Скачать книгу

daß andere Kinder einen besaßen, sie aber nicht.

      Einmal hatte sie wissen wollen, warum das so sei. Auf diese Frage hatte sich Astrid vorbereitet, früher oder später hatte sie sie ja erwartet. Behutsam hatte sie der Kleinen erklärt, daß ihr Papa ganz weit fort sei, und damit hatte Conny sich zufriedengegeben. Später, wenn sie in die Schule käme, wollte sie ihr dann wieder ein wenig mehr erklären und so offen wie möglich sein.

      Astrid besaß inzwischen ein eigenes Auto, so war sie schneller am Arbeitsplatz und wieder zu Hause, zumal sie ja dann auch noch die Meisterkurse belegt hatte. Dort hatte sie einen netten Kollegen und seine Frau kennengelernt, mit denen sie sich angefreundet hatte. Wie sie, hatten Peter und Silvia Hartmann bereits mehrere Preise im Schaufrisieren gewonnen. Auch sie planten, sich selbständig zu machen. So ergab es sich zwangsläufig, daß sie beschlossen, zusammen diesen Schritt zu wagen, ihre Ersparnisse in einen Topf zu werfen. Auch Tante Marlene bestand darauf, noch einen Zuschuß von ihren Ersparnissen zu geben.

      »Du bekommst sowieso, was ich zu vererben habe, warum nicht jetzt schon einen Teil davon, wo du es am dringendsten brauchst«, hatte sie gemeint, als Astrid zunächst protestiert hatte.

      Zusammen ging man auf die Suche nach einem geeigneten Laden in der Innenstadt von Hamburg. Man war sich einig, daß es ein kleiner, aber exclusiver Salon werden sollte. Nur mit ein oder zwei Lehrlingen, ohne weiteres Personal, schließlich waren sie zu dritt. Ganz ohne einen Kredit war das nicht möglich, aber sie wollten ihn so schnell wie möglich tilgen.

      In diesen Tagen rief Peter Hartmann Astrid an und bat sie, sich mit ihnen einen Laden anzusehen.

      »Er ist super, du wirst staunen!« rief er freudig erregt und verriet nur noch, daß er ihn durch den Tip eines Freundes gefunden hatte.

      Es war ein Glücksfall, wie Astrid dann später feststellte. Ein kleines Eiscafé war bis dahin darin gewesen, dessen Besitzer sich ein größeres Objekt gesucht hatte. Die Lage war hervorragend in einer belebten Seitenstraße des Fußgängerzentrums, die Miete noch erschwinglich. Sie planten sechs Bedienungsplätze, dazu einen abgeteilten Raum für kosmetische Behandlungen und eine gemütliche Warteecke. Auch für ein Entree mit Verkaufsabteilung blieb noch genug Platz. Ein kleines Hinterzimmer zur persönlichen Benutzung und ein kleines Lager war auch vorhanden.

      Bereits am Tag der Eröffnung, den sie festlich begannen und dafür auch Sonderpreise angesetzt hatten, konnten sie über Mangel an Kunden nicht klagen. Zu ihnen gehörte auch Christina Brambeck. Nach wie vor wollte sie von Astrid bedient werden, und als sie hörte, daß diese sich selbständig machen wollte, erklärte sie sofort, daß sie dann weiterhin zu ihr kommen würde. Es war ganz deutlich, daß Guido ihr sein uneheliches Kind verschwiegen hatte. Zumindest hatte er ihr nie gesagt, wer die Mutter war, denn sie gab sich Astrid gegenüber völlig arglos.

      Astrid hatte mit Peter und Silvia ausgemacht, daß sie künftig nur an vier Tagen in der Woche arbeiten wollte. Montags war das Geschäft ohnehin geschlossen, und auch dienstags war es in der Regel noch ein wenig ruhiger. So hatte sie drei volle Tage, an denen sie sich ihrem Töchterchen widmen konnte, denn das war ihr wichtiger als alles andere.

      Schon nach wenigen Wochen gingen ihre Berechnungen auf. Der Salon lief hervorragend! Sie besaßen einen exclusiven Kundenkreis, darunter auch einige Prominente, wie Schauspielerinnen und Sängerinnen und viele Damen der besten Kreise.

      »Ich habe ein wenig die Werbetrommel für Sie gerührt«, verriet Christina Brambeck ihr, als sie das erste Mal kam.

      »Das ist sehr nett von Ihnen, Frau Brambeck«, lächelte Astrid erfreut.

      »Nun, ich konnte es ja guten Gewissens tun. Schade, daß Sie keinen Herrensalon haben, dann hätte ich Ihnen auch meinen Mann geschickt.«

      Der wäre bestimmt nicht gekommen, dachte Astrid, aber sie hob nur bedauernd die Schultern und erklärte, daß sie sich nun einmal auf die Damen spezialisiert hätten.

      »Unheimlich schön haben Sie alles gestaltet. Das hat sicher eine Menge Geld gekostet, nicht?«

      »Es war nicht ganz billig«, gab Astrid zu, »aber wir hoffen, unsere Schulden so schnell wie möglich abtragen zu können.«

      *

      Ein gesellschaftliches Ereignis stand bevor, und so war in diesen Tagen Hochbetrieb im »Frisierstübchen«, wie man den Salon in bescheidener Untertreibung genannt hatte.

      Auch Christina Brambeck hatte sich angemeldet und ließ sich von Astrid eine elegante Abendfrisur legen. Astrid fand, daß sie etwas müde aussah, sie plauderte auch nicht so lebhaft wie sonst. Ob sie wohl Kummer hatte? Mit ihrem Ehemann womöglich? Über Persönliches sprach Christina nie, und natürlich fragte Astrid auch nicht, sie war ja nur froh darüber.

      Astrid hatte ihr gerade die Haare gewaschen, als Conny hereingestürmt kam.

      »Mami, Tante Mali hat mir neue Schuhe und ein Kleidchen gekauft!« strahlte Conny und wies auf ihre Einkaufstüte, die sie in der Hand trug. »Soll ich es dir mal zeigen?«

      Tante Marlene steckte den Kopf in die Kabine. »Entschuldige, Astrid, sie wollte unbedingt hereinschauen«, sagte sie ein wenig schuldbewußt. Sie wußte ja, heute war viel zu tun.

      »Herzelein, ich habe jetzt wirklich keine Zeit. Du zeigst mir alles nachher, wenn ihr mich abholt, ja?« Astrid beugte sich zu ihr hinunter, küßte sie und gab ihr einen liebevollen Klaps. »Und nun lauf wieder, sei so lieb!«

      »Das ist also Ihr Töchterchen?« Christina Brambeck wandte sich um und streckte Conny die Hand hin. »Willst du mir nicht guten Tag sagen, du Süße?«

      Conny gab ihr wohlerzogen die Hand. »Macht meine Mami dich

      hübsch?« fragte sie unbefangen.

      »Ja, Kleines, und das macht sie immer ganz toll«, lächelte die junge Frau. »Wie heißt du denn?«

      »Constanze, aber du darfst Conny zu mir sagen«, erwiderte Conny zutraulich.

      »Wie alt bist du?«

      »Bald werde ich schon fünf«, antwortete Conny stolz und reckte sich. »Am 1. Mai habe ich nämlich Geburtstag, weißt du?«

      »Nun, dann mußt du aber noch ein bißchen warten«, lächelte Christina amüsiert. »Aber ich werde es mir merken.«

      »Schenkst du mir dann was?«

      »Ich bitte dich, Schatz, so was sagt man doch nicht«, ermahnte Astrid ihr Töchterchen lächelnd.

      Sie fühlte sich etwas beklommen. Wenn Christina Brambeck wüßte, wer der Vater von Conny war, würde sie wohl kaum so freundlich mit ihr sprechen!

      »Aber nein, lassen Sie sie doch, sie ist so reizend«, lächelte Christina entzückt und strich Conny über die dunklen Locken. »Was wünscht du dir denn zum Geburtstag, Conny?«

      »Ein Fahrrad«, kam es prompt. »Weil ich nämlich schon viel zu groß für ein Dreirad bin«, fügte sie auch gleich erklärend hinzu.

      »Ein unbescheidenes Kind, wie Sie sehen!« Astrid lachte.

      »Unschreiben, was ist das, Mami?« piepste Conny.

      »Unbescheiden heißt es, und das ist man, wenn man sich so große Geschenke wünscht, die viel Geld kosten, Herzchen«, belehrte sie ihre Mami.

      Bestürzt blickte Conny sie an. »Dann…«, sie dachte angestrengt nach, »dann wünsche ich mir eben Rollschuhe. Sind die auch teuer?«

      »Nein, die sind nicht so teuer«, erwiderte Christina schnell, bevor Astrid etwas sagen konnte. »Und ich glaube, aus meiner Kinderzeit habe ich noch welche auf dem Speicher, die noch wie neu sind. Soll ich mal nachsehen und sie deiner Mami geben, wenn ich sie finde?«

      Bevor sie nickte, warf Conny dieser erst einen fragenden Blick zu.

      »Au ja, das wäre fein!« strahlte sie, als Astrid gewährend nickte.

      »Was für ein reizendes Kind«, wiederholte Christina Brambeck, als die Kleine mit Tante Marlene wieder abgezogen war. »Sie sind zu beneiden, Frau

Скачать книгу