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nicht in der Klinik, sondern hier in Steinhausen. Bei Alec und mir eben.«

      Aus weitaufgerissenen Augen starrte Perry ihn an. »Aber… Mama… sie wird das niemals erlauben.«

      »Das werden Alec und ich schon irgendwie hinkriegen«, versicherte Dr. Parker. »Wichtig ist mir im Moment nur, was du möchtest.«

      »Ich will nicht mehr heim«, flüsterte Perry bestimmt. »Bei Onkel Alec ist es so schön.«

      Dr. Parker nickte, als hätte er genau diese Antwort erwartet. »Ich nehme an, Pam denkt genauso.«

      Perry nickte. »Sie haßt Mama.« Er senkte den Kopf. »Ich nicht. Ich habe nur solche Angst… wenn sie mich schlägt… und bestraft…«

      »Dazu wird sie nie wieder Gelegenheit haben«, versprach Dr. Parker. »Alec und ich haben uns vergangene Nacht lange und eingehend unterhalten. Er wird die Villa in San Francisco verkaufen und hierher übersiedeln – mit dir und Pam. In dem Haus, wo meine Frau und ich wohnen, wird in Kürze die Erdgeschoßwohnung frei. Ursprünglich wollten Karina und ich dort hinunterziehen, aber genaugenommen brauchen wir eigentlich gar keine größere Wohnung.«

      In Perrys Augen leuchtete für einen Moment die Sonne auf. »Heißt das, wir werden künftig alle in einem Haus wohnen?«

      Jeff nickte. »Alec wird sich hier eine Stellung suchen, aber als Arzt wird auch er im Schichtdienst arbeiten müssen. Er ist nicht verheiratet, deshalb wird es nötig sein, daß wir gemeinsam nachweisen, wie wir die Aufsichtspflicht für euch regeln. Wenn wir alle im selben Haus wohnen, wird es wegen des Sorgerechts für dich und Pam keine größeren Probleme geben, denn einer von uns wird immer für euch da sein. Im übrigen werdet ihr von eurer Mutter nachweislich mißhandelt, was in einem Prozeß deutlich gegen sie sprechen wird – vorausgesetzt, es kommt überhaupt dazu.«

      Da konnte Perry zum ersten Mal wieder lächeln. Er zögerte noch einen Moment, dann schlang er seine Arme um Jeffs Nacken, obwohl der Infusionsschlauch dabei ziemlich im Weg war.

      »Ich habe mir immer einen großen Bruder gewünscht«, gestand er leise. »Einen, der mich beschützt… der mir hilft und… der mich lieb hat.«

      Die Worte rührten an Jeffs Herz. Ganz sanft streichelte er über Perrys Kopf und Rücken. Dabei zuckte der Junge zum ersten Mal nicht mehr angstvoll zusammen.

      »Ich habe dich lieb, Perry«, meinte Jeff. »Ich habe dich vom ersten Augenblick an lieb gehabt, und daran wird sich auch nie etwas ändern.«

      *

      Dr. Daniel konnte nicht fassen, daß Manon ihn wirklich verlassen hatte. Zuerst ging er in der Praxis von Raum zu Raum, dann durchstreifte er den Garten und kehrte schließlich erschöpft in seine Wohnung zurück. Auch hier sah er noch einmal in jedes Zimmer, doch er war allein.

      Niedergeschlagen ließ er sich auf das Sofa im Wohnzimmer fallen, doch ohne Manon schien hier alles nur noch halb so gemütlich zu sein.

      Die vielen schlaflosen Nächte machten sich bemerkbar. Dr. Daniels Kopf dröhnte, als wolle er gleich zerspringen. Er preßte beide Handflächen gegen die Schläfen, fühlte, wie seine Augen brannten und wünschte sich nichts sehnlicher, als die Zeit um zwei Wochen zurückdrehen zu können.

      »Robert.«

      Wie elektrisiert blickte er auf und direkt in ihr Gesicht. Er hatte das Gefühl, einen Traum zu erleben.

      »Manon«, flüsterte er, als hätte er Angst, sie könnte sich in Luft auflösen, wenn er jetzt zu laut sprechen würde.

      Langsam stand er auf und überlegte, was er sagen, wie er ihr alles erklären könnte. Doch als er dann vor Manon stand, nahm er sie einfach in die Arme.

      »Ich liebe dich«, gestand er in einem Ton, der keinen Zweifel an der Wahrhaftigkeit seiner Worte aufkommen ließ.

      Er spürte, wie Manons Anspannung nachließ, wie sie sich zärtlich an ihn schmiegte.

      »Ich habe Fehler gemacht«, meinte sie.

      Da rückte Dr. Daniel ein wenig von ihr ab – gerade so weit, daß er in ihr Gesicht sehen konnte. »Du?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, Manon, die Fehler lagen bei mir. Ich hätte mit Rebecca niemals ausgehen dürfen, obwohl es wirklich harmlos war. Nur… was in meinem Kopf ablief… ich war auf einmal so unsicher. Nicht in meiner Liebe zu dir, aber… sie weckte Gefühle, die sich nur schwer steuern ließen. Trotzdem… ich schwöre dir, daß ich dir keine Sekunde lang untreu war.« Er blickte zu Boden. »Im übrigen war sie es nicht wert, daß ich mich auch nur mit ihr unterhalten habe, aber das wurde mir erst viel zu spät klar.«

      Liebevoll streichelte Manon sein Gesicht. »Ich hätte mit dir sprechen müssen… gleich nach unserem ersten Streit, aber… ich war so schrecklich eifersüchtig – auf die Praxis, auf die Klinik, sogar auf Tessa, eigentlich auf alles. Und wie ich dich dann mit dieser anderen Frau sah… ich dachte, ich müßte verrückt werden vor Eifersucht. Dazu kam, daß ich mich auch noch schuldig fühlte. Unser Streit wegen nichts und wieder nichts… ich war es doch, die dich damit in die Arme der anderen getrieben hat. Das zu wissen, war das Schrecklichste an allem. Ich steigerte mich immer mehr hinein und gestern war ich dann überzeugt, daß es nur einen Weg geben würde, um damit fertigzuwerden. Ich wollte dich verlassen… die Scheidung einreichen, aber dann… ich war noch nicht einmal eine Stunde weg, da hatte ich solche Sehnsucht nach dir. Ich wußte, daß ich ohne dich niemals leben könnte.« Aufschluchzend drängte sie sich in seine Arme. »Verzeih mir, Robert.«

      Dr. Daniel hielt sie liebevoll an sich gedrückt und wußte, daß etwas geschehen mußte. Sie waren an einem Punkt angekommen,wo sie nicht mehr so weitermachen konnten wie bisher.

      »Ich glaube, es wird Zeit, daß wir auch einmal an uns denken«, meinte Dr. Daniel. »Wir werden die Praxis schließen – auf unbestimmte Zeit. Noch heute packen wir unsere Koffer, und morgen früh schon fliegen wir nach Sardinien.«

      Fassungslos starrte Manon ihren Mann an. Es war das erste Mal, daß er sein Privatleben so deutlich vor seinen Beruf stellte.

      »Robert…«, begann sie erstaunt, doch er ließ sie gar nicht aussprechen. Mit beiden Händen umschloß er ihr Gesicht.

      »Hör zu, Manon, ich bin heute früh hierhergekommen und habe Wohnung und Praxis verwaist vorgefunden. Was ich durchlitten habe, während ich nach dir suchte… in der Gewißheit, daß du mich verlassen hast… daß ich dich für immer verloren habe… das hat mich zur Besinnung gebracht. Unsere Ehe… unsere Liebe ist wichtiger als alles andere, das ist mir in diesen schrecklichen Minuten klargeworden. Wir haben viel aufzuarbeiten und dazu ist es nötig, daß wir Praxis und Klinik weit hinter uns lassen.« Jetzt brachte er sogar wieder ein kleines Lächeln zustande. »Auf Sardinien wartet unsere kleine Tochter und dort werden wir zu dem zurückfinden, was wir einmal waren – eine glückliche Familie.«

      *

      Dr. Daniel hatte an diesem Sonntagmorgen nicht zuviel versprochen. Der plötzliche Urlaub der Daniels kam für viele Menschen in Steinhausen überraschend, trotzdem ließen Robert und Manon sich nicht davon abhalten, am Montag nach Sardinien zu fliegen.

      Auf diese Weise entging ihnen die kleine Zeitungsnotiz, die zwei Tage später in der Regenbogenpresse auftauchte:

      Erpresserin festgenommen. Rebecca H. verlangte nach einer heißen Liebesnacht von dem Mann, der mit ihr das Bett teilte, eine stattliche Summe. Als Gegenleistung sicherte sie zu, daß seine Ehefrau von diesem Seitensprung nichts erfahren würde. Unglücklicherweise hatte sie sich dafür den falschen Mann ausgesucht. Er war Kriminalkommissar und führte die Festnahme gleich persönlich durch…

Ihre Tochter - ihre Rivalin

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