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Y wie Yacht-Liebe

       Z wie Zuhause

       A – wie Aus

      Nur wer fähig ist, eine Beziehung zu beenden, sollte auch eine eingehen. Denn die Zeiten, in denen man kurz mal Zigaretten holen gehen konnte, um nie wieder zurückzukommen, sind eigentlich vorbei. Oder rauchen Sie noch? Scherz muss sein, Schmerz auch, manchmal. Wenn zusammengekommen ist, was nicht zusammengehört, und die Jahre es trotzdem zusammengeschweißt haben, mit Gefühlen, Verträgen, Versprechungen, Schwüren, dann tut es weh, damit Schluss zu machen. Und was ist jetzt nicht feige? Die Art, wie es die alttürkischen Nomaden sagten? „Dein Gesicht ist mir wie Dein Rücken.“ Das genügte, und die Ehe war dahin. Was sagen wir in diesem Fall?

      „Schatz, ich brauch jetzt mal ein bisschen Zeit für mich.“

      „Kein Problem. Wie lange denn?“

      „Na, so 30 bis 40 Jahre.“

      Warum kann ich eigentlich bei diesem Thema nicht erst bleiben? Obwohl es doch ein ernstes Thema ist? Antwort: Es ist zu ernst. Und eigentlich unlösbar. Manchmal muss man für sein Glück einen Anderen unglücklich machen, und manchmal zerstört dessen Unglück auch unser Glück. Besser wäre es, wenn beide glücklich auseinandergehen, aber besser wäre es auch, wenn die Wälder nicht stürben und alle Menschen Millionäre wären. Das Leben ist hart, die Liebe ist launisch, und Trennen macht keinen Spaß. Einfacher wird es, wenn man glaubhaft versichern kann, über Nacht schwul geworden zu sein, oder lesbisch, weil das den Stolz des Verlassenen nicht verletzt. Er oder sie ist weiterhin der oder die Schärfste seiner oder ihrer Art, nur steht man halt auf die ganze Art nicht mehr. Das hat was von Künstlerpech. Das geht. Aber worum geht es wirklich? Dass wir anderen nicht weh tun wollen oder darum, dass man den Schmerz des Anderen nicht sehen will (Thema: Tränen), also Telefon. Aber Tränen kann man auch hören. Also SMS. Ich würde sagen, der gute alte Brief macht da den besseren Job. Aber ich schwöre, ich kenne Menschen, die schaffen nicht mal das, weil sie sich beim Schreiben das Gesicht von dem vorstellen, der es lesen muss. Darum kommen sie entweder nie auf den Punkt oder schicken den Brief nie ab. Mail wäre eine Alternative, denn Mails sind schneller weg, manchmal auch aus Versehen, aber eine Trennung per Internet hat etwas von einer Trennung per SMS. Zu guter Letzt: Trennungs-Agenturen. Es gibt sie wirklich. Die schreiben IHREN Brief an Ihrer Stelle. Die rufen an Ihrer Stelle an. Die gehen an Ihrer Stelle hin. „Guten Tag, ich komme von der Agentur „Hasta la Vista, Baby“, und, äh, es geht um Folgendes ...“. Das ist zwar auch nicht weniger beleidigend als eine Trennung per SMS, aber Hauptsache ist: Wir haben es getan. Oder könnten es tun. Denn nur, solange eine Beziehung freiwillig ist, nimmt man in Kauf, was sie so alles mit sich bringt, von A bis Z.

       B – wie Bügeln

      Es gibt Tage im Leben meiner Freundin, die mag sie besonders: die Wäschetage. Dann wird gewaschen, was das Zeug hält, soweit das Pulver reicht und bis die Sicherung ausfällt. Danach fühlt sie sich wie aus dem Ei gepellt. Nee, noch nicht ganz. Auch die Seele gehört gewaschen an diesen Wäschetagen, und das ist etwas, das ich nachvollziehen kann. Ich meditiere seit vielen, vielen Jahren. Sie auch, aber sie nennt es bügeln. Erst glaubte ich ihr nicht. Ich glaubte ihr auch nicht, dass sie Mathematik studiert hatte. „Also“, sagte sie, „wenn ich jetzt versuche, dir zu erklären, dass Mathematik etwas sehr Schönes, sehr Harmonisches ist, werde ich dann auf fragende Blicke treffen?“ Ich bejahte das. „Okay, wie soll ich dir dann das Bügeln erklären – es ist dasselbe wie Mathematik.“

      Dasselbe wie Meditation, dasselbe wie Mathematik, vielleicht auch noch dasselbe wie Kung Fu und Tischtennis? Ist Bügeln dasselbe wie alles? Laut meiner Freundin irgendwie schon. Am Anfang konzentriere sie sich auf die Temperatur des Bügeleisens und die damit verbundene Reihenfolge der Wäschestücke. Aber spätestens nach der zweiten oder dritten Wassernachfüllung gehe das automatisch, und dann fange der Spaß an. Die rhythmische Bewegung von rechts nach links (und zurück), das tiefe, konzentrierte, ruhige Atmen, die leichte, angenehme Entspannung im Körper, die dir sagt: Du lebst. Und du funktionierst noch. Die Energie fließt und kreist, und die Sonne wird morgen auch nicht vom Himmel fallen. Tatsächlich. Genauso hat sie das gesagt. Mit bügeln bringt meine Freundin primär die Welt wieder in Ordnung. Sekundär meine Hemden. Auch ein schönes Thema. Weiße Hemden. Das universale Kleidungsstück für jeden Anlass und jede Hose. Trägt man es bis zum Bauchnabel offen, fährt man wahrscheinlich auch eine Corvette, ich lasse gern zwei Knöpfe auf, solange das Wetter mitspielt. Das weiße Hemd ist sexy, cool, elegant und professionell, aber all diese Eigenschaften kehren sich in ihr Gegenteil, wenn man es ungebügelt trägt. Jedes verwaschene T-Shirt ist besser als ein zerknittertes Hemd. Darum trug ich lange keine. Erst seitdem ich eine Freundin habe, auf die Bügeln bewusstseinserweiternd wirkt, ist das weiße Hemd in mein Leben zurückgekehrt. Weitere Segnungen des Bügelns sind: Es macht keinen Krach. Und es sieht immer gut aus, wie sie da steht und mit dem heißen Eisen rummacht. Und manchmal denke ich, es sähe noch besser aus, wenn sie es in Reizwäsche täte. Dann könnte man Bügeln auch Vorspiel nennen.

       C – wie Caritas (Liebe aus Mitleid)

      Alle sagen, dass Liebe aus Mitleid nichts taugt. Dass sie zu nichts führt. Also keinen Sinn macht. Damit haben alle auch irgendwie Recht. Denn wie verteilen sich die Unannehmlichkeiten einer solchen Liaison? Der Eine wird abhängig, der Andere opfert sich. Und wie kommt man da raus? Mit einer einfachen Frage: Wie beweist sich Liebe? Und die Antwort ist: Liebe beweist sich nicht am Korallenriff und an Traumstränden. Sie beweist sich auch nicht beim Filmball. Wo Saus und Braus das Diktat der Stunde sind, kann sich jeder in jeden verlieben. Apropos: Unter dem Honeymoon beweist sich Liebe auch nur sehr bedingt. Um es endlich kurz zu machen: Liebe beweist sich in den schlechten Tagen. Wenn einen das Glück verlassen hat. Oder die Gesundheit. Oder der Verstand. Wer jetzt noch zu dir steht, kann von sich sagen, dass er liebt. Ein paar Beispiele? Keine Sorge. So viele gibt es nicht. Georges Simenon, der Autor von Kommissar Maigret, hatte Welterfolg, ein Schloss und sehr viel Geld. Seine Frau litt unter Depressionen. Er hat sie deshalb nicht hinausgeworfen und ’ne Putzmuntere dafür genommen. Wenn sie in ihre schwarzen Löcher fiel, hat er sich nicht von ihrer Seite bewegt. Er hat mit ihr geschwiegen. Und ihr die Gewissheit gegeben, dass er selbst in die Hölle mit ihr geht. Allerdings, auch das muss man sagen, er hat rechts und links nichts anbrennen lassen. Zu Recht. Wer viel gibt, bekommt viel zurück.

      Nun ein Negativ-Beispiel. Tom Cruise sagt, dass er seine Frau wie irre liebt. Aber nur, wenn sie spätestens drei Monate nach ihrer Schwangerschaft wieder eine Ideal-Taille hat. Damit er mit ihr angeben kann. Er liebt den Neid der anderen Männer mehr als seine Frau. Sonst würde er sagen: „Hey Katie, entspann dich, schlank bin ich selbst.“

      Aber ich schweife ab. Zurück zum Mitleid. Alle sagen, es tauge nicht für die Liebe. Aber der größte Liebende der Christenheit hat sich nur aus Mitleid ans Kreuz schlagen lassen. Und der größte Liebende der Buddhisten hat nur aus Mitleid darauf verzichtet, sich nach seiner Erleuchtung unterm Bodhi-Baum aus dem Staub zu machen. Buddha hat auf die Genüsse des Nirwana verzichtet und stattdessen uns Volltrottel unterrichtet. Wo beweist sich Liebe? In Freud und Leid, gewiss. Aber nicht im Freudenhaus. Es sei denn, die Hure wird unheilbar krank und ihr Zuhälter pflegt sie aufopfernd sein Leben lang.

      D – wie Drama

      „Sie hat mir das Herz gebrochen!“ Okay, das ist normal. Aber: „Sie hat es mir herausgerissen, drauf herumgetrampelt und dann den Hunden zum Fressen gegeben.“ Das ist überzogen. „Ich habe ihm mein Leben geschenkt, und er hat es im Klo versenkt“. Das ist auch überzogen. „Er hat mich betrogen.“ (Shit happens). „Er hat damit auch Gott, die Kinder, meine Eltern, die Liebe an und für sich und natürlich auch sich selbst betrogen.“ (ÜBERZOGEN!). „Ich kann ohne sie nicht leben.“ (Irrtum). „Ich

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