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Mission SOL 2020 / 11: Anker der Superintelligenz. Olaf Brill
Читать онлайн.Название Mission SOL 2020 / 11: Anker der Superintelligenz
Год выпуска 0
isbn 9783845351520
Автор произведения Olaf Brill
Жанр Языкознание
Серия PERRY RHODAN-Mission SOL 2
Издательство Bookwire
Als er zum ersten Mal ins Gefängnis von BARILS Adyton geworfen worden war, hatte er seine Zelle als komfortables Quartier empfunden, eingerichtet für die Bedürfnisse eines Terraners, ähnlich den Zellen, in die sie Delinquenten auf der SOL steckten. Die Solaner folgten den galaktischen Konventionen zur Behandlung Gefangener fremder Spezies. Deren Bewegungsfreiheit durfte eingeschränkt werden, aber sie waren stets in einem Habitat unterzubringen, das ihren normalen Bedürfnissen entsprach. Wie Rhodan aus bitterer Erfahrung wusste, hielten sich nicht alle Kerkermeister an diese Gepflogenheit, weder in der Heimat noch in anderen Galaxien.
Der Raum, in den die Roboter ihn diesmal gesteckt hatten, war verwinkelt, beinahe schwarz und von pulsierenden Maschinenleitungen durchzogen. Die Farbe erinnerte Rhodan an Ricodin-Verbundstoff und damit an die Chaotarchen. Auch auf der SOL war dieses Material verbaut worden, seit der Chaotarchendiener Kirmizz das Hantelraumschiff vor mehr als zweihundert Jahren mit Kolonnentechnik aufgerüstet hatte.
Es ist immer nützlich, die Waffen deiner Feinde zu kennen, dachte Rhodan grimmig. Doch wehe dem, der den Griechen traut, wenn sie Geschenke bringen.
Vor ihm erhob sich wie eine klapprige Marionette ein halbmechanisches Wesen aus einem technisierten Sessel. Es bot einen erbarmungswürdigen und gleichzeitig furchterregenden Anblick: dürr, mit leeren Augen und weißen Haarsträhnen, die wirr vom Kopf abstanden. Die Hälfte des Gesichts und fast die ganze linke Körperseite waren durch schwarzes Metall ersetzt.
Haldukass – der ehemalige oberste Ritter BARILS, der erst vor wenigen Minuten durch Rhodans Eingreifen abgesetzt und in Gewahrsam gebracht geworden war.
Nun fand sich Rhodan ironischerweise mit Haldukass in derselben Zelle wieder.
Rhodan spannte alle Muskeln an, bereit zum Kampf. Vielleicht war es das, was ihre Kerkermeister sehen wollten. Sie sperrten ihn zusammen mit seinem größten Widersacher, damit der seine Rache an Rhodan vollziehen konnte.
Zu Rhodans Verblüffung griff Haldukass ihn nicht an. Stattdessen stieß er erst zögernd, dann immer zügelloser ein fürchterliches Gelächter aus.
Er ist wahnsinnig geworden, dachte Rhodan. Er war überzeugt davon, dass genau das seit langer Zeit die volle Wahrheit war. Nach einem beinahe tödlichen Unfall auf Ryonath war Haldukass verstümmelt und von Kolonnen-Anatomen wieder zusammengeflickt worden. Seitdem war aus dem ehemals angesehenen Richter ein unberechenbares Monstrum geworden.
In diesem Moment hatte es aber keine Lust, monströse Dinge zu tun. Haldukass setzte sich zurück auf die Kante des Technosessels und blickte Rhodan geradezu belustigt von unten herauf an. Seine kalte Stimme hatte einen metallischen Klang. »So bist auch du ein Gefangener, Orbiter der Ritterin A-Kuatond. Endlich widerfährt dir Gerechtigkeit.«
Mit einer ungelenken Handbewegung forderte er Rhodan auf, ebenfalls irgendwo Platz zu nehmen.
Rhodan blieb stehen und wartete ab.
Haldukass mochte es amüsieren, dass der Mann, der ihn zu Fall gebracht hatte, im selben Kerker saß wie er. Gleichzeitig erweckte er den Eindruck, als wäre die eigene Gefangenschaft nur eine vorübergehende Unbequemlichkeit.
»In deinen Augen sehe ich noch Tatendurst, Mensch. Du bist gefangen, aber nicht gebrochen. Im selben Augenblick, als sie dich in dieses Quartier geworfen haben, hast du dich schon gefragt, wie du wieder rauskommst.«
»Der Gedanke schoss mir durch den Kopf«, bestätigte Rhodan. »Ich nehme jedoch an, du hattest länger Zeit, darüber nachzudenken. Wie also lautet dein Fluchtplan?«
Der Unjaner lachte kurz und metallisch auf. »Das wüsstest du wohl gern. Ich werde es dir verraten, sehr bald sogar.« Mit halb geschlossenen Lidern lehnte er sich zurück, als ginge ihn das alles plötzlich nichts mehr an. »Doch lass uns zuerst ein wenig plaudern. Wir haben doch Zeit, nicht wahr? Und wenn wir nun schon Zellengenossen werden, sollten wir uns zuerst ein bisschen besser kennenlernen.«
Rhodan verharrte regungslos. Er hatte keineswegs Zeit. In der vergangenen Stunde hatten sich die Ereignisse überschlagen. Wenn er wieder einmal das Universum retten wollte, musste er die Ritterin A-Kuatond von dem abhalten, was auch immer sie im Moment vorhatte. Auch sie war anscheinend verrückt geworden.
Haldukass wollte ihm offenkundig Informationen entlocken, wie jeder Gefangene, der von der Außenwelt abgeschnitten war. Andererseits hatte der Wahnsinnige ihm eine Art Pakt unter Gefangenen angeboten, mindestens einen Waffenstillstand, und Rhodan gingen gerade die Verbündeten aus.
Vielleicht war Haldukass tatsächlich der Schlüssel zur Flucht. Er mochte irgendeinen verrückten Plan haben oder auch nicht. An den Wachrobotern vor der Tür kam Rhodan jedenfalls allein nicht vorbei. Wenn er Haldukass irgendwie benutzen konnte ...
»Du hast meine Frage nicht beantwortet«, sagte Rhodan. »Wie willst du von hier entkommen, mein Zellengenosse?«
»Du wirst es erfahren«, erwiderte Haldukass. »Doch als Zeichen unserer neuen Kameradschaft erzähl mir, was geschehen ist, dass du mir in so einem finsteren Loch Gesellschaft leistest?«
»Meinetwegen.« Rhodan tat so, als ob er sich mühsam erinnerte.
Dabei lagen die Geschehnisse, seit Haldukass als Stimme BARILS abgesetzt worden war, erst eine halbe Stunde zurück. Weil er nichts zu verlieren hatte, würde er Haldukass' Neugier befriedigen, um anschließend eine Gegenleistung zu fordern.
»A-Kuatond erschien mit Yalaba im Rittersaal, im Körper eines Kinds«, berichtete er. »Sie behauptete, sie habe die Ernte auf deiner Heimatwelt Unja überlebt, und Yalaba habe ihr Bewusstsein in einen Klonkörper transferiert. Ein Gentest bestätigte, dass es sich bei dem Kind tatsächlich um einen Klon von A-Kuatond handelte. Aber das Bewusstsein in diesem neuen Körper ist nicht mehr dasselbe. In der zweiten noch ausstehenden Abstimmung wandten sich A-Kuatond und Yalaba gegen meinen Antrag ...«
»... die Flotten der Ritter gegen TRAITOR in den Kampf zu führen.« Haldukass sagte es mit Genugtuung.
Ungerührt fuhr Rhodan fort: »Ich habe das Kind danach allein zur Rede gestellt. Ich glaubte nicht daran, dass das Bewusstsein im neuen Körper A-Kuatond war ...«
... oder A-Kuatonds Geist ist beim Transfer dem Wahnsinn verfallen, dachte er. So wie deiner.
Haldukass schien ebenso ungerührt. »Hat das Rittersiegel des Orbiters auf seine Herrin reagiert?«, hakte er nach. Er mochte wahnsinnig sein, doch verhinderte das nicht, dass er über bestimmte Dinge mit glasklarem Verstand nachdachte.
Rhodan nickte, und es war ihm egal, ob Haldukass die menschliche Geste verstand. Das Siegel der Ritterin, das in seine Brust gefahren war und das ihn als A-Kuatonds Orbiter auswies, hatte ihn tatsächlich mit Wärme durchströmt, während er mit dem Kind gesprochen hatte. Aber vielleicht hatte es auf die Gene des Körpers reagiert, nicht auf das Bewusstsein im Körper.
»Ich bezweifle trotzdem, dass es sich um A-Kuatond handelt«, sagte Rhodan. »Sie war nie eine Anhängerin BARILS, nicht im religiösen Sinne. Doch die A-Kuatond, die nun vor mir stand, war geradezu eine Fanatikerin. Sie hat von mir verlangt, dass ich mich vollkommen zu BARIL bekenne und ihr blinden Gehorsam schwöre.«
Haldukass kicherte. »Die Ritterin, die mich wegen Verschwörung gegen BARIL aus dem Orden werfen ließ, glaubte ursprünglich also genauso wenig an BARILS Göttlichkeit wie ich. Und weil sie es nun tut, bist du ihr Feind. Macht uns das nicht zu Brüdern im Geiste?«
»In meiner Heimat haben wir dazu ein Sprichwort«, presste Rhodan zwischen den Lippen hervor. »Der Feind meines Feinds ...«
»Wie ging euer kleiner Plausch weiter?«, fragte Haldukass süffisant. »Hast du BARIL ewige Treue geschworen?«
»Das habe ich«, bejahte Rhodan. »Aber das Siegel hat bemerkt, dass es eine Lüge war. Darum hat A-Kuatond, oder wer auch immer in dem Kinderkörper steckt, mich festsetzen lassen. Und nun bin ich hier.«
»Genauso gefangen wie