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TAG DER ABRECHNUNG (Shadow Warriors 2). Stephen England
Читать онлайн.Название TAG DER ABRECHNUNG (Shadow Warriors 2)
Год выпуска 0
isbn 9783958355002
Автор произведения Stephen England
Жанр Языкознание
Серия Shadow Warriors
Издательство Bookwire
Mit einem verächtlichen Schnauben schaltete Lay den Fernseher aus. Außer einem Eingeständnis von Präsident Roger Hancock gab es nichts, was ihn an dieser Wahl interessierte. Und selbst dieses würde von irgendeinem dummen Kommentator ruiniert werden, der keine Ahnung hatte. Der nicht im Ansatz verstand, welcher Abgrund sich dahinter verbarg.
Aber vielleicht war das auch besser so. Das Land hatte schon genug durchmachen müssen …
06:01 Uhr
CIA-Hauptquartier
Langley, Virginia
Das Schicksal hat bestimmt, dass es so endet, Harry. Dem Willen Allahs kann man nicht entkommen.
Er hatte seit drei Tagen nicht geschlafen. Der klassische Schlafentzug vor einem Verhör, Standardvorgehensweise der Agency. Darauf war er trainiert.
Und genau das war es auch … ein Verhör. Der Lügendetektor war da, Ellsworth aber hielt sich nicht an die Vorschriften, wie dieses abzulaufen hatte. An die Standardabfolge von Ja/Nein-Fragen.
Er gierte nach Blut.
Diese Stimme. Sie verfolgte ihn in seinen Träumen. Um genau zu sein, hatte er schon seit langem nicht mehr richtig geschlafen. Er schloss für einen Moment die Augen und verbannte die Stimme aus seinem Kopf.
Ellsworth fuhr fort, und Harry hob den Kopf, um den Generalinspekteur anzusehen.
»Nachdem Hamid Zakiri das Alpha Team verließ und zum Feind überlief, erhielten Sie den Befehl, ihn zur Befragung zurückzubringen. Ist das korrekt?«
Du hast Befehl, mich lebend zu fassen, richtig?
Die Stimme eines toten Mannes, die aus dem Grab zu ihm sprach. Er konnte immer noch sein Gesicht sehen, dort in der Dunkelheit der Masjid al-Marwani, unter dem Tempelberg. Das Gesicht eines sterbenden Freundes. Das Gesicht eines Verräters …
»Haben Sie einen solchen Befehl erhalten?«, wiederholte Ellsworth gereizt, angesichts der Verzögerung. Normalerweise lag es nicht in der Verantwortung des Generalinspekteurs, eine Vernehmung wie diese selbst durchzuführen, aber er hatte hier noch ein Hühnchen zu rupfen.
»Ja«, antwortete Harry und sah Ellsworth mit einem kalten, eisigen Blick in die Augen.
Der nickte. »Und Sie entschlossen sich, diesen Befehl zu missachten. Nach seinem Mord an Ihrem Teamkameraden, Davood Sarami, wollten Sie lieber selbst den Henker spielen, nicht wahr?«
Er hat geschrien, als ich ihn erschoss, Harry. Und ich habe es genossen.
Ein unfreiwilliger Schauer lief Harry über den Rücken und er wendete den Blick ab. Selbst jetzt, zwei Monate später, konnte er noch immer den Zorn und die Wut spüren, die in ihm brannten. Sein Henker …
Ja, in diesem Punkt hatte er recht. Er konnte sich noch immer an den Spott in Hamids Augen erinnern, wie dieser hilflos vor ihm lag und die letzte Kugel erwartete. An die große Colt, die in seiner Hand zuckte. Jeder dieser Momente wiederholte sich endlos in seinem Geiste.
»Nein«, antwortete er, seine Emotionen nur mit Mühe unter Kontrolle haltend. »Zakiris Tod war unvermeidlich, die unausweichliche Konsequenz des Nahkampfes. Wenn ich ihn hätte nur verwunden können, hätte ich das getan. Er starb mit geladener Waffe in der Hand.«
Dunkelheit. Er sieht auf seinen Freund hinunter in jener düsteren Gebetshalle der Masjid. Nein, nicht seinen Freund – den Verräter, korrigierte er sich selbst. Sein Verstand hatte noch immer Mühe, diesen Umstand zu realisieren.
Eine Salve aus einer Maschinenpistole hatte Hamids Hüfte zerfetzt und er lag hilflos dort am Boden, als Harry ihn erreichte. Aber eine Waffe in seiner Hand?
Er hatte versucht, seine Glock zu erreichen. Harry hatte sie von ihm fortgetreten. Ihn entwaffnet …
»Hat es sich wirklich so zugetragen?«, hakte Ellsworth nach, dem die Skepsis ins Gesicht geschrieben stand. Harry hörte die Warnglocken läuten – aus den Resultaten der Maschine ließen sich Emotionen ableiten. Seine Emotionen. Kontrolle. »Ich werde Ihnen sagen, was ich denke, Mr. Nichols. Ich denke, es geschah vorsätzlich. Ich denke, Sie wollten ihn töten.«
Harry riss den Kopf nach oben und funkelte den Bürokraten finster an. »Ich wollte es? Ich wollte es?«, fauchte er, seine Stimme kaum mehr als ein Zischen. »Er war mein Freund.«
Doch als die Worte seinen Mund verließen, erkannte er seinen Fehler. Eine hübsch ausgelegte Falle, wie ihm beinahe losgelöst von jeglichen Emotionen klarwurde – oder dem völligen Fehlen derselben. Ellsworth war klüger, als er aussah.
»Das ist richtig«, erwiderte Ellsworth. »Er war Ihr Freund, nicht wahr? Und Ihr Rekrut, wenn mich mein Erinnerungsvermögen nicht täuscht. Sie haben ihn zur Agency gebracht, für ihn gebürgt. Ist das korrekt?«
»Ja.«
»Sagen Sie, Nichols, gibt es vielleicht noch einen anderen Grund, warum Sie ihn umbringen wollten?«
06:18 Uhr
Lays Residenz
Fairfax, Virginia
Das Geräusch eines startenden SUV-Motors drang im selben Moment in David Lays Ohren, als er gerade seine Krawatte fertig gebunden hatte. Zweifellos hatte Ramirez seine Suche nach Sprengstoffen beendet. Das war Teil der Morgenroutine, zusammen mit der stetig wechselnden Route zur Arbeit.
Lay verzog das Gesicht und richtete seinen Kragen. Wahrscheinlich war das Ganze nur Paranoia. Kein CIA-Direktor war je Ziel eines Attentats gewesen. Niemand hatte sich je auch nur die Mühe gemacht. Aber trotz allem hatte er auch nicht vor, der Erste zu werden. Und angesichts der vielen Feinde, die er sich in den letzten Monaten gemacht hatte …
Sein Blick fiel auf eine gerahmte Fotografie auf seinem Nachttisch. Das Gesicht einer jungen Frau Ende zwanzig lächelte ihn mit azurblauen Augen an. Sie hatte das Lächeln ihrer Mutter.
Seine Tochter Carol wieder in seinem Leben zu wissen – nach über zwanzig Jahren der Trennung – war für ihn ein größerer Segen als er verdiente. Seine Frau hatte ihn nur wenige Wochen nach Carols viertem Geburtstag verlassen, weil sie seiner langen Abwesenheit und der einsamen Nächte überdrüssig geworden war. Er konnte es ihr nicht verübeln.
Damals, gegen Ende des Kalten Krieges, war er ein aufstrebender junger CIA-Stabsoffizier gewesen. Jung und ungestüm. Patriotisch. Oder vielleicht auch nur übereifrig. Er wusste es immer noch nicht genau. Alles, was er wusste, war, dass er dafür seine Familie in Trümmern zurückgelassen hatte.
Selbst seine Tochter trug nicht mehr seinen Nachnamen, auch nicht nach ihrer kürzlichen Versöhnung. Und seine Frau war tot, vom Brustkrebs aus dem Leben gerissen. Es gab Zeiten, in denen Vergebung in unerreichbarer Ferne lag.
Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Ramirez‘ Stimme. »Ich denke, wir sollten aufbrechen, Sir. Der Verkehr heute Morgen scheint interessant zu werden …«