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hakte ich nach.

      »Nein. Allerdings ist die Anzahl der möglichen Subjekte und aktiven Kameras sehr hoch. Es kostet Zeit, alle Unverdächtigen auszuschließen.«

      »Tu dein Bestes!«

      Ich lauschte dem uninteressanten Gespräch der zwei Rucksackträger. Es ging um die Dates am Abend und Deadlines, die zu halten waren.

      Ich nickte Flinall zu, der mir den Device-Reader hinhielt.

      »Oh, ich bin nicht verchipt«, gab ich zu. »Das erledigt mein E-Fam. Welche Nummer?«

      Ich sah für einen Augenblick den Zweifel in seinem Gesicht. Doch Bürger Flinall nannte mir die Nummer. Kurz darauf ertönte ein Ping. Er starrte auf das Display und lächelte, während er die Zahlen las. »Großzügig. Danke. Sie haben einen E-Fam?«

      »Ja.«

      »Die sind selten geworden.«

      »Sind sie?«, meinte ich. »Wäre mir nicht bewusst.«

      »Nun, Bürger Mayer.« Flinall verstaute den D-Reader unter der Theke. Meinen Namen hatte er mit der Zahlung frei Haus geliefert bekommen. Als er mich wieder ansah, erkannte ich, dass er reden wollte und würde. »In der Schule habe ich ein Referat über die Famuli gehalten. Ich war ein neugieriger Prä-Bürger und meine Recherchen wurden sehr gut bewertet.«

      Ich zuckte mit den Schultern. »Und was haben Sie herausgefunden?«

      »Vor rund fünfzig Jahren gab es mehr als einhundert eingetragene E-Fam-Kontraktverhältnisse. Als ich mein Referat hielt, konnte ich nur zwanzig ermitteln. Alle in Familien- oder Gesellschaftsbesitz. Die Zahl der E-Fams sank. Und tut es wahrscheinlich heute noch. Wie viele Besitzer von E-Fams kennen Sie, Bürger?«

      »Nun, ich würde nicht von besitzen sprechen«, widersprach ich. »Aber es sind nicht viele, ja.«

      »Sehen Sie. Aber Sie nennen einen E-Fam Ihr Eigen. Ich bin erstaunt.«

      »Nun, als wissbegieriger Bürger könnten Sie mir auch verraten, wann die Tür dort erneut aufgeht. Ich muss dringend hinein.«

      Der Barista lächelte. »In etwa fünf bis zehn Minuten. Bedeutet jedoch nicht, dass man Sie hineinlässt.«

      »Stimmt«, gab ich zu. »Aber ich habe einen Partner.«

      Flinall schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Richtig. Beehren Sie mich bald wieder«, rief er mir nach.

      Ich steuerte die Doppeltür an, hinter der sich die Firma POETS PLC versteckte. Es wurde Zeit, ein Geheimnis zu lüften.

      Vor dem Eingangsbereich lungerten gleich mehrere Bürger herum, taten uninteressiert, schwiegen einander an. Mich beachtete niemand.

      »Otto? Irgendwelche Neuigkeiten?«, fragte ich unhörbar.

      »Nein, Bürger Mayer. Zu meinem Bedauern nicht. Die Firewall der Poeten ist außerordentlich. Ich werde länger benötigen, um Ihnen im Inneren von Nutzen zu sein.«

      »Ich bin bereit.« Ein leises Summen unterbrach unser Gespräch. Die ausschließlich männlichen Bürger signalisierten körpersprachlich Bereitschaft.

      Mit einem nahezu seufzenden Geräusch schoben sich die beiden Türen in die Seitenwände. Den Blick hinein verhinderte eine Art grelles Gegenlicht. Gewollt?

      Gestalten schälten sich aus der Helligkeit. Mehrere Bürger drückten sich mit gesenkten Blicken an uns vorbei. Es wirkte verstohlen, beinahe verschwörerisch, wie sie auseinanderstoben, sich auf der freien Fläche verteilten. Eine junge Frau blieb mir im Gedächtnis, weniger, weil sie die einzige weibliche Passantin zu sein schien, sondern vielmehr wegen ihres seltsamen Gangs. Die Schrittlänge zu ausladend, die Bewegungen unbeholfen. Sie humpelte nicht, stattdessen stakste sie unsicher, wie ein Roboter, der das Laufen noch lernen musste.

      Sie starrte mich im Vorbeigehen an, um dann aber den Blick plötzlich abzuwenden, so als würde ich sie nicht interessieren. Es wirkte zu bemüht. Ich hatte ihre Aufmerksamkeit geweckt, weshalb, war mir nicht klar.

      So verzichtete ich darauf, sie anzusprechen, und richtete eine Bitte an Otto. »Schau mal nach, wer die Frau mit dem seltsamen Gang ist.«

      Die Stimme des E-Fams klang irritiert. »Die Überwachungssensorik der Halle ist nur eingeschränkt nutzbar, Bürger Mayer. Eine Frau? Ich kann keine Frau erkennen.«

      »Was? Kurze blonde Haare, etwa 1,75 groß, schmal in den Schultern und dem Oberkörper, im Verhältnis dazu breite Hüften. Ihr Gang wirkt unnatürlich und sie hat mich gemustert.«

      Otto schwieg.

      Während die ersten Bürger eintraten, wartete ich geduldig, ob es eine Zutrittskontrolle gab. Ich entdeckte nichts dergleichen. Offenbar vertraute die Firma ganz auf ihr abgeschiedenes Gelände in dieser wenig frequentierten Ebene. Kein Wachmann war zu sehen, als ich mich an die Helligkeit gewöhnt hatte. Auf den ersten Blick suchte ich auch vergeblich nach offensichtlichen Kameras. Vielleicht waren sie nur gut versteckt.

      »Bürger Mayer?«

      »Ja, Otto?«

      »Ich weiß nun, wen Sie meinten. Allerdings ist sie den Observationsmodi entwischt.«

      »Wie? Jemand mit einem solchen Gehrhythmus sollte doch auffallen.«

      »Nun, offenbar kannte die junge Frau die Art der Überwachung und nutzte sie zu ihrem Vorteil. Auf dieser Arbeitsebene nutzen die meisten Firmen Walking-Scanner.«

      »Bitfucking, Otto! Leute identifizieren an ihrem speziellen Gang? Ich dachte, diese Zeiten wären vorbei!«

      Der elektronische Famulus klang beinahe entschuldigend, als er mich belehrte. »Im Zeitalter der frei erwerbbaren Bodysuits, die jedes und jeden imitieren können, stellt die äußere Erscheinung eine nur mäßig effektive Möglichkeit dar, jemanden zu identifizieren. Die Bewegungen eines Bürgers hingegen lassen sich nicht so leicht kaschieren.«

      »Doch diese Bürgerin hat es getan.« Ich bewegte mich auf die noch offenen Tore zu, folgte einem Bürger auf dem Absatz.

      »Ja, leider. Aber ich habe eine optische Aufnahme von einer Observationscam eines Restaurants. Die Auflösung ist schlecht und die Entfernung relativ hoch. Dennoch ist es ein Bild. Ich starte eine Suche.«

      »Informier mich, wenn du etwas herausgefunden hast.«

      »Stets zu Diensten, Bürger Mayer«, entgegnete der E-Fam. »Darf ich fragen, womit die Bürgerin Ihr spezielles Interesse verdient?«

      »Instinkt, Otto. Instinkt.« Ich spazierte einfach weiter. Der rechteckige Vorraum wies drei Türen auf. Beschriftet waren sie mit POETEN, JOURNALE und SERVICE.

      Alle wartenden Bürger verließen den Bereich durch eine der beiden Türen mit POETEN und JOURNALE.

      Ich war ratlos.

      »Bürger Mayer?« Ottos Stimme klang gedämpft und leicht verzerrt.

      Ich bemerkte, dass sich das Doppeltor nach außen geschlossen hatte. »Ja, Otto?«, fragte ich subvokal zurück.

      »Die Verbindung wird massiv gestört. Ich melde mich, wenn ich die Firewall überwunden habe.«

      Ich sparte mir eine Antwort. Die Tür mit der Aufschrift SERVICE öffnete sich automatisch, als ich nähertrat. Es erwartete mich ein Zimmer mit einem Tresen, hinter dem holografisch ein künstliches androgynes Gesicht lächelnd in der Luft schwebte. Auf einen kompletten Oberkörper hatte der Designer verzichtet.

      »Banzai und willkommen bei POETS PLC, Bürger. Was kann ich für Sie tun?« Die Lippenbewegungen waren nicht exakt synchron, was ich unter fahrlässig subsumierte. Hier residierte eine Firma, die sich solche Fehler erlauben konnte.

      »Ähm, ich weiß nicht recht«, gab ich ganz das Bild eines unsicheren Kunden.

      »Möchten Sie ein Abo abschließen? Sind Sie im Besitz eines Gutscheins für eine Probestunde?«

      »Probestunde«, erwiderte ich.

      »Bitte

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