ТОП просматриваемых книг сайта:
Faszination Jesus. Roland Werner
Читать онлайн.Название Faszination Jesus
Год выпуска 0
isbn 9783765574993
Автор произведения Roland Werner
Жанр Документальная литература
Издательство Bookwire
Postskriptum
Kein Buch kann Jesus wirklich ganz darstellen. Es können immer nur Teilaspekte sein, gesehen durch die Brille von Menschen unserer Tage. Wer wirklich Jesus kennenlernen will, dem ist vor allem die intensive Lektüre der vier Evangelien zu empfehlen. Dort werden wir in unübertrefflicher Weise mit dem wirklichen Jesus zusammengebracht. Kein anderes Buch kann dies ersetzen.
Zusatz zur 5. Gesamtauflage
Jesus fasziniert immer noch. Deshalb haben wir uns entschlossen, dieses Buch nach mehreren deutschen Auflagen und Übersetzungen ins Russische, Serbische und Mazedonische noch einmal herauszugeben. Der Text wurde durchgesehen und leicht überarbeitet. Neuere wissenschaftliche Ergebnisse haben wir, wo nötig und sinnvoll, mit einbezogen. Wir sind umso überzeugter, dass die Sache mit Jesus stimmt.
Roland Werner und Guido Baltes im Jahr 2017
1. JESUS:
MYTHEN UND MÄRCHEN
Wir würden Jesus gern persönlich begegnen!1
Jesus fasziniert. Keine andere Gestalt der Weltgeschichte hat es vermocht, so viele Menschen in ihren Bann zu ziehen. Unzählige Bücher wurden über ihn geschrieben. Zahllose Lieder besingen ihn. In Hunderten von Sprachen wird Jesus gepriesen. Heere von Wissenschaftlern beschäftigen sich mit Teilaspekten seines Lebens und seiner Botschaft. Das Neue Testament, das Buch, das von seinem Leben berichtet, ist das meistgelesene Buch der Welt. Teile der Bibel wurden bis heute in nahezu 2000 Sprachen übersetzt, das Neue Testament in weit über 1000, die ganze Bibel in knapp 500. Überall lesen Menschen die Geschichte von Jesus: im Hochland von Irian Jaya und Papua Neuguinea, wo sie den Umbruch von der Steinzeit ins 21. Jahrhundert zu bewältigen haben, wie in den Wolkenkratzern Singapurs, in den Großstädten Afrikas, in einsamen Andendörfern wie in den Universitäten Europas. Der Wissensdrang in Sachen Jesus ist riesig. Jesus fasziniert – bis auf den heutigen Tag.
EIN ERSTAUNLICHES PHÄNOMEN
Das ist eigentlich erstaunlich. Jesus schrieb nie ein Buch. Er lebte fern von den wichtigen Zentren der antiken Kulturwelt in einem etwas abgelegenen Winkel des römischen Reiches. Er verließ nie die engere Umgebung seines Heimatlandes, abgesehen von ein paar Jahren in Ägypten während seiner Kindheit, als die Familie vor der Verfolgung durch Herodes dem Großen fliehen musste. Er sah nie Rom oder Athen, Ephesus oder Antiochien.
Wie lässt sich die ungeheure Wirkung erklären, die Jesus entfaltet hat? Das Leben dieses einen Menschen zog Kreise, die zu seiner Zeit kaum jemand für möglich gehalten hätte. Wer von seinen Zeitgenossen hätte damals daran gedacht, dass wir uns heute noch mit Jesus befassen würden? Jesus selbst aber schien davon auszugehen, dass sein Leben Bedeutung bis in entfernteste Zeiten und Weltgegenden hinein haben würde. Das wird bei vielen seiner Aussagen deutlich. Ein Beispiel: Als Maria, die Schwester von Marta und Lazarus, also die Tochter einer mit Jesus befreundeten Familie, ihn mit ihrem teuren Parfüm überschüttete, sagte er voraus, dass Menschen in fernen Zeiten noch davon sprechen werden.2 Ebenso sagte Jesus, dass die gute Nachricht, die er gebracht hatte, in allen Ländern verkündigt werden würde, bevor das Ende der Zeiten kommt.3 Aber wer konnte sich damals wirklich vorstellen, dass es so kommen würde? Dass er nicht einfach wie Millionen seiner Zeitgenossen in Vergessenheit geraten würde?
Jesus ist ein Phänomen, mit dem man sich auseinandersetzen muss. Wir leben „nach Christus“, Anno Domini, „im Jahre des Herrn“. Nach seiner Geburt datiert sich unsere Zeitrechnung, wenn auch der Mönch Dionysius Exiguus,4 der als Erster von der Geburt Christi an rechnete, sich leider um ein paar Jahre verrechnet hat. Man geht heute davon aus, dass Jesus im Jahr 7 oder 6 „vor Christus“ geboren wurde. Doch egal wann genau sie stattfand, die Tatsache bleibt, dass die Geburt Jesu einen entscheidenden Wendepunkt in der Weltgeschichte markierte.
Existierte Jesus überhaupt?
Es war offizielles marxistisch-leninistisches Dogma, dass Jesus Christus nie existiert habe. Ich war eingeladen zu Vorträgen an verschiedenen Universitäten der ehemaligen Sowjetunion. Nach einem Vortrag an der Universität Moskau über die Geschichtlichkeit der Evangelien sagte mir ein Professor, er habe in der Schule gelernt, dass Jesus nie gelebt hat. Als Beweis dafür wurde angeführt, dass Herodes der Große im Jahr 4 vor Christus gestorben sei. Also hätte er zum Zeitpunkt der angeblichen Geburt Jesu nicht mehr gelebt und hätte weder die Weisen aus dem Morgenland empfangen noch den Kindermord in Bethlehem befehlen können, der den neugeborenen Jesus als möglichen Königsrivalen ausschalten sollte.5 Die Logik der Argumentation ist überwältigend! Gerade die Tatsache, dass Herodes der Große vier Jahre vor unserer Zeitrechnung starb, zeigt, dass Jesus vor unserem heutigen Jahr Null geboren worden sein muss! Denn es lässt sich weder an der Geschichtlichkeit von Jesus noch an der von Herodes etwas drehen. Daran zweifelt heute kein Wissenschaftler.6 Woher kommt also diese irrige Ansicht?
Karl Marx war in seinem Urteil, Jesus habe nie wirklich gelebt, sondern sei die Erfindung irgendwelcher Christen im 2. Jahrhundert, von dem Berliner Privatdozenten der Theologie, Bruno Bauer (1809–1882), beeinflusst. Der hatte die Glaubwürdigkeit des Neuen Testaments radikal infrage gestellt. Er ging so weit, die Existenz Jesu als geschichtliche Figur überhaupt zu leugnen. Abgesehen davon, dass das eine wissenschaftlich völlig unhaltbare These ist, führte die folgende Auseinandersetzung dazu, dass Bauer 1842 die Lehrerlaubnis entzogen wurde. Das erzürnte den freiheitsliebenden Geist von Karl Marx und er schloss sich gerade deshalb umso intensiver der Meinung Bauers an. Und so kam es, dass jahrzehntelang in einem großen Teil der Welt im Namen des wissenschaftlichen Atheismus die Nichtexistenz Jesu als Dogma gelehrt wurde. Doch das hat keine historische Basis. Wie immer man zu den Ideen von Karl Marx stehen mag: An dieser Stelle hat er sich geirrt. So einfach lässt sich Jesus nicht ausschalten.
Eine doppelte Reaktion
Es ist schon erstaunlich, wie unterschiedlich Menschen auf Jesus reagieren. Für die einen ist sein Name nur Bestandteil einer gedankenlosen Redensart. Für die anderen ist er der Sohn Gottes, den sie anbeten und dem sie nachfolgen wollen. Manche halten die Sache mit Jesus für den größten Betrug der Geschichte, andere setzen ihr ganzes Leben für genau diese Sache ein, weil sie glauben, dass Jesus wichtiger ist als alles andere. Auch die Bücher über Jesus, die zurzeit auf dem Markt sind, können sich dieser Notwendigkeit, so oder so Farbe zu bekennen, nicht entziehen. Obwohl sie vorgeben, neutral und ganz wissenschaftlich zu sein, zeigt sich bei manchen von ihnen doch, wie heftig sie sich gegen die biblische Darstellung des Lebens Jesu zur Wehr setzen müssen.
Gegenüber Jesus ist es offensichtlich schwer, neutral zu bleiben. Er fordert zur Entscheidung heraus. Die Erwähnung des Namens Jesus ist vielen Zeitgenossen unangenehm. Das gilt sogar manchmal in der Kirche. Es ist viel leichter, allgemein von „Gott“ zu reden. Oder allenfalls von „Christus“. Aber Jesus – das ist zu konkret. Zu eindeutig. Zu herausfordernd. In feiner Gesellschaft redet man über alles, nur nicht über Jesus. Das gehört sich nicht. War im letzten Jahrhundert das Thema Sexualität tabuisiert, so sind es heute die Themen Jesus, Religion und Tod. Das wird in unserer Zeit, die sich sonst allen Themen gegenüber so frei und unerschütterlich gibt, peinlichst ausgespart.
Aber ist nicht diese Scheu, dieser Versuch, Jesus totzuschweigen, schon in sich ein indirekter Hinweis auf seine Bedeutung? Könnte die peinliche Stimmung, die bei der Erwähnung von Jesus manchmal aufkommt, ein versteckter Hinweis darauf sein, dass wir sehr wohl wissen, wie wichtig Jesus ist?