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ebenso ihre Socken und die Wanderschuhe. Sie zog alles aus und schlüpfte in die Männerkleidung. Gleich fühlte sie sich besser. Sie wärmte sich die Hände am Kamin.

      Dann kam auch schon Kilian.

      »Bist du fertig?« rief er durch die geschlossene Tür.

      »Ja! Kannst reinkommen!«

      Kilian servierte den Tee vor dem Kamin.

      Lotti saß in einem Lehnsessel. Kilian kniete vor ihr auf dem Boden und massierte ihr die kalten Füße. Dann holte er ein paar Socken. Er zog sie ihr an.

      »Etwas groß! Ich habe nicht wissen können, daß ich hier Socken in Damengröße brauche. Sonst hätte ich ein Paar Socken von meinen Schwestern mitgebracht. Schafswollsocken sind die Besten. Die Wolle ist von unseren Schafen. Die Socken sind handgestrickt von meiner Mutter.«

      »Ich sehe es! So weich und warm!«

      Lotti nippte an ihrem Tee. Langsam wurde ihr warm. Ihr nasses braunes Haar trocknete bald in der Nähe des Kamins.

      »Was wolltest du? War es so eilig, daß du nicht warten konntest, bis der Regen aufhört?«

      Lotti errötete.

      »Ich wollte rauf zur Berghütte. Bin etwas kopflos daheim losgerannt. Titus und Thomas haben sich gestritten und eine Prügelei angefangen.«

      Lotti lächelte.

      »Ich hatte nicht vor, dich zu besuchen! Ich weiß auch nicht, wie es dazu kam, daß ich den Weg zum Bernreither Hof genommen habe.«

      »Dein Herz hat dich zu mir geführt.«

      Lotti sah Kilian in die Augen.

      »Ja, das muß es wohl gewesen sein!«

      Kilian zog Lotti in seine Arme und küßte sie. Lotti schlang ihre Arme um seinen Hals und erwiderte seine Küsse. Sie küßten sich voller Hingabe und zärtlicher Leidenschaft. Lotti verdrängte die Gedanken in ihrem Kopf. Sie wollte nur fühlen, lieben und geliebt werden.

      Das Feuer knisterte im Kamin. Draußen heulte der Sturm. Lotti fühlte sich geborgen in Kilians Armen.

      »Du gefällst mir, Lotti!«

      »Du mir auch! Pst! Nicht reden! Küssen!« flüsterte Lotti.

      Sie schmiegten sich aneinander und küßten sich.

      Draußen ließ der Sturm nach.

      »Endlich! Das war ein schlimmes Unwetter!«

      »Hoffentlich sind keine Schäden zu beklagen«, sagte Kilian.

      »Willst du hinausgehen und nachsehen?«

      »Nur, wenn du mir inzwischen nicht davonläufst!«

      »Auf Socken und in den Sachen deines Großvaters?«

      Sie lachten.

      Lotti kuschelte sich in den Lehnsessel, zog die Beine an und trank Tee.

      Es dauerte eine ganze Weile, bis Kilian wiederkam.

      »Scheint nicht viel passiert zu sein! Von den Obstbäumen im Garten sind einige Äste abgebrochen. Dafür müssen wir morgen bestimmt nicht gießen.«

      »Ja! Die Erde ist gut feucht. Wir könnten etwas pflanzen.«

      »Heißt das, du bleibst? Willst du nicht mehr hinauf zur Berghütte?«

      »Wäre das nicht unschicklich?«

      »Sehr verwerflich! Aber auch sehr schön! Oder ich komme mit zur Berghütte. Alois würde sich freuen. Er hatte sehr bedauert, daß ich nur eine Nacht geblieben war. Aber ich wollte die Chance, jemanden für den Hof zu finden, gleich wahrnehmen.«

      »Jetzt bist du ihn los!«

      »Richtig und ich denke, er kommt in gute Hände.«

      »Ja, ich hoffe nur, die beiden Streithähne werden sich einig! Wenn erst einmal der Notartermin war, dann wird Thomas ruhiger werden. Ich nehme an, daß Vater dann beim Notar auch ein neues Testament hinterlegt, wer welchen Hof bekommt. Dann kann Thomas nichts mehr sagen.«

      »Du meinst, dein Vater gibt Thomas den Bernreither Hof?«

      »Ja, so denke ich! Vater weiß, wie gut Titus und ich uns verstehen. Ich will später auf dem Haltinger Hof leben mit meiner Familie. Mit Thomas wäre das bestimmt sehr schwierig. Das wissen die Eltern. Ich frage sie nicht. Sie wissen schon, wie sie es richtig machen. Ich will nur endlich Frieden und Ruhe.«

      Kilian goß sich eine Tasse Kräutertee ein.

      »Das heißt, dein Mann muß nach der Heirat zu dir ziehen?«

      »Ja, so habe ich mir das gedacht.«

      Kilian schaute Lotti in die Augen. Sah sie da eine Spur von Traurigkeit?

      »Was denkst du, Kilian?«

      »Ich denke an meinen Großvater! Und ich hoffe, daß es noch lange dauert mit den Papieren. Das ist zwar unschön für dich und deine Familie. Mir gibt es aber einen Grund, hier zu sein.«

      »Dir gefällt es hier?«

      »Du gefällst mir, Lotti!«

      Kilian gab Zucker in den Tee. Er rührte um.

      »Ich habe Großvater versprochen zurückzukommen, gleich, was auch geschieht. Jetzt habe ich dich kennengelernt und jetzt ist für mich Neuseeland am Ende der Welt.«

      »Wartet dort niemand außer deine Familie?«

      »Nein! Ich habe keine Freundin, kein Madl, wie man sagt. Das wundert dich vielleicht. Aber du bist die Erste, die ich geküßt habe.«

      »Du bist auch der Erste für mich!«

      »Lotti! Ich wurde zur Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit erzogen. Liebe ist kein Spiel. Wenn ich hierbleiben könnte oder du genau wie ich in Neusseland deine Heimat hättest, dann wäre alles einfacher. Du willst hierbleiben und ich muß zurück, irgendwann. Was dann? Was soll dann werden mit uns? Lotti, ich liebe dich!«

      Lotti stand auf und setzte sich auf seinen Schoß. Sie schlang die Arme um seinen Hals und schaute ihm tief in die Augen.

      »Ich liebe dich, Kilian Morgan aus Neuseeland! Was werden soll, kann ich jetzt nicht sagen!«

      »Jemanden zu lieben, so wie ich dich liebe, das heißt für mich, ich würde gerne das Leben mit dir verbringen. Doch ich kann dir keinen Antrag machen. Ich kann nicht bleiben. Daheim wartet unser Hof, unsere Farm!«

      Lotti streichelte Kilian über das Haar und die Wange.

      »Kilian, wir müssen uns jetzt nicht entscheiden! Erst einmal bist du hier! Wir werden eine wunderbare Zeit haben. Ich helfe dir, hier das Haus auszuräumen. Wir machen Wanderungen in die Berge, besuchen Toni und Anna auf der Berghütte.«

      Sie küßte ihn.

      »Dein Großvater ist einst fort, weil sein Madl ihm Kummer machte und ihn enttäuschte. Kann da sein Enkel aus Liebe zu einem Madl nicht bleiben in der alten Heimat des Großvaters? Der Kreis würde sich schlie-ßen.«

      Kilian küßte Lotti!

      »Wir müssen das nicht jetzt und hier entscheiden!«

      Lotti gähnte. Sie war müde. Kilian bettete sie auf das Sofa im Wohnzimmer. Er deckte sie zu und blieb bei ihr sitzen, bis sie eingeschlafen war.

      *

      Kilian lag schlaflos im Bett. Im Morgengrauen drang ein Geräusch durch das offene Fenster seines Zimmers. Er lauschte. Er stand auf und trat ans Fenster. Auf dem Hof hielt ein Auto. Titus stieg aus.

      »He! Titus! Pst!« rief ihm Kilian leise zu.

      Er machte eine eindeutige Handbewegung, die sagte, daß er an die Haustür kommen würde.

      Gleich darauf öffnete Kilian die Haustür. Titus musterte ihn.

      »Bist schon

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