naive Art an sich, die Dinge zu sehen. Momentan hatte Thora allerdings keinen Sinn für philosophische Fragen dieser Art. Mir wäre lieber, ich könnte diese neue Spezies aus der Entfernung kennenlernen und nicht gerade, wenn sie mein Schiff überfallen und meine Mannschaft mit etwas infizieren, das den Leuten einen Pilz im Gesicht wachsen lässt und sie zu wehrlosen Zombies macht.
Witzig, dass du dabei an Zombies denkst – das sind doch diese Gruselwesen aus den alten Holoserien, die Nathalie immer verschlungen hat. Du bist eindeutig schon zu lange auf der Erde, sonst wären dir doch eher Henoxen als Vergleich eingefallen.
Henoxen – das war interessant. Das waren arkonidische Albtraumgestalten, die tatsächlich frappierend an Menschen erinnerten, die von dem Halteparasit befallen waren: bedauernswerte Kreaturen, deren Gehirn von Würmern zerfressen wurde und die anschließend unter fremder Kontrolle standen. Ich habe schon seit Jahren nicht mehr an Henoxen gedacht, obwohl ich diese Horrorgeschichten als Kind geliebt habe.
Breel klappte den Helm wieder auf. Das Geschwür an seiner Lippe war verschwunden: Wahrscheinlich hatten die medizinischen Nanomaschinen im Anzug reagiert und die Wucherung während des Gesprächs entfernt. Ein blasser, grüner Schatten war zurückgeblieben,