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an der Seite Albrechts auf, der nur noch selten nach München kam. Der bedeutende bayerische Geschichtsschreiber Aventinus schrieb etwa hundert Jahre später, dass sich die Bernauerin selbst als „Gemahlin des bayerischen Fürsten und Herzogin von Bayern“6 bezeichnet habe. Wie Agnes Bernauer selbst ihre Position in Straubing verstand, verrät ihre Altarstiftung im Kloster der Karmeliten zu Straubing. Da das Kloster mit seiner Kirche als Grablege für die Straubinger Wittelsbacher, die wohlhabenden Bürger und den niederbayerischen Adel diente, wollte sie hier ebenfalls im Kreuzgang ihre letzte Ruhestätte finden. Ganz offensichtlich fühlte sie sich als legitime Herzogsgemahlin.

      Als Herzog Albrecht im Straubinger Land zunehmend nach einem unabhängigeren Regiment strebte und mehrmals den schuldigen Gehorsam seinem Vater verweigerte, löste dies wachsendes Missfallen bei Herzog Ernst I. aus. Für weiteren Konfliktstoff sorgte Albrechts Wunsch nach Herausgabe des gesamten mütterlichen Erbes. Dass Herzog Ernst hinter dem neuen, für ihn unerfreulichen Verhalten seines Sohnes, der früher wenig Interesse an der Mitregierung in München gezeigt hatte, als die eigentlich Schuldige die Bernauerin vermutete, dafür sprechen seine späteren Ausführungen gegenüber Kaiser Sigismund. Wahrscheinlich hatte Herzog Ernst die Bernauerin zunächst nur als eine vorübergehende Geliebte seines Erben eingeschätzt. Inzwischen sah der alte Herzog jedoch die Erbfolge in Bayern-München durch die unstandesgemäße Verbindung in höchstem Grade gefährdet. Immer wieder war es nach dem Tod von Kaiser Ludwig dem Bayern im Jahr 1347 zu Teilungen der wittelsbachischen Territorien gekommen, und immer wieder gab es auch kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Teillinien. Die wittelsbachischen Verwandten in den Herzogtümern Bayern-Ingolstadt und Bayern-Landshut waren in ihrem Interesse an einer erneuten Teilung nicht zu unterschätzen. Durch den unerwarteten Tod von Ernsts Bruder und Mitregenten Herzog Wilhelm III. im September 1435 verschärfte sich die Situation bedenklich, da dieser nur einen schwächlichen Sohn namens Adolf hinterlassen hatte. Zur Sicherung des Fortbestandes des Herzogtums Bayern-München musste Albrecht unbedingt standesgemäß heiraten und legitime Kinder bekommen. Außerdem musste er sich zur Sicherung des Zusammenhalts des Herzogtums mit dem Straubinger Land wieder dem väterlichen Willen fügen. Agnes Bernauer stand all diesen Erfordernissen im Weg, solange sie lebte.

      Als Herzog Albrecht im Oktober 1435 einer Einladung von Herzog Heinrich XVI. von Bayern-Landshut zu einer Jagdpartie und einer geheimen Besprechung Folge leistete, nutzte Herzog Ernst I. die Abwesenheit seines Sohnes, um Agnes Bernauer verhaften und am 12. Oktober 1435 in der Donau ertränken zu lassen. Ob es sich bei der Einladung des Landshuter Herzogs um eine mit Herzog Ernst abgesprochene List handelte, um Albrecht bewusst von Straubing fernzuhalten und dessen Vater freie Hand zu verschaffen, muss ungeklärt bleiben. Höchstwahrscheinlich fand kein ordentliches Gerichtsverfahren statt, allenfalls ein Schnellverfahren, bei dem das Urteil von vornherein feststand. Ertränken war eine im ausgehenden Mittelalter gebräuchliche Hinrichtungsart für Frauen. Die der Bernauerin alles andere als wohlgesinnte Stimmung in den führenden Kreisen der Residenzstadt München gibt der dortige Stadtschreiber Hans Rosenbusch nach deren gewaltsamem Ende wieder, indem er geradezu zynisch darüber schreibt, „das man die Bernawerin gen hymel gefertigt hett“7.

      Als der bayerische Erbprinz Albrecht von Agnes Bernauers Tod erfuhr, ging er am 14. Oktober wutentbrannt an den Hof von Herzog Ludwig dem Gebarteten von Bayern-Ingolstadt, der mit seinem Vater verfeindet war. Erste Fehdebriefe wurden zugestellt. Eine latente Kriegsgefahr zwischen den bayerischen Teilherzogtümern bestand allerdings in den letzten Jahren immer, so dass sicherlich nicht nur emotionale Gründe zu diesem Schritt führten, sondern auch Albrechts Erkenntnis, dass sein Vater unter keinen Umständen bereit war, dem Straubinger Land und damit ihm eine größere Selbständigkeit einzuräumen. Um den drohenden Konflikt zu entschärfen, wandte sich Herzog Ernst I. Ende Oktober auch an Kaiser Sigismund. In den Anweisungen, die er seinem Gesandten Friedrich Aichstetter mitgab, findet sich Ernsts offizielle Begründung für die brutale Beseitigung der unerwünschten Schwiegertochter. Er sprach davon, dass sein Sohn „mit einem poesn weyb“8 beladen gewesen sei, das diesen schon seit drei oder vier Jahren bedrückt habe, so dass Albrecht seitdem „nie recht froelich gewesen“ sei. Er habe schließlich um das Leben seines Sohnes fürchten müssen. Zudem sei ihm zu Ohren gekommen, dass die Bernauerin einen Giftmord an ihm selbst und seinem jungen Neffen Adolf geplant habe. Da kein Ende für diese unerfreuliche Situation abzusehen gewesen wäre, weil sich die Bernauerin mit „hartnekayt“ im Straubinger Schloss behauptet habe, habe er schließlich eingegriffen und diese Frau ertränken lassen. Abschließend verwies Herzog Ernst darauf, dass diese Beziehung seines Sohnes zu der Bernauerin „ein schand und smach“ gewesen sei und den Ruf der bayerischen Fürsten im Ausland beschädigt habe. Ernst bat daher den Kaiser, Albrecht dazu zu bewegen, zu seinem Vater zurückzukehren und sich dessen Anweisungen zu fügen. Da sich der Herzogssohn nach einem knappen Dreivierteljahr nach dem Tod der Agnes Bernauer wieder mit seinem Vater versöhnte, hatte der Kaiser vielleicht ja tatsächlich mäßigend auf Albrecht eingewirkt.

      Das Grab von Agnes Bernauer ist verschollen. Am 12. Dezember 1435 stiftete Albrecht bei den Straubinger Karmeliten eine ewige Messe, einen Jahrtag und Seelenämter „der ersamen und erbern frawen Agnesen der Pernawerin, der got von himel gnadig und barmhertzig sej“9. Die schon bald eingetretene Versöhnung von Vater und Sohn schlägt sich in der Besiegelung dieser Gedenkstiftung durch Herzog Ernst I. im April 1436 nieder. Nur wenige Monate später, am 16. Juli, stiftete Ernst selbst eine ewige Messe für die ungeliebte Schwiegertochter. Außerdem ließ er eine Gedächtniskapelle für Agnes Bernauer auf dem St. Peterfriedhof zu Straubing errichten. In den Boden der Kapelle wurde vor dem Altar ein Grabstein aus rotem Marmor eingelassen, der die Verstorbene beinahe in Lebensgröße zeigt. Ob es sich dabei um ein authentisches Porträt der Agnes Bernauer handelt, muss offen bleiben. Heute befindet sich das Epitaph an der Südseite der Kapelle. Am 21. Januar 1447 erneuerte und erweiterte Herzog Albrecht III. nochmals seine Stiftung zu Ehren von Agnes Bernauer. Für die Kosten der jährlich im Oktober zelebrierten Messe in der Gedächtniskapelle kommt heute der Freistaat Bayern auf.

      Nach der Versöhnung mit seinem Vater heiratete Herzog Albrecht am 6. November 1436 standesgemäß Anna von Braunschweig-Grubenhagen. Erfreut notierte der Münchner Stadtschreiber den vielsagenden Satz: „des sullen wir alle fro sein, das wir nit wieder ain Bernauerin gewunnen haben“10. Aus Albrechts zweiter Ehe gingen zehn Kinder hervor, darunter drei Söhne, die später als Herzöge regierten. Nach dem Tod von Herzog Ernst I. trat Albrecht III. 1438 die Nachfolge im Herzogtum Bayern-München an. Albrecht, der am 29. Februar 1460 in München verstarb, wird nicht zu den eindrucksvollen Herrscherpersönlichkeiten des Hauses Wittelsbach gezählt und wäre heutzutage wohl ohne die tragische Liebesgeschichte, die ihn mit Agnes Bernauer verband, weitgehend in Vergessenheit geraten.

      Nicht nur die Historiker beschäftigte durch die Jahrhunderte hindurch immer wieder die faszinierende Verbindung zwischen dem Herzogssohn und der Baderstochter, sondern sie beflügelte vor allem auch die Fantasie von Literaten und Künstlern. Agnes Bernauers Leben und Sterben bot, vielleicht auch gerade wegen des Mangels an gesichertem Faktenmaterial, reichlich Stoff für Interpretationen aller Art und ließ die junge Frau zum Mythos werden. Zu den bekanntesten Bearbeitungen gehören neben dem Volkslied von der Bernauerin, das bereits im 15./16. Jahrhundert entstand, Friedrich Hebbels Trauerspiel „Agnes Bernauer“ sowie Carl Orffs musikalisches Volksschauspiel „Die Bernauerin“. Außerdem werden seit dem 20. Jahrhundert in Vohburg und Straubing Agnes-Bernauer-Festspiele veranstaltet.

      ANMERKUNGEN

      1Zit. nach Claudia Märtl, Straubing. Die Hinrichtung der Agnes Bernauer 1435, in: Schauplätze der Geschichte in Bayern. Hrsg. von Alois Schmid und Katharina Weigand, München 2003, S. 149–164, hier S. 151f.

      2Zit. nach Ebd., S. 153.

      3Zit. nach Marita A. Panzer, Agnes Bernauer. Die ermordete „Herzogin“, Regensburg 2007, S. 31.

      4Zit. nach Märtl, Straubing, S. 155.

      5Zit. nach Ebd., S. 151.

      6Zit. nach Panzer, Agnes Bernauer, S. 64.

      7Zit. nach Ebd., S. 99.

      8Die Zitate aus der Instruktion

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